Abschied: mein allerletzter Beitrag

Abschied: auf diesem Foto vom Flugzeug aus (kurz nach dem Start) sehe ich nochmal Pomasqui, den Casitagua und Quito, bevor ich über die Wolken fliege und Ecuador hinter mich lasse…

Ich bin bereits seit fast einem Monat wieder in Europa. Bald beginnt für mich das Studium. Meine Zeit in Ecuador fühlt sich jetzt schon an wie ein längst vergangener Traum. In diesem allerletzten Beitrag möchte ich 5 Sachen teilen, die ich an meiner Zeit im Freiwilligendienst in Ecuador besonders wertschätze und vermisse.

1. die vielseitige Arbeit

In meinem Freiwilligendienst habe ich praktisch fast jeden Tag etwas anderes gemacht, vom Halten eines Vortrags bis hin zu Kompostarbeit. Oft war die Arbeit körperlich anstrengend, manchmal musste ich einfach nur meinen Kopf einschalten. Für diese Abwechslung bei meinem Freiwilligendienst bin ich unheimlich dankbar, und ich weiß nicht, ob ich das jemals wieder so haben werde.

2. der geringe Stress

Ich musste nur 30 Stunden die Woche arbeiten. Manchmal habe ich ein bisschen mehr gearbeitet, manchmal ein bisschen weniger und so hatte ich auch unter der Woche viel Zeit, Spanisch zu lernen, Sport zu machen, andere Freiwillige zu treffen, mit meinen Mitbewohnern zu plaudern, Einkäufe zu erledigen, Beiträge wie diesen zu schreiben, meinen nächsten Ausflug zu planen oder mich einfach zu entspannen. Ich hatte so gut wie keinen Stress und hatte lange nicht mehr so einen guten Schlafrhythmus wie in Ecuador.

3. die Lockerheit und Spontanität

In Ecuador sind die meisten Menschen, denen ich begegnet bin, sehr locker und spontan. Wenn ich Menschen in Ecuador über WhatsApp schreibe, antworten sie mir in der Regel sofort. Zeit ist auch immer da und ich konnte vieles spontan mit anderen Menschen unternehmen. Es gibt auch in Ecuador viele Regeln, wenn sie jedoch aus Sicht der Leute keinen Sinn machen, werden sie auch nicht zwingend eingehalten.

4. die Früchte

Ecuador als tropisches Land hat zahlreiche Früchte zu bieten, von Ananas zu Blaubeeren einfach alles. Auch nach einem Jahr, kenne ich sicherlich immer noch nicht alle Früchte. Diese Früchte sind noch dazu ziemlich günstig: mit 5$ kann man beispielsweise 100 Bananen einkaufen. Am meisten werde ich wohl Mango, Ananas, Pitahaya, Guanábana und Cherimoya vermissen. Die ecuadorianische Küche dagegen würde ich mit der mediterranen ungern tauschen wollen.

5. die Natur

Ecuador hat die größte Biodiversität pro Fläche der Welt. Die Küstenregion, die Anden, der Amazonasregenwald und natürlich die Galápagos-Inseln gehören alle zu Ecuador, flächenmäßig mit Großbritannien vergleichbar. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so viel gesehen wie in diesem Jahr. An einem Tag konnte ich auf 5000m Höhe im Schnee wandern, zwei Tage später auf einem Kanu im Amazonasregenwald sein.

Insgesamt muss ich sagen, dass es ein unvergessliches Jahr für mich war, und ich würde jedem empfehlen ebenfalls ein Freiwilligendienst im Ausland zu machen. Es sind Erfahrungen, die man nie vergessen wird.

Ich konnte nicht von allen Reisen berichten, weswegen ich hier nochmal zumindest ein paar Fotos von den Reisen zum Abschluss teile, von denen ich nicht berichtet habe.

Fotos von Vögeln aus dem Nebelwald, wo ich insgesamt sechsmal war:

Fotos aus Olón, ein Küstenort, wo ich eine Woche lang war und versucht habe, surfen zu lernen:

Und zuletzt noch Fotos vom Intag-Tal, ein interessanter Ort, wo viel Natur ist und viel angebaut wird, und der zum Nebelwald gehört:

Ich glaube das war alles. Meine einjährige Reise durch Ecuador hat sein Ende gefunden. Ich hoffe, dass ich euch mitnehmen konnte und bedanke mich bei allen, die immer aufmerksam und interessiert meinen Blog verfolgt haben. Tschau!

Die politische Situation Ecuadors

Ich bin immer noch in Ecuador. Doch es ist mein letzter Tag und heute fliege ich nach Hause. Dieser Beitrag wird der vorletzte Beitrag in diesem Blog sein und der letzte, den ich in Ecuador schreibe. Doch es ist ein für mich sehr wichtiger Beitrag, in dem ich teilen möchte, was gerade aktuell in Ecuador passiert.

Ecuador ist ein Entwicklungsland und Ecuadors Wirtschaft zu einem großen Teil vom Export von Erdöl abhängig, danach kommen schon Bananen, Schrimps, Thunfisch, Kakao und Blumen. Seid der Pandemie geht es der Wirtschaft Ecuadors wesentlich schlechter und sie hat sich bisher noch nicht wirklich erholt. Die Arbeitslosenrate ist sehr hoch und damit steigt die Kriminalität.

Im „Global Peace Index“ von 2023 ist Ecuador innerhalb eines Jahres um 24 Plätze nach unten gerutscht, was vor allem daran liegt, dass die Fälle von Gewaltkriminalität und Tötungsdelikte organisierter krimineller Gruppen, die auf Drogenhandel spezialisiert sind, zunehmen. Dies gilt vor allem für die Küstenregion, allen voran für die Provinz Esmeraldas und die größte Stadt Ecuadors, Guayaquil. Doch auch in der Küstenstadt Manta, die zusammen mit Puerto Lopéz und Canoa (Orte an denen ich war und ich zu geschrieben habe) in der eher als ruhiger geltende Provinz Manabí liegt, wurde vor zwei Wochen der Bürgermeister erschossen. In diesen und noch anderen Provinzen der Küste herrscht Ausnahmezustand. Der Drogenhandel nimmt zu in Ecuador und macht vielleicht erst in Deutschland am Hamburger Hafen halt.

Was hat der Hamburger Hafen damit zu tun? Nun, falls ihr es nicht mitgekriegt habt: im Dezember letzten Jahres wurden 3,6 Tonnen Kokain aus Ecuador im Hamburger Hafen teilweise zwischen den Thunfischkonserven (wir erinnern uns: Ecuador exportiert gerne Thunfisch) gefunden. Wer weiß, was nicht gefunden wurde…

Auch im Rest von Ecuador hat die Kriminalität zugenommen, wenn auch nicht vergleichbar. In Pomasqui, wo ich lebe, erzählen mir die Menschen, dass man früher noch nachts im Dunkeln hier (nicht in Quito) noch draußen sein konnte, heute jedoch nicht mehr. Stattdessen passieren auch bei mir in der Umgebung immer mehr Raubüberfälle, von denen man mitkriegt.

Es gibt momentan wenig Hoffnung, dass sich sowohl die Wirtschaft als auch die Sicherheit des Landes schnell wieder verbessert, denn auch die politische Situation ist nicht stabil, denn Ecuador hat momentan Parlament. Der Präsident, Guillermo Lasso, hat vor ein paar Monaten das Parlament aufgelöst, da er keine Mehrheit im Parlament hatte und das Parlament ihn absetzen wollte. Nun gibt es am 20. August Neuwahlen.

Am 20. August wird jedoch nicht nur der Präsident neu gewählt, sondern es finden noch zwei weitere entscheidende Wahlen statt. Es wird nämlich darüber entschieden, ob im „Parque Yasuní“ Erdöl gefördert werden darf und ob im „Chocó Andino“ Kupfer, Gold und Silber abgebaut werden dürfen.

Bei der Entscheidung über den „Parque Yasuní und der über den „Chocó Andino“ handelt es sich um zwei unterschiedlichen Wahlen, die jeweils durch zwei unterschiedliche tausendfach unterschriebenen Petitionen zustande gekommen sind. Dennoch ist der Kernkonflikt in beiden Regionen der gleiche: der Erhalt der Natur und die Einheimischen gegen die Wirtschaftsinteressen Mächtiger.

Der „Parque Yasuní“ ist von der UNESCO als Biosphärenreservat erklärt worden und der größte Nationalpark Ecuadors. Er liegt im Amazonasregenwald ganz im Osten des Landes. Über meinen Aufenthalt dort habe ich bereits einen Beitrag veröffentlicht, auch über die Erdölförderungen ganz in der Nähe des Nationalparks. Die Biodiversität im Yasuní ist unglaublich hoch, einer der artenreichsten Orte der Welt, doch nicht nur das: der Yasuní beheimatet mehrere indigene Gruppen mit jeweils unterschiedlicher Kultur und Sprache. Zwei dieser indigenen Gruppen leben bis heute in freiwilliger Isolation. Sie sind durch die Erdölförderungen besonders bedroht. Durch die Petition zum Stopp der Erdölförderung im Yasuní, haben die Ecuadorianer nun die Wahl am 20. August mit ja für den Stopp der Erdölförderung zu stoppen oder eben mit nein.

Beim „Chocó Andino“, das ebenfalls von der UNESCO als Biosphärenreservat erklärt worden ist (übrigens genauso wie Galápagos), handelt es sich ebenfalls um einen der artenreichsten Orte der Welt. Der „Chocó Andino“ beginnt direkt bei mir um die Ecke, keine 15 Minuten mit dem Bus entfernt in Calacalí. Ich habe bereits über Mindo, Maquipucuna und den Pululahua-Krater berichtet, Orte, die Teil des „Chocó Andino“ sind. Zur Wahrheit gehört jedoch, dass ich den Chocó Andino übers Jahr gesehen ganze 13 Mal besucht habe, denn keinen anderen Ort in Ecuador habe ich mehr besucht und mehr ans Herz geschlossen wie diesen, nicht nur aufgrund dessen Nähe zu meiner WG. An keinem anderen Ort in Ecuador habe ich so viele Kolibris gesehen wie hier, genauso wie bunte Vögel, Wasserfälle, Orchideen und zahlreiche andere tropische Pflanzen. Auch den Brillenbären durfte ich hier begegnen sowie Kaffee und Kakao probieren.

Im „Chocó Andino“ haben jetzt zwölf Minenprojekte die Genehmigung der Regierung erhalten, Kupfer, Gold und Silber abzubauen. Dies ist auch, soweit ich das in den ecuadorianischen Nachrichten richtig lese, rechtlich nicht mehr rückgängig zu machen. Bei der Volksabstimmung für oder gegen den Stopp des Abbaus von Metallen im „Chocó Andino“ geht es vor allem um weitere neue Minenprojekte, die verhindert werden können.

Gestern erst war ich das letzte Mal im Chocó Andino und habe dort bei Einheimischen nachgefragt, was sie abstimmen werden. Die, die ich getroffen habe, sagen deutlich, dass sie für den Stopp stimmen werden und das das auch die meisten in der Region so sehen, denn viele leben vom Ökotourismos. Dennoch meinen auch dort und woanders Leute, dass durch den Abbau neue Arbeitsplätze entstehen, und dass sich Ecuadors Wirtschaft dadurch wieder verbessert. Ich bezweifle jedoch, dass das Geld am Ende wirklich bei den Menschen ankommt und nicht doch eher bei den großen Konzernen und der korrupten Regierung.

Ecuador hat eine Fläche etwa so groß wir Großbritannien. Auf dieser Fläche ist die Artenvielfalt jedoch so hoch wie in keinem anderen Land der Welt. Ecuador hat also die größte Biodiversität pro Fläche auf der ganzen Welt. 2008 hat Ecuador als einziges Land der Welt die Natur in der Verfassung zur eigenständigen Rechtsperson erklärt. Ecuador hat meiner Meinung nach deswegen ein großes Potenzial, diese einzigartige Natur zu schützen und ich hoffe das sich die Menschen in Ecuador trotz schlechter Wirtschaftslage, hoher Arbeitslosigkeit und Kriminalität für den Erhalt der Natur Ecuadors entscheiden und andere nachhaltigere Wege finden, Arbeitsplätze zu schaffen, wie durch mehr Ökotourismus.

Ich hoffe, dass hat einen guten Einblick darüber gegeben, was gerade im Land passiert, doch jetzt muss ich noch meine restlichen Sachen zusammenpacken, denn in ein paar Stunden geht es los zum Flughafen und dann nach einem Jahr Ecuador zurück nach Deutschland…

Quito: ecuadorianische Kunst und Schokolade

In diesem Beitrag geht es um den wohl wichtigsten bildenden Künstler Ecuadors des 20. Jahrhunderts und um Schokolade, die in Ecuador hergestellt wird. Wie das eine mit dem anderen zusammenpasst? Gar nicht. Jedoch gibt es einen roten Pfaden und das ist der Kolonialismus.

In Quito kann man die „Capilla del Hombre“ (deutsch: Kapelle des Menschen) besuchen. Es ist ein Museum, das auf Wunsch vom Künstler Guayasamín selbst ab 1996 errichtet worden ist. Hier werden nicht nur die Werke Guayasamíns ausgestellt, sondern auch ein künstlerisch gestalteter Überblick lateinamerikanischer Geschichte und kulturellen Erbes. Guayasamín erlebte die Eröffnung des Museums 2002 nicht mehr, da er selbst 1999 mit 79 Jahren an einem Herzinfarkt starb.

Doch wer ist dieser Künstler? Guayasamín wurde 1919 in Quito geboren und war eins von zehn Kindern eines indigenen Vaters und einer mestizischen Mutter (also mit sowohl indigenen als auch europäischen Vorfahren). Er stammte aus einfachem Hause, schaffte es aber schon früh durch seine künstlerischen Fähigkeiten und seinen Freigeist bekannt zu werden und seine Werke zu verkaufen.

Mit dem eingenommenen Geld machte Guayasamín unter anderem eine Reise durch Südamerika. Die Eindrücke dieser Reise inspirierten ihn zu seinem ersten Bilderzyklus „Huacayñán“ (Kichwa, deutsch: Der Weg der Tränen), in dem er besonders das Elend und die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas thematisierte. Später kamen dann noch die Bilderzyklen „La Edad de la Ira“ (deutsch: Das Zeitalter des Zorns) und „La Edad de la Ternura (deutsch: Das Zeitalter der Zärtlichkeit) dazu.

Dieses kegelförmige Wandgemälde im Inneren der Kuppel der „Capilla del Hombre“ stellt die Kämpfe der Arbeiter in den Silberminen von Potosí, Bolivien, dar, wo im 17. Jahrhundert tausende von indigenen Bergleuten ums Leben kamen.
„Lágrimas de Sangre“ (deutsch: Bluttränen) ist ein bekanntes Bild aus dem Bilderzyklus „La Edad de la Ira“.
Ebenfalls (wie sich unschwer erkennen lässt) Bilder der „Edad de la Ira“, des Zeitalters des Zorns.
„El Guitarrista“ ist ebenfalls ein bekanntes Bild der „Edad de la Ira“
„Ternura“ (eine Frau, die schützend über ihr Kind die Hände erhebt)
„Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt wurden wir Zeugen des größten Elends: Dörfer aus schwarzem Schlamm, auf schwarzer Erde, mit Kindern, die mit schwarzem Schlamm bedeckt waren; Männer und Frauen mit Gesichtern aus von der Kälte verbrannter Haut, in denen die Tränen jahrhundertelang gefroren waren, bis man nicht mehr wusste, ob sie aus Salz oder Stein bestanden; Musik von Schlägern und Nörglern, die die unermessliche Einsamkeit ohne Zeit, ohne Götter, ohne Sonne, ohne Getreide, nur Schlamm und Wind beschrieben.“ – Guayasamín

Guayasamín setzte sich für eine Erinnerungskultur des aufgrund des Kolonialismus indigenen Leides ein, das bis heute nachwirkt und damit auch für eine Verbesserung der Lebensbedingungen indigener Völker in den lateinamerikanischen Ländern, die bis heute benachteiligt werden. Mit seinen expressionistischen Bildern versuchte er das Leid der Indigenen auszudrücken.

1976 gründete er die Stiftung Guayasamín. Ziel der Stiftung ist, das kulturelle Erbe des Volkes und besonders der Indigenen zu sammeln und zu bewahren. Bis zu seinem Tod war Guayasamín Präsident der Stiftung, heute wird sie von seinen Kindern geleitet.

Außer den Bildern, die den drei Zyklen zuzuordnen sind, malte er auch immer wieder Portraits anderer Künstler oder Politiker, aber auch Blumen und Landschaften Ecuadors, die sowohl von der Schönheit als auch von der Bedrohung des Landes künden.

ein Selbstportrait
 „El Toro y el Cóndor“ (deutsch: Der Stier und der Kondor)
Der südamerikanische Kondor besiegt den spanischen Stier, ein Sinnbild der Unabhängigkeitskriege.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich eigentlich kein großer Fan von Kunstmuseen bin und mich für Kunst allgemein nicht so stark interessiere. Es erinnert mich dann doch zu sehr an langweiligen Schulunterricht. Guayasamín jedoch fand ich als Künstler sehr interessant und seine Werke eindrücklich. Es wird meiner Meinung nach immer noch viel zu wenig über den Kolonialismus und seine Folgen aufgeklärt (auch in Deutschland). Und wichtig wäre dabei meiner Meinung nach auch die Sicht der indigenen Völker zu berücksichtigen…

Jetzt kommen wir zur Schokolade, was gerade schon ein bisschen sehr harter Themenwechsel ist, aber gut. Ich habe ja mal im letzten Beitrag erwähnt, dass Ecuador der größte Exporteur von Bananen ist. Bei Kakao ist Ecuador nach Ghana und Elfenbeinküste immerhin an dritter Stelle. Jedoch wurde der älteste Kakao bereits vor 5000 Jahren angebaut und zwar dort, wo heute Ecuador liegt.

Ganz besonders stolz ist man in Ecuador zudem auf die Kakaobohne „Fino de Aroma“ bzw. „Arriba“ oder „Nacional“, dessen charakteristische Farbe anders als die gewöhnliche Kakaobohne nicht rot sondern gelb ist. Sie hat ein einzigartiges Aroma. Bei dieser Kakaosorte ist Ecuador als Exporteur weltweit führend.

Trotzdem wird auch in Ecuador bisher hauptsächlich nur der rohe Kakao exportiert, das große Geld dagegen verdienen bekannte Schokoladenfirmen in Europa, die den Kakao in Schokolade umwandeln und sie dann verkaufen. Ist das nicht totaler Irrsinn? Ecuador exportiert seinen rohen Kakao nach Europa und Europa exportiert die fertige Schokolade dann in aller Welt bis nach Ecuador und macht das große Geld.

Das alles ist natürlich kein Zufall und hängt stark mit dem Kolonialismus zusammen und der noch heute daraus bestehenden Strukturen. In der Schule habe ich gelernt, dass die europäische Union bei Entwicklungsländern hohe Einfuhrsteuern auf produzierte Waren setzt, auf Rohwaren jedoch nicht. Die europäische Union verfolgt dabei das Interesse, die heimischen Firmen zu schützen und betreibt damit Protektionismus auf Kosten von Entwicklungsländern. Der Kakao ist nur ein Beispiel, das selbe gilt auch für Kaffee und andere Waren und natürlich lässt sich mit der Schokolade viel mehr Geld machen als mit dem Rohkakao.

Warum betreiben wir Entwicklungshilfe, wenn wir nicht mal dazu bereit sind, diesen Ländern die Chance zu geben ihren eigenen Markt selbst aufzubauen?

Trotzdem gibt es mittlerweile ecuadorianische Schokoladenhersteller, die angefangen haben, nicht nur den Kakao in Ecuador anzubauen, sondern auch die Schokolade in Ecuador herzustellen. Einer der ersten Firmen (mittlerweile gibt es eine Handvoll), die das praktiziert haben, ist unter anderem „Paccari“ (Kichwa, Deutsch: Sonnenaufgang). Diese Firma produziert laut einer Auszeichnung die nachhaltigste Schokolade der Welt und kann mittlerweile in jeden größeren Supermarkt in Ecuador gekauft werden. Sie ist nur sehr teuer, was wohl auch an den großen sozialen und ökologischen Ansprüchen der Firma liegt.

ein großes Sortiment ecuadorianischer Schokolade

Ich selbst habe ja schon mehrmals von meinen Verkostungen ecuadorianischer Schokolade berichtet und bin immer wieder begeistert. Meine liebe zu Schokolade ist hier in Ecuador nochmal größer geworden…

Puyo und die „Cuevas de los Tayos“

Die Überschrift gibt es nicht gleich zu erkennen, aber es ist mal wieder ein Beitrag über einen Ausflug in den Regenwald.

Puyo ist eine Kleinstadt ganz am Rande des Amazonasregenwaldes und immerhin noch auf gut 900m Höhe gelegen, also eigentlich fast noch Andengebiet. Trotzdem ist es von den Pflanzen her bereits vollkommen tropisch. Da die Stadt aber weiter südlich von Quito liegt, sind es trotzdem mal wieder sieben Stunden Busfahrt, die ich auf mich nehmen muss.

Auf dem Weg nach Puyo kann ich, kurz bevor es dunkel wird, noch einen Blick auf den Tungurahua erhaschen, der sonst immer mit Wolken bedeckt ist. Über den Tungurahua (5023m) habe ich bereits einmal berichtet, als ich ihn bestiegen bin.

Aber warum dahin? Warum nach Puyo? Zum einen wohnen und arbeiten zwei Freiwillige in Puyo, die wir unbedingt mal besuchen wollen. Südlich von Puyo gibt es da aber auch noch ein sehr großes Höhlensystem, die „Cuevas de los Tayos“.

Man könnte meinen, dass eine Amazonasstadt wie Puyo in dieser Natur schön sein muss, aber nein: Puyo ist wie Tena, Coca, Nueva Loja und Sushifundi (andere Amazonasstädte, wo ich zumindest mal mit dem Bus durchgefahren oder umgestiegen bin) ziemlich hässlich. Gut, hier muss ich wiederum fairerweise sagen, dass ich bis auf Cuenca bisher eigentlich alle Städte in Ecuador sehr hässlich finde.

dreckig, laut und überhaupt nicht meins
Die Tierquälerei überall macht es nur noch schlimmer. Diese Becken, vollgestopft mit Fischen, finden sich tatsächlich in den Amazonasstädten ziemlich oft. Ich denke natürlich sofort, dass das irgendein regionaler Fisch ist, aber nein: mir wurde erzählt, dass es wohl ein Fisch aus dem asiatischen Raum sei, der hier wohl gerne gegessen wird. Mehr weiß ich auch nicht, es ist aber nicht schön anzusehen.
Und diese großen Larven (Chontacuros), über die ich beim Beitrag zum Yasuní Park schon mal berichtet habe, werden hier auch viel verkauft. Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße haben sie auf jeden Fall mehr Platz als die Fische, aber bei lebendigen Leibe am Feuer geröstet zu werden, gönne ich niemanden. Dann lieber lebendig einmal in einem Menschenmund schnell zerhackt werden (Ja, die werden auch lebendig gegessen).
Schön und interessant ist der Markt in Puyo. Diese Ketten bestehen aus Naturfasern und Baumsamen aus dem Regenwald. In den Flaschen (unten im Foto) sind medizinische Pflanzenextrakte. Bei der schwarzen Flüssigkeit handelt es sich zum Beispiel um das Harz eines bestimmten Baumes des Regenwalds. Es wird „Sangre de Dragón“ (auf Deutsch: Drachenblut) genannt und soll wohl sehr gut für die Haut sein, vor allem nach einem Sonnenbrand.
Rechts im Foto sieht man große zusammengerollte Blätter, die verkauft werden. Diese Blätter werden hier wie Alufolie verwendet, indem das Essen in den Blättern gewickelt auf den Grill gelegt wird.

Natürlich haben wir auch das Projekt der anderen Freiwilligen besucht. Sie arbeiten in einem botanischen Garten oder besser gesagt in einem botanischen Wald. Auch wenn ich dieses Projekt total spannend finde, habe ich meine Arbeit bei der Stiftung „Sembrar Esperanza“ zu lieb gewonnen, um ein anderes Projekt besser zu finden.

der Wald
Baumsetzlinge
Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Wanderpalme, die, wie ihr Name schon sagt, wandert. Dies tut sie, indem die Wurzeln, die von oben nach unten wachsen, dort in den Boden hineinwachsen, wo mehr Licht ist. So verschiebt sich der Standort der Palme immer wieder ein bisschen. Angeblich ist diese Palme auch ein guter Schutzort, falls man gerade vor einer Anakonda fliehen muss.

Bei meinem Aufenthalt in Puyo regnet es wie im Regenwald typisch fast jeden Tag (davor hatte ich bei Regenwaldausflügen bisher immer sehr viel Glück mit dem Wetter). Zusammen mit den Freiwilligen vor Ort und deren ecuadorianischen Freunden verbringen wir im Wald außerhalb von Puyo irgendwo in der Nähe eines Hotels (ich kürze hier mal ein bisschen).

Hier baden wir…
…und jeder grillt das Seine.
eine Blätterkrone auf dem Kopf und schon bin ich der König des Dschungels
eine nette Aussicht gibt es auch noch

Jetzt komme ich aber zum aufregendsten Teil: die Höhlen. In Puyo werden wir von einem Guide abgeholt, der uns mit seinem Wagen zwei Stunden lang in südliche Richtung fährt. Irgendwann steigen wir in einem kleinen Dorf in einen anderen Wagen um, da die Straße ab hier sehr schlecht sein soll.

im Dorf begrüßt uns ein Ara, der wahrscheinlich nicht mehr fliegen kann

Nach einer weiteren halben Stunde Autofahrt steigen wir irgendwo an der Straße aus. Ab hier gibt es wie üblich keinen Internetempfang mehr. Wir folgen dem Guide in den Wald hinein, denn ab hier müssen wir noch 1,5 Stunden laufen, um zu einer kleinen Gemeinschaft des indigenen Volkes der Shuar zu gelangen, wo wir zwei Nächte übernachten werden.

Die Shuar sind eines der vielen Völker des Amazonasregenwaldes, von denen manche indigene Gemeinschaften bewusst von der Außenwelt abgeschottet leben. Andere wiederum, wie die, die wir besuchen, haben viel Kontakt zur Außenwelt und leben vom Tourismus. Sie haben ihre eigene Sprache und Kultur und unterscheiden sich deshalb zum Beispiel von der indigenen Gemeinschaft, die ich im Yasuní-Park besucht habe (die haben Kichwa gesprochen).

auf dem Weg noch eine kleine giftige Schlange

Irgendwann erreichen wir die indigene Familie, die für uns bereits Mittagessen gekocht haben. Es gibt, wie für die Amazonasregion typisch, Yuca. Dazu gibt es einen Guayusa-Tee (Guayusa sind die Blätter eines Baumes im Regenwald und enthalten sehr viel Koffein). Das Essen und der Tee schmeckt sehr rauchig, was daran liegt, dass sie alles über eine Feuerstelle kochen.

Nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause geht es auch schon direkt los zum ersten Höhleneingang, der nur 15 Minuten entfernt liegt. Wir haben nur Badeklamotten, Gummistiefel und Helm an und tragen jeweils eine Stirn- bzw. Taschenlampe, denn es soll nass werden in der Höhle. Zum Glück regnet es nur leicht und wir werden nicht schon vorher vollkommen nass.

Am Höhleneingang geht es zunächst über eine gefühlt unendlich lange Leiter nach unten. Sobald wir tiefer in der Höhle sind, bemerken wir sofort, warum die Höhle „Cueva de los Tayos“ heißt. Wir hören ein dämonischen Lärm, laut und unheimlich wie vom Teufel selbst. Den Lärm macht jedoch nicht der Teufel, sondern ein Vogel, der „Tayo“ (auf Deutsch: Fettschwalm). Dieser Vogel ist nachtaktiv und lebt in den Felsspalten dieser Höhlen, sieht aber ganz anders aus als Fledermäuse.

Der Guide erklärt uns, dass dieser Vogel auch heute noch zu einer bestimmten Zeit im Jahr von dem Volk der Shuar gejagt und gegessen wird. Natürlich aber immer nur in dem Maße, dass die Population erhalten bleibt.

der Blick ist nach oben gerichtet, wo die „Tayos“ herumflattern und Krach verursachen
weiter durch die Höhle
man sieht, warum wir mit Badehose in der Höhle wandern

Nach etwa zwei Stunden verlassen wir die Höhle über einen anderen Ausgang wieder. Inzwischen hat sich der Himmel aufgeklart. Dies bleibt glücklicherweise auch noch so bis in den Abend hinein und wir werden Zeugen eines spektakulär schönen Sternenhimmels.

Zum Abendessen gibt es wieder Yuca und Guayusa-Tee. Genau, der Tee mit dem hohen Koffeingehalt. Leider gibt es auch nichts anderes trinkbares und so schenken wir uns diesen ein. Der Guide erzählt uns darauf, dass es wichtig ist, nach der Wanderung in der Höhle diesen Tee zu trinken, denn nach dem Glauben der Shuar bewohnt die Höhlen der Geist einer Riesenschlange und raubt einem die Kraft, wenn man in der Höhle wandert. Der Guayusa-Tee soll wieder stärken.

Zum Glück ist der Tee aber nicht sehr stark, nur gerade so stark, um sich von dem Schlangengeist zu erholen, und ich schlafe gut ein.

Am nächsten Tag machen wir uns wieder in Badesachen auf, diesmal zu einem anderen Höhleneingang der „Cueva de los Tayos“, der ein bisschen weiter weg ist.

auf dem Weg zur Höhle haben wir eine bombastische Aussicht auf den Fluss und den umliegenden Regenwald

Am Fluss, der im Foto oben zu sehen ist, müssen wir weiter unten entlang bis zum Höhleneingang, der ebenfalls direkt am Fluss liegt. Der Weg zur Höhle führt so dicht am Fluss entlang, dass wir uns beeilen müssen. Es hat nämlich am Morgen geregnet und laut dem Guide wird der Fluss im Laufe des Tages größer werden. Schließlich soll der Weg bitte auch noch da sein, wenn wir wieder von der Höhle zurückkehren.

Nach zwei Stunden hoch und runter durch glitschigem Schlamm, wo jeder von uns mehrmals ausrutscht, erreichen wir den Höhleneingang.

und schon geht es hinunter in die Höhle
und weiter hinunter
und immer tiefer hinein

Wir klettern an einem kleinen Fluss entlang und später durch den Fluss immer tiefer in die Höhle hinein. In dem Moment, wo wir ganz tief in der Höhle drinnen sind halb im Wasser stehend, machen wir die Taschenlampen aus. Hier habe ich wirklich Angst und ich bin glücklich, als wir wieder zum Höhleneingang zurückkehren. Die „Tayos“ hören wir diesmal übrigens nicht, sehen dafür aber zahlreiche Fledermäuse, die teilweise in großen Häufchen an der Höhlendecke hängen.

endlich wieder Tagesslicht

Auf dem Rückweg ist ein Teil des Weges tatsächlich bereits vom Fluss überflutet, aber wir schaffen es trotzdem zurück. Abends sitzen wir am Lagerfeuer und ein älterer Herr der indigenen Gemeinschaft erzählt uns Legenden der Shuar, über Wassermänner und Jaguare, die im Wasser leben. Angeblich muss man, wenn man ein Tapir jagen möchte, aufpassen, denn die Anakonda gibt wohl Laute von Tapiren von sich, um Jäger anzulocken, ins Wasser zu ziehen und zu erwürgen.

Einschlafen ging an diesem Abend etwas schwieriger…

Am darauffolgenden Morgen befinden wir uns auf einer Plantage der indigenen Gemeinschaft. Hier bauen sie Yuca, Bananen und Papaya an.
Papaya
eine Bananenstaude
zusammen ernten wir Yuca
mit einem selbstgeflochtenem Korb tragen sie die Ernte

Uns wird dann gezeigt wie Chicha hergestellt wird, ein traditionell fermentiertes Getränk aus Yuca, was hier viel getrunken wird.

Zunächst wird die Yuca geschält und auf dem Feuer gekocht. (wichtig: es sind immer drei Holzbalken, die die Familie symbolisieren)

Nun muss die Yucamasse für mindestens einen Tag fermentieren und die Chicha kann getrunken werden.

Nun geht es wieder zurück nach Pomasqui.

auf dem Rückweg
und mit dem Bus geht es zurück am Pastaza-Fluss vorbei

Auch mein letzter Trip in den Amazonas war nochmal ein ganz besonderer und aufregender, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde…

Chimborazo

…in Cuenca nehme ich morgens einen Bus in Richtung Quito und mache mich fast wieder auf dem Heimweg, aber eben nur fast, denn erstmal nehme ich den Bus nur bis nach Riobamba, ebenfalls eine Stadt in den Anden. Die siebenstündige Busfahrt ist sehr abenteuerlich, da die Hauptstraße teilweise gesperrt ist und der Bus deswegen Umwege über kleinere Straßen und viel zu kleine Brücken fahren muss. Dafür ist der Ausblick aus dem Fenster während der Fahrt umso schöner.

durch die Andenlandschaft mit dem Bus

Irgendwann wird der Grund für meinen Zwischenstopp in Riobamba sichtbar: der Chimborazo. Es ist mit 6263m der höchste Vulkan Ecuadors und wegen seiner Nähe zum Äquator der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt auf der Erdoberfläche. Vom Erdmittelpunkt aus gesehen also der höchste Berg der Welt.

der Chimborazo kurz vor der Ankunft in Riobamba (vom Bus aus fotografiert)

Und dann komme ich abends endlich in Riobamba an. Schnell stelle ich fest, dass es wieder eine aus meiner Sicht hässliche Stadt ist. Cuenca ist als schöne Stadt wahrscheinlich die einzige Ausnahme in Ecuador. Also mache ich nicht mehr viel und lege mich schlafen (man bin ich langweilig).

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und nehme den ersten Bus in Richtung Chimborazo. Auch heute ist ein fast wolkenloser Tag. Am Eingang des Nationalparks Chimborazo angekommen, wandere ich direkt los. Bis zum Vulkan selbst, muss man nämlich nochmal etwa zwei bis drei Stunden eine Straße hochlaufen. Der Weg ist nicht schön und ich habe heftigen Gegenwind.

Meine Stimmung wird dann aber aufgehellt durch das hier:

Vikunjas, ein großes und ein kleines!
hier nochmal näher dran

Vikunjas sind ähnlich wie Alpakas, sind aber besser in Form. Sport ist eben gesund, das gilt auch für „höckerlose Neuweltkamele“.

Kurze Zeit später kommt zum Glück ein Auto vorbei, dass mich bis zum Vulkan mitnehmen kann. Zu meinem Glück ist es ein Guide, der heute mal frei hat und bis zu so weißen Zelten hochlaufen möchte, und mich mit nimmt. Er hat alles für mich: Helm, Schneeschuhe, Sonnenbrille – ich bin bestens ausgerüstet (gratis natürlich). Und so wandern wir zusammen mit einer Frau aus Argentinien hoch.

hoch geht’s!
beim Hochgehen laufen wir bereits teilweise durch den Schnee
die Zelte (hier kann man für ganz viel Geld übernachten, was ich als Warmduscher niemals machen würde)
ein Blick in das Zelt hinein
die eher steinige Aussicht

Was ich an dieser Stelle noch erwähnen muss: ich bin hier auf 5350m Höhe, so hoch bin ich in meinem ganzen Leben noch nie gewesen. Höhenkrankheit? Zum Glück nicht. Wir sind langsam hochgelaufen und so geht es dann auch einigermaßen, auch wenn ich die dünne Luft natürlich deutlich spüre.

so nah der Sonne wie noch nie in meinem Leben (vom Flugzeug abgesehen)
Handstand ist hier etwas schwieriger
Wir sind nicht ganz alleine auf dem Vulkan. Jemand ist mit seinem Snowboard hochgelaufen und übt hier.
Diese Person hätte ich gerne mal interviewt…
dann gehen wir wieder runter
Abschied vom Chimborazo (vom Auto aus fotografiert)

Der Guide bringt mich netterweise wieder nach Riobamba, wo ich dann einen Bus nach Hause nehme. Nach weiteren fünf Stunden komme ich todmüde in Pomasqui an. Meine fünftägige Reise ist zu Ende gegangen und es ist sicherlich nicht die letzte hier in Ecuador…

Cuenca

Meine erste lange Reise allein geht in den Süden von Ecuador nach Cuenca, die mit etwa 330.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Ecuadors. Angeblich soll es auch die schönste Stadt Ecuadors sein, was in Ecuador nicht schwer ist, denn jede Stadt, die ich bisher kennengelernt habe ist hässlicher als die vorherige.

Freitagabend mache ich mich also das erste Mal alleine auf dem Weg, um die 11-stündige Busfahrt nach Cuenca auf mich zunehmen. Wie immer habe nicht viel über die Busfahrt zu erzählen, da ich wieder einmal die komplette Busfahrt durchgeschlafen habe, ein Talent, auf das viele andere neidisch sind.

So komme ich also am Samstagmorgen um 7 Uhr in Cuenca an und nehme, ohne in die Stadt zu gehen, gleich den ersten Bus, der mich zum Nationalpark Cajas führt. Cajas ist einer der bekanntesten Nationalparks Ecuadors und liegt auf einer Höhe zwischen etwa 3100-4500m. Am Eingang des Nationalparks lasse ich mir erklären, was es für Wanderwege gibt und in der gefährlichen Wanderlaune in der ich bin, frage ich natürlich nach dem schönsten und längsten Weg. Letztlich entscheide ich mich für eine 8-Stunden-Wanderung. Zum Glück laufen zwei Niederländer den gleichen Weg (sonst ist da wirklich niemand).

gleich zu Beginn begegne ich ein paar wilden Lamas
(Bergtapir, Brillenbär oder Puma bekomme ich auch in diesem Nationalpark leider nicht zu Gesicht)
eine wunderschöne Páramo-Landschaft

Am Ende der langen Wanderung bin ich erschöpft. Acht Stunden im Schlamm zu watscheln ist anstrengend, noch dazu, wenn man auf etwa 4000m Höhe wandert. Ich bin zudem zu schnell gelaufen und habe deswegen wegen der Höhe Kopfschmerzen und Schwindel. Zum Glück treffe ich am Ende der Wanderung auf nette Ecuadorianer, die mich mitnehmen nach Cuenca.

Und jetzt kommen wir doch mal zur Stadt oder? Ne, noch nicht, denn sobald ich abends in Cuenca ankomme, suche ich mein Hostel auf, esse und schlafe bereits um acht Uhr.

Am nächsten Tag mache ich mich direkt auf zu einer weiteren Sehenswürdigkeit in der Nähe von Cuenca (in der Nähe heißt hier drei Stunden Busfahrt). Ingapirca ist die bekannteste Inkaruine Ecuadors, das Machu Picchu von Ecuador quasi, wenn auch wohl nicht vergleichbar.

die Ruinen von Ingapirka
ein Inkagesicht im Fels (falls sich jemand fragt, wie die wohl so aussahen)

Dort angekommen lerne ich viel über die Kultstätte, die bereits von dem indigenen Volk der Kañari vor den Inkas genutzt wurde. Die Inkas bauten diese weiter aus und errichteten diesen zylinderförmigen Tempel. Drumherum befinden sich wohl Überreste von Bädern, Grabstätten und Lagerräumen für verschiedene Getreidesorten. Der Tempel selbst ist ein Sonnentempel, zu Ehren des Sonnengottes „Inti Raymi“ errichtet. Was für ein Zufall, dass ich nur ein paar Tage vor dem 21. Juni da bin. Der 21. Juni, die Sommersonnenwende, wird in ganz Ecuador bei vielen Indigen als „Fiesta del Sol“, als „Inti Raymi“ gefeiert.

Hier bei Ingapirka beginnt man bereits ein paar Tage vorher mit den Feierlichkeiten.

Durch die lange Busfahrt komme ich auch an diesem Tag erst am späten Nachmittag wieder in Cuenca an. Diesmal jedoch bin ich fitter und habe bereits Zeit ein bisschen durch die Stadt zu schlendern.

Tauben 🙂

Im Zentrum der Stadt wird überall süßes Gebäck gekauft, nach ecuadorianischer Art natürlich exakt der selbe Verkaufsstand nach dem nächsten, wohl aufgrund irgendeines katholischen Feiertags, nach dem eine Woche lang dieses Gebäck verkauft wird.

die neue Kathedrale im Zentrum der Stadt
die Kuppeln der neuen Kathedrale
abends am Hauptplatz

Mein erster Eindruck von Cuenca: schön und ohne Zweifel die schönste Stadt Ecuadors, was wie gesagt keine Kunst ist.

Am darauffolgenden Tag, nehme ich mir mehr Zeit die Stadt zu erkunden, und zwar bei bestem Wetter.

In der Stadt Cuenca, die mal nach Cuzco die zweite Hauptstadt der Inkas war, sieht man heute vor allem die kolonialen Einflüsse, was die Stadt sehr europäisch aussehen lässt. Die Stadt ist aber auch modern und hat viele Radwege und eine Straßenbahn. Was mir besonders an der Stadt gefällt ist der Fluss der vorbeifließt und die Ampeln, die wie Vogelzwitschern klingen. Auch den Menschen scheint es hier besser zu gehen, wobei hier auch viele Ausländer leben.

Cuenca, die schönste Stadt Ecuadors also, war auf jeden Fall ein Besuch wert. Doch meine Reise ist noch nicht ganz zu Ende, der zweite Teil zum höchsten Vulkan Ecuadors folgt…

Reservat El Ángel

Wieder einmal besuche ich ein Naturschutzgebiet in Ecuador, diesmal nicht zusammen mit anderen Freiwilligen, sondern mit zwei Ecuadorianern aus meinem Projekt. Die Reise geht ganz weit in den Norden von Ecuador, unweit von der kolumbianischen Grenze. Kein Wunder also, dass ich bereits um 5 Uhr morgens aufstehen muss, um den Bus zum Ort El Ángel“ zu nehmen.

Los geht die fünfstündige Busfahrt!
Angekommen!

Vom Ort El Ángel“ aus geht es mit dem Auto ins gleichnamige Reservat. Der 80 Jährige Fahrer hat für 30 Minuten ununterbrochen geredet. Ihm gehört auch die Unterkunft, in der wir eine Nacht übernachten. Wir sind die einzigen Gäste, leider, denn so redet er die ganze Zeit mit uns und wir werden ihn auch in der Unterkunft nicht los.

Also machen wir uns schnell auf dem Weg zu… Zu was eigentlich genau? Warum nehme ich eine fünfstündige Fahrt auf mich, um ein Naturschutzgebiet zu besuchen? Die Antwort: Frailejones“, eine Art Pflanze, die es nur hier in Ecuador und sonst nur in Kolumbien und Venezuela gibt. Sie wird bis zu sieben Meter groß und wächst in 100 Jahren einen Meter. Ich weiß überhaupt nicht wie ich die Pflanze ansonsten weiter beschreiben soll. Es ist eine Art Baumstamm mit Büschel oben drauf. Am besten zeige ich Fotos:

von weitem
mittendrin
Frailejones mit schöner Andenlandschaft im Hintergrund
ein Frailejon, Berge und ich
und ein Wasserfall muss natürlich auch noch sein
uns wurde gesagt, dass das Wolfskacke sei, also musste ich davon natürlich ein Foto machen
(ein Wolf habe ich aber leider nicht gesehen)
abends sitzen wir frierend am Kamin, denn das Reservat liegt auf einer Höhe zwischen 3500 und 4500m

Es war sehr kalt, aber es hat sich gelohnt. Die Landschaft war vor allem eines: einzigartig. Mal wieder wurde mir bewusst wie vielseitig die Natur in Ecuador ist und ich hoffe auf weitere spannende Reisen in den letzten Wochen, die ich hier in Ecuador noch habe…

Wandern in Ecuador

Diesen Beitrag möchte ich nutzen, um übers Wandern (abseits von Vulkanbesteigungen und Otavalo) in Ecuador zu berichten. Ich bin im Urlaub immer gerne in den Alpen wandern gegangen. Hier in den ecuadorianischen Anden, in denen ich bereits seit zehn Monaten lebe, nutze ich deshalb fast jedes zweite Wochenende die Gelegenheit auf einen Wanderausflug.

Das tolle ist, das ich bereits an meiner eigenen Haustür loslaufen kann. Ich wohne zwar in einem eher städtischen Gebiet ganz im Norden von Quito, jedoch sehr weit am Rande am Fuß des Vulkanes Casitagua.

links oben der Casitagua, ganz rechts am Ende der Straße meine Wohnung

So erhaben ich den Namen Casitagua auch finde und die Tatsache, dass es ein zumindest inaktiver Vulkan ist, ist es doch eher ein großer 3515 Meter hoher Hügel.

Tatsächlich gibt es aber etwas interessantes zu berichten, denn die Wälder auf diesem großen Hügel wurden durch den Abbau von Kalkstein und der Beweidung mit Schafen lange Zeit abgeholzt. Infolgedessen erodierte der Boden. Meine Organisation, Sembrar Esperanza, in der ich meinen Freiwilligendienst mache, hat vor etwa 30 Jahren innerhalb von vier Jahren über eine Million Bäume auf dem Casitagua bepflanzt. Das Projekt (wie auch übrigens die Straße in der ich heute Lebe) hieß „Árbol Solitario“ (auf deutsch: einsamer Baum), weil vor Beginn des Projekts nur eine einzige Baumart, eine Art von Zypresse, auf dem Vulkan gefunden wurde.

So ist heute, das kann ich nach Besteigung des Casitaguas bestätigen, oben ein grüner Wald. Beim Besteigen jedoch muss man sich ständig entscheiden, ob man lieber vom Kaktus oder von einer Agave aufgespießt werden möchte. denn anders als der Wald oben auf dem Casitagua, ist die Landschaft in meiner Umgebung allgemein eher sehr trocken und es regnet wenig. So gab es vor ein paar Jahren auch einen großen Waldbrand am Casitagua, wovon sich die Natur aber inzwischen wieder einigermaßen erholt hat.

Ich brauche etwa eineinhalb Stunden, um oben anzukommen, auch wenn ein Wanderweg nicht immer klar erkennbar ist. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass auch nach 10 Monaten auf 2500m Höhe ich mich immer noch nicht an die dünne Luft vollständig gewöhnt habe und viel keuchen muss, wenn es bergauf geht. Dennoch habe ich zumindest keine ernsten Probleme mit der Luft und kann an sich eigentlich problemlos wandern.

Oben ist zwar kein Gipfelkreuz, jedoch bei gutem Wetter eine wundervolle Aussicht auf so manche Vulkane Ecuadors, Quito, und der Äquatorlinie.

Ein großer Unterschied zwischen den Alpen und den Anden, sind die Berge bzw. Vulkane. Während ich es in den Alpen gewöhnt schöne Gebirgsketten zu sehen, ragen die Vulkane hier immer ein bisschen isoliert aus der Andenlandschaft hervor, insbesondere der Cotopaxi, der momentan auch raucht (ein weiterer offensichtlicher Unterschied zu Bergen, was ich hier nicht näher ausführen muss).

Ich bin einmal im September und einmal im Mai den Casitagua hoch und witzigerweise ist mir aufgefallen, dass ich zweimal fast das gleiche Foto von der Landschaft auf der anderen Seite des Vulkanes geschossen habe. Ich habe die Fotos verglichen und der Unterschied ist krass: die Landschaft auf dem Foto vom Mai ist viel grüner als die von September. Das liegt daran, dass ich das Foto im Mai am Ende der Regenzeit gemacht habe, während das von September bereits nach ein paar Monaten Trockenphase entstanden ist.

Bei mir in der Nähe gibt es aber auch noch einen anderen Ort, wo man gut wandern kann: der Pululahua-Krater. Nach etwa 15 Minuten mit dem Bus und weiteren 15 Minuten zu Fuß kommt man am Eingang des riesigen Vulkankraters an.

In diesem Krater leben Menschen und betreiben Landwirtschaft. Die Landschaft ist trotz der Nähe zu meinem Haus ganz anders und viel grüner. Es sieht so idyllisch aus, jedoch ist der Pululahua-Krater aktiv! Ja tatsächlich, unterhalb der Felder befindet sich eine Magmakammer und ich habe zumindest Videos gesehen, wo Gasblasen aus dem Wasser hochsteigen. Der Krater hat vor etwa 2300 Jahren das letzte mal eine Eruption erfahren. Durchschnittlich alle 4000 bis 4500 Jahre etwa explodiert der Krater, also haben die Leute im Krater noch ein bisschen Zeit.

Ich bin bereits mehrmals im Krater wandern gegangen und da es leider keinen Rundweg gibt, bin ich meistens einfach runter und irgendwo anderes wieder hoch auf einem der vielen kleinen Gipfel, die rund um den Krater verteilt sind. Auch Zelten war ich einmal unten im Krater, jedoch mit unschönen Wettererfahrungen.

Letztes Wochenende bin ich dann zusammen mit zwei anderen Freiwilligen für zwei Tage vom Dorf Sigchos nach Quilotoa gelaufen. Wer sich daran erinnert: ich habe mal im September einen Bericht geschrieben über den Vulkankrater Quilotoa. Damals bin ich jedoch mit dem Bus hingefahren, jetzt zu Fuß.

Diese zwei- oder dreitätige Wanderung von etwa 40 Kilometern mit vielen Höhenmetern nach Quilotoa wird auch als Quilotoa-Loop bezeichnet und ist einer der bekanntesten und schönsten Wanderrouten Ecuadors. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass ich noch nie so viele Deutsche getroffen habe wie hier.

Es hat sich aber trotz schlechtem Wetter am zweiten Tag gelohnt, denn die Andenlandschaft war wunderschön.

Auf jeden Fall werde ich auch die übrigen zwei Monate hier in Ecuador dazu nutzen noch mehr wandern zu gehen…

Nationalpark Yasuní

Wieder einmal hat es mich in den Regenwald verschlagen, diesmal in den Nationalpark Yasuní, den größten Nationalpark Ecuadors. Yasuní gehört zu den globalen Biodiversitäts-Hotspots, hat also eine außergewöhnlich hohe Artenvielfalt.

Dennoch war dieser Ausflug eher eine Kulturreise . Wir haben eine indigene Gemeinde besucht, bei dem wir viel über ihren Alltag gelernt haben. Es kommen nicht viele Touristen dorthin und wir hatten auch nur den Facebook-Kontakt von anderen bekommen. Das merkt man unter anderem später an unserem Guide, der erzählt, dass er hauptsächlich Mais und so anbaut und das nebenbei macht.

Zunächst einmal mussten wir aber dorthin reisen, was 12 Stunden Busfahrt heißt. Zum Glück sind wir über Nacht gefahren und ich habe mal wieder die ganze Busfahrt durchgeschlafen. In einem Ort im Amazonas namens Shushufindi müssen wir dann umsteigen. Hier kommen wir auf der Busfahrt immer wieder an riesigen Gasflammen vorbei. Es sind wohl überschüssige Reste, die die Ölindustrie verbrennt, weil es billiger ist als diese noch zu verwerten. Zufälligerweise bekomme ich während ich die Flammen sehe einen Zeitungsartikel aus Deutschland zugeschickt, wo von diesen Gasfackeln in Shushufindi berichtet wird. Sie sind wohl ein großes Problem für die Gesundheit der Menschen vor Ort. Eine überdurchschnittlich große Krebsrate ist Folge dieser Gasfackeln. Die Luft ist schlecht, das merke ich auch, während ich durch die Straße von Shushufindi laufe, um zur nächsten Bushaltestelle zu laufen.

Zum Glück sind wir aber bald weg von diesem Ort und fahren nach Pompeya weiter, ein kleiner Ort am Río Napo. Dort nehmen wir ein Boot und überqueren den Fluss. Danach geht es noch über ein Holzweg über Wasser entlang, danach mit dem Kanu über eine Lagune und nochmal über einen Holzweg. Nun sind wir endlich bei der indigenen Gemeinschaft angekommen.

Um Vorurteile gleich aus dem Weg zu räumen: die Menschen in dieser indigenen Gemeinschaft leben zwar noch im Regenwald, sind aber sehr stark vom Rest Ecuadors beeinflusst. Sie haben zwar noch ihre alten Bräuche und sprechen Kichwa, sind aber offiziell katholisch, tragen normale Kleidung, haben eine Dorfstraße und besitzen ein gemeinsames Auto. Die Kinder lernen in den ersten Jahren nur Spanisch und gehen ganz normal zur Schule. Es gibt aber tatsächlich auch indigene Gruppierungen im Park Yasuní, die abgeschieden leben und den Kontakt zur Außenwelt meiden.

Zunächst besuchen wir die Mutter des Guides. Sie lebt in einem typischen selbstgebauten Holzhaus, das auf Stelzen steht und damit etwas erhöht ist. Das Dach ist mit Palmblättern bestückt. So ein Haus hält wohl etwa zwanzig Jahre, danach müssen sie ein neues bauen.

Ich habe leider kein Bild vom ganzen Haus, da ich viel zu viel mit den riesigen Hühnern beschäftigt war, die unter dem Haus herum liefen. Ich habe eine Hühnerphobie und da hat man es in Ecuador nicht immer leicht. Die anderen vertreiben die Hühner netterweise für mich, aber das macht es nicht besser, da sie wie kleine schnelle Dinosaurier davonlaufen.

Endlich im Haus angekommen, erzählt uns der Guide, dass sein jüngster Sohn am folgenden Tag von einem Schamanen gereinigt wird, da er seit er ein Baby ist angeblich von bösen Geistern betroffen ist und regelmäßig gereinigt werden muss. Er bietet uns an, dass wir auch eine Reinigung bekommen können, vielleicht die perfekte Gelegenheit meine Hühnerphobie zu überwinden, also sage ich neben zwei anderen zu.

Kleiner Spoiler: ich habe immer noch Angst vor Hühnern.

Es ist trotzdem eine interessante Erfahrung. Man setzt sich vor dem Schaman hin, der normale Kleidung anhat. Er raucht etwas und trinkt Ayahuasca. Danach nimmt er ein Büschel Blätter und streicht damit immer wieder über meinem Kopf. Dabei singt er irgendetwas. Nach etwa 20 Minuten ist er fertig und ich kann aufstehen.

Anschließend machen wir noch eine Nachtwanderung. Außer jede Menge Vogelspinnen sehen wir nicht viel, aber es ist trotzdem schön.

Auch tagsüber sehen wir nicht viel, aber hier und da springen dann doch Affen in den Bäumen herum oder man sieht sehr große Insekten.

Wir haben aber noch sehr viel über deren Kultur und Wissen gelernt. Unter anderem, wo man Wasser findet, wenn nichts in der Nähe ist: einfach eine bestimmte Art Liane aufschneiden und das Wasser daraus trinken.

Sie zeigen uns auch wie man einen Korb aus einer Palmpflanze flechtet. Ich habe etwas länger, nämlich drei Stunden gebraucht und Hilfe bekommen. Es ist am Anfang nicht einfach, aber mit Geduld klappt es.

Auch haben wir eine Papaya gejagt mit einem alten Jagdinstrument. Es werden kleine Pfeile in eine Art Röhre gesteckt und dann wir durchgepustet. Es ist sogar erstaunlich einfach.

Auch sonst haben sie uns viel über ihre Kultur erzählt und wir haben viel gelernt. Es ist eine interessante Erfahrung gewesen.

Das einzige Problem sind die Mücken. Wir kamen mit unzähligen Mückenstichen nach Hause, obwohl wir uns alle in Mückenspray gebadet haben. Da bin ich doch froh, dass es hier in Pomasqui auf 2500m Höhe zwar immer noch Mücken, aber nicht so viele gibt.

Antisana und Papallacta

Ecuador ist so ein schönes Land. Das wird mir auch bei diesem kurzen Tagesausflug zum Nationalpark Antisana wieder einmal klar.

Der Antisana ist mit 5753m der vierthöchste Vulkan Ecuadors und liegt in einem großen Nationalpark, in dem Pumas, Brillenbären oder das seltene Bergtapir umherstreifen. Auch das Wappentier Ecuadors, der Kondor, lebt in diesem Reservat. Der Kondor ist in Ecuador jedoch fast ausgestorben, denn es gibt nur noch weniger als 100 Tiere.

Der Antisana ist tatsächlich nicht so weit weg von Quito und ist fast der einzige Vulkan, den man von unserer Dachterrasse aus sehen kann, wenn auch nur bei gutem Wetter und nur ganz leicht. Dennoch brauchen wir drei Stunden mit dem Auto, um in den Nationalpark zu fahren. Als wir dann aber im Nationalpark ankommen, werden unsere Erwartungen nicht enttäuscht.

Rehe! Zwar kein Brillenbär, Puma oder Bergtapir, aber Rehe! Ich habe tatsächlich noch nie so viele auf einmal gesehen. Immer wieder können wir ein Dutzend Rehe in der Ferne (die tatsächlich gar nicht so fern ist) beobachten. Bei Entfernungen von teilweise nur noch vier Metern, wo deutsche Rehe schon längst weggelaufen wären, bleiben sie hier noch gemütlich stehen und grasen. Ich hoffe nur, dass sie bei einem Puma ein bisschen schneller weglaufen als bei mir.

Nahe am Vulkan Antisana gehen wir dann an einer Lagune wandern auf etwa 4000m Höhe.

Ein lustiger Vogel hat uns auf dem Wanderweg begleitet und ist uns die ganz Zeit vorweggelaufen, hat dabei immer wieder kurz angehalten, um wahrscheinlich auf uns zu warten.

Natürlich halten wir auch nach dem Kondor Ausschau, werden jedoch zunächst ziemlich enttäuscht. Wir besuchen eine Schlucht, an dessen Felsen Kondor-Nester sein sollen. Jedoch sehen wir nicht einen einzigen Kondor und müssen uns stattdessen mit einem Kolibri zufrieden geben.

Später jedoch erspähen wir etwa sechs Kondore in der weiten Ferne, die sogar auf uns zufliegen. Am Ende fliegen sie direkt über uns hinweg, eine unglaubliche Erfahrung.

Nach diesem aufregenden Erlebnis und der schönen Wanderung, fahren wir am frühen Abend nach Papallacta, um in den schönsten Thermalbädern Ecuadors auf über 3000m Höhe draußen baden zu gehen. Das heiße Wasser der Thermalbäder von Papallacta geht aus den Felsen des noch aktiven Vulkan Antisana hervor und ist zwischen 36° und 40° Celsius heiß. Daneben gibt es aber auch eiskalte Naturbäder.

Wir baden und entspannen uns, während es dunkel wird und bleiben über vier Stunden im Wasser. Besser hätte man den Tag nicht ausklingen können…