Hier mal ein kleiner Beitrag zur kulinarischen Küche Ecuadors. Ecuadors Küche ist recht vielseitig und unterscheidet sich je nach Region. Die Anden, der Regenwald, die Küste und Galápagos haben ganz unterschiedliche Klimazonen, sodass in Ecuador eigentlich jedes Gemüse und Obst wachsen kann.
Ich fange bei mir zu Hause in den höheren Anden an. Hier werden hauptsächlich Mais, Kartoffel (die je nach Höhenlage, in der sie angebaut werden, anders schmecken sollen), Lupinen und Bohnen angebaut.
Die bekanntesten bzw. mir bekannten Maissorten (es gibt eigentlich aber viel mehr) sind „Maíz Blanco“, „Maíz Amarillo“, „Mote“ und „Canguil“ (das uns bekannte Popcornmais), die wiederum in verschiedensten Formen auftreten. So werden aus Maismehl „Arepas“ (Maisfladen) gemacht oder klein gehackte Maiskörnern zusammen mit Milch gekocht, was „Morocho“ genannt wird (also eine Art Milchmaissuppe).
Einer der ersten Dinge die mir aufgefallen ist: Popcorn ist hier nicht nur ein Snack, sondern wird oft zu Cremesuppen gegessen. Auch „Tostado“ (oben im Bild zu sehen) oder „Mote“ (große Maiskörner, die lange gekocht wurden) sind oft Beilage bei Gerichten.
Was ich persönlich jedoch tausendmal ekeliger finde als die Schnecken, ist das Fleisch, was auf der Straße verkauft wird. Ganze hängende tote Schweine oder tote Hühner mit Kopf und Füßen sehe ich eigentlich immer, wenn ich durch Pomasqui laufe. Die Ecuadorianer essen nämlich alles vom Tier, die Innereien, Ohren, Füße, Kopf – alles! (Anders als wir Deutsche, die fast nur Filetstücke essen, außer es handelt sich um eine Wurst, und den Rest wegwerfen oder nach China exportieren)
In einer Suppe finden sich zum Beispiel oft Hühnerfüße. Hähnchen ist auch mit Abstand das Tier, was am meisten in Ecuador gegessen wird. Wenn ich wetten würde, was das meistgegessene Gericht Ecuadors ist, würde ich sagen: Reis mit Hähnchen.
Neben Reis mit Hähnchen ist ein Nationalgericht Ecuadors „Salchipapas“, wobei es sich eigentlich nur um Pommes und einer Wurst mit ganz viel Ketchup und Mayo handelt – relativ unspektakulär.
In den Anden Ecuadors wird auch „Cuy“ (Meerschweinchen) gegessen. Ja, hier werden gerne Meerschweinchen gebrutzelt, am liebsten im ganzen und über dem Feuer aufgespießt, was sehr fies aussieht. Gerade in meiner Region und in meinem Projekt halten viele Menschen Meerschweinchen, da sie als Delikatesse gelten und sich dementsprechend zu einem hohen Preis verkaufen lassen.
Mein absolutes Lieblings-Nationalgericht (was nicht schwer ist, da es das einzige vegane Nationalgericht ist) sind „Cervichochos“. Die werden überall auf der Straße verkauft und für einen Dollar bekommt man eine kleine Portion. Es handelt sich dabei um Lupinen in einer Limetten-Tomatensuppe mit Zwiebeln, Koriander und als Topping Bananenchips, „Tostado“ und Popcorn. Es ist sehr gesund und richtig lecker.
Der Name „Cervichochos“ ist übrigens eine Kombination aus „Chochos“ (auf Deutsch: Lupinen) und Cerviche. Cerviche ist ein typisches Gericht in der Küstenregion Ecuadors. Hierbei handelt es sich um eine kalte Fischsuppe, wobei es Fisch, Meeresfrüchte oder Garnelen enthalten kann. Daneben werden auch gerne Krabben gegessen, die auch in Pomasqui einmal die Woche auf der Straße lebendig verkauft werden. Durch die Nähe zur Küste kann nämlich auch in den Anden relativ frischer Fisch gegessen werden.
Typisch nicht nur für die Küsten-, sondern auch für die Regenwaldregion, ist die Kochbanane, die man in ganz verschiedenen Formen essen kann: „Patacones“ (frittiert und zerstampfte Kochbanane), „Bolón de Verde“ (gekochter Bananenbrei zu einer Kugel geformt mit Käse gefüllt), „Tigrillo“ (gebratene Kochbanane oft mit Ei und Käse) oder „Empanadas de Verde“ (mit Käse oder Hänchen gefüllte Teigtaschen aus Kochbanane).
Empanadas werden nicht nur aus Kochbanane, sondern auch einfach aus Mehl zubereitet und sind ebenfalls ein sehr typisches Gericht in Lateinamerika überhaupt.
Neben „Cervichochos“ sind „Patacones“ die vegane Option, die ich essen, wenn ich unterwegs bin. Aber auch in unserer WG kochen wir oft mit Kochbanane. (In einer WG zu leben, ist übrigens mein großes Glück, da die ecuadorianische Küche doch sehr fleischlastig ist und ich so immer Zuhause kochen kann.)
Um das hier mal kurz als Fakt zu erwähnen: kein anderes Land der Welt exportiert so viele Bananen wie Ecuador. Jeder, der diesen Blog liest, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal eine ecuadorianische Banane gegessen.
In Ecuador selbst gibt es jedoch nicht nur die einfache Banane, die wir kennen, sondern auch kleinere süßere Bananen, „Plátano Verde“ (die Kochbanane, von der eben bereits berichtet habe), „Plátano Maduro“ (eine süße Kochbanane, die meistens einfach frittiert als Beilage gereicht wird) oder sogar pinke Bananen. Natürlich gibt es noch sehr viel mehr Sorten, das sind jedoch die bekanntesten.
Ein weiteres typisches Gericht in Ecuador ist die „Menestra“, gekochte Bohnen, Erbsen oder Linsen mit Reis serviert. Im Kindergarten gibt es die „Menestra“ jeden Freitag, da freitags immer ohne Fleisch gekocht wird und freitags arbeite ich glücklicherweise immer im Kindergarten.
Vor allem in der Regenwaldregion ist Yuca (eine Wurzel, von der ich bereits berichtet habe) typisch. Sie wird oft einfach nur gekocht oder anschließend noch frittiert. Typisch ist auch „Pan de Yuca“ (Yuca-Brot), das oft an der Straße verkauft wird.
Die ecuadorianische Küche ist nicht scharf, jedoch wird eigentlich zu jedem Essen „Ají“ (eine Chilisauce) zugereicht. Diese Sauce besteht aus Chili, Zwiebeln, Koriander, Salz, Limetten und „Tomate de Àrbol“. Bei letzterem handelt es sich um eine Frucht, aus der man auch Saft machen kann. Diese Chilisauce ist aus meiner Sicht als Chililiebhaber einer fantastischsten Dinge, die die ecuadorianische Küche zu bieten hat.
(sie sehen im Geschmack und Aussehen Tomaten ähnlich, wachsen jedoch als Frucht an einem Baum)
In Ecuador ist das Mittagessen die wichtigste Mahlzeit. In den meisten einfachen Restaurants wird das sogenannte „Almuerzo“ (Mittagessen) angeboten. Es handelt sich dabei um ein täglich wechselndes festes Menü mit einer Suppe als ersten Gang (Ecuador ist auch ein Suppenland) und Reis mit Fleisch (meistens Hähnchen) als zweiten Gang. Dazu gibt es meist einen „Jugo“ (Saft). Das „Almuerzo“ kostet nur 2,50-3 Dollar. Auch in meiner Stiftung gehen die Mitarbeiter meistens mittags „Almuerzo“ essen. Selten komme ich mit und esse dann eben Reis mit Reis und mit „Ají“ (die Chilisauce rettet mich da wirklich).
Wie sich schon bemerkbar gemacht hat, ist das Essen, vor allem Obst und Gemüse, sehr günstig in Ecuador. Das Obst ist jedoch nicht nur günstig, sondern auch sau lecker und vielfältig. Ich muss gestehen, dass ich allgemein kein so großer Fan von der ecuadorianischen Küche bin, da viel frittiert wird und sie sonst sehr fleischlastig ist, mal ganz davon abgesehen, dass hier Reis jeden Tag gegessen wird. In das Obst habe ich mich jedoch verliebt und neben Ananas, Mango, Papaya, Bananen und Maracuya neue Obstsorten kennengelernt, von denen ich früher nicht wusste, dass sie existieren.
Hier kommen meine Lieblingsobstsorten, die ich neu kennengelernt habe:
Ich habe vergessen ein Foto von einer weiteren Frucht zu machen: „Babaco“ (wird gekocht mit Zimt gegessen oder als Saft getrunken und schmeckt ein bisschen wie Apfel), einfach mal die Frucht nachrecherchieren, falls es jemanden interessiert.
Wie man es sich denken kann, wird in Ecuador sehr viel Saft getrunken. Meine absoluten Lieblingssäfte sind dabei Ananassaft, „Guanábana“-Saft und „Tomate de Árbol“-Saft. Die Säfte enthalten jedoch auch oft sehr viel Zucker, denn in Ecuador mag man es süß. Auch Softgetränke sind sehr beliebt hier.
Früchte wie Ananas, Bananen sind aufgrund des ganzjährig tropischen Klimas das ganze Jahr über erhältlich. Bei vielen anderen Früchten schwankt der Preis immer ein bisschen. Es gibt aber auch Früchte wie „Zapote“, „Achotillo“ oder „Cherimoya“ die nur zu einer bestimmten Saison verkauft werden, so wie in Deutschland Erdbeeren (die man in Ecuador übrigens wiederum das ganze Jahr über kaufen kann). Einer der Früchte, die fast nur von Dezember bis Februar erhältlich ist, ist die Mango. In der Mango-Zeit gibt es dann aber auch gleich mehrere Sorten, unter anderem kleine Mangos, die so saftig sind, dass man sie isst, indem man sie ausquetscht und dabei die Flüssigkeit absaugt. Es ist eine echte Schmiererei, aber richtig lecker.
Bevor ich diesen Beitrag beende, muss ich noch eine kulinarische Besonderheit in Ecuador loswerden, die ich einfach nicht verstehe: saures Obst, allen voran Maracuya, Zitrone und noch nicht ganz so reife Mango wird mit Salz gegessen, ja mit Salz! Ich habe es natürlich selbst oft genug probiert und ich mag auch saures Obst, aber mit Salz? Ehrlich gesagt, verstehe ich, egal wie oft ich „Limón con Sal“ oder „Mango con Sal“ probiert habe, auch nach einem Jahr nicht, was das Salz da jetzt soll und warum das jetzt so viel besser mit Salz schmeckt. Jeder Ecuadorianer und jede Ecuadorianerin, den/die ich kenne, schwört jedoch darauf.
Auch nach einem Jahr bleiben für mich immer noch ungeklärte Fragen…