Die politische Situation Ecuadors

Ich bin immer noch in Ecuador. Doch es ist mein letzter Tag und heute fliege ich nach Hause. Dieser Beitrag wird der vorletzte Beitrag in diesem Blog sein und der letzte, den ich in Ecuador schreibe. Doch es ist ein für mich sehr wichtiger Beitrag, in dem ich teilen möchte, was gerade aktuell in Ecuador passiert.

Ecuador ist ein Entwicklungsland und Ecuadors Wirtschaft zu einem großen Teil vom Export von Erdöl abhängig, danach kommen schon Bananen, Schrimps, Thunfisch, Kakao und Blumen. Seid der Pandemie geht es der Wirtschaft Ecuadors wesentlich schlechter und sie hat sich bisher noch nicht wirklich erholt. Die Arbeitslosenrate ist sehr hoch und damit steigt die Kriminalität.

Im „Global Peace Index“ von 2023 ist Ecuador innerhalb eines Jahres um 24 Plätze nach unten gerutscht, was vor allem daran liegt, dass die Fälle von Gewaltkriminalität und Tötungsdelikte organisierter krimineller Gruppen, die auf Drogenhandel spezialisiert sind, zunehmen. Dies gilt vor allem für die Küstenregion, allen voran für die Provinz Esmeraldas und die größte Stadt Ecuadors, Guayaquil. Doch auch in der Küstenstadt Manta, die zusammen mit Puerto Lopéz und Canoa (Orte an denen ich war und ich zu geschrieben habe) in der eher als ruhiger geltende Provinz Manabí liegt, wurde vor zwei Wochen der Bürgermeister erschossen. In diesen und noch anderen Provinzen der Küste herrscht Ausnahmezustand. Der Drogenhandel nimmt zu in Ecuador und macht vielleicht erst in Deutschland am Hamburger Hafen halt.

Was hat der Hamburger Hafen damit zu tun? Nun, falls ihr es nicht mitgekriegt habt: im Dezember letzten Jahres wurden 3,6 Tonnen Kokain aus Ecuador im Hamburger Hafen teilweise zwischen den Thunfischkonserven (wir erinnern uns: Ecuador exportiert gerne Thunfisch) gefunden. Wer weiß, was nicht gefunden wurde…

Auch im Rest von Ecuador hat die Kriminalität zugenommen, wenn auch nicht vergleichbar. In Pomasqui, wo ich lebe, erzählen mir die Menschen, dass man früher noch nachts im Dunkeln hier (nicht in Quito) noch draußen sein konnte, heute jedoch nicht mehr. Stattdessen passieren auch bei mir in der Umgebung immer mehr Raubüberfälle, von denen man mitkriegt.

Es gibt momentan wenig Hoffnung, dass sich sowohl die Wirtschaft als auch die Sicherheit des Landes schnell wieder verbessert, denn auch die politische Situation ist nicht stabil, denn Ecuador hat momentan Parlament. Der Präsident, Guillermo Lasso, hat vor ein paar Monaten das Parlament aufgelöst, da er keine Mehrheit im Parlament hatte und das Parlament ihn absetzen wollte. Nun gibt es am 20. August Neuwahlen.

Am 20. August wird jedoch nicht nur der Präsident neu gewählt, sondern es finden noch zwei weitere entscheidende Wahlen statt. Es wird nämlich darüber entschieden, ob im „Parque Yasuní“ Erdöl gefördert werden darf und ob im „Chocó Andino“ Kupfer, Gold und Silber abgebaut werden dürfen.

Bei der Entscheidung über den „Parque Yasuní und der über den „Chocó Andino“ handelt es sich um zwei unterschiedlichen Wahlen, die jeweils durch zwei unterschiedliche tausendfach unterschriebenen Petitionen zustande gekommen sind. Dennoch ist der Kernkonflikt in beiden Regionen der gleiche: der Erhalt der Natur und die Einheimischen gegen die Wirtschaftsinteressen Mächtiger.

Der „Parque Yasuní“ ist von der UNESCO als Biosphärenreservat erklärt worden und der größte Nationalpark Ecuadors. Er liegt im Amazonasregenwald ganz im Osten des Landes. Über meinen Aufenthalt dort habe ich bereits einen Beitrag veröffentlicht, auch über die Erdölförderungen ganz in der Nähe des Nationalparks. Die Biodiversität im Yasuní ist unglaublich hoch, einer der artenreichsten Orte der Welt, doch nicht nur das: der Yasuní beheimatet mehrere indigene Gruppen mit jeweils unterschiedlicher Kultur und Sprache. Zwei dieser indigenen Gruppen leben bis heute in freiwilliger Isolation. Sie sind durch die Erdölförderungen besonders bedroht. Durch die Petition zum Stopp der Erdölförderung im Yasuní, haben die Ecuadorianer nun die Wahl am 20. August mit ja für den Stopp der Erdölförderung zu stoppen oder eben mit nein.

Beim „Chocó Andino“, das ebenfalls von der UNESCO als Biosphärenreservat erklärt worden ist (übrigens genauso wie Galápagos), handelt es sich ebenfalls um einen der artenreichsten Orte der Welt. Der „Chocó Andino“ beginnt direkt bei mir um die Ecke, keine 15 Minuten mit dem Bus entfernt in Calacalí. Ich habe bereits über Mindo, Maquipucuna und den Pululahua-Krater berichtet, Orte, die Teil des „Chocó Andino“ sind. Zur Wahrheit gehört jedoch, dass ich den Chocó Andino übers Jahr gesehen ganze 13 Mal besucht habe, denn keinen anderen Ort in Ecuador habe ich mehr besucht und mehr ans Herz geschlossen wie diesen, nicht nur aufgrund dessen Nähe zu meiner WG. An keinem anderen Ort in Ecuador habe ich so viele Kolibris gesehen wie hier, genauso wie bunte Vögel, Wasserfälle, Orchideen und zahlreiche andere tropische Pflanzen. Auch den Brillenbären durfte ich hier begegnen sowie Kaffee und Kakao probieren.

Im „Chocó Andino“ haben jetzt zwölf Minenprojekte die Genehmigung der Regierung erhalten, Kupfer, Gold und Silber abzubauen. Dies ist auch, soweit ich das in den ecuadorianischen Nachrichten richtig lese, rechtlich nicht mehr rückgängig zu machen. Bei der Volksabstimmung für oder gegen den Stopp des Abbaus von Metallen im „Chocó Andino“ geht es vor allem um weitere neue Minenprojekte, die verhindert werden können.

Gestern erst war ich das letzte Mal im Chocó Andino und habe dort bei Einheimischen nachgefragt, was sie abstimmen werden. Die, die ich getroffen habe, sagen deutlich, dass sie für den Stopp stimmen werden und das das auch die meisten in der Region so sehen, denn viele leben vom Ökotourismos. Dennoch meinen auch dort und woanders Leute, dass durch den Abbau neue Arbeitsplätze entstehen, und dass sich Ecuadors Wirtschaft dadurch wieder verbessert. Ich bezweifle jedoch, dass das Geld am Ende wirklich bei den Menschen ankommt und nicht doch eher bei den großen Konzernen und der korrupten Regierung.

Ecuador hat eine Fläche etwa so groß wir Großbritannien. Auf dieser Fläche ist die Artenvielfalt jedoch so hoch wie in keinem anderen Land der Welt. Ecuador hat also die größte Biodiversität pro Fläche auf der ganzen Welt. 2008 hat Ecuador als einziges Land der Welt die Natur in der Verfassung zur eigenständigen Rechtsperson erklärt. Ecuador hat meiner Meinung nach deswegen ein großes Potenzial, diese einzigartige Natur zu schützen und ich hoffe das sich die Menschen in Ecuador trotz schlechter Wirtschaftslage, hoher Arbeitslosigkeit und Kriminalität für den Erhalt der Natur Ecuadors entscheiden und andere nachhaltigere Wege finden, Arbeitsplätze zu schaffen, wie durch mehr Ökotourismus.

Ich hoffe, dass hat einen guten Einblick darüber gegeben, was gerade im Land passiert, doch jetzt muss ich noch meine restlichen Sachen zusammenpacken, denn in ein paar Stunden geht es los zum Flughafen und dann nach einem Jahr Ecuador zurück nach Deutschland…

Quito: ecuadorianische Kunst und Schokolade

In diesem Beitrag geht es um den wohl wichtigsten bildenden Künstler Ecuadors des 20. Jahrhunderts und um Schokolade, die in Ecuador hergestellt wird. Wie das eine mit dem anderen zusammenpasst? Gar nicht. Jedoch gibt es einen roten Pfaden und das ist der Kolonialismus.

In Quito kann man die „Capilla del Hombre“ (deutsch: Kapelle des Menschen) besuchen. Es ist ein Museum, das auf Wunsch vom Künstler Guayasamín selbst ab 1996 errichtet worden ist. Hier werden nicht nur die Werke Guayasamíns ausgestellt, sondern auch ein künstlerisch gestalteter Überblick lateinamerikanischer Geschichte und kulturellen Erbes. Guayasamín erlebte die Eröffnung des Museums 2002 nicht mehr, da er selbst 1999 mit 79 Jahren an einem Herzinfarkt starb.

Doch wer ist dieser Künstler? Guayasamín wurde 1919 in Quito geboren und war eins von zehn Kindern eines indigenen Vaters und einer mestizischen Mutter (also mit sowohl indigenen als auch europäischen Vorfahren). Er stammte aus einfachem Hause, schaffte es aber schon früh durch seine künstlerischen Fähigkeiten und seinen Freigeist bekannt zu werden und seine Werke zu verkaufen.

Mit dem eingenommenen Geld machte Guayasamín unter anderem eine Reise durch Südamerika. Die Eindrücke dieser Reise inspirierten ihn zu seinem ersten Bilderzyklus „Huacayñán“ (Kichwa, deutsch: Der Weg der Tränen), in dem er besonders das Elend und die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas thematisierte. Später kamen dann noch die Bilderzyklen „La Edad de la Ira“ (deutsch: Das Zeitalter des Zorns) und „La Edad de la Ternura (deutsch: Das Zeitalter der Zärtlichkeit) dazu.

Dieses kegelförmige Wandgemälde im Inneren der Kuppel der „Capilla del Hombre“ stellt die Kämpfe der Arbeiter in den Silberminen von Potosí, Bolivien, dar, wo im 17. Jahrhundert tausende von indigenen Bergleuten ums Leben kamen.
„Lágrimas de Sangre“ (deutsch: Bluttränen) ist ein bekanntes Bild aus dem Bilderzyklus „La Edad de la Ira“.
Ebenfalls (wie sich unschwer erkennen lässt) Bilder der „Edad de la Ira“, des Zeitalters des Zorns.
„El Guitarrista“ ist ebenfalls ein bekanntes Bild der „Edad de la Ira“
„Ternura“ (eine Frau, die schützend über ihr Kind die Hände erhebt)
„Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt wurden wir Zeugen des größten Elends: Dörfer aus schwarzem Schlamm, auf schwarzer Erde, mit Kindern, die mit schwarzem Schlamm bedeckt waren; Männer und Frauen mit Gesichtern aus von der Kälte verbrannter Haut, in denen die Tränen jahrhundertelang gefroren waren, bis man nicht mehr wusste, ob sie aus Salz oder Stein bestanden; Musik von Schlägern und Nörglern, die die unermessliche Einsamkeit ohne Zeit, ohne Götter, ohne Sonne, ohne Getreide, nur Schlamm und Wind beschrieben.“ – Guayasamín

Guayasamín setzte sich für eine Erinnerungskultur des aufgrund des Kolonialismus indigenen Leides ein, das bis heute nachwirkt und damit auch für eine Verbesserung der Lebensbedingungen indigener Völker in den lateinamerikanischen Ländern, die bis heute benachteiligt werden. Mit seinen expressionistischen Bildern versuchte er das Leid der Indigenen auszudrücken.

1976 gründete er die Stiftung Guayasamín. Ziel der Stiftung ist, das kulturelle Erbe des Volkes und besonders der Indigenen zu sammeln und zu bewahren. Bis zu seinem Tod war Guayasamín Präsident der Stiftung, heute wird sie von seinen Kindern geleitet.

Außer den Bildern, die den drei Zyklen zuzuordnen sind, malte er auch immer wieder Portraits anderer Künstler oder Politiker, aber auch Blumen und Landschaften Ecuadors, die sowohl von der Schönheit als auch von der Bedrohung des Landes künden.

ein Selbstportrait
 „El Toro y el Cóndor“ (deutsch: Der Stier und der Kondor)
Der südamerikanische Kondor besiegt den spanischen Stier, ein Sinnbild der Unabhängigkeitskriege.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich eigentlich kein großer Fan von Kunstmuseen bin und mich für Kunst allgemein nicht so stark interessiere. Es erinnert mich dann doch zu sehr an langweiligen Schulunterricht. Guayasamín jedoch fand ich als Künstler sehr interessant und seine Werke eindrücklich. Es wird meiner Meinung nach immer noch viel zu wenig über den Kolonialismus und seine Folgen aufgeklärt (auch in Deutschland). Und wichtig wäre dabei meiner Meinung nach auch die Sicht der indigenen Völker zu berücksichtigen…

Jetzt kommen wir zur Schokolade, was gerade schon ein bisschen sehr harter Themenwechsel ist, aber gut. Ich habe ja mal im letzten Beitrag erwähnt, dass Ecuador der größte Exporteur von Bananen ist. Bei Kakao ist Ecuador nach Ghana und Elfenbeinküste immerhin an dritter Stelle. Jedoch wurde der älteste Kakao bereits vor 5000 Jahren angebaut und zwar dort, wo heute Ecuador liegt.

Ganz besonders stolz ist man in Ecuador zudem auf die Kakaobohne „Fino de Aroma“ bzw. „Arriba“ oder „Nacional“, dessen charakteristische Farbe anders als die gewöhnliche Kakaobohne nicht rot sondern gelb ist. Sie hat ein einzigartiges Aroma. Bei dieser Kakaosorte ist Ecuador als Exporteur weltweit führend.

Trotzdem wird auch in Ecuador bisher hauptsächlich nur der rohe Kakao exportiert, das große Geld dagegen verdienen bekannte Schokoladenfirmen in Europa, die den Kakao in Schokolade umwandeln und sie dann verkaufen. Ist das nicht totaler Irrsinn? Ecuador exportiert seinen rohen Kakao nach Europa und Europa exportiert die fertige Schokolade dann in aller Welt bis nach Ecuador und macht das große Geld.

Das alles ist natürlich kein Zufall und hängt stark mit dem Kolonialismus zusammen und der noch heute daraus bestehenden Strukturen. In der Schule habe ich gelernt, dass die europäische Union bei Entwicklungsländern hohe Einfuhrsteuern auf produzierte Waren setzt, auf Rohwaren jedoch nicht. Die europäische Union verfolgt dabei das Interesse, die heimischen Firmen zu schützen und betreibt damit Protektionismus auf Kosten von Entwicklungsländern. Der Kakao ist nur ein Beispiel, das selbe gilt auch für Kaffee und andere Waren und natürlich lässt sich mit der Schokolade viel mehr Geld machen als mit dem Rohkakao.

Warum betreiben wir Entwicklungshilfe, wenn wir nicht mal dazu bereit sind, diesen Ländern die Chance zu geben ihren eigenen Markt selbst aufzubauen?

Trotzdem gibt es mittlerweile ecuadorianische Schokoladenhersteller, die angefangen haben, nicht nur den Kakao in Ecuador anzubauen, sondern auch die Schokolade in Ecuador herzustellen. Einer der ersten Firmen (mittlerweile gibt es eine Handvoll), die das praktiziert haben, ist unter anderem „Paccari“ (Kichwa, Deutsch: Sonnenaufgang). Diese Firma produziert laut einer Auszeichnung die nachhaltigste Schokolade der Welt und kann mittlerweile in jeden größeren Supermarkt in Ecuador gekauft werden. Sie ist nur sehr teuer, was wohl auch an den großen sozialen und ökologischen Ansprüchen der Firma liegt.

ein großes Sortiment ecuadorianischer Schokolade

Ich selbst habe ja schon mehrmals von meinen Verkostungen ecuadorianischer Schokolade berichtet und bin immer wieder begeistert. Meine liebe zu Schokolade ist hier in Ecuador nochmal größer geworden…

Essen in Ecuador

Hier mal ein kleiner Beitrag zur kulinarischen Küche Ecuadors. Ecuadors Küche ist recht vielseitig und unterscheidet sich je nach Region. Die Anden, der Regenwald, die Küste und Galápagos haben ganz unterschiedliche Klimazonen, sodass in Ecuador eigentlich jedes Gemüse und Obst wachsen kann.

Ich fange bei mir zu Hause in den höheren Anden an. Hier werden hauptsächlich Mais, Kartoffel (die je nach Höhenlage, in der sie angebaut werden, anders schmecken sollen), Lupinen und Bohnen angebaut.

Die bekanntesten bzw. mir bekannten Maissorten (es gibt eigentlich aber viel mehr) sind  „Maíz Blanco“,  „Maíz Amarillo“,  „Mote“ und  „Canguil“ (das uns bekannte Popcornmais), die wiederum in verschiedensten Formen auftreten. So werden aus Maismehl  „Arepas“ (Maisfladen) gemacht oder klein gehackte Maiskörnern zusammen mit Milch gekocht, was  „Morocho“ genannt wird (also eine Art Milchmaissuppe).

 „Maíz Amarillo“ wird in der Regel in der Pfanne geröstet und kann als „Tostado“ ähnlich wie Popcorn einfach so gegessen werden

Einer der ersten Dinge die mir aufgefallen ist: Popcorn ist hier nicht nur ein Snack, sondern wird oft zu Cremesuppen gegessen. Auch „Tostado“ (oben im Bild zu sehen) oder „Mote“ (große Maiskörner, die lange gekocht wurden) sind oft Beilage bei Gerichten.

Hier ein typisches einfaches Essen aus Maiskolben, dicken Bohnen und Kartoffeln mit einem kleinen Salat bei einem Restaurant im Pululahua-Krater. Ich muss zugeben, dass normalerweise oft noch Käse oder Fleisch dazu gereicht wird, ich als Veganer habe darauf einfach mal verzichtet.
es gibt auch schwarzen Mais zu kaufen
Schnecken werden in den Anden auch gegessen. Bei mir in der Stiftung haben einige Frauen diese Art von Schnecken in der Regenzeit gesammelt, um sie zu kochen.

Was ich persönlich jedoch tausendmal ekeliger finde als die Schnecken, ist das Fleisch, was auf der Straße verkauft wird. Ganze hängende tote Schweine oder tote Hühner mit Kopf und Füßen sehe ich eigentlich immer, wenn ich durch Pomasqui laufe. Die Ecuadorianer essen nämlich alles vom Tier, die Innereien, Ohren, Füße, Kopf – alles! (Anders als wir Deutsche, die fast nur Filetstücke essen, außer es handelt sich um eine Wurst, und den Rest wegwerfen oder nach China exportieren)

In einer Suppe finden sich zum Beispiel oft Hühnerfüße. Hähnchen ist auch mit Abstand das Tier, was am meisten in Ecuador gegessen wird. Wenn ich wetten würde, was das meistgegessene Gericht Ecuadors ist, würde ich sagen: Reis mit Hähnchen.

beim Schwein wird auch gerne die Haut frittiert und als Snack gegessen

Neben Reis mit Hähnchen ist ein Nationalgericht Ecuadors „Salchipapas“, wobei es sich eigentlich nur um Pommes und einer Wurst mit ganz viel Ketchup und Mayo handelt – relativ unspektakulär.

In den Anden Ecuadors wird auch „Cuy“ (Meerschweinchen) gegessen. Ja, hier werden gerne Meerschweinchen gebrutzelt, am liebsten im ganzen und über dem Feuer aufgespießt, was sehr fies aussieht. Gerade in meiner Region und in meinem Projekt halten viele Menschen Meerschweinchen, da sie als Delikatesse gelten und sich dementsprechend zu einem hohen Preis verkaufen lassen.

Mein absolutes Lieblings-Nationalgericht (was nicht schwer ist, da es das einzige vegane Nationalgericht ist) sind „Cervichochos“. Die werden überall auf der Straße verkauft und für einen Dollar bekommt man eine kleine Portion. Es handelt sich dabei um Lupinen in einer Limetten-Tomatensuppe mit Zwiebeln, Koriander und als Topping Bananenchips, „Tostado“ und Popcorn. Es ist sehr gesund und richtig lecker.

Der Name „Cervichochos“ ist übrigens eine Kombination aus „Chochos“ (auf Deutsch: Lupinen) und Cerviche. Cerviche ist ein typisches Gericht in der Küstenregion Ecuadors. Hierbei handelt es sich um eine kalte Fischsuppe, wobei es Fisch, Meeresfrüchte oder Garnelen enthalten kann. Daneben werden auch gerne Krabben gegessen, die auch in Pomasqui einmal die Woche auf der Straße lebendig verkauft werden. Durch die Nähe zur Küste kann nämlich auch in den Anden relativ frischer Fisch gegessen werden.

Typisch nicht nur für die Küsten-, sondern auch für die Regenwaldregion, ist die Kochbanane, die man in ganz verschiedenen Formen essen kann: „Patacones“ (frittiert und zerstampfte Kochbanane), „Bolón de Verde“ (gekochter Bananenbrei zu einer Kugel geformt mit Käse gefüllt), „Tigrillo“ (gebratene Kochbanane oft mit Ei und Käse) oder „Empanadas de Verde“ (mit Käse oder Hänchen gefüllte Teigtaschen aus Kochbanane).

Empanadas werden nicht nur aus Kochbanane, sondern auch einfach aus Mehl zubereitet und sind ebenfalls ein sehr typisches Gericht in Lateinamerika überhaupt.

Neben „Cervichochos“ sind „Patacones“ die vegane Option, die ich essen, wenn ich unterwegs bin. Aber auch in unserer WG kochen wir oft mit Kochbanane. (In einer WG zu leben, ist übrigens mein großes Glück, da die ecuadorianische Küche doch sehr fleischlastig ist und ich so immer Zuhause kochen kann.)

selbstgemachte „Empanadas de Verde“ mit einer Bohnenfüllung
selbstgemachte „Patacones“

Um das hier mal kurz als Fakt zu erwähnen: kein anderes Land der Welt exportiert so viele Bananen wie Ecuador. Jeder, der diesen Blog liest, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal eine ecuadorianische Banane gegessen.

In Ecuador selbst gibt es jedoch nicht nur die einfache Banane, die wir kennen, sondern auch kleinere süßere Bananen, „Plátano Verde“ (die Kochbanane, von der eben bereits berichtet habe), „Plátano Maduro“ (eine süße Kochbanane, die meistens einfach frittiert als Beilage gereicht wird) oder sogar pinke Bananen. Natürlich gibt es noch sehr viel mehr Sorten, das sind jedoch die bekanntesten.

verschiedene Bananensorten
Bananen sind in Ecuador richtig billig. Diese Menge im Foto hat mich einen Dollar gekostet. Man sagt, dass 100 Bananen im Schnitt fünf Dollar kosten.
ein echter Witz: „deutsche“ Seeberger-Bananenchips in Ecuador? Warum? Mal ganz davon abgesehen, dass sie viel zu teuer sind.

Ein weiteres typisches Gericht in Ecuador ist die „Menestra“, gekochte Bohnen, Erbsen oder Linsen mit Reis serviert. Im Kindergarten gibt es die „Menestra“ jeden Freitag, da freitags immer ohne Fleisch gekocht wird und freitags arbeite ich glücklicherweise immer im Kindergarten.

„Menestra“, Reis und Avocadosalat mit Avacado aus dem Kindergarten
Wenn ich mal nicht freitags im Kindergarten arbeite, muss ich als Veganer dort eben auf Reis mit Nudeln und Kartoffeln umschwenken.

Vor allem in der Regenwaldregion ist Yuca (eine Wurzel, von der ich bereits berichtet habe) typisch. Sie wird oft einfach nur gekocht oder anschließend noch frittiert. Typisch ist auch „Pan de Yuca“ (Yuca-Brot), das oft an der Straße verkauft wird.

gekochte Yuca im Yasuní Park

Die ecuadorianische Küche ist nicht scharf, jedoch wird eigentlich zu jedem Essen „Ají“ (eine Chilisauce) zugereicht. Diese Sauce besteht aus Chili, Zwiebeln, Koriander, Salz, Limetten und „Tomate de Àrbol“. Bei letzterem handelt es sich um eine Frucht, aus der man auch Saft machen kann. Diese Chilisauce ist aus meiner Sicht als Chililiebhaber einer fantastischsten Dinge, die die ecuadorianische Küche zu bieten hat.

die roten Früchte heißen „Tomate de Árbol“
(sie sehen im Geschmack und Aussehen Tomaten ähnlich, wachsen jedoch als Frucht an einem Baum)

In Ecuador ist das Mittagessen die wichtigste Mahlzeit. In den meisten einfachen Restaurants wird das sogenannte „Almuerzo“ (Mittagessen) angeboten. Es handelt sich dabei um ein täglich wechselndes festes Menü mit einer Suppe als ersten Gang (Ecuador ist auch ein Suppenland) und Reis mit Fleisch (meistens Hähnchen) als zweiten Gang. Dazu gibt es meist einen „Jugo“ (Saft). Das „Almuerzo“ kostet nur 2,50-3 Dollar. Auch in meiner Stiftung gehen die Mitarbeiter meistens mittags „Almuerzo“ essen. Selten komme ich mit und esse dann eben Reis mit Reis und mit „Ají“ (die Chilisauce rettet mich da wirklich).

Traditionelle Süßigkeiten in Ecuador sind zum Beispiel „Maní de Dulce“ (Gebrannte Erdnüsse), „Guayaba“ (eine Art feste Marmelade aus „Guayaba“, „Cucada“ (Kokosfleisch mit Rohrzucker) oder „Bocadillos“ (Erdnusspaste mit Rohrzucker).
Traditionelle Getränke sind Chicha (ein fermentiertes Getränk aus Mais in den Anden und aus Yuca im Regenwald, hierüber habe ich bereits im Beitrag über Puyo berichtet) oder „Canelazo“ (ein Alkoholgetränk aus Alkohol, Zimt, Nelken, Rohrzucker und „Naranjilla“, eine Frucht).
„Naranjilla“ (der Saft wird für die Zubereitung von „Canelazo“ verwendet)
Auf der Straße wird Obst zu günstigen Preisen angeboten. Hier kostet eine Mandarine umgerechnet 4 Cent.

Wie sich schon bemerkbar gemacht hat, ist das Essen, vor allem Obst und Gemüse, sehr günstig in Ecuador. Das Obst ist jedoch nicht nur günstig, sondern auch sau lecker und vielfältig. Ich muss gestehen, dass ich allgemein kein so großer Fan von der ecuadorianischen Küche bin, da viel frittiert wird und sie sonst sehr fleischlastig ist, mal ganz davon abgesehen, dass hier Reis jeden Tag gegessen wird. In das Obst habe ich mich jedoch verliebt und neben Ananas, Mango, Papaya, Bananen und Maracuya neue Obstsorten kennengelernt, von denen ich früher nicht wusste, dass sie existieren.

Hier kommen meine Lieblingsobstsorten, die ich neu kennengelernt habe:

„Granadilla“ eine Art süße Maracuya und unheimlich lecker
„Taxo“, sehr sauer und schmeckt als Saft sehr lecker
„Pitahaya“, eine gelbe Drachenfrucht und eines meiner absoluten Lieblingsobstsorten. Man sollte jedoch nicht mehr als eine „Pitahaya“ pro Tag essen, denn sie regt ganz schön die Verdauung an.
„Cherimoya“ (eine Art kleine „Guanábana“, die ebenfalls sau lecker schmeckt)
„Guayaba“ (hieraus wird oft ein sehr süßer Saft gemacht)
„Zapote“ eine Art Rieseneiche, die ein bisschen an sehr süßen Kürbis erinnert
„Achotillo“ (Litschi)

Ich habe vergessen ein Foto von einer weiteren Frucht zu machen: „Babaco“ (wird gekocht mit Zimt gegessen oder als Saft getrunken und schmeckt ein bisschen wie Apfel), einfach mal die Frucht nachrecherchieren, falls es jemanden interessiert.

Wie man es sich denken kann, wird in Ecuador sehr viel Saft getrunken. Meine absoluten Lieblingssäfte sind dabei Ananassaft, „Guanábana“-Saft und „Tomate de Árbol“-Saft. Die Säfte enthalten jedoch auch oft sehr viel Zucker, denn in Ecuador mag man es süß. Auch Softgetränke sind sehr beliebt hier.

Früchte wie Ananas, Bananen sind aufgrund des ganzjährig tropischen Klimas das ganze Jahr über erhältlich. Bei vielen anderen Früchten schwankt der Preis immer ein bisschen. Es gibt aber auch Früchte wie „Zapote“, „Achotillo“ oder „Cherimoya“ die nur zu einer bestimmten Saison verkauft werden, so wie in Deutschland Erdbeeren (die man in Ecuador übrigens wiederum das ganze Jahr über kaufen kann). Einer der Früchte, die fast nur von Dezember bis Februar erhältlich ist, ist die Mango. In der Mango-Zeit gibt es dann aber auch gleich mehrere Sorten, unter anderem kleine Mangos, die so saftig sind, dass man sie isst, indem man sie ausquetscht und dabei die Flüssigkeit absaugt. Es ist eine echte Schmiererei, aber richtig lecker.

vorne links die kleinen Mangos zum Ausquetschen, weiter hinten „normale“ Mangos

Bevor ich diesen Beitrag beende, muss ich noch eine kulinarische Besonderheit in Ecuador loswerden, die ich einfach nicht verstehe: saures Obst, allen voran Maracuya, Zitrone und noch nicht ganz so reife Mango wird mit Salz gegessen, ja mit Salz! Ich habe es natürlich selbst oft genug probiert und ich mag auch saures Obst, aber mit Salz? Ehrlich gesagt, verstehe ich, egal wie oft ich „Limón con Sal“ oder „Mango con Sal“ probiert habe, auch nach einem Jahr nicht, was das Salz da jetzt soll und warum das jetzt so viel besser mit Salz schmeckt. Jeder Ecuadorianer und jede Ecuadorianerin, den/die ich kenne, schwört jedoch darauf.

Auch nach einem Jahr bleiben für mich immer noch ungeklärte Fragen…

Puyo und die „Cuevas de los Tayos“

Die Überschrift gibt es nicht gleich zu erkennen, aber es ist mal wieder ein Beitrag über einen Ausflug in den Regenwald.

Puyo ist eine Kleinstadt ganz am Rande des Amazonasregenwaldes und immerhin noch auf gut 900m Höhe gelegen, also eigentlich fast noch Andengebiet. Trotzdem ist es von den Pflanzen her bereits vollkommen tropisch. Da die Stadt aber weiter südlich von Quito liegt, sind es trotzdem mal wieder sieben Stunden Busfahrt, die ich auf mich nehmen muss.

Auf dem Weg nach Puyo kann ich, kurz bevor es dunkel wird, noch einen Blick auf den Tungurahua erhaschen, der sonst immer mit Wolken bedeckt ist. Über den Tungurahua (5023m) habe ich bereits einmal berichtet, als ich ihn bestiegen bin.

Aber warum dahin? Warum nach Puyo? Zum einen wohnen und arbeiten zwei Freiwillige in Puyo, die wir unbedingt mal besuchen wollen. Südlich von Puyo gibt es da aber auch noch ein sehr großes Höhlensystem, die „Cuevas de los Tayos“.

Man könnte meinen, dass eine Amazonasstadt wie Puyo in dieser Natur schön sein muss, aber nein: Puyo ist wie Tena, Coca, Nueva Loja und Sushifundi (andere Amazonasstädte, wo ich zumindest mal mit dem Bus durchgefahren oder umgestiegen bin) ziemlich hässlich. Gut, hier muss ich wiederum fairerweise sagen, dass ich bis auf Cuenca bisher eigentlich alle Städte in Ecuador sehr hässlich finde.

dreckig, laut und überhaupt nicht meins
Die Tierquälerei überall macht es nur noch schlimmer. Diese Becken, vollgestopft mit Fischen, finden sich tatsächlich in den Amazonasstädten ziemlich oft. Ich denke natürlich sofort, dass das irgendein regionaler Fisch ist, aber nein: mir wurde erzählt, dass es wohl ein Fisch aus dem asiatischen Raum sei, der hier wohl gerne gegessen wird. Mehr weiß ich auch nicht, es ist aber nicht schön anzusehen.
Und diese großen Larven (Chontacuros), über die ich beim Beitrag zum Yasuní Park schon mal berichtet habe, werden hier auch viel verkauft. Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße haben sie auf jeden Fall mehr Platz als die Fische, aber bei lebendigen Leibe am Feuer geröstet zu werden, gönne ich niemanden. Dann lieber lebendig einmal in einem Menschenmund schnell zerhackt werden (Ja, die werden auch lebendig gegessen).
Schön und interessant ist der Markt in Puyo. Diese Ketten bestehen aus Naturfasern und Baumsamen aus dem Regenwald. In den Flaschen (unten im Foto) sind medizinische Pflanzenextrakte. Bei der schwarzen Flüssigkeit handelt es sich zum Beispiel um das Harz eines bestimmten Baumes des Regenwalds. Es wird „Sangre de Dragón“ (auf Deutsch: Drachenblut) genannt und soll wohl sehr gut für die Haut sein, vor allem nach einem Sonnenbrand.
Rechts im Foto sieht man große zusammengerollte Blätter, die verkauft werden. Diese Blätter werden hier wie Alufolie verwendet, indem das Essen in den Blättern gewickelt auf den Grill gelegt wird.

Natürlich haben wir auch das Projekt der anderen Freiwilligen besucht. Sie arbeiten in einem botanischen Garten oder besser gesagt in einem botanischen Wald. Auch wenn ich dieses Projekt total spannend finde, habe ich meine Arbeit bei der Stiftung „Sembrar Esperanza“ zu lieb gewonnen, um ein anderes Projekt besser zu finden.

der Wald
Baumsetzlinge
Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Wanderpalme, die, wie ihr Name schon sagt, wandert. Dies tut sie, indem die Wurzeln, die von oben nach unten wachsen, dort in den Boden hineinwachsen, wo mehr Licht ist. So verschiebt sich der Standort der Palme immer wieder ein bisschen. Angeblich ist diese Palme auch ein guter Schutzort, falls man gerade vor einer Anakonda fliehen muss.

Bei meinem Aufenthalt in Puyo regnet es wie im Regenwald typisch fast jeden Tag (davor hatte ich bei Regenwaldausflügen bisher immer sehr viel Glück mit dem Wetter). Zusammen mit den Freiwilligen vor Ort und deren ecuadorianischen Freunden verbringen wir im Wald außerhalb von Puyo irgendwo in der Nähe eines Hotels (ich kürze hier mal ein bisschen).

Hier baden wir…
…und jeder grillt das Seine.
eine Blätterkrone auf dem Kopf und schon bin ich der König des Dschungels
eine nette Aussicht gibt es auch noch

Jetzt komme ich aber zum aufregendsten Teil: die Höhlen. In Puyo werden wir von einem Guide abgeholt, der uns mit seinem Wagen zwei Stunden lang in südliche Richtung fährt. Irgendwann steigen wir in einem kleinen Dorf in einen anderen Wagen um, da die Straße ab hier sehr schlecht sein soll.

im Dorf begrüßt uns ein Ara, der wahrscheinlich nicht mehr fliegen kann

Nach einer weiteren halben Stunde Autofahrt steigen wir irgendwo an der Straße aus. Ab hier gibt es wie üblich keinen Internetempfang mehr. Wir folgen dem Guide in den Wald hinein, denn ab hier müssen wir noch 1,5 Stunden laufen, um zu einer kleinen Gemeinschaft des indigenen Volkes der Shuar zu gelangen, wo wir zwei Nächte übernachten werden.

Die Shuar sind eines der vielen Völker des Amazonasregenwaldes, von denen manche indigene Gemeinschaften bewusst von der Außenwelt abgeschottet leben. Andere wiederum, wie die, die wir besuchen, haben viel Kontakt zur Außenwelt und leben vom Tourismus. Sie haben ihre eigene Sprache und Kultur und unterscheiden sich deshalb zum Beispiel von der indigenen Gemeinschaft, die ich im Yasuní-Park besucht habe (die haben Kichwa gesprochen).

auf dem Weg noch eine kleine giftige Schlange

Irgendwann erreichen wir die indigene Familie, die für uns bereits Mittagessen gekocht haben. Es gibt, wie für die Amazonasregion typisch, Yuca. Dazu gibt es einen Guayusa-Tee (Guayusa sind die Blätter eines Baumes im Regenwald und enthalten sehr viel Koffein). Das Essen und der Tee schmeckt sehr rauchig, was daran liegt, dass sie alles über eine Feuerstelle kochen.

Nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause geht es auch schon direkt los zum ersten Höhleneingang, der nur 15 Minuten entfernt liegt. Wir haben nur Badeklamotten, Gummistiefel und Helm an und tragen jeweils eine Stirn- bzw. Taschenlampe, denn es soll nass werden in der Höhle. Zum Glück regnet es nur leicht und wir werden nicht schon vorher vollkommen nass.

Am Höhleneingang geht es zunächst über eine gefühlt unendlich lange Leiter nach unten. Sobald wir tiefer in der Höhle sind, bemerken wir sofort, warum die Höhle „Cueva de los Tayos“ heißt. Wir hören ein dämonischen Lärm, laut und unheimlich wie vom Teufel selbst. Den Lärm macht jedoch nicht der Teufel, sondern ein Vogel, der „Tayo“ (auf Deutsch: Fettschwalm). Dieser Vogel ist nachtaktiv und lebt in den Felsspalten dieser Höhlen, sieht aber ganz anders aus als Fledermäuse.

Der Guide erklärt uns, dass dieser Vogel auch heute noch zu einer bestimmten Zeit im Jahr von dem Volk der Shuar gejagt und gegessen wird. Natürlich aber immer nur in dem Maße, dass die Population erhalten bleibt.

der Blick ist nach oben gerichtet, wo die „Tayos“ herumflattern und Krach verursachen
weiter durch die Höhle
man sieht, warum wir mit Badehose in der Höhle wandern

Nach etwa zwei Stunden verlassen wir die Höhle über einen anderen Ausgang wieder. Inzwischen hat sich der Himmel aufgeklart. Dies bleibt glücklicherweise auch noch so bis in den Abend hinein und wir werden Zeugen eines spektakulär schönen Sternenhimmels.

Zum Abendessen gibt es wieder Yuca und Guayusa-Tee. Genau, der Tee mit dem hohen Koffeingehalt. Leider gibt es auch nichts anderes trinkbares und so schenken wir uns diesen ein. Der Guide erzählt uns darauf, dass es wichtig ist, nach der Wanderung in der Höhle diesen Tee zu trinken, denn nach dem Glauben der Shuar bewohnt die Höhlen der Geist einer Riesenschlange und raubt einem die Kraft, wenn man in der Höhle wandert. Der Guayusa-Tee soll wieder stärken.

Zum Glück ist der Tee aber nicht sehr stark, nur gerade so stark, um sich von dem Schlangengeist zu erholen, und ich schlafe gut ein.

Am nächsten Tag machen wir uns wieder in Badesachen auf, diesmal zu einem anderen Höhleneingang der „Cueva de los Tayos“, der ein bisschen weiter weg ist.

auf dem Weg zur Höhle haben wir eine bombastische Aussicht auf den Fluss und den umliegenden Regenwald

Am Fluss, der im Foto oben zu sehen ist, müssen wir weiter unten entlang bis zum Höhleneingang, der ebenfalls direkt am Fluss liegt. Der Weg zur Höhle führt so dicht am Fluss entlang, dass wir uns beeilen müssen. Es hat nämlich am Morgen geregnet und laut dem Guide wird der Fluss im Laufe des Tages größer werden. Schließlich soll der Weg bitte auch noch da sein, wenn wir wieder von der Höhle zurückkehren.

Nach zwei Stunden hoch und runter durch glitschigem Schlamm, wo jeder von uns mehrmals ausrutscht, erreichen wir den Höhleneingang.

und schon geht es hinunter in die Höhle
und weiter hinunter
und immer tiefer hinein

Wir klettern an einem kleinen Fluss entlang und später durch den Fluss immer tiefer in die Höhle hinein. In dem Moment, wo wir ganz tief in der Höhle drinnen sind halb im Wasser stehend, machen wir die Taschenlampen aus. Hier habe ich wirklich Angst und ich bin glücklich, als wir wieder zum Höhleneingang zurückkehren. Die „Tayos“ hören wir diesmal übrigens nicht, sehen dafür aber zahlreiche Fledermäuse, die teilweise in großen Häufchen an der Höhlendecke hängen.

endlich wieder Tagesslicht

Auf dem Rückweg ist ein Teil des Weges tatsächlich bereits vom Fluss überflutet, aber wir schaffen es trotzdem zurück. Abends sitzen wir am Lagerfeuer und ein älterer Herr der indigenen Gemeinschaft erzählt uns Legenden der Shuar, über Wassermänner und Jaguare, die im Wasser leben. Angeblich muss man, wenn man ein Tapir jagen möchte, aufpassen, denn die Anakonda gibt wohl Laute von Tapiren von sich, um Jäger anzulocken, ins Wasser zu ziehen und zu erwürgen.

Einschlafen ging an diesem Abend etwas schwieriger…

Am darauffolgenden Morgen befinden wir uns auf einer Plantage der indigenen Gemeinschaft. Hier bauen sie Yuca, Bananen und Papaya an.
Papaya
eine Bananenstaude
zusammen ernten wir Yuca
mit einem selbstgeflochtenem Korb tragen sie die Ernte

Uns wird dann gezeigt wie Chicha hergestellt wird, ein traditionell fermentiertes Getränk aus Yuca, was hier viel getrunken wird.

Zunächst wird die Yuca geschält und auf dem Feuer gekocht. (wichtig: es sind immer drei Holzbalken, die die Familie symbolisieren)

Nun muss die Yucamasse für mindestens einen Tag fermentieren und die Chicha kann getrunken werden.

Nun geht es wieder zurück nach Pomasqui.

auf dem Rückweg
und mit dem Bus geht es zurück am Pastaza-Fluss vorbei

Auch mein letzter Trip in den Amazonas war nochmal ein ganz besonderer und aufregender, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde…