Die Blüten der Guayacanes

Dieses Mal berichte ich über eine ganz ungewöhnliche Reise. Eigentlich gehen wir nur eine Nacht Zelten, jedoch nicht irgendwo, sondern an einem ganz besonderen Ort zu einer ganz besonderen Zeit. Es ist die innerhalb Ecuadors weiteste Busreise, die von meiner Wohnung aus überhaupt möglich ist. 16 Stunden im Bus sind wir unterwegs bis wir knapp vor der peruanischen Grenze in Mangahurco ankommen, um dort zu zelten.

Doch warum ausgerechnet da? An diesem Ort gibt es einen großen sehr trockenen Wald. Fast das ganze Jahr über sind die Bäume kahl, besitzen keine Blätter und wirken wie ausgetrocknet und tot. Doch einmal im Jahr für nur etwa sieben Tage erstrahlt der ganze Wald in Gelb. Es sind die Blüten der Guayacanes, die den Wald gelb färben.

Wir sind nicht die einzigen, die auf dieses Spektakel gewartet haben. Jedes Jahr, sobald der Regen fällt, blühen die Bäume nur einmal für etwa eine Woche. Es ist also etwas ganz besonderes.

Tatsächlich zelten wir nur eine Nacht dort. Wir fahren von Freitag bis Samstag über Nacht 16 Stunden mit dem Bus dahin und Sonntagnachmittag wieder weg, sodass wir montagfrüh bereits wieder Zuhause sind. Es ist eine anstrengende und für die Länge unglaublich kurze Reise, aber eine lohnenswerte.

Auf dem Hinweg zu den Guayacanes hält unser Bus sogar noch an einem völlig anderen Wald an. Ein Wald unter dem ein anderer Wald begraben liegt, der vor tausenden von Jahren durch ein Vulkanausbruch zerstört worden ist.

Ah ja, und dann ist an diesem Wochenende natürlich auch noch Karneval gewesen, was hier in Ecuador sehr groß gefeiert wird. Man wird überall mit Wasser und all möglichem anderen Zeug wie Seife, Blumen, Mehl, Eier und so weiter beworfen. In jeder Stadt ist es unterschiedlich. Ich wollte ursprünglich Karneval auch feiern, aber die Bäume haben genau jetzt geblüht. Blühende Bäume haben für mich einfach Priorität. Tatsächlich bin ich auch einfach so an einer Raststätte mit einem Eimer voll Wasser beworfen worden. Das war mir dann eigentlich auch schon Karneval genug…

eine herausfordernde Spendenaktion

Wir haben mittlerweile Februar und immer noch stehen etwa fünf Essenspakete bei uns herum, die noch ausgeteilt werden müssen. In diesem Beitrag möchte ich trotzdem schon über die Spendenaktion berichten.

Im Oktober hatte ich die Idee, Spenden für die von der Fundación Sembres unterstützten Familien zu sammeln. Mein Vorschlag wurde bei den Mitarbeitern begeistert aufgenommen, denn trotzt der finanziellen Unterstützung der Familien leben die meisten unter sehr armen Bedingungen und können teilweise auch Grundnahrungsmittel kaum bezahlen. So sollten vor Weihnachten Essenspakete an möglichst viele Familien verteilt werden. Im Gemeindebrief der Kirchengemeinden Stuhr und Varrel habe ich einen Spendenaufruf gestartet, den ich auch hier auf meinem Blog geteilt habe.

Am Ende konnten für über 3.000 Euro Essenspakete für 150 Familien besorgt werden. Die Familien, die Mitarbeiter von der Fundación und ich danken euch allen sehr dafür. Natürlich ist es zwar letztlich eine Prise Sand, die schnell wieder verweht, aber auch das kann manchmal etwas größeres bewegen, die Leute motivieren. Und wenn nicht, dann war es trotzdem eine kleine Freude, die wir den Familien bereiten konnten.

Hier im Norden von Quito, in den Gemeinden Calacalí, San Antonio und Pomasqui leben die Familien. Meistens nur Donnerstag steht ein Wagen zur Verfügung, mit dem wir diese besuchen konnten. Die Familien wohnen manchmal sehr weit auseinander und wir müssen von einem Berg zum nächsten fahren. Die Wege zu den Häusern hin sind teilweise ziemlich schlecht, die Familien auch per Handy, wenn sie denn funktionieren, oft nicht gut erreichbar und manchmal ist niemand Zuhause. Es ist immer wieder eine Herausforderung, die Essenspakete zu den Familien zu bringen, wenn wir sie dann aber erreichen und die Pakete überbringen können, sind die Menschen und wir überglücklich.

Im Wagen sitze ich immer zusammen mit einem Fahrer und Silvana, die jede Familie bereits mehrmals besucht hat und selbst mal ein Patenkind gewesen ist, dass Hilfe aus der Schweiz bekommen hat. Sie erzählt mir bei jeder Familie, die wir besuchen, deren Einzelschicksale und Probleme und diese sind bei jeder Familie ganz unterschiedlich. Auch gehen die Familien ganz unterschiedlich damit um: manche verzweifeln daran, andere kämpfen. Ich werde nie vergessen, wie wir am Tisch mit einer jungen Mutter sitzen, die uns erklärt, wie sie mit ihrer Krebserkrankung kämpft, um noch möglichst lange für ihre Kinder da zu sein.

Vielen, vielen Dank nochmal für all die Spenden! Hier noch ein paar Fotos:

Hamstereinkauf

War meine Spendenaktion etwas Sinnvolles? Ich muss ehrlich sein: ich hätte sie vielleicht sogar so nicht wiederholt. Die Essenspakte haben den Menschen geholfen – keine Frage – aber nur kurzfristig, vielleicht höchstens einen Monat. Menschen jedoch dabei zu unterstützen, selbst etwas aufbauen zu können, damit sie langfristig sich selbst helfen können, ist natürlich um Weiten besser. Trotzdem haben wir gemeinsam bei zahlreichen Familien ein Lächeln übers Gesicht zaubern können…