Auf dem Cotopaxi

Nein, auf dem Gipfel war ich nicht. Der Cotopaxi ist nämlich ganze 5897m hoch und der Gipfel mit Schnee bedeckt. Man braucht also eine gute Ausstattung, um den zweitgrößten Vulkan Ecuadors zu besteigen. Dennoch musste ich natürlich dem bekanntesten Vulkan dieses Landes und einem der höchsten aktiven Vulkane der Erde einen Besuch abstatten. Der Cotopaxi liegt etwa 60km südlich von Quito und ist auch von hier aus sichtbar, zum Greifen nahe also.

So habe ich mich mit ein paar anderen Freiwilligen letzten Freitag direkt nach der Arbeit auf dem Weg gemacht. Nach etwa vier Stunden Busfahrt kamen wir in der Stadt Latacunga an, wo wir dann übernachteten. Von hier aus kann man nämlich sehr gut mit dem Bus zu einem der Eingänge des Nationalparks Cotopaxi fahren.

Gleich samstagfrüh machten wir uns auf den Weg. Bevor wir jedoch in den Bus einstiegen, mussten wir uns noch kurz ein bisschen Verpflegung holen. Ohne Bananen und Schokolade kann man schließlich keinen Vulkan besteigen.

Am Eingang des Nationalparks warteten später schon Leute auf uns, um uns Touristen direkt zum Cotopaxi zu fahren. Nach etwa einer Stunde Fahrt im dichten Nebel, klarte die Luft endlich auf und man sah den Cotopaxi in all seiner Pracht.

Auf einem Parkplatz direkt unterhalb des Vulkans stiegen wir schließlich aus. Von dort aus braucht man etwa 1,5 Stunden, um zur Schneegrenze zu laufen, sehr langsam natürlich, denn die Luft ist hier knapp unter der 5000er-Grenze sehr dünn. Letztlich war es aber einfach nur megaaa cool!

War es gefährlich? Ich glaube nicht. Der Cotopaxi verzeichnet seit Jahren eine schwache Aktivität, wenn auch mit steigender Tendenz. So steigt aus dem Krater Dampf aus und der Kraterrand erwärmt sich langsam. Vulkanologen sagen für die Zukunft einen heftigen Ausbruch voraus, der das Umland bis Quito mehr oder minder stark betreffen wird. Erste Anzeichen hierfür bildeten Eruptionen Mitte August 2015. Der letzte große Ausbruch des Cotopaxi war 1877, so hat es mir der Fahrer erzählt.

Dieser hat natürlich die drei Stunden auf uns gewartet, die wir insgesamt auf dem Berg verbracht haben. Zurück durften wir dann hinten sitzen, der Wagen hat jedoch während der Fahrt teilweise sehr geruckelt. Mein Popo tut immer noch weh.

Auf dem Rückweg hat uns der Fahrer noch an einem kleinen See und einen kleinem Museum rausgelassen und uns noch ein bisschen etwas über den Nationalpark Cotopaxi erzählt. So soll es hier Brillenbären und Pumas geben. Immerhin haben wir einen sehr unscheuen Fuchs, einen Vogel namens „Curiquingue“ und in der Ferne Wildpferde gesehen.

Es war ein sehr erlebnisreicher Samstag, doch das Wochenende war noch nicht zu Ende. Was ich am Sonntag erlebt habe, versuche ich möglichst bald in einen nächsten Beitrag zu berichten…

Quito: Centro Histórico, Basílica & el Panecillo

Zweimal war ich bisher im Zentrum von Quito, der Hauptstadt von Ecuador und der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt. Denn Quito liegt im Anden-Hochtal auf etwa 2850m Höhe. Die Stadt ist von der Form her durch ihre Lage im Anden-Hochtal von Norden nach Süden hin sehr langgestreckt und mit über 2 Millionen Einwohnern auch nicht klein. Dementsprechend brauche ich mit dem Bus von Pomasqui aus, das ganz im Norden von Quito liegt, etwa eine Stunde, um das nördliche Zentrum von Quito zu erreichen.

hier mal eine grobe Quito-Karte zur Orientierung (der blaue Kreis markiert den Ort meiner Wohnung)

Im nördliche Zentrum steige ich normalerweise aus dem Bus. Es ist eher modern und auf den ersten Blick nicht so schön. Dafür ist hier aber die Infrastruktur sehr gut und es gibt viele Museen usw. Von hier aus kann ich super zu Fuß in das südliche Zentrum von Quito gehen, das Centro Histórico. Ich glaube, dass man jetzt sehr viel über die zahlreichen Kirchen und alten Straßen in der Altstadt schreiben könnte, aber ehrlich geschrieben, wäre mir das zu viel. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nach nur zwei Malen, die ich bisher dort war, größtenteils keine Ahnung habe. Es gibt auf jeden Fall sehr viele alte Straßen und Kirchen mit zu viel Blattgold, alles sehr historisch aussehend. Die Altstadt ist aber generell gerade wegen der vielen alten Straßen und Kirchen sehr schön und sogar schon seit 1978 Weltkulturerbe und damit das erste Weltkulturerbe überhaupt.

Fotos habe ich von der Altstadt nicht so viele, da man aufpassen muss.

Besonders hervorstechen tut die Basílica del Voto Nacional (auch auf dem Stadtfoto oben zu erkennen). Dies liegt vor allem an der Höhe von 115m, wodurch sie eine der größten Kirchen von Ecuador ist. Auch ist sie eine der Jüngsten, denn sie wurde erst 1985 eingeweiht. Anders als die ein oder andere Kirche im Centro Histórico, in der ich sonst drinnen war, ist das Innere dieser Kirche eher schlicht und nicht voll mit Blattgold. Die Kirche hat insgesamt drei Türme, die man alle besteigen kann. Natürlich musste ich auch hoch.

Von den vorderen Türmen aus kann man auch sehr gut den zentralen Stadthügel, das Panecillo, sehen. Die Spanier stellten hier eine große Marienstatue mit Flügeln aus Aluminium auf. Der Blick der Jungfrau ist nach Norden gewandt, was, so wurde es mir erzählt, vom Süden Quitos durchaus als Benachteiligung gesehen wird. Der Hügel erhebt sich nochmals etwa 200m über der Stadt und erreicht damit eine Höhe von über 3000m.

Einen anderen Tag, als ich im Centro Histórico war, entschieden wir uns (vier ahnungslose deutsche Freiwillige) spontan zur Marienstatue hochzugehen. Seltsamerweise waren wir jedoch die Einzigen, die durch die kleine Straßen an den Häusern entlang hoch- und nachher auch wieder runtergingen. Oben angekommen waren dann aber viele Menschen. Später werde ich in einem Reisebuch lesen, dass der Panecillo aus Sicherheitsgründen nur mit dem Taxi angefahren werden sollte, da der Aufstieg zu Fuß wegen Überfällen gefährlich sei. Zum Glück ist uns nichts passiert.

Es gibt viel zu entdecken in Quito und da mich ein Besuch ins Zentrum mit dem Bus nur eine Stunde und 35 Cent kostet, werden es auf jeden Fall noch mehrere Besuche sein…

„Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt)

„Ich wohne auf dem Äquator“ – eine malerische Aussage, die in meinem Fall fast zutrifft. Tatsächlich wohne ich aber etwa 7km südlich von der Äquatorlinie. Ich lebe also offiziell auf der Südhalbkugel. Auf allen Bussen, die bei mir vorbeikommen steht „Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt).

Mit einem solchen Bus erreicht man in etwa 10min ein gleichnamiges 30m hohes Monument am Äquator. Hier ist eine gelbe Linie eingezeichnet, die den Äquator markiert. Auf der kann man sich breitbeinig (oder breitarmig) hinstellen und man steht auf beiden Erdhalbkugeln gleichzeitig.

In Wirklichkeit stehe ich jedoch auf dem Bild mit beiden Händen nicht auf beiden Erdhalbkugeln, sondern 240m weit auf der Südhalbkugel. Doch darauf kommt es ja nicht so genau drauf an…

Fundación Sembrar Esperanza „SEMBRES“

In den letzten drei Wochen hatte ich – neben Online-Spanischunterricht und meinen ersten Urlaub an der Küste – die Möglichkeit, die seit 2002 bestehende Organisation „Sembrar Esperanza“, bei der ich arbeite und lebe, näher kennenzulernen, da ich an unterschiedlichen Projekten teilnehmen und mithelfen durfte.

So habe ich z.B. deren Recyclinghof kennengelernt, wo Müll ankommt, der dort sortiert und gepresst wird, um diesen dann in eine richtige Recyclingfabrik zu liefern. Ich persönlich fand die Arbeit dort schon ziemlich anstrengend, aber es hat seltsamerweise auch irgendwie Spaß gemacht, Massen an Plastikflaschen zu Klotzen zusammenzupressen.

Ein anderes Umweltprojekt der Organisation ist das Pflanzen von Bäumen. Bereits über 2 Millionen Bäume wurden gepflanzt, vor allem auf einem Berg neben Pomasqui. Aber auch direkt unter meiner Wohnung erstreckt sich ein weiter vollgepflanzter Abhang, der zum Gelände der Organisation gehört. Hier durfte ich mithelfen, einen Zaun zu bauen und kleine frisch angepflanzte Bäume zu gießen, denn regnen tut es hier eher wenig. Auch ist die Organisation im Besitz mehrerer Gewächshäuser, die ebenfalls auf dem Gelände sind. Hierfür wird neben schwarzer Vulkanerde auch der Hummus verwendet, der aus den zahlreichen und großen Kompostbetten gewonnen wird. In diesen Betten landet auch mein Bio-Müll. Einen Vormittag lang haben wir eine dreckige Plane von einem Gewächshaus abgerissen, um eine neue anzulegen. Es gibt mehrere schön angelegte Wege, die den Abhang hinunter zur Recyclingstation und den Kompostbetten führen, und dabei immer wieder Lehrschilder zu den Pflanzen und Tieren, die hier leben. Schlangen und Skorpione habe ich hier leider noch keine gesehen, aber dafür wunderschöne kleine rote Vögel. Allgemein ist es wunderschön hier, doch leider habe ich bisher noch nicht so gute Fotos von dem Gelände gemacht.

Diese Umweltprojekte verbindet die Organisation mit sozialen Projekten. So kommen immer wieder Schulklassen zu Besuch, wo sie über die Bäume und deren Bedeutung unterrichtet werden. Der Eintrittspreis hierfür ist, den eigenen Müll mitzubringen, damit der recycelt werden kann. Zudem werden über 200 Familien monatlich mit Geld und bei z.B. Gesundheitsproblemen unterstützt, die dafür 15 Tage im Jahr im Recyclinghof oder bei den angepflanzten Wäldern arbeiten.

Ich durfte einige dieser Familien zusammen mit einer Mitarbeiterin der Organisation besuchen. Ich habe noch nie so arme Verhältnisse abseits von den Bildern in den Nachrichten gesehen. Meistens gibt es nur einen Raum, wo die ganze Familie schläft. Badezimmer gibt es oft nicht so richtig, sondern nur einen Behälter, um sich zu waschen. Die Wände sind in einem Haus teilweise nur mit Karton isoliert. In einem anderen Haus, das direkt vor einem tiefen Abgrund steht, ist ein tiefer gefährlicher Riss im Boden, queer durch Küche und Schlafzimmer. Etwa einmal im Jahr werden diese Familien besucht. Es werden immer die gleichen Fragen gestellt: Was machen die Kinder in ihrer Freizeit?, Gibt es gesundheitliche Probleme?, Gibt es Wasser, Internet, Waschmaschine…? Die Menschen in den Häusern sind immer sehr gastfreundlich, aber man merkt ihnen gerade bei schwierigen Fragen an, dass sie es nicht einfach haben.

Es gibt noch weitere soziale Projekte der Organisation, die ich noch nicht kennengelernt habe. Ich persönlich werde voraussichtlich (nach jetzigem Stand) vor allem in einem der beiden Kindergärten arbeiten, die die Organisation ebenfalls betreibt. Bisher bestand dort meine Arbeit darin, den Boden zu putzen, Wände anzumalen und den Kindergarten-Garten zu gießen. Am Montag sind die Ferien aber zu Ende und die Kinder kommen. Ich habe überhaupt keine Erfahrung mit der Arbeit mit kleinen Kindern und hätte mir eigentlich eher vorstellen können, in einem Umweltprojekt oder in einer Schule mit älteren Kindern zu arbeiten, aber dafür bin ich umso gespannter, wie es wird, und versuche so offen und optimistisch ranzugehen wie möglich.

Puerto López

Die letzten vier Tage habe ich an der Küste verbracht. Zusammen mit anderen Freiwilligen stieg ich in Quito am Freitagabend in den Bus. Nach etwa elf Stunden kamen wir in der kleinen Küstenstadt Puerto López an, wo es gerade langsam hell wurde. Über die Busfahrt habe ich nicht so viel zu berichten, da ich fast die ganze Zeit geschlafen habe. Es muss aber sehr angenehm gewesen sein.

Morgens angekommen waren wir natürlich alle voller Tatendrang. Sofort ging es an den Strand, wo gerade ein Fischerboot angelegt hat. Es war jedoch nicht das Fischerboot, dass mich in diesem Augenblick so faszinierte, sondern die vielen Vögel drumherum, vor denen sich die Fischer mit ihrem Fang in Sicherheit bringen mussten. Während im Wasser neben dem Boot viele Pelikane schwammen, waren in der Luft vor allem Fregatas, die den deutschen Möwen entsprechen. So viele große Vögel auf einem Haufen hatte ich so noch nie gesehen und so standen wir da eine gewisse Zeit und beobachteten, wie jedes Mal, wenn ein Fischer mit einem Eimer voll Fischen aus dem Boot zum Frachter lief, die Vögel um ihn herum versuchten sich Fische zu schnappen und das teilweise auch schafften.

Ein Fischer versucht, den Fang vor den Vögel in Sicherheit zu bringen.

Danach bin ich direkt am Strand Joggen gegangen. Ich hatte noch nie eine so schöne Laufstrecke. Der Sand unter den Füßen war weich, die vielen Krabben sind vor mir ausgewichen und ich vor den Steinen. Ab und zu kam eine Welle und hat die Füße leicht umspült.

Der weitere Tagesverlauf verlief in etwa so: baden, wandern, baden, in die Stadt gehen, baden, kochen, essen.

Der nächste Tag sollte der schönste Tag werden. Wir hatten eine Bootstour gebucht, um Buckelwale zu beobachten und zur Isla de la Plata zu fahren. Bei gutem Wetter fuhren wir mit einem kleinen, schnellen Boot zur Isla de Plata.

Die Isla de la Plata (Silberinsel) ist etwa 6 km² groß. Als ich das erste Mal von dieser Insel gehört habe, wurde sie mir als „Galápagos für Arme“ vorgestellt, da es viel günstiger ist, diese Insel zu besuchen als die Galápagos-Inseln und sie dennoch sehr viel an Tieren und Pflanzen zu bieten hat.

Als wir auf der Isla de la Plata ankamen, wurden wir von ein paar Schildkröten begrüßt, die kurz vor der Oberfläche schwammen, nicht zuletzt, weil unser Bootsführer die Schildkröten mit ein paar Salatblättern angelockt hatte.

grüne Meeresschildkröten

Die letzten paar Meter bis ans Ufer ging es noch Barfuß durchs flache Wasser. Dort haben wir uns aufgeteilt. Ich hatte mich der Gruppe, die die größere Wanderung (etwa 7 km) macht, angeschlossen. Es war so krass schön. Am besten fand ich die Blaufußtölpel und von denen gab es überall welche. Diese Tiere sind überhaupt nicht scheu und so witzig, dass ich gleich ein paar mehr Fotos machen musste.

Aber auch die anderen Tiere waren größtenteils überhaupt nicht scheu und schön anzusehen.

Nach der Wanderung auf der Insel, waren wir vor der Insel schnorcheln. Zwar habe ich vom Boot aus nur leichte Schatten der Manta-Rochen gesehen, dafür aber beim Schnorcheln Schildkröten, Stachelrochen und die vielen verschiedenfarbigen Fische beobachten können.

Auf dem Rückweg von der Isla de la Plata haben wir dann mehrere Wale beobachtet, die immer wieder aus dem Wasser gesprungen sind und teilweise sehr nah am Boot waren. Es war so beeindruckend und lässt sich auf meinen Bildern nur schwer zeigen. Bei jedem Walsprung war ich so beeindruckt und überrascht, dass ich mich nicht mehr auf das Foto konzentrieren konnte.

Die Buckelwale ziehen im antarktischen Winter die südamerikanische Küste hinauf, um sich zu paaren und ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen. Von Juni bis September kann man sie hier beobachten.

Dieser Tag war so schön und erlebnisreich, dass es dann auch nicht mehr schlimm war, dass die nächsten beiden Tage, vom schlechten Wetter geprägt waren, wobei es nur am letzten Tag die ganze Zeit geregnet hat. Den Tag davor war ich mit anderen Freiwilligen auf kleiner Wandertour an der Küste bis zur Playa de Los Frailes, die angeblich einer der schönsten Ecuadors sein soll. Der Strand war ok.

Zurück kamen wir wieder mit den Nachtbus und glücklicherweise habe ich auch auf der Rückfahrt viel schlafen können…

Hier wohne ich – erste Eindrücke

Seit drei Tagen wohne ich in Pomasqui, ein nördlicher Vorort von Quito. Von hier aus braucht man mit dem Bus etwa eine Stunde, um ins Zentrum von Quito zu gelangen. Meine ersten Eindrücke von Pomasqui – und es sind wirklich nur meine ersten Eindrücke – sind gemischt.

Was ich auf jeden Fall echt schön finde, sind die vielen Wandmalereien, die es hier gibt. Auch gefällt mir, dass um Pomasqui herum viel Natur ist. Neben den Bergen natürlich, fließt östlich von Pomasqui der Monjas River.

Die Leute, die ich hier bisher getroffen habe, sind zudem alle nett und hilfsbereit. Überall gibt es kleine Obst- und Gemüseläden und auch direkt an der Straße wird viel verkauft. Jedoch wird auch eine ganze Menge Fleisch verkauft. Neben noch lebendigen Krebsen, die ich an einem Straßenstand gesehen habe, habe ich mich mehrmals erschrocken, wenn ich Schweinsnasen oder gleich ein ganzes totes Schwein zum Verkauf sah. In einem Laden gibt es auch lebendige Küken, ob zur Aufzucht oder um sie gleich zu braten, weiß ich nicht.

Was mir außerdem aufgefallen ist, sind die hohen Mauern oder Gitter um die Häuser herum. Auf vielen Mauern wurden zudem Glasscherben zum Schutz vor Einbrechern aufgeklebt. Auch um das Gelände herum, wo ich wohne, ist ein hohes Gitter. Es sieht natürlich auf der einen Seite furchtbar aus, da man kaum Gärten oder so sieht, sondern nur diese hohen Mauern vor den Häusern. Auf der anderen Seite fühle ich mich hinter dem Gitter echt sicher.

Doch auch auf der Straße fühle ich mich wegen der Mauern sicherer. Denn hinter fast jeder Mauer gibt es Hunde, die sofort anfangen zu bellen, sobald man in deren Nähe kommt. Einmal bin ich in eine falsche Straße abgebogen und da haben so viele Hunde gebellt, dass ich sofort wieder umgekehrt bin. Auf der Straße gibt es natürlich auch viele Hunde, die eigenständig sind und selbst Gassi gehen. Diese Hunde aber zum Glück sind meist sehr friedlich. In der Nacht wiederum höre ich jedoch manchmal sehr viel Bellen, was sich wie eine Art Hundekrieg anhört.

Dafür gibt es sonst nicht so viel Lärm. Nur an der einen Hauptstraße, die durch Pomasqui durchführt ist es wegen der Autos etwas lauter. Wegen der Autos ist dort die Luft auch echt schlecht. Glücklicherweise, wohne ich aber etwas weiter weg von der Hauptstraße, wo die Luft etwas besser ist.

Diese ersten Eindrücke vermischen sich natürlich mit dem, was ich bisher allgemein im Norden von Quito erlebt habe. Es ist hier – soweit ich es wahrgenommen habe – überall sehr ähnlich und dementsprechend lässt sich das, was ich hier beschrieben habe auch auf andere Orte im Norden von Quito übertragen. Ähnlich berichten es zudem auch andere Freiwillige, die etwas weiter südlich von hier, in Carcelen Bajo, leben.

Wie schon zuvor erwähnt, wohne ich an einer Nebenstraße in Pomasqui. Dort lebe ich zusammen mit einem anderen Freiwilligen aus Deutschland, wobei bald noch ein weiterer Freiwilliger aus der Schweiz hinzukommen soll. Die WG ist direkt über dem Büro und auf dem Gelände der Organisation Sembrar Esperanza, bei der ich tätig sein werde. Ich kann mich über die Wohnung auf jeden Fall nicht beschweren. Sie ist sehr schön, es gibt genug Platz, eine große Küche, gutes Internet, eine Dachterrasse und natürlich ist auch die Lage recht gut. Unterhalb des Gebäudes erstreckt sich zudem an einem Abhang eine Art kleine Oase. Dort wurden viele Pflanzen von der Organisation angebaut und es ist echt schön dort durchzugehen. Mehr darüber erfahren werde ich voraussichtlich aber erst in den nächsten Tagen.

Meine Adresse hier lautet:

“Pomasqui, barrio Santa Clara, calle Manuela Cañizares Oe3-24 y Árbol Solitario.”

Falls jedoch jemand Interesse daran hat, die Wohnung, wo ich wohne, bei Google Maps zu suchen, empfehle ich einfach „Árbol Solitario, Pomasqui“ einzugeben. Ich wohne dann direkt an der Stelle, wo sich die Straßen „Manuela Cañizares“ und „Árbol Solitario“ kreuzen.

Ein paar Bilder habe ich vom Ort gemacht, aber nicht so viele, da es ziemlich auffällig ist, wenn ich herumstehe und Fotos mache.

Das Arrival Camp

Gestern war der letzte Tag auf dem Arrival Camp. Diese ersten vier Tage in Ecuador waren wahnsinnig aufregend und erlebnisreich. Ich habe viele neue nette Menschen kennengelernt und vieles über Ecuador erfahren.

Zunächst bin ich am Sonntagnachmittag gut gelandet. Alles verlief reibungslos und die Aussicht aus dem Flugzeug war einfach nur schön. Am Flughafen wurden ich und ein paar andere Freiwillige, die im selben Flugzeug geflogen sind, von einem netten Herrn abgeholt. Ich hatte ein T-Shirt an, es war warm und die Äquatorsonne brannte auf der Haut. Auch merkte ich direkt die wegen der Höhe dünnere Luft.

Wir kamen als eine der ersten im Arrival Camp an. Nach etwa einer Stunde, als die Sonne gerade unterging, war es jedoch ganz kalt und selbst mit Pullover habe ich gefroren. Auch die darauffolgenden Tage sollte ich meinen Pullover mehrmals an- und ausziehen. Wegen der Zeitverschiebung und der anstrengenden Reise ging es dann – zumindest nach Ortszeit – früh zu Bett. Zum Glück hatte ich vier Decken, unter die ich mich einkuscheln konnte.

Nachts und am nächsten Morgen kamen die restlichen Freiwilligen. Die meisten sind tatsächlich aus Deutschland, ein paar aus Österreich und Ecuador und eine aus Finnland war auch dabei. Das Arrival Camp war dementsprechend auf Englisch. Ich habe jedoch jede Möglichkeit genutzt, mit den Ecuadorianern soweit es geht Spanisch zu reden und es hat auch ganz gut geklappt.

Das Arrival Camp begann am Montag mit Kennenlernspielen. Danach hat sich die Organisation VASE (Voluntariado para la Ayuda Social del Ecuador) vorgestellt, die sich hier in Ecuador um uns Freiwillige kümmert. Die Organisation VASE in Ecuador organisiert ähnlich wie die Organisation ICJA in Deutschland Freiwilligendienste. Beide Organisationen gehören zum internationalen Dachverband ICYE (International Cultural Youth Exchange). Nach der Vorstellung der Organisation und deren Regeln, mussten wir alle, damit wir später auf verschiedene Niveaus zugeteilt werden können, einen Spanischtest für den Online-Spanischkurs machen, der am Montag beginnen wird,

Nachmittags wurde eine Präsentation über die Geschichte und Kultur Ecuadors gehalten und wir haben Tipps zu Allmöglichen wie zu Busfahrten, Essen oder Verhaltensweisen bekommen.

Der Höhepunkt des Tages war das Campfire am Abend, an dem wir gegessen und getanzt haben. Es hat sehr viel Spaß gemacht.

Am zweiten Tag des Arrival Camps mussten wir morgens wie im Englischunterricht Rollenspiele zu verschiedenen möglichen Situationen, z.B. man wird ausgeraubt oder schwanger, vorführen. Danach hatten wir alle einen kleinen Tanzkurs, die Mitarbeiter einer Tanzschule in Quito angeboten haben. Tanzen ist echt nicht so meins, aber bei einem anschließenden Spiel zum Thema Vorurteile, wo wir uns alle gegenseitig auf den Rücken schreiben sollen, was wir über die jeweilige Person denken, stand tatsächlich, dass ich ein guter Tänzer sei. Aber es ist ja schließlich auch nur ein Vorurteil gewesen und war (leider) genauso falsch wie, dass ich Italiener sei.

Am Nachmittag haben zwei Frauen, die in der Tourismusbranche arbeiten, eine Präsentation über sehenswerte Orte in Ecuador gehalten. Es waren alles furchtbar schöne Bilder und am liebsten wäre ich gleich überall hingereist. Darauffolgend gab es eine weitere Präsentation über Sicherheit in Ecuador. Anschließend wurden die Projekte präsentiert, in denen wir als Freiwillige arbeiten werden. Ich weiß jetzt auf jeden Fall ein bisschen mehr über mein Projekt, werde darüber aber erst berichten, wenn ich in diesem Projekt bereits angefangen habe zu arbeiten.

Am Abend – wieder der Höhepunkt des Tages – gab es dann die Cultural Night, zu der jeder etwas von seiner Kultur mitgebracht hat. Dementsprechend gab es zwei ecuadorianischen Tische, die voll mit Süßigkeiten, allen voran Bananenchips und Schokolade, waren, einen finnischen Tisch, an dem ich viel über die Vorteile einer eigenen Sauna und natürlich auch über anderes gelernt habe, einen österreichischen Tisch mit Manner, Jodel-Musik und Walzer-Tanz und einen deutschen Tisch mit allmöglichem Zeug. Kinderschokolade kannten die Ecuadorianer tatsächlich, Haribo und Leibniz aber nicht. Ich hatte Niederegger-Marzipan und ein Brötchen dabei. Über das Brötchen (das zu diesem Zeitpunkt schon drei Tage alt war) haben sich vor allem zwei deutsche Freiwillige gefreut, die bereits seit Januar in Ecuador ihren Freiwilligendienst machen. Brötchen scheint man echt zu vermissen, wenn man länger hier lebt. Später wurde an diesem Abend wie beim Lagerfeuer wieder viel getanzt.

Am dritten und letzten Tag des Arrival Camps haben wir eine Art Rallye im Zentrum von Quito gemacht. Allein schon die Busfahrt dahin war für mich und die anderen Freiwilligen ein reines Abendteuer. Es ging schon damit los, dass die Ecuadorianer in unserer Gruppe anfingen, die Busse anzuhalten und nachzufragen, ob der Bus da und da hält. Teilweise geschah dies, während der Bus langsam weiterfuhr. Man musste auf jeden Fall schnell sein. Sobald ein Bus gefunden war, stiegen wir alle ein. Die Türen des Busses gingen immer schon während der Fahrt auf und teilweise sind die Leute auch während der Fahrt ausgestiegen, wenn der Bus aufgrund des Verkehrs mal etwas langsamer fuhr. Ich sehe auf jeden Fall die Vorteile darin: es spart Zeit und der Bus wird immer gut belüftet. Im Zentrum von Quito mussten wir dann vor allem an verschiedenen Orten Gruppenfotos machen. Es war zwar anstrengend und man hatte überhaupt keine Orientierung, aber auch irgendwie lustig und erlebnisreich.

Als wir nach einem anstrengenden Ausflug wieder im Camp angekommen waren, gab es ein kleines Picknick zusammen mit unseren Gastfamilien. Da ich keine Gastfamilie habe, sondern mit einem anderen Deutschen in einer WG zusammenlebe, kamen zu uns zwei Mitarbeiterinnen von Sembrar Esperanza, dem Projekt bei dem ich arbeiten werde. Mit dem Taxi fuhren wir nach dem Picknick zu unserem neuen Zuhause.

Ich könnte jetzt noch so viel schreiben: über all die Dinge, die ich während der Präsentationen und Aktivitäten über Ecuador neu kennengelernt habe, über jedes einzelne mir komplett unbekannte ecuadorianische Gericht (morgens, mittags und abends) oder über all die Früchte, bei denen ich zuvor nicht wusste, dass solch leckere Fruchtsorten existieren.

Auf jeden Fall bin ich gerade überwältigt von der Vielzahl an mir völlig neuen Dingen, die ich bereits in den ersten vier Tagen kennenlernen durfte. Es werden auf jeden Fall noch viele weitere Beiträge und vor allem mehr Bilder auf diesem Blog erscheinen.

Die Reise beginnt…

Hola amigos!

Willkommen auf meinem Blog. Hier werde ich in den nächsten 12 Monaten regelmäßig Beiträge veröffentlichen, um über meine Erfahrungen bei meinem Freiwilligendienst in Ecuador zu berichten.

Um 10 Uhr hebe ich von -3m in Amsterdam ab und nach 11h 40min lande ich – wenn alles gut geht – in Quito auf 2382m. Dort wird es dann 14.40 Uhr sein und der Tag geht weiter.

Was mich erwarten wird, werde ich erst wirklich erfahren, wenn ich selbst vor Ort bin, aber ein bisschen weiß ich jetzt schon:

Die ersten drei Tage werde ich zusammen mit anderen Freiwilligen auf einem Orientation Camp in Quito verbringen. Dort bekomme ich Informationen über Ecuador, die Freiwilligenarbeit und lerne natürlich die anderen Freiwilligen aus verschiedenen Ländern kennen. Es werden auch Freiwillige aus Ecuador selbst dabei sein, die wiederum einen Freiwilligendienst in anderen Ländern machen werden.

Nach dem Orientation Camp ziehe ich in die Freiwilligen-WG, in der ich das Jahr leben werde. Da mein Projekt auch in Quito ist, werde ich nicht weit fahren müssen. Nach einen zweiwöchigen Online-Spanischkurs startet am 29. August schließlich mein Projekt.

Ich werde bei der Organisation „Sembrar Esperanza“ („Hoffnung sähen“) mitwirken. Diese arbeitet mit Schulen zusammen und führt Projekte im Umweltbereich durch. Genaueres weiß ich leider noch nicht, bin deshalb aber umso gespannter.

Ich bin jetzt auf jeden Fall bereit für die Reise. Meine Sachen sind gepackt, die letzten Impfungen habe ich durchgeführt und ein Visum habe ich auch.

Ich werde mich bald wieder melden.

Hasta luego!

Angelos