Ich bin bereits seit fast einem Monat wieder in Europa. Bald beginnt für mich das Studium. Meine Zeit in Ecuador fühlt sich jetzt schon an wie ein längst vergangener Traum. In diesem allerletzten Beitrag möchte ich 5 Sachen teilen, die ich an meiner Zeit im Freiwilligendienst in Ecuador besonders wertschätze und vermisse.
1. die vielseitige Arbeit
In meinem Freiwilligendienst habe ich praktisch fast jeden Tag etwas anderes gemacht, vom Halten eines Vortrags bis hin zu Kompostarbeit. Oft war die Arbeit körperlich anstrengend, manchmal musste ich einfach nur meinen Kopf einschalten. Für diese Abwechslung bei meinem Freiwilligendienst bin ich unheimlich dankbar, und ich weiß nicht, ob ich das jemals wieder so haben werde.
2. der geringe Stress
Ich musste nur 30 Stunden die Woche arbeiten. Manchmal habe ich ein bisschen mehr gearbeitet, manchmal ein bisschen weniger und so hatte ich auch unter der Woche viel Zeit, Spanisch zu lernen, Sport zu machen, andere Freiwillige zu treffen, mit meinen Mitbewohnern zu plaudern, Einkäufe zu erledigen, Beiträge wie diesen zu schreiben, meinen nächsten Ausflug zu planen oder mich einfach zu entspannen. Ich hatte so gut wie keinen Stress und hatte lange nicht mehr so einen guten Schlafrhythmus wie in Ecuador.
3. die Lockerheit und Spontanität
In Ecuador sind die meisten Menschen, denen ich begegnet bin, sehr locker und spontan. Wenn ich Menschen in Ecuador über WhatsApp schreibe, antworten sie mir in der Regel sofort. Zeit ist auch immer da und ich konnte vieles spontan mit anderen Menschen unternehmen. Es gibt auch in Ecuador viele Regeln, wenn sie jedoch aus Sicht der Leute keinen Sinn machen, werden sie auch nicht zwingend eingehalten.
4. die Früchte
Ecuador als tropisches Land hat zahlreiche Früchte zu bieten, von Ananas zu Blaubeeren einfach alles. Auch nach einem Jahr, kenne ich sicherlich immer noch nicht alle Früchte. Diese Früchte sind noch dazu ziemlich günstig: mit 5$ kann man beispielsweise 100 Bananen einkaufen. Am meisten werde ich wohl Mango, Ananas, Pitahaya, Guanábana und Cherimoya vermissen. Die ecuadorianische Küche dagegen würde ich mit der mediterranen ungern tauschen wollen.
5. die Natur
Ecuador hat die größte Biodiversität pro Fläche der Welt. Die Küstenregion, die Anden, der Amazonasregenwald und natürlich die Galápagos-Inseln gehören alle zu Ecuador, flächenmäßig mit Großbritannien vergleichbar. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so viel gesehen wie in diesem Jahr. An einem Tag konnte ich auf 5000m Höhe im Schnee wandern, zwei Tage später auf einem Kanu im Amazonasregenwald sein.
Insgesamt muss ich sagen, dass es ein unvergessliches Jahr für mich war, und ich würde jedem empfehlen ebenfalls ein Freiwilligendienst im Ausland zu machen. Es sind Erfahrungen, die man nie vergessen wird.
Ich konnte nicht von allen Reisen berichten, weswegen ich hier nochmal zumindest ein paar Fotos von den Reisen zum Abschluss teile, von denen ich nicht berichtet habe.
Fotos von Vögeln aus dem Nebelwald, wo ich insgesamt sechsmal war:
Fotos aus Olón, ein Küstenort, wo ich eine Woche lang war und versucht habe, surfen zu lernen:
Und zuletzt noch Fotos vom Intag-Tal, ein interessanter Ort, wo viel Natur ist und viel angebaut wird, und der zum Nebelwald gehört:
Ich glaube das war alles. Meine einjährige Reise durch Ecuador hat sein Ende gefunden. Ich hoffe, dass ich euch mitnehmen konnte und bedanke mich bei allen, die immer aufmerksam und interessiert meinen Blog verfolgt haben. Tschau!
Ich bin immer noch in Ecuador. Doch es ist mein letzter Tag und heute fliege ich nach Hause. Dieser Beitrag wird der vorletzte Beitrag in diesem Blog sein und der letzte, den ich in Ecuador schreibe. Doch es ist ein für mich sehr wichtiger Beitrag, in dem ich teilen möchte, was gerade aktuell in Ecuador passiert.
Ecuador ist ein Entwicklungsland und Ecuadors Wirtschaft zu einem großen Teil vom Export von Erdöl abhängig, danach kommen schon Bananen, Schrimps, Thunfisch, Kakao und Blumen. Seid der Pandemie geht es der Wirtschaft Ecuadors wesentlich schlechter und sie hat sich bisher noch nicht wirklich erholt. Die Arbeitslosenrate ist sehr hoch und damit steigt die Kriminalität.
Im „Global Peace Index“ von 2023 ist Ecuador innerhalb eines Jahres um 24 Plätze nach unten gerutscht, was vor allem daran liegt, dass die Fälle von Gewaltkriminalität und Tötungsdelikte organisierter krimineller Gruppen, die auf Drogenhandel spezialisiert sind, zunehmen. Dies gilt vor allem für die Küstenregion, allen voran für die Provinz Esmeraldas und die größte Stadt Ecuadors, Guayaquil. Doch auch in der Küstenstadt Manta, die zusammen mit Puerto Lopéz und Canoa (Orte an denen ich war und ich zu geschrieben habe) in der eher als ruhiger geltende Provinz Manabí liegt, wurde vor zwei Wochen der Bürgermeister erschossen. In diesen und noch anderen Provinzen der Küste herrscht Ausnahmezustand. Der Drogenhandel nimmt zu in Ecuador und macht vielleicht erst in Deutschland am Hamburger Hafen halt.
Was hat der Hamburger Hafen damit zu tun? Nun, falls ihr es nicht mitgekriegt habt: im Dezember letzten Jahres wurden 3,6 Tonnen Kokain aus Ecuador im Hamburger Hafen teilweise zwischen den Thunfischkonserven (wir erinnern uns: Ecuador exportiert gerne Thunfisch) gefunden. Wer weiß, was nicht gefunden wurde…
Auch im Rest von Ecuador hat die Kriminalität zugenommen, wenn auch nicht vergleichbar. In Pomasqui, wo ich lebe, erzählen mir die Menschen, dass man früher noch nachts im Dunkeln hier (nicht in Quito) noch draußen sein konnte, heute jedoch nicht mehr. Stattdessen passieren auch bei mir in der Umgebung immer mehr Raubüberfälle, von denen man mitkriegt.
Es gibt momentan wenig Hoffnung, dass sich sowohl die Wirtschaft als auch die Sicherheit des Landes schnell wieder verbessert, denn auch die politische Situation ist nicht stabil, denn Ecuador hat momentan Parlament. Der Präsident, Guillermo Lasso, hat vor ein paar Monaten das Parlament aufgelöst, da er keine Mehrheit im Parlament hatte und das Parlament ihn absetzen wollte. Nun gibt es am 20. August Neuwahlen.
Am 20. August wird jedoch nicht nur der Präsident neu gewählt, sondern es finden noch zwei weitere entscheidende Wahlen statt. Es wird nämlich darüber entschieden, ob im „Parque Yasuní“ Erdöl gefördert werden darf und ob im „Chocó Andino“ Kupfer, Gold und Silber abgebaut werden dürfen.
Bei der Entscheidung über den „Parque Yasuní und der über den „Chocó Andino“ handelt es sich um zwei unterschiedlichen Wahlen, die jeweils durch zwei unterschiedliche tausendfach unterschriebenen Petitionen zustande gekommen sind. Dennoch ist der Kernkonflikt in beiden Regionen der gleiche: der Erhalt der Natur und die Einheimischen gegen die Wirtschaftsinteressen Mächtiger.
Der „Parque Yasuní“ ist von der UNESCO als Biosphärenreservat erklärt worden und der größte Nationalpark Ecuadors. Er liegt im Amazonasregenwald ganz im Osten des Landes. Über meinen Aufenthalt dort habe ich bereits einen Beitrag veröffentlicht, auch über die Erdölförderungen ganz in der Nähe des Nationalparks. Die Biodiversität im Yasuní ist unglaublich hoch, einer der artenreichsten Orte der Welt, doch nicht nur das: der Yasuní beheimatet mehrere indigene Gruppen mit jeweils unterschiedlicher Kultur und Sprache. Zwei dieser indigenen Gruppen leben bis heute in freiwilliger Isolation. Sie sind durch die Erdölförderungen besonders bedroht. Durch die Petition zum Stopp der Erdölförderung im Yasuní, haben die Ecuadorianer nun die Wahl am 20. August mit ja für den Stopp der Erdölförderung zu stoppen oder eben mit nein.
Beim „Chocó Andino“, das ebenfalls von der UNESCO als Biosphärenreservat erklärt worden ist (übrigens genauso wie Galápagos), handelt es sich ebenfalls um einen der artenreichsten Orte der Welt. Der „Chocó Andino“ beginnt direkt bei mir um die Ecke, keine 15 Minuten mit dem Bus entfernt in Calacalí. Ich habe bereits über Mindo, Maquipucuna und den Pululahua-Krater berichtet, Orte, die Teil des „Chocó Andino“ sind. Zur Wahrheit gehört jedoch, dass ich den Chocó Andino übers Jahr gesehen ganze 13 Mal besucht habe, denn keinen anderen Ort in Ecuador habe ich mehr besucht und mehr ans Herz geschlossen wie diesen, nicht nur aufgrund dessen Nähe zu meiner WG. An keinem anderen Ort in Ecuador habe ich so viele Kolibris gesehen wie hier, genauso wie bunte Vögel, Wasserfälle, Orchideen und zahlreiche andere tropische Pflanzen. Auch den Brillenbären durfte ich hier begegnen sowie Kaffee und Kakao probieren.
Im „Chocó Andino“ haben jetzt zwölf Minenprojekte die Genehmigung der Regierung erhalten, Kupfer, Gold und Silber abzubauen. Dies ist auch, soweit ich das in den ecuadorianischen Nachrichten richtig lese, rechtlich nicht mehr rückgängig zu machen. Bei der Volksabstimmung für oder gegen den Stopp des Abbaus von Metallen im „Chocó Andino“ geht es vor allem um weitere neue Minenprojekte, die verhindert werden können.
Gestern erst war ich das letzte Mal im Chocó Andino und habe dort bei Einheimischen nachgefragt, was sie abstimmen werden. Die, die ich getroffen habe, sagen deutlich, dass sie für den Stopp stimmen werden und das das auch die meisten in der Region so sehen, denn viele leben vom Ökotourismos. Dennoch meinen auch dort und woanders Leute, dass durch den Abbau neue Arbeitsplätze entstehen, und dass sich Ecuadors Wirtschaft dadurch wieder verbessert. Ich bezweifle jedoch, dass das Geld am Ende wirklich bei den Menschen ankommt und nicht doch eher bei den großen Konzernen und der korrupten Regierung.
Ecuador hat eine Fläche etwa so groß wir Großbritannien. Auf dieser Fläche ist die Artenvielfalt jedoch so hoch wie in keinem anderen Land der Welt. Ecuador hat also die größte Biodiversität pro Fläche auf der ganzen Welt. 2008 hat Ecuador als einziges Land der Welt die Natur in der Verfassung zur eigenständigen Rechtsperson erklärt. Ecuador hat meiner Meinung nach deswegen ein großes Potenzial, diese einzigartige Natur zu schützen und ich hoffe das sich die Menschen in Ecuador trotz schlechter Wirtschaftslage, hoher Arbeitslosigkeit und Kriminalität für den Erhalt der Natur Ecuadors entscheiden und andere nachhaltigere Wege finden, Arbeitsplätze zu schaffen, wie durch mehr Ökotourismus.
Ich hoffe, dass hat einen guten Einblick darüber gegeben, was gerade im Land passiert, doch jetzt muss ich noch meine restlichen Sachen zusammenpacken, denn in ein paar Stunden geht es los zum Flughafen und dann nach einem Jahr Ecuador zurück nach Deutschland…
In diesem Beitrag geht es um den wohl wichtigsten bildenden Künstler Ecuadors des 20. Jahrhunderts und um Schokolade, die in Ecuador hergestellt wird. Wie das eine mit dem anderen zusammenpasst? Gar nicht. Jedoch gibt es einen roten Pfaden und das ist der Kolonialismus.
In Quito kann man die „Capilla del Hombre“ (deutsch: Kapelle des Menschen) besuchen. Es ist ein Museum, das auf Wunsch vom Künstler Guayasamín selbst ab 1996 errichtet worden ist. Hier werden nicht nur die Werke Guayasamíns ausgestellt, sondern auch ein künstlerisch gestalteter Überblick lateinamerikanischer Geschichte und kulturellen Erbes. Guayasamín erlebte die Eröffnung des Museums 2002 nicht mehr, da er selbst 1999 mit 79 Jahren an einem Herzinfarkt starb.
Doch wer ist dieser Künstler? Guayasamín wurde 1919 in Quito geboren und war eins von zehn Kindern eines indigenen Vaters und einer mestizischen Mutter (also mit sowohl indigenen als auch europäischen Vorfahren). Er stammte aus einfachem Hause, schaffte es aber schon früh durch seine künstlerischen Fähigkeiten und seinen Freigeist bekannt zu werden und seine Werke zu verkaufen.
Mit dem eingenommenen Geld machte Guayasamín unter anderem eine Reise durch Südamerika. Die Eindrücke dieser Reise inspirierten ihn zu seinem ersten Bilderzyklus „Huacayñán“ (Kichwa, deutsch: Der Weg der Tränen), in dem er besonders das Elend und die Unterdrückung der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas thematisierte. Später kamen dann noch die Bilderzyklen „La Edad de la Ira“ (deutsch: Das Zeitalter des Zorns) und „La Edad de la Ternura (deutsch: Das Zeitalter der Zärtlichkeit) dazu.
Dieses kegelförmige Wandgemälde im Inneren der Kuppel der „Capilla del Hombre“ stellt die Kämpfe der Arbeiter in den Silberminen von Potosí, Bolivien, dar, wo im 17. Jahrhundert tausende von indigenen Bergleuten ums Leben kamen.„Lágrimas de Sangre“ (deutsch: Bluttränen) ist ein bekanntes Bild aus dem Bilderzyklus „La Edad de la Ira“.Ebenfalls (wie sich unschwer erkennen lässt) Bilder der „Edad de la Ira“, des Zeitalters des Zorns.„El Guitarrista“ ist ebenfalls ein bekanntes Bild der „Edad de la Ira“„Ternura“ (eine Frau, die schützend über ihr Kind die Hände erhebt)„Von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt wurden wir Zeugen des größten Elends: Dörfer aus schwarzem Schlamm, auf schwarzer Erde, mit Kindern, die mit schwarzem Schlamm bedeckt waren; Männer und Frauen mit Gesichtern aus von der Kälte verbrannter Haut, in denen die Tränen jahrhundertelang gefroren waren, bis man nicht mehr wusste, ob sie aus Salz oder Stein bestanden; Musik von Schlägern und Nörglern, die die unermessliche Einsamkeit ohne Zeit, ohne Götter, ohne Sonne, ohne Getreide, nur Schlamm und Wind beschrieben.“ – Guayasamín
Guayasamín setzte sich für eine Erinnerungskultur des aufgrund des Kolonialismus indigenen Leides ein, das bis heute nachwirkt und damit auch für eine Verbesserung der Lebensbedingungen indigener Völker in den lateinamerikanischen Ländern, die bis heute benachteiligt werden. Mit seinen expressionistischen Bildern versuchte er das Leid der Indigenen auszudrücken.
1976 gründete er die Stiftung Guayasamín. Ziel der Stiftung ist, das kulturelle Erbe des Volkes und besonders der Indigenen zu sammeln und zu bewahren. Bis zu seinem Tod war Guayasamín Präsident der Stiftung, heute wird sie von seinen Kindern geleitet.
Außer den Bildern, die den drei Zyklen zuzuordnen sind, malte er auch immer wieder Portraits anderer Künstler oder Politiker, aber auch Blumen und Landschaften Ecuadors, die sowohl von der Schönheit als auch von der Bedrohung des Landes künden.
ein Selbstportrait „El Toro y el Cóndor“ (deutsch: Der Stier und der Kondor) Der südamerikanische Kondor besiegt den spanischen Stier, ein Sinnbild der Unabhängigkeitskriege.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich eigentlich kein großer Fan von Kunstmuseen bin und mich für Kunst allgemein nicht so stark interessiere. Es erinnert mich dann doch zu sehr an langweiligen Schulunterricht. Guayasamín jedoch fand ich als Künstler sehr interessant und seine Werke eindrücklich. Es wird meiner Meinung nach immer noch viel zu wenig über den Kolonialismus und seine Folgen aufgeklärt (auch in Deutschland). Und wichtig wäre dabei meiner Meinung nach auch die Sicht der indigenen Völker zu berücksichtigen…
Jetzt kommen wir zur Schokolade, was gerade schon ein bisschen sehr harter Themenwechsel ist, aber gut. Ich habe ja mal im letzten Beitrag erwähnt, dass Ecuador der größte Exporteur von Bananen ist. Bei Kakao ist Ecuador nach Ghana und Elfenbeinküste immerhin an dritter Stelle. Jedoch wurde der älteste Kakao bereits vor 5000 Jahren angebaut und zwar dort, wo heute Ecuador liegt.
Ganz besonders stolz ist man in Ecuador zudem auf die Kakaobohne „Fino de Aroma“ bzw. „Arriba“ oder „Nacional“, dessen charakteristische Farbe anders als die gewöhnliche Kakaobohne nicht rot sondern gelb ist. Sie hat ein einzigartiges Aroma. Bei dieser Kakaosorte ist Ecuador als Exporteur weltweit führend.
hier die gewöhnliche rote Kakaobohneund hier die gelbe Sorte
Trotzdem wird auch in Ecuador bisher hauptsächlich nur der rohe Kakao exportiert, das große Geld dagegen verdienen bekannte Schokoladenfirmen in Europa, die den Kakao in Schokolade umwandeln und sie dann verkaufen. Ist das nicht totaler Irrsinn? Ecuador exportiert seinen rohen Kakao nach Europa und Europa exportiert die fertige Schokolade dann in aller Welt bis nach Ecuador und macht das große Geld.
Das alles ist natürlich kein Zufall und hängt stark mit dem Kolonialismus zusammen und der noch heute daraus bestehenden Strukturen. In der Schule habe ich gelernt, dass die europäische Union bei Entwicklungsländern hohe Einfuhrsteuern auf produzierte Waren setzt, auf Rohwaren jedoch nicht. Die europäische Union verfolgt dabei das Interesse, die heimischen Firmen zu schützen und betreibt damit Protektionismus auf Kosten von Entwicklungsländern. Der Kakao ist nur ein Beispiel, das selbe gilt auch für Kaffee und andere Waren und natürlich lässt sich mit der Schokolade viel mehr Geld machen als mit dem Rohkakao.
Warum betreiben wir Entwicklungshilfe, wenn wir nicht mal dazu bereit sind, diesen Ländern die Chance zu geben ihren eigenen Markt selbst aufzubauen?
Trotzdem gibt es mittlerweile ecuadorianische Schokoladenhersteller, die angefangen haben, nicht nur den Kakao in Ecuador anzubauen, sondern auch die Schokolade in Ecuador herzustellen. Einer der ersten Firmen (mittlerweile gibt es eine Handvoll), die das praktiziert haben, ist unter anderem „Paccari“ (Kichwa, Deutsch: Sonnenaufgang). Diese Firma produziert laut einer Auszeichnung die nachhaltigste Schokolade der Welt und kann mittlerweile in jeden größeren Supermarkt in Ecuador gekauft werden. Sie ist nur sehr teuer, was wohl auch an den großen sozialen und ökologischen Ansprüchen der Firma liegt.
ein großes Sortiment ecuadorianischer Schokolade
Ich selbst habe ja schon mehrmals von meinen Verkostungen ecuadorianischer Schokolade berichtet und bin immer wieder begeistert. Meine liebe zu Schokolade ist hier in Ecuador nochmal größer geworden…
Hier mal ein kleiner Beitrag zur kulinarischen Küche Ecuadors. Ecuadors Küche ist recht vielseitig und unterscheidet sich je nach Region. Die Anden, der Regenwald, die Küste und Galápagos haben ganz unterschiedliche Klimazonen, sodass in Ecuador eigentlich jedes Gemüse und Obst wachsen kann.
Ich fange bei mir zu Hause in den höheren Anden an. Hier werden hauptsächlich Mais, Kartoffel (die je nach Höhenlage, in der sie angebaut werden, anders schmecken sollen), Lupinen und Bohnen angebaut.
Die bekanntesten bzw. mir bekannten Maissorten (es gibt eigentlich aber viel mehr) sind „Maíz Blanco“, „Maíz Amarillo“, „Mote“ und „Canguil“ (das uns bekannte Popcornmais), die wiederum in verschiedensten Formen auftreten. So werden aus Maismehl „Arepas“ (Maisfladen) gemacht oder klein gehackte Maiskörnern zusammen mit Milch gekocht, was „Morocho“ genannt wird (also eine Art Milchmaissuppe).
„Maíz Amarillo“ wird in der Regel in der Pfanne geröstet und kann als „Tostado“ ähnlich wie Popcorn einfach so gegessen werden
Einer der ersten Dinge die mir aufgefallen ist: Popcorn ist hier nicht nur ein Snack, sondern wird oft zu Cremesuppen gegessen. Auch „Tostado“ (oben im Bild zu sehen) oder „Mote“ (große Maiskörner, die lange gekocht wurden) sind oft Beilage bei Gerichten.
Hier ein typisches einfaches Essen aus Maiskolben, dicken Bohnen und Kartoffeln mit einem kleinen Salat bei einem Restaurant im Pululahua-Krater. Ich muss zugeben, dass normalerweise oft noch Käse oder Fleisch dazu gereicht wird, ich als Veganer habe darauf einfach mal verzichtet. es gibt auch schwarzen Mais zu kaufenSchnecken werden in den Anden auch gegessen. Bei mir in der Stiftung haben einige Frauen diese Art von Schnecken in der Regenzeit gesammelt, um sie zu kochen.
Was ich persönlich jedoch tausendmal ekeliger finde als die Schnecken, ist das Fleisch, was auf der Straße verkauft wird. Ganze hängende tote Schweine oder tote Hühner mit Kopf und Füßen sehe ich eigentlich immer, wenn ich durch Pomasqui laufe. Die Ecuadorianer essen nämlich alles vom Tier, die Innereien, Ohren, Füße, Kopf – alles! (Anders als wir Deutsche, die fast nur Filetstücke essen, außer es handelt sich um eine Wurst, und den Rest wegwerfen oder nach China exportieren)
In einer Suppe finden sich zum Beispiel oft Hühnerfüße. Hähnchen ist auch mit Abstand das Tier, was am meisten in Ecuador gegessen wird. Wenn ich wetten würde, was das meistgegessene Gericht Ecuadors ist, würde ich sagen: Reis mit Hähnchen.
beim Schwein wird auch gerne die Haut frittiert und als Snack gegessen
Neben Reis mit Hähnchen ist ein Nationalgericht Ecuadors „Salchipapas“, wobei es sich eigentlich nur um Pommes und einer Wurst mit ganz viel Ketchup und Mayo handelt – relativ unspektakulär.
In den Anden Ecuadors wird auch „Cuy“ (Meerschweinchen) gegessen. Ja, hier werden gerne Meerschweinchen gebrutzelt, am liebsten im ganzen und über dem Feuer aufgespießt, was sehr fies aussieht. Gerade in meiner Region und in meinem Projekt halten viele Menschen Meerschweinchen, da sie als Delikatesse gelten und sich dementsprechend zu einem hohen Preis verkaufen lassen.
Mein absolutes Lieblings-Nationalgericht (was nicht schwer ist, da es das einzige vegane Nationalgericht ist) sind „Cervichochos“. Die werden überall auf der Straße verkauft und für einen Dollar bekommt man eine kleine Portion. Es handelt sich dabei um Lupinen in einer Limetten-Tomatensuppe mit Zwiebeln, Koriander und als Topping Bananenchips, „Tostado“ und Popcorn. Es ist sehr gesund und richtig lecker.
ein typischer Verkaufsstand für „Cervichochos“ein Teller „Cervichochos“
Der Name „Cervichochos“ ist übrigens eine Kombination aus „Chochos“ (auf Deutsch: Lupinen) und Cerviche. Cerviche ist ein typisches Gericht in der Küstenregion Ecuadors. Hierbei handelt es sich um eine kalte Fischsuppe, wobei es Fisch, Meeresfrüchte oder Garnelen enthalten kann. Daneben werden auch gerne Krabben gegessen, die auch in Pomasqui einmal die Woche auf der Straße lebendig verkauft werden. Durch die Nähe zur Küste kann nämlich auch in den Anden relativ frischer Fisch gegessen werden.
Typisch nicht nur für die Küsten-, sondern auch für die Regenwaldregion, ist die Kochbanane, die man in ganz verschiedenen Formen essen kann: „Patacones“ (frittiert und zerstampfte Kochbanane), „Bolón de Verde“ (gekochter Bananenbrei zu einer Kugel geformt mit Käse gefüllt), „Tigrillo“ (gebratene Kochbanane oft mit Ei und Käse) oder „Empanadas de Verde“ (mit Käse oder Hänchen gefüllte Teigtaschen aus Kochbanane).
Empanadas werden nicht nur aus Kochbanane, sondern auch einfach aus Mehl zubereitet und sind ebenfalls ein sehr typisches Gericht in Lateinamerika überhaupt.
Neben „Cervichochos“ sind „Patacones“ die vegane Option, die ich essen, wenn ich unterwegs bin. Aber auch in unserer WG kochen wir oft mit Kochbanane. (In einer WG zu leben, ist übrigens mein großes Glück, da die ecuadorianische Küche doch sehr fleischlastig ist und ich so immer Zuhause kochen kann.)
selbstgemachte „Empanadas de Verde“ mit einer Bohnenfüllungselbstgemachte „Patacones“
Um das hier mal kurz als Fakt zu erwähnen: kein anderes Land der Welt exportiert so viele Bananen wie Ecuador. Jeder, der diesen Blog liest, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einmal eine ecuadorianische Banane gegessen.
In Ecuador selbst gibt es jedoch nicht nur die einfache Banane, die wir kennen, sondern auch kleinere süßere Bananen, „Plátano Verde“ (die Kochbanane, von der eben bereits berichtet habe), „Plátano Maduro“ (eine süße Kochbanane, die meistens einfach frittiert als Beilage gereicht wird) oder sogar pinke Bananen. Natürlich gibt es noch sehr viel mehr Sorten, das sind jedoch die bekanntesten.
verschiedene BananensortenBananen sind in Ecuador richtig billig. Diese Menge im Foto hat mich einen Dollar gekostet. Man sagt, dass 100 Bananen im Schnitt fünf Dollar kosten.ein echter Witz: „deutsche“ Seeberger-Bananenchips in Ecuador? Warum? Mal ganz davon abgesehen, dass sie viel zu teuer sind.
Ein weiteres typisches Gericht in Ecuador ist die „Menestra“, gekochte Bohnen, Erbsen oder Linsen mit Reis serviert. Im Kindergarten gibt es die „Menestra“ jeden Freitag, da freitags immer ohne Fleisch gekocht wird und freitags arbeite ich glücklicherweise immer im Kindergarten.
„Menestra“, Reis und Avocadosalat mit Avacado aus dem KindergartenWenn ich mal nicht freitags im Kindergarten arbeite, muss ich als Veganer dort eben auf Reis mit Nudeln und Kartoffeln umschwenken.
Vor allem in der Regenwaldregion ist Yuca (eine Wurzel, von der ich bereits berichtet habe) typisch. Sie wird oft einfach nur gekocht oder anschließend noch frittiert. Typisch ist auch „Pan de Yuca“ (Yuca-Brot), das oft an der Straße verkauft wird.
gekochte Yuca im Yasuní Park
Die ecuadorianische Küche ist nicht scharf, jedoch wird eigentlich zu jedem Essen „Ají“ (eine Chilisauce) zugereicht. Diese Sauce besteht aus Chili, Zwiebeln, Koriander, Salz, Limetten und „Tomate de Àrbol“. Bei letzterem handelt es sich um eine Frucht, aus der man auch Saft machen kann. Diese Chilisauce ist aus meiner Sicht als Chililiebhaber einer fantastischsten Dinge, die die ecuadorianische Küche zu bieten hat.
die roten Früchte heißen „Tomate de Árbol“ (sie sehen im Geschmack und Aussehen Tomaten ähnlich, wachsen jedoch als Frucht an einem Baum)
In Ecuador ist das Mittagessen die wichtigste Mahlzeit. In den meisten einfachen Restaurants wird das sogenannte „Almuerzo“ (Mittagessen) angeboten. Es handelt sich dabei um ein täglich wechselndes festes Menü mit einer Suppe als ersten Gang (Ecuador ist auch ein Suppenland) und Reis mit Fleisch (meistens Hähnchen) als zweiten Gang. Dazu gibt es meist einen „Jugo“ (Saft). Das „Almuerzo“ kostet nur 2,50-3 Dollar. Auch in meiner Stiftung gehen die Mitarbeiter meistens mittags „Almuerzo“ essen. Selten komme ich mit und esse dann eben Reis mit Reis und mit „Ají“ (die Chilisauce rettet mich da wirklich).
Traditionelle Süßigkeiten in Ecuador sind zum Beispiel „Maní de Dulce“ (Gebrannte Erdnüsse), „Guayaba“ (eine Art feste Marmelade aus „Guayaba“, „Cucada“ (Kokosfleisch mit Rohrzucker) oder „Bocadillos“ (Erdnusspaste mit Rohrzucker).Traditionelle Getränke sind Chicha (ein fermentiertes Getränk aus Mais in den Anden und aus Yuca im Regenwald, hierüber habe ich bereits im Beitrag über Puyo berichtet) oder „Canelazo“ (ein Alkoholgetränk aus Alkohol, Zimt, Nelken, Rohrzucker und „Naranjilla“, eine Frucht).„Naranjilla“ (der Saft wird für die Zubereitung von „Canelazo“ verwendet)Auf der Straße wird Obst zu günstigen Preisen angeboten. Hier kostet eine Mandarine umgerechnet 4 Cent.
Wie sich schon bemerkbar gemacht hat, ist das Essen, vor allem Obst und Gemüse, sehr günstig in Ecuador. Das Obst ist jedoch nicht nur günstig, sondern auch sau lecker und vielfältig. Ich muss gestehen, dass ich allgemein kein so großer Fan von der ecuadorianischen Küche bin, da viel frittiert wird und sie sonst sehr fleischlastig ist, mal ganz davon abgesehen, dass hier Reis jeden Tag gegessen wird. In das Obst habe ich mich jedoch verliebt und neben Ananas, Mango, Papaya, Bananen und Maracuya neue Obstsorten kennengelernt, von denen ich früher nicht wusste, dass sie existieren.
Hier kommen meine Lieblingsobstsorten, die ich neu kennengelernt habe:
„Granadilla“ eine Art süße Maracuya und unheimlich lecker„Taxo“, sehr sauer und schmeckt als Saft sehr lecker„Pitahaya“, eine gelbe Drachenfrucht und eines meiner absoluten Lieblingsobstsorten. Man sollte jedoch nicht mehr als eine „Pitahaya“ pro Tag essen, denn sie regt ganz schön die Verdauung an.„Guanábana“ (ein Drachenei)das weiße Fruchtfleisch wird zu Saft verarbeitet (mein absoluter Lieblingssaft)„Cherimoya“ (eine Art kleine „Guanábana“, die ebenfalls sau lecker schmeckt)„Guayaba“ (hieraus wird oft ein sehr süßer Saft gemacht)„Guaba“, nicht zu verwechseln mit „Guayaba“, ist eine längliche Frucht, wovon das weiße sehr süße und unheimlich leckere Fruchtfleisch gegessen wird„Zapote“ eine Art Rieseneiche, die ein bisschen an sehr süßen Kürbis erinnert„Achotillo“ (Litschi)
Ich habe vergessen ein Foto von einer weiteren Frucht zu machen: „Babaco“ (wird gekocht mit Zimt gegessen oder als Saft getrunken und schmeckt ein bisschen wie Apfel), einfach mal die Frucht nachrecherchieren, falls es jemanden interessiert.
Wie man es sich denken kann, wird in Ecuador sehr viel Saft getrunken. Meine absoluten Lieblingssäfte sind dabei Ananassaft, „Guanábana“-Saft und „Tomate de Árbol“-Saft. Die Säfte enthalten jedoch auch oft sehr viel Zucker, denn in Ecuador mag man es süß. Auch Softgetränke sind sehr beliebt hier.
Früchte wie Ananas, Bananen sind aufgrund des ganzjährig tropischen Klimas das ganze Jahr über erhältlich. Bei vielen anderen Früchten schwankt der Preis immer ein bisschen. Es gibt aber auch Früchte wie „Zapote“, „Achotillo“ oder „Cherimoya“ die nur zu einer bestimmten Saison verkauft werden, so wie in Deutschland Erdbeeren (die man in Ecuador übrigens wiederum das ganze Jahr über kaufen kann). Einer der Früchte, die fast nur von Dezember bis Februar erhältlich ist, ist die Mango. In der Mango-Zeit gibt es dann aber auch gleich mehrere Sorten, unter anderem kleine Mangos, die so saftig sind, dass man sie isst, indem man sie ausquetscht und dabei die Flüssigkeit absaugt. Es ist eine echte Schmiererei, aber richtig lecker.
vorne links die kleinen Mangos zum Ausquetschen, weiter hinten „normale“ Mangos
Bevor ich diesen Beitrag beende, muss ich noch eine kulinarische Besonderheit in Ecuador loswerden, die ich einfach nicht verstehe: saures Obst, allen voran Maracuya, Zitrone und noch nicht ganz so reife Mango wird mit Salz gegessen, ja mit Salz! Ich habe es natürlich selbst oft genug probiert und ich mag auch saures Obst, aber mit Salz? Ehrlich gesagt, verstehe ich, egal wie oft ich „Limón con Sal“ oder „Mango con Sal“ probiert habe, auch nach einem Jahr nicht, was das Salz da jetzt soll und warum das jetzt so viel besser mit Salz schmeckt. Jeder Ecuadorianer und jede Ecuadorianerin, den/die ich kenne, schwört jedoch darauf.
Auch nach einem Jahr bleiben für mich immer noch ungeklärte Fragen…
Die Überschrift gibt es nicht gleich zu erkennen, aber es ist mal wieder ein Beitrag über einen Ausflug in den Regenwald.
Puyo ist eine Kleinstadt ganz am Rande des Amazonasregenwaldes und immerhin noch auf gut 900m Höhe gelegen, also eigentlich fast noch Andengebiet. Trotzdem ist es von den Pflanzen her bereits vollkommen tropisch. Da die Stadt aber weiter südlich von Quito liegt, sind es trotzdem mal wieder sieben Stunden Busfahrt, die ich auf mich nehmen muss.
Auf dem Weg nach Puyo kann ich, kurz bevor es dunkel wird, noch einen Blick auf den Tungurahua erhaschen, der sonst immer mit Wolken bedeckt ist. Über den Tungurahua (5023m) habe ich bereits einmal berichtet, als ich ihn bestiegen bin.
Aber warum dahin? Warum nach Puyo? Zum einen wohnen und arbeiten zwei Freiwillige in Puyo, die wir unbedingt mal besuchen wollen. Südlich von Puyo gibt es da aber auch noch ein sehr großes Höhlensystem, die „Cuevas de los Tayos“.
Man könnte meinen, dass eine Amazonasstadt wie Puyo in dieser Natur schön sein muss, aber nein: Puyo ist wie Tena, Coca, Nueva Loja und Sushifundi (andere Amazonasstädte, wo ich zumindest mal mit dem Bus durchgefahren oder umgestiegen bin) ziemlich hässlich. Gut, hier muss ich wiederum fairerweise sagen, dass ich bis auf Cuenca bisher eigentlich alle Städte in Ecuador sehr hässlich finde.
dreckig, laut und überhaupt nicht meinsDie Tierquälerei überall macht es nur noch schlimmer. Diese Becken, vollgestopft mit Fischen, finden sich tatsächlich in den Amazonasstädten ziemlich oft. Ich denke natürlich sofort, dass das irgendein regionaler Fisch ist, aber nein: mir wurde erzählt, dass es wohl ein Fisch aus dem asiatischen Raum sei, der hier wohl gerne gegessen wird. Mehr weiß ich auch nicht, es ist aber nicht schön anzusehen. Und diese großen Larven (Chontacuros), über die ich beim Beitrag zum Yasuní Park schon mal berichtet habe, werden hier auch viel verkauft. Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße haben sie auf jeden Fall mehr Platz als die Fische, aber bei lebendigen Leibe am Feuer geröstet zu werden, gönne ich niemanden. Dann lieber lebendig einmal in einem Menschenmund schnell zerhackt werden (Ja, die werden auch lebendig gegessen).Schön und interessant ist der Markt in Puyo. Diese Ketten bestehen aus Naturfasern und Baumsamen aus dem Regenwald. In den Flaschen (unten im Foto) sind medizinische Pflanzenextrakte. Bei der schwarzen Flüssigkeit handelt es sich zum Beispiel um das Harz eines bestimmten Baumes des Regenwalds. Es wird „Sangre de Dragón“ (auf Deutsch: Drachenblut) genannt und soll wohl sehr gut für die Haut sein, vor allem nach einem Sonnenbrand.Rechts im Foto sieht man große zusammengerollte Blätter, die verkauft werden. Diese Blätter werden hier wie Alufolie verwendet, indem das Essen in den Blättern gewickelt auf den Grill gelegt wird.
Natürlich haben wir auch das Projekt der anderen Freiwilligen besucht. Sie arbeiten in einem botanischen Garten oder besser gesagt in einem botanischen Wald. Auch wenn ich dieses Projekt total spannend finde, habe ich meine Arbeit bei der Stiftung „Sembrar Esperanza“ zu lieb gewonnen, um ein anderes Projekt besser zu finden.
der WaldBaumsetzlingeHierbei handelt es sich um eine sogenannte Wanderpalme, die, wie ihr Name schon sagt, wandert. Dies tut sie, indem die Wurzeln, die von oben nach unten wachsen, dort in den Boden hineinwachsen, wo mehr Licht ist. So verschiebt sich der Standort der Palme immer wieder ein bisschen. Angeblich ist diese Palme auch ein guter Schutzort, falls man gerade vor einer Anakonda fliehen muss.ein Papayabaum mit sehr vielen Papayas
Bei meinem Aufenthalt in Puyo regnet es wie im Regenwald typisch fast jeden Tag (davor hatte ich bei Regenwaldausflügen bisher immer sehr viel Glück mit dem Wetter). Zusammen mit den Freiwilligen vor Ort und deren ecuadorianischen Freunden verbringen wir im Wald außerhalb von Puyo irgendwo in der Nähe eines Hotels (ich kürze hier mal ein bisschen).
Hier baden wir……und jeder grillt das Seine.eine Blätterkrone auf dem Kopf und schon bin ich der König des Dschungelseine nette Aussicht gibt es auch noch
Jetzt komme ich aber zum aufregendsten Teil: die Höhlen. In Puyo werden wir von einem Guide abgeholt, der uns mit seinem Wagen zwei Stunden lang in südliche Richtung fährt. Irgendwann steigen wir in einem kleinen Dorf in einen anderen Wagen um, da die Straße ab hier sehr schlecht sein soll.
im Dorf begrüßt uns ein Ara, der wahrscheinlich nicht mehr fliegen kann
Nach einer weiteren halben Stunde Autofahrt steigen wir irgendwo an der Straße aus. Ab hier gibt es wie üblich keinen Internetempfang mehr. Wir folgen dem Guide in den Wald hinein, denn ab hier müssen wir noch 1,5 Stunden laufen, um zu einer kleinen Gemeinschaft des indigenen Volkes der Shuar zu gelangen, wo wir zwei Nächte übernachten werden.
Die Shuar sind eines der vielen Völker des Amazonasregenwaldes, von denen manche indigene Gemeinschaften bewusst von der Außenwelt abgeschottet leben. Andere wiederum, wie die, die wir besuchen, haben viel Kontakt zur Außenwelt und leben vom Tourismus. Sie haben ihre eigene Sprache und Kultur und unterscheiden sich deshalb zum Beispiel von der indigenen Gemeinschaft, die ich im Yasuní-Park besucht habe (die haben Kichwa gesprochen).
auf dem Weg noch eine kleine giftige Schlange
Irgendwann erreichen wir die indigene Familie, die für uns bereits Mittagessen gekocht haben. Es gibt, wie für die Amazonasregion typisch, Yuca. Dazu gibt es einen Guayusa-Tee (Guayusa sind die Blätter eines Baumes im Regenwald und enthalten sehr viel Koffein). Das Essen und der Tee schmeckt sehr rauchig, was daran liegt, dass sie alles über eine Feuerstelle kochen.
Nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause geht es auch schon direkt los zum ersten Höhleneingang, der nur 15 Minuten entfernt liegt. Wir haben nur Badeklamotten, Gummistiefel und Helm an und tragen jeweils eine Stirn- bzw. Taschenlampe, denn es soll nass werden in der Höhle. Zum Glück regnet es nur leicht und wir werden nicht schon vorher vollkommen nass.
Am Höhleneingang geht es zunächst über eine gefühlt unendlich lange Leiter nach unten. Sobald wir tiefer in der Höhle sind, bemerken wir sofort, warum die Höhle „Cueva de los Tayos“ heißt. Wir hören ein dämonischen Lärm, laut und unheimlich wie vom Teufel selbst. Den Lärm macht jedoch nicht der Teufel, sondern ein Vogel, der „Tayo“ (auf Deutsch: Fettschwalm). Dieser Vogel ist nachtaktiv und lebt in den Felsspalten dieser Höhlen, sieht aber ganz anders aus als Fledermäuse.
Der Guide erklärt uns, dass dieser Vogel auch heute noch zu einer bestimmten Zeit im Jahr von dem Volk der Shuar gejagt und gegessen wird. Natürlich aber immer nur in dem Maße, dass die Population erhalten bleibt.
der Blick ist nach oben gerichtet, wo die „Tayos“ herumflattern und Krach verursachenweiter durch die Höhleman sieht, warum wir mit Badehose in der Höhle wandern
Nach etwa zwei Stunden verlassen wir die Höhle über einen anderen Ausgang wieder. Inzwischen hat sich der Himmel aufgeklart. Dies bleibt glücklicherweise auch noch so bis in den Abend hinein und wir werden Zeugen eines spektakulär schönen Sternenhimmels.
Zum Abendessen gibt es wieder Yuca und Guayusa-Tee. Genau, der Tee mit dem hohen Koffeingehalt. Leider gibt es auch nichts anderes trinkbares und so schenken wir uns diesen ein. Der Guide erzählt uns darauf, dass es wichtig ist, nach der Wanderung in der Höhle diesen Tee zu trinken, denn nach dem Glauben der Shuar bewohnt die Höhlen der Geist einer Riesenschlange und raubt einem die Kraft, wenn man in der Höhle wandert. Der Guayusa-Tee soll wieder stärken.
Zum Glück ist der Tee aber nicht sehr stark, nur gerade so stark, um sich von dem Schlangengeist zu erholen, und ich schlafe gut ein.
Am nächsten Tag machen wir uns wieder in Badesachen auf, diesmal zu einem anderen Höhleneingang der „Cueva de los Tayos“, der ein bisschen weiter weg ist.
auf dem Weg zur Höhle haben wir eine bombastische Aussicht auf den Fluss und den umliegenden Regenwald
Am Fluss, der im Foto oben zu sehen ist, müssen wir weiter unten entlang bis zum Höhleneingang, der ebenfalls direkt am Fluss liegt. Der Weg zur Höhle führt so dicht am Fluss entlang, dass wir uns beeilen müssen. Es hat nämlich am Morgen geregnet und laut dem Guide wird der Fluss im Laufe des Tages größer werden. Schließlich soll der Weg bitte auch noch da sein, wenn wir wieder von der Höhle zurückkehren.
Nach zwei Stunden hoch und runter durch glitschigem Schlamm, wo jeder von uns mehrmals ausrutscht, erreichen wir den Höhleneingang.
und schon geht es hinunter in die Höhleund weiter hinunterund immer tiefer hinein
Wir klettern an einem kleinen Fluss entlang und später durch den Fluss immer tiefer in die Höhle hinein. In dem Moment, wo wir ganz tief in der Höhle drinnen sind halb im Wasser stehend, machen wir die Taschenlampen aus. Hier habe ich wirklich Angst und ich bin glücklich, als wir wieder zum Höhleneingang zurückkehren. Die „Tayos“ hören wir diesmal übrigens nicht, sehen dafür aber zahlreiche Fledermäuse, die teilweise in großen Häufchen an der Höhlendecke hängen.
endlich wieder Tagesslicht
Auf dem Rückweg ist ein Teil des Weges tatsächlich bereits vom Fluss überflutet, aber wir schaffen es trotzdem zurück. Abends sitzen wir am Lagerfeuer und ein älterer Herr der indigenen Gemeinschaft erzählt uns Legenden der Shuar, über Wassermänner und Jaguare, die im Wasser leben. Angeblich muss man, wenn man ein Tapir jagen möchte, aufpassen, denn die Anakonda gibt wohl Laute von Tapiren von sich, um Jäger anzulocken, ins Wasser zu ziehen und zu erwürgen.
Einschlafen ging an diesem Abend etwas schwieriger…
Am darauffolgenden Morgen befinden wir uns auf einer Plantage der indigenen Gemeinschaft. Hier bauen sie Yuca, Bananen und Papaya an.Papayaeine Bananenstaudezusammen ernten wir Yucamit einem selbstgeflochtenem Korb tragen sie die Ernte
Uns wird dann gezeigt wie Chicha hergestellt wird, ein traditionell fermentiertes Getränk aus Yuca, was hier viel getrunken wird.
Zunächst wird die Yuca geschält und auf dem Feuer gekocht. (wichtig: es sind immer drei Holzbalken, die die Familie symbolisieren)Dann wird Yuca wird zerstampft……und mit ein wenig Süßkartoffelsaft gemixt.
Nun muss die Yucamasse für mindestens einen Tag fermentieren und die Chicha kann getrunken werden.
Nun geht es wieder zurück nach Pomasqui.
auf dem Rückwegund mit dem Bus geht es zurück am Pastaza-Fluss vorbei
Auch mein letzter Trip in den Amazonas war nochmal ein ganz besonderer und aufregender, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde…
Es ist meine letzter Arbeitstag in der Stiftung. Unglaublich, wie schnell das Jahr in Ecuador zu Ende ging. Und trotzdem habe ich in meinem Blog bisher nicht viel über meine Arbeit im Freiwilligendienst berichtet, möchte das mit diesem Beitrag aber etwas nachholen.
Sozial, ökologisch, vielfältig, interessant, lehrreich – das sind fünf Adjektive mit denen ich meinen Freiwilligendienst allgemein beschreiben würde. Was habe ich aber auf das ganze Jahr gesehen konkret gemacht? Um einen Überblick zu schaffen werde ich den Beitrag nach den verschiedenen Projektbereichen einteilen, die wiederum zahlreiche unterschiedliche Einzelprojekte beinhalten . Über einige Projekte habe ich bereits im Beitrag „Mein Freiwilligendienst – die ersten Wochen“ berichtet und übers Spendenprojekt natürlich. Dennoch gibt es noch viel zu berichten.
Ein Überblick über alle vier Projektbereiche, an denen ich teilgenommen habe:
Die Kindergärten Nuevo Miguelito und Violanta y Werner
Familien
Recycling
Umweltbildung
1. Die Kindergärten „Nuevo Miguelito“ und „Violanta y Werner“
Die „Fundación Sembrar Esperanza“, bei der ich arbeite, betreibt zwei Kindergärten in Pomasqui. In dem Kindergarten „Violanta y Werner“, benannt nach einem Schweizer Ehepaar, dass diesen Kindergarten finanziert, habe ich nur in den ersten Tagen meines Freiwilligendienstes gearbeitet, denn erst danach habe ich verstanden, dass ich frei entscheiden darf, in welchen Projekten der Stiftung ich mithelfen möchte und mit kleinen Kindern zu arbeiten ist nicht so meins. In diesem Kindergarten habe ich später nur noch vereinzelt gearbeitet, z.B. als dessen Garten renoviert und neu bepflanzt werden musste.
Im Kindergarten „Nuevo Miguelito“ allerdings habe ich fast das ganze Jahr über immer Freitags in der Küche ausgeholfen. Freitags muss die Köchin nicht nur kochen, sondern auch alles sauber machen, was man sauber machen kann. Nachmittags geht es dann noch auf den Wochenmarkt, um für die ganze nächste Woche einzukaufen. Es ist also eine Menge Arbeit, bei der ich eine willkommene Unterstützung bin. Obwohl die Arbeit in der Küche natürlich nicht die schönste ist, macht es mir trotzdem Spaß, da die Köchin, mit der ich arbeite, einfach so herzig, immer freundlich und witzig ist, obwohl sie jeden Tag hart arbeiten muss. Dafür habe ich großen Respekt. Sie arbeitet auch am Wochenende und an Feiertagen im „Mitad del Mundo“ (ein Monument in der Nähe, dass die Äquatorlinie markiert) in einem Restaurant.
Mein Highlight in diesem Kindergarten ist der Avocadobaum, der im Hinterhof des Kindergartens steht. Der Baum ist riesig, wie eine große Eiche, nur dass keine kleinen Eichen herunterfallen, sondern viele riesige Avocados, die ich sonst noch nirgendwo gesehen habe. Avocados fallen allgemein unreif vom Baum und sind anfangs noch hart und werden es später weich, es sind also eher fallende Steine, was nicht ungefährlich ist für die Kinder. Deswegen haben sie jetzt den Baum gekürzt, leckere Avocados gibt es zum Glück immer noch. So viele Avocados wie herunterfallen können gar nicht gegessen werden, sodass ich eigentlich immer welche zu uns in die WG mitnehmen darf.
Avocado in der Hand, Avocadobaum im Hintergrundes sind richtig viele Avocados
2. Familien
Herzstück der Stiftung sind die sogenannten „becas“ (auf Deutsch: Stipendien), die mithilfe der schweizerischen Partnerorganisation „Pro Pomasqui“ vergeben werden. Zusammen mit „Pro Pomasqui“ vermittelt die „Fundación Sembrar Esperanza“ Partnerschaften. Paten in der Schweiz zahlen monatlich 50$, wobei 35$ direkt an die Patenkinder geht (15$ an die Stiftung). Das Geld soll ausschließlich für die Bildung und Gesundheit der Kinder verwendet werden. Durch regelmäßige Hausbesuche, bei denen ich auch manchmal dabei sein darf, wird das kontrolliert.
Ich habe bei meiner Spendenaktion in der Adventszeit bereits ausführlich über die Verhältnisse vieler Familien und meine Eindrücke berichtet. Über fast drei Monate hinweg war ich damals fast nur mit den Essenspaketen beschäftigt und habe viele Familien besucht.
Von Seiten der Stiftung gibt es auch immer wieder Spenden. Jede Woche Donnerstag verteilt die Stiftung Brot und Kuchen von der Kette „Cyrano“ an die Familien. Es sind Backwaren, die die Bäckerei „Cyrano“ nicht mehr verkaufen kann und an die Stiftung spendet. Sonst gibt es manchmal Möbelspenden oder Kleiderspenden, wo ich immer mal wieder mithelfe.
es ist paradoxerweise einer der teuersten Bäckereien in Ecuador (Foto aus einem Einkaufszentrum in Quito)
„Las mujeres del papel“ (auf Deutsch: die Papierfrauen) werden die Frauen genannt, mit denen ich zusammengearbeitet und Recyclingpapier hergestellt habe. Es war eine sehr schöne Arbeit und auch hierüber habe ich bereits berichtet. Allerdings habe ich hier nur von August bis Oktober gearbeitet, weil das Projekt nur in der Trockenzeit stattfindet. Schließlich muss das geschöpfte Papier gut trocknen können.
Mit dem Übersetzten von Briefen, die die Patenkinder in Ecuador an ihre Paten in der Schweiz mindestens zweimal jährlich schreiben, war ich das ganze Jahr über immer mal wieder beschäftigt. Insgesamt habe ich fast 150 Briefe von Spanisch auf Deutsch übersetzt. Die Briefe waren durchschnittlich 1,5 Seiten lang. Am einfachsten waren die Briefe zu übersetzen, wo jeder Satz einfach nur ein Dankessatz war, am schwierigsten, aber dafür auch am interessantesten, die Briefe, wo das Kind von den Schwierigkeiten in der Familie berichtet. Es ist auch schon vorgekommen, dass mir bei ein oder zwei Briefen die Tränen in die Augen gekommen sind, die meisten Briefe sind allerdings sehr oberflächlich und ich versuche mich eher durch die zahlreichen Rechtsschreibfehler durchzulesen.
Für etwa drei Monate habe ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen zweimal die Woche Englischnachhilfe gegeben. Hier geht es wirklich nur um die einfachsten Sätze, denn die Bildung in Ecuador ist nicht gut. Trotzdem war es für mich eine echte Herausforderung auf Spanisch Englischunterricht zu geben und sicherlich habe ich während der Unterrichtsstunden mindestens genauso viel Spanisch gelernt wie die Kinder Englisch. Meistens waren so drei bis elf Kinder in der Klasse von 9 bis 16 Jahren, und sie waren meistens sehr motiviert. Oft haben wir Spiele gespielt, um z.B. Vokabeln zu lernen. Für mich ist es ungewohnt mit „Profe“ (auf Deutsch: Lehrer) angesprochen zu werden, aber es ist hier in Ecuador in der Schule allgemein üblich, und irgendwie hat das was.
die Schülerinnen und ich, der Lehrer (rechts im Bild)
3. Recycling
Das ganze Jahr über habe ich jeden Montag im Recyclingprojekt gearbeitet. Manchmal war ich als Beifahrer im Wagen unterwegs und wir haben Müll in Quito oder im Umkreis abgeholt, manchmal habe ich auf dem Kompost gearbeitet und den Kompost ausgehoben, fertige Komposterde in Säcke gefüllt und den Kompost anschließend gesiebt, damit dieser verkauft werden kann. Manchmal habe ich aber auch im Recyclinghof selbst verbracht und Müll getrennt, geordnet und gepresst oder irgendetwas sauber gemacht.
Es wird Müll von ganz verschieden Orten abgeholt, nicht nur von Privatleuten, sondern auch von Firmen, die sehr bekannt in Ecuador sind. Unter anderem von der Bäckerei „Cyrano“ (wo die Backwaren an die Stiftung gespendet werden), die Eismarke „Los Coqueiros“ oder von dem großen Lebensmittelhersteller „Levapan“, der hauptsächlich Backmischungen oder Zutaten zum Backen verkauft. Einer der entspanntesten, aber auch langweiligsten Aufgaben im Recyclingprojekt ist es, sechs Stunden lang z.B. kleine Backpulverpackungen oder kleine Eispackungen aufzumachen (zum Glück meistens in Gesellschaft von einem anderen Freiwilligen). Ja, wirklich: ich sitze manchmal sechs Stunden herum und öffne ein geschmolzenes Eis am Stiel nach dem Nächsten (aber viel besser als sechs Stunden damit zu verbringen viel zu schwere Erdsäcke herumzuschleppen). Die Eismasse kommt dann natürlich auf den Kompost, was den heimischen Straßenhunden sehr gefällt.
unterwegs in Quito, um von der Firma „Levapan“ ganz viel abgelaufene Sahne abzuholenhier unterwegs in der Gemeinde Calacalí, wo wir bei kleinen Firmen wie Tankstelle, Restaurant und Waschmittelherstellern Recycelbares abholen. Es ist ein krasser Gegensatz zur Großstadt Quito.Was ist das? Ein Loch mit verschmutzten Wasser, so verschmutzt, dass ich es nicht gesehen habe und einfach reingelaufen bin. Da ich gerade am Kompost gearbeitet habe, war ich zwar schon verschmutzt, aber nachdem ich bis zum Hals in dieses Drecksloch gefallen bin, stank ich später trotz langem Duschen immer noch. Das sind die kleinen Erfahrungen, die ich nicht vergessen werde.hier bin ich gerade dabei, bei Ordnern das Metall vom Karton zu trennen, damit es recycelt werden kann (meine Lieblings-Müll-Trennaufgabe)Immer wieder finden sich lebendige oder tote Raten/Mäuse unter all dem Müll. Einmal konnten wir tatsächlich den Müllberg, der normalerweise nie kleiner wird, im Recyclinghof bis ganz nach unten leeren, wo uns Unmengen an Mausekot erwarteten.
Es gibt eine Routine im Recyclinghof, die jeden Montag gleich ist: jeder Montag im Recyclingprojekt beginnt mit dem Ausleeren von großen Plastiktüten voll mit Biomüll auf dem Kompost und dem anschließenden Waschen der Plastiktüten, damit sie wiederverwendet werden könne. Es sind mehrheitlich Orangenschalen von einem Restaurant, die die Stiftung als Biomüll bekommt, was ein Problem ist, da dieser so einseitig nicht richtig kompostieren kann oder einfach länger braucht als sechs Monate (solange sollte es normalerweise dauern).
jeder Montag ein Berg von stinkendem Biomüllden Straßenhunden gefällt es
Die wichtigste Regel, die ich beim Recyclingprojekt gelernt habe: „basura“ (auf Deutsch: Müll) wird nur das genannt, was nicht recycelbar ist. Der Rest wird „reciclaje“ genannt, denn was man recyceln kann ist schließlich kein Müll. Die Regel geht so weit, dass die Tonnen, wo der recycelbare Müll reingeworfen wird, nicht als Mülltonnen bezeichnet werden dürfen. In den Tonnen ist ja schließlich kein Müll drinnen, sondern eben Recycelbares. Mir gefällt die Regel auf jeden Fall.
4. Umweltbildung
Jetzt komme ich zu einem Projektbereich, über das ich bisher noch nichts berichtet habe. Aufs Jahr gesehen habe ich hier aber am meisten gearbeitet, zuletzt drei Tage die Woche. Wieso ich hier so viel gearbeitet habe? Schon früh habe ich den Leuten in meinem Projekt erzählt wie sehr ich mich für Umwelt und Pflanzen interessiere und das ich auch etwas in die Richtung studieren möchte. So unglaublich nett, wie die Leute in der Stiftung sind, haben sie mir natürlich bald vorgeschlagen im Bereich Umweltbildung mitzuwirken. Ich konnte also in meinem Freiwilligendienst meinen Interessen nachgehen, was ein unglaublicher Glücksfall für mich war. Gleichzeitig wird im Bereich Umweltbildung ebenfalls ganz viel Unterstützung gebraucht.
Zunächst möchte ich über meinen eigenen Garten berichten, ja mein eigener Garten! Hier gibt es die wohl größte Entwicklung. Angefangen hat alles im Oktober, wo ich auf der Müllhalde einen alten großen Blumentopf entdeckt und mitgenommen habe. Ich wollte ein paar Kräuter pflanzen und bei uns vor die Haustür stellen, das war alles. Nachdem ich Oregano, Minze und Basilikum gekauft hatte, brauchte ich nur noch Erde, was ich natürlich gleich von der Stiftung bekommen habe, genauer gesagt ein Gemisch aus Kompost- und Vulkanerde. Gleichzeitig habe ich erzählt, dass ich auch in Deutschland immer gerne im Garten gearbeitet habe und eine schlug mir dann vor, dass ich auch hier einen kleinen Garten haben kann. Diese Idee fand ich großartig und bald darauf legten wir einen Garten an direkt vor der Haustür unserer WG.
so sah es vorher ausalle helfen mit (der Zaun ist für die Straßenhunde)
Beim Anlegen des Gartens kam natürlich schnell die Frage auf, wie der Garten bepflanzt werden soll. In Reihen – dafür waren alle außer ich. Ich persönlich fand es schöner, einen eher organischen Weg in den Garten einzuführen und konnte mich nach langem Diskutieren durchsetzen. Was daraus geworden ist, sieht man in den Fotos später.
Der Garten selbst wurde dann natürlich erstmal nicht Teil des Freiwilligendienstes, sondern etwas, wo ich in meiner Freizeit nach der Arbeit arbeiten konnte. Kleine Pflänzchen habe von einer Person aus der Stiftung bekommen, die diese verkauft. Übrigens kostet ein Pflänzchen 3 Cent, denn Pflanzen sind sehr günstig in Ecuador. Dazu habe ich von einer anderen Person ganz viele Pflanzensamen geschenkt bekommen.
meine Aufzucht im Zimmerdie ersten Pflänzchen im GartenHier bin ich dabei Säcke voll mit Kompost die Treppen hochzutragen (für diese Menge auf dem Foto habe ich zwei Stunden gebraucht). Später stand zum Glück ein Wagen zur Verfügung. Man muss hier wissen, dass zum Gelände der Stiftung, wo ich lebe und arbeite, eine ganze Schlucht zugehört, wobei der Kompost unten und der Garten oben ist.)hier schon ein bisschen größer die Pflanzenjetzt sieht es schon wie ein richtiger Garten auserntereifRübenernte
Eine andere Person im Projekt hat mir irgendwann im November Gemüse aus ihrem Garten geschenkt. Neben Radieschen, Maracujas, Chilis und Tomaten auch Agchogcha. Ich habe als deutsche Übersetzung für dieses Gemüse nur „Inkagurke“ gefunden. Agchogcha gehört zu den Kürbisgewächsen und sieht aus und schmeckt wie eine Mischung aus Gurke und Paprika. Sie kann einfach gebraten werden oder wird traditionell gefüllt im Backofen gebacken.
Von dieser Agchogcha, die ich geschenkt bekommen habe, war ich sehr begeistert und habe die Samen in den Garten gepflanzt. Es war ein voller Erfolg, denn die rankende Pflanze wächst rasend schnell und schon nach ein paar Monaten konnte ich meine eigene Agchogcha ernten, bisher weit über 50 Früchte, denn sie ist unglaublich ertragreich.
Agchogchahier ein Frucht in meiner Hand
Ah, und dann gibt es da noch die Geschichte mit dem Meerschweinchenscheiße-Geschäft. Eine Frau, dessen Kind von der Stiftung unterstützt wird, hat nämlich Meerschweinchen (Meerschweinchen sind eine Delikatesse in Ecuador) und schmiss den Kot bisher immer weg. Als ich daran Interesse gezeigt habe (als Dünger natürlich), hat sie sich natürlich sehr gefreut. Bei ihr Zuhause haben wir den Kot abgeholt, doch Geld wollte sie auch nach mehrmaligen Anbieten dafür nicht.
Die Menschen haben nichts und schenken trotzdem, obwohl sie dafür bezahlt werden könnten – dafür habe ich einfach nur Respekt.
Als Kompromiss haben wir dann abgemacht, dass ich ihr, sobald ich Ernte einfahre, etwas davon mitbringe. Als es dann irgendwann soweit war, habe ich ihr einen großen Beutel mit Mangold, Rotkohl, Staudensellerie, Agchogcha, Chinakohl, Rübe, Rote Bete, Karotte, Petersilie, Zucchini und Blumenkohl geschenkt und sie hat sich natürlich wahnsinnig gefreut und mir wieder viel Meerschweinchenkot geschenkt.
Ich habe viel Liebe in den Garten gesteckt und er wurde immer grüner und schöner, da immer mehr Pflanzen hinzukamen. Irgendwann haben sie mir dann im Projekt vorgeschlagen den Garten zu erweitern und er wurde fast doppelt so groß. Zusammen mit anderen Freiwilligen (wir lebten zu diesen Zeitpunkt bereits zu fünft in der WG) habe ich an einem Wochenende eine Kräuterspirale aus Steinen angelegt und einen Kompostkasten für unseren eigenen Biomüll gebaut. Irgendwann habe ich dann angefangen, Steine auf einer kaputten Straße zu sammeln und damit einen Weg zu bauen.
der Kompostkastendie fertige Kräuterspiraleder Wegder Garten aktuell (momentan sind da ein paar nicht bepflanzte Stellen, da in dem Garten bald nur noch Kräuter oder andere langlebigere Pflanzen wachsen sollen. Wenn ich weggehe, kommt leider erstmal kein neuer Freiwilliger, der sich um die Pflanzen kümmern kann)immer eine schöne Aussicht (manchmal sieht man den Imbabura, ein Vulkan bei Otavalo, den ich bestiegen bin)
Immer wieder sieht man Tiere im Garten wie schöne rote und gelbe Vögel, Kolibries und trotz Zaun leider auch Straßenhunde. Jedoch sind auch größere Spinnen, Maden und Skorpione keine Seltenheit. Auch eine Vogelspinne ist mir bereits im Garten begegnet. Das Gelände der Stiftung schließt viel Natur mit ein, wodurch hier auch mehr Tiere sind als in der sonst eher fast schon städtischen Region. Auch an unserer Dusche machen Skorpione nicht halt.
eine schöne Spinneeine Vogelspinne im Garten (Ja, Vogelspinnen gibt es nicht nur im Amazonas, sondern noch bei mir in Pomasqui auf 2500m Höhe)ein Skorpion (sehr häufig im Garten)eine Schlange (eher selten)ein gelber Vogel auf einem Nussbaum direkt neben Garten und WG
Bis Februar haben ich den Großteil der Gartenarbeit noch in meiner Freizeit gemacht, doch dann galt es irgendwann doch als Arbeit, da er nicht nur für mich selbst, sondern auch für die Stiftung selbst von nutzen war (ganz davon abgesehen, dass es natürlich toll aussieht).
Ab Februar begann eine Deutsche, die Soziale Arbeit studiert, ihr Praktikum in der Stiftung. Sie musste ein eigenes Projekt umsetzen und schnell kam die Idee auf, Familien zu helfen ihren eigenen Garten anzulegen und zu pflegen, damit sie ihr eigenes Gemüse anbauen können. „Huertos urbanos“ (auf Deutsch: „Stadtgärten“) hieß das Projekt, obwohl die Familien eher fast schon auf dem Land leben als in einer Stadt und meist reichlich Platz für einen Garten haben. Hier verbindet ein Projekt Soziales mit Umweltbildung,
Ich musste bei diesem Projekt natürlich mitmachen und zusammen haben wir das Projekt bei einem Treffen der unterstützten Familien der Stiftung vorgestellt. 10 Familien bzw. eher Frauen (alleinerziehende Frau mit sieben Kinder ist hier schließlich eher der Durchschnitt) haben sich gemeldet und von da an haben wir einmal die Woche an diesem Projekt gearbeitet und den Familien bei verschiedenen Treffen in der Stiftung Vorträge über alles Mögliche rund um den Garten gehalten: es ging um den Boden, die Pflanzen, Tipps, mögliche Plagen und so weiter… Gleichzeitig haben wir die Familien immer wieder besucht, zusammen den Garten angelegt, Komposterde und kleine Pflänzchen gebracht. Das alles haben wir zum Glück nicht alleine, sondern mit der für Umweltbildung zuständigen ebenfalls sehr netten Umweltingenieurin gemacht.
Für die Frauen war mein Garten eine Inspiration, die sie sehr motiviert hat (zumindest wird mir das so gesagt). Sonst diente dieser Garten immer als gutes Beispiel, um bei Treffen bestimmte Dinge zu erklären. Auch habe ich immer wieder Ableger verschenkt oder die Samen der von mir geernteten Agchogcha. Selbst hier ist dieses Gemüse nicht jedem bekannt.
Vorstellung des Projekteshier zusammen mit den Frauen beim Gartenbei einem der VorträgeVermessung des GartensBei dieser Frau durften wir ein paar Avocados von den Bäumen ernten, die sie bei sich hatte.diese Fläche soll ebenfalls später mal grün werdenim Hintergrund wird der Boden aufgelockert, im Vordergrund verbrennt die Frau ihren Müll, was aufgrund fehlender Aufklärung leider hier noch sehr üblich istmanche Frauen besitzen bereits Truthähne, Hühner, Schweine, Meerschweinchen oder Kaninchen (so süß, wenn man nicht daran denkt, dass sie geschlachtet werden sollen)ein süßer Hundandere Familie, anderer Garten mit bombastischer Aussichtauch diese Aussicht von einem anderen Garten hat es in sich
Gerade zu Anfang war es schwierig, aber fast alle Frauen hatten Erfolg mit ihrem Garten und können bereits selbst viel Ernten. Ich von den Ergebnissen leider kaum Fotos, da ich später bei den Besuchen fast gar nicht dabei war. Viele Familien haben Hühner oder sogar Truthähne, die ich aufgrund meiner Phobie eher meide.
Diesen Garten habe ich erst kürzlich mitbesucht. Es wurde bereits ein bisschen geerntet.Sozialpraktikantin (rechts), Frau aus dem Gartenprojekt (mittig), ich (links)die Frauen sind immer so liebenswert (hier erntet sie für uns ein paar Mandarinenlimetten)
Am Ende dieses Projektes, das von März bis Juni ging, haben wir ein letztes Treffen gehabt, wo wir gemeinsam gekocht haben. Es ging dabei darum, Gemüse und Kräuter aus dem Garten in der Küche zu verwenden, und darum, was man alles essen kann. Hier habe ich als Hobbykoch alles organisiert und konnte das, was ich bereits in Deutschland gelernt habe über nachhaltige Ernährung endlich auch in Ecuador umsetzen. So haben wir als ersten Gang Spaghetti mit Karottengrün-Pesto gekocht und als zweiten Gang Kartoffel, gebratene Agchogcha und eine Tomatensauce mit ganz vielen Kräutern aus dem Garten.
zusammen wird gekochtspontanes Gruppenfotodas gemeinsame Essen war ein absolutes Highlight und das Essen selbst sehr lecker
Neben diesem Projekt, habe ich aber noch an ganz vielen anderen Dingen teilnehmen dürfen, die mit Umweltbildung zu tun haben:
kleine Bäumchen zur Aufforstung umpflanzen zum Beispieldie kleine Schnecke oben ist hier eine Delikatesse (eine Frau hat in der Stiftung sogar einmal diese Schnecken gesammelt, um sie zu kochen), die große Schnecke unten dagegen ist eine echte PlageBeim Umpflanzen der Bäumchen bin ich auf so viele Tierchen gestoßen, vor allem Skorpione, Schnecken, Maden, Hundert- und Tausendfüßler. Letztere habe ich gesammelt und im Garten ausgesetzt, weil sie gut für die Erde sein sollen (siehe Foto).
Auf dem Gelände der Stiftung direkt hinter unserer WG und dem Sozialbüro beginnen Umweltlehrpfade sich in eine Schlucht nach unten zu bahnen. Hier wurde aufgeforstet und ein Ökosystem ist entstanden, das in dieser sonst eher städtischen Region nicht so oft vorzufinden ist. Da ich hier lebe habe ich natürlich immer gute Luft und es ist einfach schön. Auch hier zu arbeiten, auch wenn ich meistens Unkraut zupfe, Laub hacke, Pflanzen charakterisiere und beschrifte, Zäune baue, usw…
der Umweltlehrpfadauch der UmweltlehrpfadTerrassen mit Obstbäumen in Reifen (hier musste ich zum Beispiel erst diese Woche Löcher um die Pflanzen herum graben und mit Hydrogel befüllen, damit der Boden Wasser besser aufnehmen kann)im Hintergrund trohnt der Casitagua (3800m)Manchmal kriege ich auch einfach eine Machete in die Hand gedrückt und soll damit ein paar Büsche kürzen. Es gibt viele Werkzeuge, die ich in meinem Freiwilligendienst das erste Mal benutze, für die Ecuadorianer in meinem Projekt allerdings kein Hindernis. Da heißt es einfach: MACH MAL!einer meiner Lieblingsaufgaben: Steine bemalen, um Pflanzen zu kennzeichnenNeben meinem Garten gibt es auf dem Gelände der Stiftung noch andere Gärten. Hier pflanze ich gemeinsam mit ein paar Frauen aus Uyachul (ein Dorf in der Nähe mit ökologischen Gärten, die von der Stiftung unterstützt werden). Zunächst muss die Erde aufgelockert werden. Ich muss zugeben: die Frauen vom Land haben viel mehr Kraft als ich.hier wird gerade Salat, Lauchzwiebel und Petersilie im Gewächshaus gepflanzt. Erst kürzlich haben die Frauen aus Uyachul in einem anderen Gewächshaus der Stiftung Kürbis, Bohnen und Mais zusammengepflanzt, eine sehr bekannte Kombination, die bereits von den Inkas angewendet wurde.natürlich haben wir die Frauen bei ihren ökologischen Gärten in Uyachul besucht. Von diesem Dorf aus, das etwas erhöhter auf etwa 3200m Höhe liegt, hat man übrigens eine bombastische Aussicht auf Quito und dem Cotopaxi dahinter.ein Gewächshaus voll mit Tomatenpflanzen in UyachulJeden Samstag verkaufen sie ihr Gemüse am Hauptplatz von Pomasqui. Auch wenn es sich um Biogemüse handelt, ist es genauso günstig wie anderes Gemüse. Schließlich haben sie kein Siegel und fürchten zurecht, dass bei höheren Preisen das Gemüse niemand kauft.
Teil des Projekts Umweltbildung war natürlich auch das Werben fürs Recycling. Ich durfte die Umweltingenieurin bei eine Unimesse begleiten. Ich dachte, dass ich nur mithelfe den Stand aufzubauen. Wie aus dem nichts hatte die Umweltingenieurin jedoch einen anderen Termin und ich musste einspringen. Also stand ich da alleine am Stand und erklärte Ecuadorianern etwas übers Recycling. Zum Glück habe ich vorher bei der Umweltingenieurin gut zugehört und meine Spanischkenntnisse haben dafür ausgereicht, aufregend war es trotzdem.
der Standhier ein Vortag an einer Schuleanschließend durften die Kinder selbst Müll trennen
Ein neues Projekt der Stiftung sind die sogenannten Promotoren. Das sind etwa ein Dutzend Jugendliche, die alle Patenkinder von Schweizer Spendern und Spenderinnen sind. Die unterstützten Familien müssen 14 Tage im Jahr jeweils fünf Stunden bei der Stiftung, meist im Recyclinghof arbeiten. Diese Jugendliche sind stattdessen Promotoren, wo sie selbst viel über Umwelt und Recycling lernen und zum Beispiel beim Tag der Erde selbst für das Recyclingprojekt Werbung machen.
Am Tag der Erde auf dem Hauptplatz von PomasquiSchilder wie bei einer Fridays-For-Future-Demo
Es werden nicht nur Schulen besucht, sondern manchmal kommen auch Schulklassen zu uns und besuchen die Umweltlehrpfade einschließlich Kompost und Recyclinghof
eine Schulklasse zu BesuchHier zeigt eine Frau wie mit diesem großen Sieb die Komposterde gesiebt wird. Die Teenager dürfen selbst mit anpacken. Was wie eine Mittelalterarbeit aussieht, ist etwas, was ich manchmal sechs Stunden am Stück machen muss.So schlimm stinkt es eigentlich gar nicht!meine wichtigste Aufgabe: Fruchtspieße für alle machen 🙂
Das ist auch der ganze zugegebenermaßen sehr ausführlicher Überblick über meinen Freiwilligendienst gewesen. Ich hätte noch so viel mehr berichten können. Es war ein ganz aufregendes Jahr und mein Freiwilligendienst so viel besser, als ich es mir je hätte vorstellen können. Wie man wahrscheinlich rausgelesen hat, ist nicht jede Aufgabe schön. Dadurch aber, dass der Freiwilligendienst so abwechslungsreich war und ich jeden Tag was anderes gemacht habe, war es nicht schlimm.
Manchmal habe ich alleine gearbeitet, manchmal aber auch mit einem anderen Freiwilligen (deutsch oder schweizerisch), die mit mir zusammen in der WG lebten. Am meisten habe ich aber mit den ecuadorianischen Mitarbeitern der Stiftung zusammengearbeitet. 18 Leute sind es insgesamt und eine Person netter als die andere. Ich werde sie echt vermissen.
hier ein Selfie von mir mit allen Mitarbeitern der Stiftung auf einer Brücke beim Weihnachtsfest der Stiftungzusammen „Bob Esponja“ verbrennen zu Silvesterund weg ist ergemeinsam wird gekocht, um ein Fest vorzubereiten…wie zum Beispiel am Tag der Lehrerin (hier wird wirklich alles gefeiert)zu meinem Geburtstag ein veganer Kuchen (Obststücke zusammengesteckt)Diese Woche war die Abschiedsfeier nicht nur von mir, sondern auch von zwei Kollegen.
Dieser Freiwilligendienst war eine unglaubliche Erfahrung und ich konnte so viel lernen und durfte so viele nette Menschen kennenlernen. Ich werde es nie vergessen und nehme Abschied.
Danke an alle in der Stiftung für die Zusammenarbeit und das, was ihr mir beigebracht habt!
…in Cuenca nehme ich morgens einen Bus in Richtung Quito und mache mich fast wieder auf dem Heimweg, aber eben nur fast, denn erstmal nehme ich den Bus nur bis nach Riobamba, ebenfalls eine Stadt in den Anden. Die siebenstündige Busfahrt ist sehr abenteuerlich, da die Hauptstraße teilweise gesperrt ist und der Bus deswegen Umwege über kleinere Straßen und viel zu kleine Brücken fahren muss. Dafür ist der Ausblick aus dem Fenster während der Fahrt umso schöner.
durch die Andenlandschaft mit dem Bus
Irgendwann wird der Grund für meinen Zwischenstopp in Riobamba sichtbar: der Chimborazo. Es ist mit 6263m der höchste Vulkan Ecuadors und wegen seiner Nähe zum Äquator der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt auf der Erdoberfläche. Vom Erdmittelpunkt aus gesehen also der höchste Berg der Welt.
der Chimborazo kurz vor der Ankunft in Riobamba (vom Bus aus fotografiert)
Und dann komme ich abends endlich in Riobamba an. Schnell stelle ich fest, dass es wieder eine aus meiner Sicht hässliche Stadt ist. Cuenca ist als schöne Stadt wahrscheinlich die einzige Ausnahme in Ecuador. Also mache ich nicht mehr viel und lege mich schlafen (man bin ich langweilig).
Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und nehme den ersten Bus in Richtung Chimborazo. Auch heute ist ein fast wolkenloser Tag. Am Eingang des Nationalparks Chimborazo angekommen, wandere ich direkt los. Bis zum Vulkan selbst, muss man nämlich nochmal etwa zwei bis drei Stunden eine Straße hochlaufen. Der Weg ist nicht schön und ich habe heftigen Gegenwind.
Meine Stimmung wird dann aber aufgehellt durch das hier:
Vikunjas, ein großes und ein kleines!hier nochmal näher dran
Vikunjas sind ähnlich wie Alpakas, sind aber besser in Form. Sport ist eben gesund, das gilt auch für „höckerlose Neuweltkamele“.
Kurze Zeit später kommt zum Glück ein Auto vorbei, dass mich bis zum Vulkan mitnehmen kann. Zu meinem Glück ist es ein Guide, der heute mal frei hat und bis zu so weißen Zelten hochlaufen möchte, und mich mit nimmt. Er hat alles für mich: Helm, Schneeschuhe, Sonnenbrille – ich bin bestens ausgerüstet (gratis natürlich). Und so wandern wir zusammen mit einer Frau aus Argentinien hoch.
hoch geht’s!beim Hochgehen laufen wir bereits teilweise durch den Schneedie Zelte (hier kann man für ganz viel Geld übernachten, was ich als Warmduscher niemals machen würde)ein Blick in das Zelt hineindie eher steinige Aussicht
Was ich an dieser Stelle noch erwähnen muss: ich bin hier auf 5350m Höhe, so hoch bin ich in meinem ganzen Leben noch nie gewesen. Höhenkrankheit? Zum Glück nicht. Wir sind langsam hochgelaufen und so geht es dann auch einigermaßen, auch wenn ich die dünne Luft natürlich deutlich spüre.
so nah der Sonne wie noch nie in meinem Leben (vom Flugzeug abgesehen)Handstand ist hier etwas schwierigerWir sind nicht ganz alleine auf dem Vulkan. Jemand ist mit seinem Snowboard hochgelaufen und übt hier. Diese Person hätte ich gerne mal interviewt…dann gehen wir wieder runterAbschied vom Chimborazo (vom Auto aus fotografiert)
Der Guide bringt mich netterweise wieder nach Riobamba, wo ich dann einen Bus nach Hause nehme. Nach weiteren fünf Stunden komme ich todmüde in Pomasqui an. Meine fünftägige Reise ist zu Ende gegangen und es ist sicherlich nicht die letzte hier in Ecuador…
Meine erste lange Reise allein geht in den Süden von Ecuador nach Cuenca, die mit etwa 330.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Ecuadors. Angeblich soll es auch die schönste Stadt Ecuadors sein, was in Ecuador nicht schwer ist, denn jede Stadt, die ich bisher kennengelernt habe ist hässlicher als die vorherige.
Freitagabend mache ich mich also das erste Mal alleine auf dem Weg, um die 11-stündige Busfahrt nach Cuenca auf mich zunehmen. Wie immer habe nicht viel über die Busfahrt zu erzählen, da ich wieder einmal die komplette Busfahrt durchgeschlafen habe, ein Talent, auf das viele andere neidisch sind.
So komme ich also am Samstagmorgen um 7 Uhr in Cuenca an und nehme, ohne in die Stadt zu gehen, gleich den ersten Bus, der mich zum Nationalpark Cajas führt. Cajas ist einer der bekanntesten Nationalparks Ecuadors und liegt auf einer Höhe zwischen etwa 3100-4500m. Am Eingang des Nationalparks lasse ich mir erklären, was es für Wanderwege gibt und in der gefährlichen Wanderlaune in der ich bin, frage ich natürlich nach dem schönsten und längsten Weg. Letztlich entscheide ich mich für eine 8-Stunden-Wanderung. Zum Glück laufen zwei Niederländer den gleichen Weg (sonst ist da wirklich niemand).
gleich zu Beginn begegne ich ein paar wilden Lamas (Bergtapir, Brillenbär oder Puma bekomme ich auch in diesem Nationalpark leider nicht zu Gesicht)eine wunderschöne Páramo-LandschaftDer Weg ist grauenvoll: es geht hauptsächlich runter auf glitschigen Steinen oder in tiefem Schlammman erkennt, wie tief ich im Schlamm eingesunken bin
Am Ende der langen Wanderung bin ich erschöpft. Acht Stunden im Schlamm zu watscheln ist anstrengend, noch dazu, wenn man auf etwa 4000m Höhe wandert. Ich bin zudem zu schnell gelaufen und habe deswegen wegen der Höhe Kopfschmerzen und Schwindel. Zum Glück treffe ich am Ende der Wanderung auf nette Ecuadorianer, die mich mitnehmen nach Cuenca.
Und jetzt kommen wir doch mal zur Stadt oder? Ne, noch nicht, denn sobald ich abends in Cuenca ankomme, suche ich mein Hostel auf, esse und schlafe bereits um acht Uhr.
Am nächsten Tag mache ich mich direkt auf zu einer weiteren Sehenswürdigkeit in der Nähe von Cuenca (in der Nähe heißt hier drei Stunden Busfahrt). Ingapirca ist die bekannteste Inkaruine Ecuadors, das Machu Picchu von Ecuador quasi, wenn auch wohl nicht vergleichbar.
die Ruinen von Ingapirkaein Inkagesicht im Fels (falls sich jemand fragt, wie die wohl so aussahen)
Dort angekommen lerne ich viel über die Kultstätte, die bereits von dem indigenen Volk der Kañari vor den Inkas genutzt wurde. Die Inkas bauten diese weiter aus und errichteten diesen zylinderförmigen Tempel. Drumherum befinden sich wohl Überreste von Bädern, Grabstätten und Lagerräumen für verschiedene Getreidesorten. Der Tempel selbst ist ein Sonnentempel, zu Ehren des Sonnengottes „Inti Raymi“ errichtet. Was für ein Zufall, dass ich nur ein paar Tage vor dem 21. Juni da bin. Der 21. Juni, die Sommersonnenwende, wird in ganz Ecuador bei vielen Indigen als „Fiesta del Sol“, als „Inti Raymi“ gefeiert.
Hier bei Ingapirka beginnt man bereits ein paar Tage vorher mit den Feierlichkeiten.
Durch die lange Busfahrt komme ich auch an diesem Tag erst am späten Nachmittag wieder in Cuenca an. Diesmal jedoch bin ich fitter und habe bereits Zeit ein bisschen durch die Stadt zu schlendern.
Tauben 🙂
Im Zentrum der Stadt wird überall süßes Gebäck gekauft, nach ecuadorianischer Art natürlich exakt der selbe Verkaufsstand nach dem nächsten, wohl aufgrund irgendeines katholischen Feiertags, nach dem eine Woche lang dieses Gebäck verkauft wird.
ein Dinosaurierfalsch: ein Wikingerdie neue Kathedrale im Zentrum der Stadtdie Kuppeln der neuen Kathedraleabends am Hauptplatz
Mein erster Eindruck von Cuenca: schön und ohne Zweifel die schönste Stadt Ecuadors, was wie gesagt keine Kunst ist.
Am darauffolgenden Tag, nehme ich mir mehr Zeit die Stadt zu erkunden, und zwar bei bestem Wetter.
In der Stadt Cuenca, die mal nach Cuzco die zweite Hauptstadt der Inkas war, sieht man heute vor allem die kolonialen Einflüsse, was die Stadt sehr europäisch aussehen lässt. Die Stadt ist aber auch modern und hat viele Radwege und eine Straßenbahn. Was mir besonders an der Stadt gefällt ist der Fluss der vorbeifließt und die Ampeln, die wie Vogelzwitschern klingen. Auch den Menschen scheint es hier besser zu gehen, wobei hier auch viele Ausländer leben.
Cuenca, die schönste Stadt Ecuadors also, war auf jeden Fall ein Besuch wert. Doch meine Reise ist noch nicht ganz zu Ende, der zweite Teil zum höchsten Vulkan Ecuadors folgt…
Wieder einmal besuche ich ein Naturschutzgebiet in Ecuador, diesmal nicht zusammen mit anderen Freiwilligen, sondern mit zwei Ecuadorianern aus meinem Projekt. Die Reise geht ganz weit in den Norden von Ecuador, unweit von der kolumbianischen Grenze. Kein Wunder also, dass ich bereits um 5 Uhr morgens aufstehen muss, um den Bus zum Ort „El Ángel“ zu nehmen.
Los geht die fünfstündige Busfahrt! Angekommen!
Vom Ort „El Ángel“ aus geht es mit dem Auto ins gleichnamige Reservat. Der 80 Jährige Fahrer hat für 30 Minuten ununterbrochen geredet. Ihm gehört auch die Unterkunft, in der wir eine Nacht übernachten. Wir sind die einzigen Gäste, leider, denn so redet er die ganze Zeit mit uns und wir werden ihn auch in der Unterkunft nicht los.
Also machen wir uns schnell auf dem Weg zu… Zu was eigentlich genau? Warum nehme ich eine fünfstündige Fahrt auf mich, um ein Naturschutzgebiet zu besuchen? Die Antwort: „Frailejones“, eine Art Pflanze, die es nur hier in Ecuador und sonst nur in Kolumbien und Venezuela gibt. Sie wird bis zu sieben Meter groß und wächst in 100 Jahren einen Meter. Ich weiß überhaupt nicht wie ich die Pflanze ansonsten weiter beschreiben soll. Es ist eine Art Baumstamm mit Büschel oben drauf. Am besten zeige ich Fotos:
von weitemmittendrinFrailejones mit schöner Andenlandschaft im Hintergrundein Frailejon, Berge und ichneben den Frailejones besuchen wir noch ein Polylepis-Wald, die Bäume wirken halbtot und haben eine besondere Rinde, die abzugehen scheintund ein Wasserfall muss natürlich auch noch seinich auf einem Polylepis-Baumuns wurde gesagt, dass das Wolfskacke sei, also musste ich davon natürlich ein Foto machen (ein Wolf habe ich aber leider nicht gesehen)wilde Lamas begrüßen uns zurück in der Unterkunftdiese Lamas sind aus Kolumbien hierhergelaufenabends sitzen wir frierend am Kamin, denn das Reservat liegt auf einer Höhe zwischen 3500 und 4500m
Es war sehr kalt, aber es hat sich gelohnt. Die Landschaft war vor allem eines: einzigartig. Mal wieder wurde mir bewusst wie vielseitig die Natur in Ecuador ist und ich hoffe auf weitere spannende Reisen in den letzten Wochen, die ich hier in Ecuador noch habe…
Diesen Beitrag möchte ich nutzen, um übers Wandern (abseits von Vulkanbesteigungen und Otavalo) in Ecuador zu berichten. Ich bin im Urlaub immer gerne in den Alpen wandern gegangen. Hier in den ecuadorianischen Anden, in denen ich bereits seit zehn Monaten lebe, nutze ich deshalb fast jedes zweite Wochenende die Gelegenheit auf einen Wanderausflug.
Das tolle ist, das ich bereits an meiner eigenen Haustür loslaufen kann. Ich wohne zwar in einem eher städtischen Gebiet ganz im Norden von Quito, jedoch sehr weit am Rande am Fuß des Vulkanes Casitagua.
links oben der Casitagua, ganz rechts am Ende der Straße meine Wohnung
So erhaben ich den Namen Casitagua auch finde und die Tatsache, dass es ein zumindest inaktiver Vulkan ist, ist es doch eher ein großer 3515 Meter hoher Hügel.
Tatsächlich gibt es aber etwas interessantes zu berichten, denn die Wälder auf diesem großen Hügel wurden durch den Abbau von Kalkstein und der Beweidung mit Schafen lange Zeit abgeholzt. Infolgedessen erodierte der Boden. Meine Organisation, Sembrar Esperanza, in der ich meinen Freiwilligendienst mache, hat vor etwa 30 Jahren innerhalb von vier Jahren über eine Million Bäume auf dem Casitagua bepflanzt. Das Projekt (wie auch übrigens die Straße in der ich heute Lebe) hieß „Árbol Solitario“ (auf deutsch: einsamer Baum), weil vor Beginn des Projekts nur eine einzige Baumart, eine Art von Zypresse, auf dem Vulkan gefunden wurde.
So ist heute, das kann ich nach Besteigung des Casitaguas bestätigen, oben ein grüner Wald. Beim Besteigen jedoch muss man sich ständig entscheiden, ob man lieber vom Kaktus oder von einer Agave aufgespießt werden möchte. denn anders als der Wald oben auf dem Casitagua, ist die Landschaft in meiner Umgebung allgemein eher sehr trocken und es regnet wenig. So gab es vor ein paar Jahren auch einen großen Waldbrand am Casitagua, wovon sich die Natur aber inzwischen wieder einigermaßen erholt hat.
links Agave, rechts Kaktusaber auch schöne kleine orchideenhafte Blüten
Ich brauche etwa eineinhalb Stunden, um oben anzukommen, auch wenn ein Wanderweg nicht immer klar erkennbar ist. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass auch nach 10 Monaten auf 2500m Höhe ich mich immer noch nicht an die dünne Luft vollständig gewöhnt habe und viel keuchen muss, wenn es bergauf geht. Dennoch habe ich zumindest keine ernsten Probleme mit der Luft und kann an sich eigentlich problemlos wandern.
Oben ist zwar kein Gipfelkreuz, jedoch bei gutem Wetter eine wundervolle Aussicht auf so manche Vulkane Ecuadors, Quito, und der Äquatorlinie.
das Panorama oben
Ein großer Unterschied zwischen den Alpen und den Anden, sind die Berge bzw. Vulkane. Während ich es in den Alpen gewöhnt schöne Gebirgsketten zu sehen, ragen die Vulkane hier immer ein bisschen isoliert aus der Andenlandschaft hervor, insbesondere der Cotopaxi, der momentan auch raucht (ein weiterer offensichtlicher Unterschied zu Bergen, was ich hier nicht näher ausführen muss).
Quito und der Cotopaxider Cotopaxi rauchtWandern über Quitoim Hintergrund der Cayambe (dritthöchster Vulkan Ecuadors)ich beim Wandern auf dem Casitaguarechts „Mitad del Mundo“ (auf deutsch: die Mitte der Welt), denn hier verläuft die Äquatorliniewas man auch sieht: der ganze Staub, der durch Minen verursacht wird (die Wolken in der Landschaft)SeptemberMai
Ich bin einmal im September und einmal im Mai den Casitagua hoch und witzigerweise ist mir aufgefallen, dass ich zweimal fast das gleiche Foto von der Landschaft auf der anderen Seite des Vulkanes geschossen habe. Ich habe die Fotos verglichen und der Unterschied ist krass: die Landschaft auf dem Foto vom Mai ist viel grüner als die von September. Das liegt daran, dass ich das Foto im Mai am Ende der Regenzeit gemacht habe, während das von September bereits nach ein paar Monaten Trockenphase entstanden ist.
Bei mir in der Nähe gibt es aber auch noch einen anderen Ort, wo man gut wandern kann: der Pululahua-Krater. Nach etwa 15 Minuten mit dem Bus und weiteren 15 Minuten zu Fuß kommt man am Eingang des riesigen Vulkankraters an.
In diesem Krater leben Menschen und betreiben Landwirtschaft. Die Landschaft ist trotz der Nähe zu meinem Haus ganz anders und viel grüner. Es sieht so idyllisch aus, jedoch ist der Pululahua-Krater aktiv! Ja tatsächlich, unterhalb der Felder befindet sich eine Magmakammer und ich habe zumindest Videos gesehen, wo Gasblasen aus dem Wasser hochsteigen. Der Krater hat vor etwa 2300 Jahren das letzte mal eine Eruption erfahren. Durchschnittlich alle 4000 bis 4500 Jahre etwa explodiert der Krater, also haben die Leute im Krater noch ein bisschen Zeit.
Ich bin bereits mehrmals im Krater wandern gegangen und da es leider keinen Rundweg gibt, bin ich meistens einfach runter und irgendwo anderes wieder hoch auf einem der vielen kleinen Gipfel, die rund um den Krater verteilt sind. Auch Zelten war ich einmal unten im Krater, jedoch mit unschönen Wettererfahrungen.
Zelten in der Kälte und Nebelregenhier eine klarere Sichtich beim Wandernimmer Mal wieder fliegen Adler vorbei
Letztes Wochenende bin ich dann zusammen mit zwei anderen Freiwilligen für zwei Tage vom Dorf Sigchos nach Quilotoa gelaufen. Wer sich daran erinnert: ich habe mal im September einen Bericht geschrieben über den Vulkankrater Quilotoa. Damals bin ich jedoch mit dem Bus hingefahren, jetzt zu Fuß.
Diese zwei- oder dreitätige Wanderung von etwa 40 Kilometern mit vielen Höhenmetern nach Quilotoa wird auch als Quilotoa-Loop bezeichnet und ist einer der bekanntesten und schönsten Wanderrouten Ecuadors. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass ich noch nie so viele Deutsche getroffen habe wie hier.
Es hat sich aber trotz schlechtem Wetter am zweiten Tag gelohnt, denn die Andenlandschaft war wunderschön.
während der Busfahrt nach Sigchos am rauchenden Cotopaxi vorbeitraumhafte Landschaftschlechtes WetterBaum überseht mit Bromelienvorbei an einem Flussgutes Wetterein Lama oder AlpakaChocho (Lupine) wird hier viel angebaut und blüht geradeich beim Wandern durch eine Art Schlucht
Auf jeden Fall werde ich auch die übrigen zwei Monate hier in Ecuador dazu nutzen noch mehr wandern zu gehen…