Mein Freiwilligendienst – ein ausführlicher Überblick

Es ist meine letzter Arbeitstag in der Stiftung. Unglaublich, wie schnell das Jahr in Ecuador zu Ende ging. Und trotzdem habe ich in meinem Blog bisher nicht viel über meine Arbeit im Freiwilligendienst berichtet, möchte das mit diesem Beitrag aber etwas nachholen.

Sozial, ökologisch, vielfältig, interessant, lehrreich – das sind fünf Adjektive mit denen ich meinen Freiwilligendienst allgemein beschreiben würde. Was habe ich aber auf das ganze Jahr gesehen konkret gemacht? Um einen Überblick zu schaffen werde ich den Beitrag nach den verschiedenen Projektbereichen einteilen, die wiederum zahlreiche unterschiedliche Einzelprojekte beinhalten . Über einige Projekte habe ich bereits im Beitrag „Mein Freiwilligendienst – die ersten Wochen“ berichtet und übers Spendenprojekt natürlich. Dennoch gibt es noch viel zu berichten.

Ein Überblick über alle vier Projektbereiche, an denen ich teilgenommen habe:

  1. Die Kindergärten Nuevo Miguelito und Violanta y Werner
  2. Familien
  3. Recycling
  4. Umweltbildung

1. Die Kindergärten „Nuevo Miguelito“ und „Violanta y Werner“

Die „Fundación Sembrar Esperanza“, bei der ich arbeite, betreibt zwei Kindergärten in Pomasqui. In dem Kindergarten „Violanta y Werner“, benannt nach einem Schweizer Ehepaar, dass diesen Kindergarten finanziert, habe ich nur in den ersten Tagen meines Freiwilligendienstes gearbeitet, denn erst danach habe ich verstanden, dass ich frei entscheiden darf, in welchen Projekten der Stiftung ich mithelfen möchte und mit kleinen Kindern zu arbeiten ist nicht so meins. In diesem Kindergarten habe ich später nur noch vereinzelt gearbeitet, z.B. als dessen Garten renoviert und neu bepflanzt werden musste.

Im Kindergarten „Nuevo Miguelito“ allerdings habe ich fast das ganze Jahr über immer Freitags in der Küche ausgeholfen. Freitags muss die Köchin nicht nur kochen, sondern auch alles sauber machen, was man sauber machen kann. Nachmittags geht es dann noch auf den Wochenmarkt, um für die ganze nächste Woche einzukaufen. Es ist also eine Menge Arbeit, bei der ich eine willkommene Unterstützung bin. Obwohl die Arbeit in der Küche natürlich nicht die schönste ist, macht es mir trotzdem Spaß, da die Köchin, mit der ich arbeite, einfach so herzig, immer freundlich und witzig ist, obwohl sie jeden Tag hart arbeiten muss. Dafür habe ich großen Respekt. Sie arbeitet auch am Wochenende und an Feiertagen im „Mitad del Mundo“ (ein Monument in der Nähe, dass die Äquatorlinie markiert) in einem Restaurant.

Mein Highlight in diesem Kindergarten ist der Avocadobaum, der im Hinterhof des Kindergartens steht. Der Baum ist riesig, wie eine große Eiche, nur dass keine kleinen Eichen herunterfallen, sondern viele riesige Avocados, die ich sonst noch nirgendwo gesehen habe. Avocados fallen allgemein unreif vom Baum und sind anfangs noch hart und werden es später weich, es sind also eher fallende Steine, was nicht ungefährlich ist für die Kinder. Deswegen haben sie jetzt den Baum gekürzt, leckere Avocados gibt es zum Glück immer noch. So viele Avocados wie herunterfallen können gar nicht gegessen werden, sodass ich eigentlich immer welche zu uns in die WG mitnehmen darf.

2. Familien

Herzstück der Stiftung sind die sogenannten „becas“ (auf Deutsch: Stipendien), die mithilfe der schweizerischen Partnerorganisation „Pro Pomasqui“ vergeben werden. Zusammen mit „Pro Pomasqui“ vermittelt die „Fundación Sembrar Esperanza“ Partnerschaften. Paten in der Schweiz zahlen monatlich 50$, wobei 35$ direkt an die Patenkinder geht (15$ an die Stiftung). Das Geld soll ausschließlich für die Bildung und Gesundheit der Kinder verwendet werden. Durch regelmäßige Hausbesuche, bei denen ich auch manchmal dabei sein darf, wird das kontrolliert.

Ich habe bei meiner Spendenaktion in der Adventszeit bereits ausführlich über die Verhältnisse vieler Familien und meine Eindrücke berichtet. Über fast drei Monate hinweg war ich damals fast nur mit den Essenspaketen beschäftigt und habe viele Familien besucht.

Von Seiten der Stiftung gibt es auch immer wieder Spenden. Jede Woche Donnerstag verteilt die Stiftung Brot und Kuchen von der Kette „Cyrano“ an die Familien. Es sind Backwaren, die die Bäckerei „Cyrano“ nicht mehr verkaufen kann und an die Stiftung spendet. Sonst gibt es manchmal Möbelspenden oder Kleiderspenden, wo ich immer mal wieder mithelfe.

es ist paradoxerweise einer der teuersten Bäckereien in Ecuador (Foto aus einem Einkaufszentrum in Quito)

„Las mujeres del papel“ (auf Deutsch: die Papierfrauen) werden die Frauen genannt, mit denen ich zusammengearbeitet und Recyclingpapier hergestellt habe. Es war eine sehr schöne Arbeit und auch hierüber habe ich bereits berichtet. Allerdings habe ich hier nur von August bis Oktober gearbeitet, weil das Projekt nur in der Trockenzeit stattfindet. Schließlich muss das geschöpfte Papier gut trocknen können.

Mit dem Übersetzten von Briefen, die die Patenkinder in Ecuador an ihre Paten in der Schweiz mindestens zweimal jährlich schreiben, war ich das ganze Jahr über immer mal wieder beschäftigt. Insgesamt habe ich fast 150 Briefe von Spanisch auf Deutsch übersetzt. Die Briefe waren durchschnittlich 1,5 Seiten lang. Am einfachsten waren die Briefe zu übersetzen, wo jeder Satz einfach nur ein Dankessatz war, am schwierigsten, aber dafür auch am interessantesten, die Briefe, wo das Kind von den Schwierigkeiten in der Familie berichtet. Es ist auch schon vorgekommen, dass mir bei ein oder zwei Briefen die Tränen in die Augen gekommen sind, die meisten Briefe sind allerdings sehr oberflächlich und ich versuche mich eher durch die zahlreichen Rechtsschreibfehler durchzulesen.

Für etwa drei Monate habe ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen zweimal die Woche Englischnachhilfe gegeben. Hier geht es wirklich nur um die einfachsten Sätze, denn die Bildung in Ecuador ist nicht gut. Trotzdem war es für mich eine echte Herausforderung auf Spanisch Englischunterricht zu geben und sicherlich habe ich während der Unterrichtsstunden mindestens genauso viel Spanisch gelernt wie die Kinder Englisch. Meistens waren so drei bis elf Kinder in der Klasse von 9 bis 16 Jahren, und sie waren meistens sehr motiviert. Oft haben wir Spiele gespielt, um z.B. Vokabeln zu lernen. Für mich ist es ungewohnt mit „Profe“ (auf Deutsch: Lehrer) angesprochen zu werden, aber es ist hier in Ecuador in der Schule allgemein üblich, und irgendwie hat das was.

die Schülerinnen und ich, der Lehrer (rechts im Bild)

3. Recycling

Das ganze Jahr über habe ich jeden Montag im Recyclingprojekt gearbeitet. Manchmal war ich als Beifahrer im Wagen unterwegs und wir haben Müll in Quito oder im Umkreis abgeholt, manchmal habe ich auf dem Kompost gearbeitet und den Kompost ausgehoben, fertige Komposterde in Säcke gefüllt und den Kompost anschließend gesiebt, damit dieser verkauft werden kann. Manchmal habe ich aber auch im Recyclinghof selbst verbracht und Müll getrennt, geordnet und gepresst oder irgendetwas sauber gemacht.

Es wird Müll von ganz verschieden Orten abgeholt, nicht nur von Privatleuten, sondern auch von Firmen, die sehr bekannt in Ecuador sind. Unter anderem von der Bäckerei „Cyrano“ (wo die Backwaren an die Stiftung gespendet werden), die Eismarke „Los Coqueiros“ oder von dem großen Lebensmittelhersteller „Levapan“, der hauptsächlich Backmischungen oder Zutaten zum Backen verkauft. Einer der entspanntesten, aber auch langweiligsten Aufgaben im Recyclingprojekt ist es, sechs Stunden lang z.B. kleine Backpulverpackungen oder kleine Eispackungen aufzumachen (zum Glück meistens in Gesellschaft von einem anderen Freiwilligen). Ja, wirklich: ich sitze manchmal sechs Stunden herum und öffne ein geschmolzenes Eis am Stiel nach dem Nächsten (aber viel besser als sechs Stunden damit zu verbringen viel zu schwere Erdsäcke herumzuschleppen). Die Eismasse kommt dann natürlich auf den Kompost, was den heimischen Straßenhunden sehr gefällt.

unterwegs in Quito, um von der Firma „Levapan“ ganz viel abgelaufene Sahne abzuholen
hier unterwegs in der Gemeinde Calacalí, wo wir bei kleinen Firmen wie Tankstelle, Restaurant und Waschmittelherstellern Recycelbares abholen. Es ist ein krasser Gegensatz zur Großstadt Quito.
Was ist das? Ein Loch mit verschmutzten Wasser, so verschmutzt, dass ich es nicht gesehen habe und einfach reingelaufen bin. Da ich gerade am Kompost gearbeitet habe, war ich zwar schon verschmutzt, aber nachdem ich bis zum Hals in dieses Drecksloch gefallen bin, stank ich später trotz langem Duschen immer noch. Das sind die kleinen Erfahrungen, die ich nicht vergessen werde.
hier bin ich gerade dabei, bei Ordnern das Metall vom Karton zu trennen, damit es recycelt werden kann
(meine Lieblings-Müll-Trennaufgabe)
Immer wieder finden sich lebendige oder tote Raten/Mäuse unter all dem Müll. Einmal konnten wir tatsächlich den Müllberg, der normalerweise nie kleiner wird, im Recyclinghof bis ganz nach unten leeren, wo uns Unmengen an Mausekot erwarteten.

Es gibt eine Routine im Recyclinghof, die jeden Montag gleich ist: jeder Montag im Recyclingprojekt beginnt mit dem Ausleeren von großen Plastiktüten voll mit Biomüll auf dem Kompost und dem anschließenden Waschen der Plastiktüten, damit sie wiederverwendet werden könne. Es sind mehrheitlich Orangenschalen von einem Restaurant, die die Stiftung als Biomüll bekommt, was ein Problem ist, da dieser so einseitig nicht richtig kompostieren kann oder einfach länger braucht als sechs Monate (solange sollte es normalerweise dauern).

jeder Montag ein Berg von stinkendem Biomüll
den Straßenhunden gefällt es

Die wichtigste Regel, die ich beim Recyclingprojekt gelernt habe: „basura“ (auf Deutsch: Müll) wird nur das genannt, was nicht recycelbar ist. Der Rest wird „reciclaje“ genannt, denn was man recyceln kann ist schließlich kein Müll. Die Regel geht so weit, dass die Tonnen, wo der recycelbare Müll reingeworfen wird, nicht als Mülltonnen bezeichnet werden dürfen. In den Tonnen ist ja schließlich kein Müll drinnen, sondern eben Recycelbares. Mir gefällt die Regel auf jeden Fall.

4. Umweltbildung

Jetzt komme ich zu einem Projektbereich, über das ich bisher noch nichts berichtet habe. Aufs Jahr gesehen habe ich hier aber am meisten gearbeitet, zuletzt drei Tage die Woche. Wieso ich hier so viel gearbeitet habe? Schon früh habe ich den Leuten in meinem Projekt erzählt wie sehr ich mich für Umwelt und Pflanzen interessiere und das ich auch etwas in die Richtung studieren möchte. So unglaublich nett, wie die Leute in der Stiftung sind, haben sie mir natürlich bald vorgeschlagen im Bereich Umweltbildung mitzuwirken. Ich konnte also in meinem Freiwilligendienst meinen Interessen nachgehen, was ein unglaublicher Glücksfall für mich war. Gleichzeitig wird im Bereich Umweltbildung ebenfalls ganz viel Unterstützung gebraucht.

Zunächst möchte ich über meinen eigenen Garten berichten, ja mein eigener Garten! Hier gibt es die wohl größte Entwicklung. Angefangen hat alles im Oktober, wo ich auf der Müllhalde einen alten großen Blumentopf entdeckt und mitgenommen habe. Ich wollte ein paar Kräuter pflanzen und bei uns vor die Haustür stellen, das war alles. Nachdem ich Oregano, Minze und Basilikum gekauft hatte, brauchte ich nur noch Erde, was ich natürlich gleich von der Stiftung bekommen habe, genauer gesagt ein Gemisch aus Kompost- und Vulkanerde. Gleichzeitig habe ich erzählt, dass ich auch in Deutschland immer gerne im Garten gearbeitet habe und eine schlug mir dann vor, dass ich auch hier einen kleinen Garten haben kann. Diese Idee fand ich großartig und bald darauf legten wir einen Garten an direkt vor der Haustür unserer WG.

so sah es vorher aus
alle helfen mit (der Zaun ist für die Straßenhunde)

Beim Anlegen des Gartens kam natürlich schnell die Frage auf, wie der Garten bepflanzt werden soll. In Reihen – dafür waren alle außer ich. Ich persönlich fand es schöner, einen eher organischen Weg in den Garten einzuführen und konnte mich nach langem Diskutieren durchsetzen. Was daraus geworden ist, sieht man in den Fotos später.

Der Garten selbst wurde dann natürlich erstmal nicht Teil des Freiwilligendienstes, sondern etwas, wo ich in meiner Freizeit nach der Arbeit arbeiten konnte. Kleine Pflänzchen habe von einer Person aus der Stiftung bekommen, die diese verkauft. Übrigens kostet ein Pflänzchen 3 Cent, denn Pflanzen sind sehr günstig in Ecuador. Dazu habe ich von einer anderen Person ganz viele Pflanzensamen geschenkt bekommen.

meine Aufzucht im Zimmer
die ersten Pflänzchen im Garten
Hier bin ich dabei Säcke voll mit Kompost die Treppen hochzutragen (für diese Menge auf dem Foto habe ich zwei Stunden gebraucht). Später stand zum Glück ein Wagen zur Verfügung. Man muss hier wissen, dass zum Gelände der Stiftung, wo ich lebe und arbeite, eine ganze Schlucht zugehört, wobei der Kompost unten und der Garten oben ist.)
hier schon ein bisschen größer die Pflanzen
jetzt sieht es schon wie ein richtiger Garten aus
erntereif
Rübenernte

Eine andere Person im Projekt hat mir irgendwann im November Gemüse aus ihrem Garten geschenkt. Neben Radieschen, Maracujas, Chilis und Tomaten auch Agchogcha. Ich habe als deutsche Übersetzung für dieses Gemüse nur „Inkagurke“ gefunden. Agchogcha gehört zu den Kürbisgewächsen und sieht aus und schmeckt wie eine Mischung aus Gurke und Paprika. Sie kann einfach gebraten werden oder wird traditionell gefüllt im Backofen gebacken.

Von dieser Agchogcha, die ich geschenkt bekommen habe, war ich sehr begeistert und habe die Samen in den Garten gepflanzt. Es war ein voller Erfolg, denn die rankende Pflanze wächst rasend schnell und schon nach ein paar Monaten konnte ich meine eigene Agchogcha ernten, bisher weit über 50 Früchte, denn sie ist unglaublich ertragreich.

Ah, und dann gibt es da noch die Geschichte mit dem Meerschweinchenscheiße-Geschäft. Eine Frau, dessen Kind von der Stiftung unterstützt wird, hat nämlich Meerschweinchen (Meerschweinchen sind eine Delikatesse in Ecuador) und schmiss den Kot bisher immer weg. Als ich daran Interesse gezeigt habe (als Dünger natürlich), hat sie sich natürlich sehr gefreut. Bei ihr Zuhause haben wir den Kot abgeholt, doch Geld wollte sie auch nach mehrmaligen Anbieten dafür nicht.

Die Menschen haben nichts und schenken trotzdem, obwohl sie dafür bezahlt werden könnten – dafür habe ich einfach nur Respekt.

Als Kompromiss haben wir dann abgemacht, dass ich ihr, sobald ich Ernte einfahre, etwas davon mitbringe. Als es dann irgendwann soweit war, habe ich ihr einen großen Beutel mit Mangold, Rotkohl, Staudensellerie, Agchogcha, Chinakohl, Rübe, Rote Bete, Karotte, Petersilie, Zucchini und Blumenkohl geschenkt und sie hat sich natürlich wahnsinnig gefreut und mir wieder viel Meerschweinchenkot geschenkt.

Ich habe viel Liebe in den Garten gesteckt und er wurde immer grüner und schöner, da immer mehr Pflanzen hinzukamen. Irgendwann haben sie mir dann im Projekt vorgeschlagen den Garten zu erweitern und er wurde fast doppelt so groß. Zusammen mit anderen Freiwilligen (wir lebten zu diesen Zeitpunkt bereits zu fünft in der WG) habe ich an einem Wochenende eine Kräuterspirale aus Steinen angelegt und einen Kompostkasten für unseren eigenen Biomüll gebaut. Irgendwann habe ich dann angefangen, Steine auf einer kaputten Straße zu sammeln und damit einen Weg zu bauen.

der Kompostkasten
die fertige Kräuterspirale
der Weg
der Garten aktuell (momentan sind da ein paar nicht bepflanzte Stellen, da in dem Garten bald nur noch Kräuter oder andere langlebigere Pflanzen wachsen sollen. Wenn ich weggehe, kommt leider erstmal kein neuer Freiwilliger, der sich um die Pflanzen kümmern kann)
immer eine schöne Aussicht (manchmal sieht man den Imbabura, ein Vulkan bei Otavalo, den ich bestiegen bin)

Immer wieder sieht man Tiere im Garten wie schöne rote und gelbe Vögel, Kolibries und trotz Zaun leider auch Straßenhunde. Jedoch sind auch größere Spinnen, Maden und Skorpione keine Seltenheit. Auch eine Vogelspinne ist mir bereits im Garten begegnet. Das Gelände der Stiftung schließt viel Natur mit ein, wodurch hier auch mehr Tiere sind als in der sonst eher fast schon städtischen Region. Auch an unserer Dusche machen Skorpione nicht halt.

eine schöne Spinne
eine Vogelspinne im Garten (Ja, Vogelspinnen gibt es nicht nur im Amazonas, sondern noch bei mir in Pomasqui auf 2500m Höhe)
ein Skorpion (sehr häufig im Garten)
eine Schlange (eher selten)
ein gelber Vogel auf einem Nussbaum direkt neben Garten und WG

Bis Februar haben ich den Großteil der Gartenarbeit noch in meiner Freizeit gemacht, doch dann galt es irgendwann doch als Arbeit, da er nicht nur für mich selbst, sondern auch für die Stiftung selbst von nutzen war (ganz davon abgesehen, dass es natürlich toll aussieht).

Ab Februar begann eine Deutsche, die Soziale Arbeit studiert, ihr Praktikum in der Stiftung. Sie musste ein eigenes Projekt umsetzen und schnell kam die Idee auf, Familien zu helfen ihren eigenen Garten anzulegen und zu pflegen, damit sie ihr eigenes Gemüse anbauen können. „Huertos urbanos“ (auf Deutsch: „Stadtgärten“) hieß das Projekt, obwohl die Familien eher fast schon auf dem Land leben als in einer Stadt und meist reichlich Platz für einen Garten haben. Hier verbindet ein Projekt Soziales mit Umweltbildung,

Ich musste bei diesem Projekt natürlich mitmachen und zusammen haben wir das Projekt bei einem Treffen der unterstützten Familien der Stiftung vorgestellt. 10 Familien bzw. eher Frauen (alleinerziehende Frau mit sieben Kinder ist hier schließlich eher der Durchschnitt) haben sich gemeldet und von da an haben wir einmal die Woche an diesem Projekt gearbeitet und den Familien bei verschiedenen Treffen in der Stiftung Vorträge über alles Mögliche rund um den Garten gehalten: es ging um den Boden, die Pflanzen, Tipps, mögliche Plagen und so weiter… Gleichzeitig haben wir die Familien immer wieder besucht, zusammen den Garten angelegt, Komposterde und kleine Pflänzchen gebracht. Das alles haben wir zum Glück nicht alleine, sondern mit der für Umweltbildung zuständigen ebenfalls sehr netten Umweltingenieurin gemacht.

Für die Frauen war mein Garten eine Inspiration, die sie sehr motiviert hat (zumindest wird mir das so gesagt). Sonst diente dieser Garten immer als gutes Beispiel, um bei Treffen bestimmte Dinge zu erklären. Auch habe ich immer wieder Ableger verschenkt oder die Samen der von mir geernteten Agchogcha. Selbst hier ist dieses Gemüse nicht jedem bekannt.

Vorstellung des Projektes
hier zusammen mit den Frauen beim Garten
bei einem der Vorträge
Vermessung des Gartens
Bei dieser Frau durften wir ein paar Avocados von den Bäumen ernten, die sie bei sich hatte.
diese Fläche soll ebenfalls später mal grün werden
im Hintergrund wird der Boden aufgelockert, im Vordergrund verbrennt die Frau ihren Müll, was aufgrund fehlender Aufklärung leider hier noch sehr üblich ist
manche Frauen besitzen bereits Truthähne, Hühner, Schweine, Meerschweinchen oder Kaninchen (so süß, wenn man nicht daran denkt, dass sie geschlachtet werden sollen)
ein süßer Hund
andere Familie, anderer Garten mit bombastischer Aussicht
auch diese Aussicht von einem anderen Garten hat es in sich

Gerade zu Anfang war es schwierig, aber fast alle Frauen hatten Erfolg mit ihrem Garten und können bereits selbst viel Ernten. Ich von den Ergebnissen leider kaum Fotos, da ich später bei den Besuchen fast gar nicht dabei war. Viele Familien haben Hühner oder sogar Truthähne, die ich aufgrund meiner Phobie eher meide.

Diesen Garten habe ich erst kürzlich mitbesucht. Es wurde bereits ein bisschen geerntet.
Sozialpraktikantin (rechts), Frau aus dem Gartenprojekt (mittig), ich (links)
die Frauen sind immer so liebenswert (hier erntet sie für uns ein paar Mandarinenlimetten)

Am Ende dieses Projektes, das von März bis Juni ging, haben wir ein letztes Treffen gehabt, wo wir gemeinsam gekocht haben. Es ging dabei darum, Gemüse und Kräuter aus dem Garten in der Küche zu verwenden, und darum, was man alles essen kann. Hier habe ich als Hobbykoch alles organisiert und konnte das, was ich bereits in Deutschland gelernt habe über nachhaltige Ernährung endlich auch in Ecuador umsetzen. So haben wir als ersten Gang Spaghetti mit Karottengrün-Pesto gekocht und als zweiten Gang Kartoffel, gebratene Agchogcha und eine Tomatensauce mit ganz vielen Kräutern aus dem Garten.

zusammen wird gekocht
spontanes Gruppenfoto
das gemeinsame Essen war ein absolutes Highlight und das Essen selbst sehr lecker

Neben diesem Projekt, habe ich aber noch an ganz vielen anderen Dingen teilnehmen dürfen, die mit Umweltbildung zu tun haben:

kleine Bäumchen zur Aufforstung umpflanzen zum Beispiel
die kleine Schnecke oben ist hier eine Delikatesse (eine Frau hat in der Stiftung sogar einmal diese Schnecken gesammelt, um sie zu kochen), die große Schnecke unten dagegen ist eine echte Plage
Beim Umpflanzen der Bäumchen bin ich auf so viele Tierchen gestoßen, vor allem Skorpione, Schnecken, Maden, Hundert- und Tausendfüßler. Letztere habe ich gesammelt und im Garten ausgesetzt, weil sie gut für die Erde sein sollen (siehe Foto).

Auf dem Gelände der Stiftung direkt hinter unserer WG und dem Sozialbüro beginnen Umweltlehrpfade sich in eine Schlucht nach unten zu bahnen. Hier wurde aufgeforstet und ein Ökosystem ist entstanden, das in dieser sonst eher städtischen Region nicht so oft vorzufinden ist. Da ich hier lebe habe ich natürlich immer gute Luft und es ist einfach schön. Auch hier zu arbeiten, auch wenn ich meistens Unkraut zupfe, Laub hacke, Pflanzen charakterisiere und beschrifte, Zäune baue, usw…

der Umweltlehrpfad
auch der Umweltlehrpfad
Terrassen mit Obstbäumen in Reifen (hier musste ich zum Beispiel erst diese Woche Löcher um die Pflanzen herum graben und mit Hydrogel befüllen, damit der Boden Wasser besser aufnehmen kann)
im Hintergrund trohnt der Casitagua (3800m)
Manchmal kriege ich auch einfach eine Machete in die Hand gedrückt und soll damit ein paar Büsche kürzen. Es gibt viele Werkzeuge, die ich in meinem Freiwilligendienst das erste Mal benutze, für die Ecuadorianer in meinem Projekt allerdings kein Hindernis. Da heißt es einfach: MACH MAL!
einer meiner Lieblingsaufgaben: Steine bemalen, um Pflanzen zu kennzeichnen
Neben meinem Garten gibt es auf dem Gelände der Stiftung noch andere Gärten. Hier pflanze ich gemeinsam mit ein paar Frauen aus Uyachul (ein Dorf in der Nähe mit ökologischen Gärten, die von der Stiftung unterstützt werden). Zunächst muss die Erde aufgelockert werden. Ich muss zugeben: die Frauen vom Land haben viel mehr Kraft als ich.
hier wird gerade Salat, Lauchzwiebel und Petersilie im Gewächshaus gepflanzt. Erst kürzlich haben die Frauen aus Uyachul in einem anderen Gewächshaus der Stiftung Kürbis, Bohnen und Mais zusammengepflanzt, eine sehr bekannte Kombination, die bereits von den Inkas angewendet wurde.
natürlich haben wir die Frauen bei ihren ökologischen Gärten in Uyachul besucht. Von diesem Dorf aus, das etwas erhöhter auf etwa 3200m Höhe liegt, hat man übrigens eine bombastische Aussicht auf Quito und dem Cotopaxi dahinter.
ein Gewächshaus voll mit Tomatenpflanzen in Uyachul
Jeden Samstag verkaufen sie ihr Gemüse am Hauptplatz von Pomasqui. Auch wenn es sich um Biogemüse handelt, ist es genauso günstig wie anderes Gemüse. Schließlich haben sie kein Siegel und fürchten zurecht, dass bei höheren Preisen das Gemüse niemand kauft.

Teil des Projekts Umweltbildung war natürlich auch das Werben fürs Recycling. Ich durfte die Umweltingenieurin bei eine Unimesse begleiten. Ich dachte, dass ich nur mithelfe den Stand aufzubauen. Wie aus dem nichts hatte die Umweltingenieurin jedoch einen anderen Termin und ich musste einspringen. Also stand ich da alleine am Stand und erklärte Ecuadorianern etwas übers Recycling. Zum Glück habe ich vorher bei der Umweltingenieurin gut zugehört und meine Spanischkenntnisse haben dafür ausgereicht, aufregend war es trotzdem.

der Stand
hier ein Vortag an einer Schule
anschließend durften die Kinder selbst Müll trennen

Ein neues Projekt der Stiftung sind die sogenannten Promotoren. Das sind etwa ein Dutzend Jugendliche, die alle Patenkinder von Schweizer Spendern und Spenderinnen sind. Die unterstützten Familien müssen 14 Tage im Jahr jeweils fünf Stunden bei der Stiftung, meist im Recyclinghof arbeiten. Diese Jugendliche sind stattdessen Promotoren, wo sie selbst viel über Umwelt und Recycling lernen und zum Beispiel beim Tag der Erde selbst für das Recyclingprojekt Werbung machen.

Am Tag der Erde auf dem Hauptplatz von Pomasqui
Schilder wie bei einer Fridays-For-Future-Demo

Es werden nicht nur Schulen besucht, sondern manchmal kommen auch Schulklassen zu uns und besuchen die Umweltlehrpfade einschließlich Kompost und Recyclinghof

eine Schulklasse zu Besuch
Hier zeigt eine Frau wie mit diesem großen Sieb die Komposterde gesiebt wird. Die Teenager dürfen selbst mit anpacken. Was wie eine Mittelalterarbeit aussieht, ist etwas, was ich manchmal sechs Stunden am Stück machen muss.
So schlimm stinkt es eigentlich gar nicht!
meine wichtigste Aufgabe: Fruchtspieße für alle machen 🙂

Das ist auch der ganze zugegebenermaßen sehr ausführlicher Überblick über meinen Freiwilligendienst gewesen. Ich hätte noch so viel mehr berichten können. Es war ein ganz aufregendes Jahr und mein Freiwilligendienst so viel besser, als ich es mir je hätte vorstellen können. Wie man wahrscheinlich rausgelesen hat, ist nicht jede Aufgabe schön. Dadurch aber, dass der Freiwilligendienst so abwechslungsreich war und ich jeden Tag was anderes gemacht habe, war es nicht schlimm.

Manchmal habe ich alleine gearbeitet, manchmal aber auch mit einem anderen Freiwilligen (deutsch oder schweizerisch), die mit mir zusammen in der WG lebten. Am meisten habe ich aber mit den ecuadorianischen Mitarbeitern der Stiftung zusammengearbeitet. 18 Leute sind es insgesamt und eine Person netter als die andere. Ich werde sie echt vermissen.

hier ein Selfie von mir mit allen Mitarbeitern der Stiftung auf einer Brücke beim Weihnachtsfest der Stiftung
gemeinsam wird gekocht, um ein Fest vorzubereiten
…wie zum Beispiel am Tag der Lehrerin (hier wird wirklich alles gefeiert)
zu meinem Geburtstag ein veganer Kuchen (Obststücke zusammengesteckt)
Diese Woche war die Abschiedsfeier nicht nur von mir, sondern auch von zwei Kollegen.

Dieser Freiwilligendienst war eine unglaubliche Erfahrung und ich konnte so viel lernen und durfte so viele nette Menschen kennenlernen. Ich werde es nie vergessen und nehme Abschied.

Danke an alle in der Stiftung für die Zusammenarbeit und das, was ihr mir beigebracht habt!

Chimborazo

…in Cuenca nehme ich morgens einen Bus in Richtung Quito und mache mich fast wieder auf dem Heimweg, aber eben nur fast, denn erstmal nehme ich den Bus nur bis nach Riobamba, ebenfalls eine Stadt in den Anden. Die siebenstündige Busfahrt ist sehr abenteuerlich, da die Hauptstraße teilweise gesperrt ist und der Bus deswegen Umwege über kleinere Straßen und viel zu kleine Brücken fahren muss. Dafür ist der Ausblick aus dem Fenster während der Fahrt umso schöner.

durch die Andenlandschaft mit dem Bus

Irgendwann wird der Grund für meinen Zwischenstopp in Riobamba sichtbar: der Chimborazo. Es ist mit 6263m der höchste Vulkan Ecuadors und wegen seiner Nähe zum Äquator der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt auf der Erdoberfläche. Vom Erdmittelpunkt aus gesehen also der höchste Berg der Welt.

der Chimborazo kurz vor der Ankunft in Riobamba (vom Bus aus fotografiert)

Und dann komme ich abends endlich in Riobamba an. Schnell stelle ich fest, dass es wieder eine aus meiner Sicht hässliche Stadt ist. Cuenca ist als schöne Stadt wahrscheinlich die einzige Ausnahme in Ecuador. Also mache ich nicht mehr viel und lege mich schlafen (man bin ich langweilig).

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf und nehme den ersten Bus in Richtung Chimborazo. Auch heute ist ein fast wolkenloser Tag. Am Eingang des Nationalparks Chimborazo angekommen, wandere ich direkt los. Bis zum Vulkan selbst, muss man nämlich nochmal etwa zwei bis drei Stunden eine Straße hochlaufen. Der Weg ist nicht schön und ich habe heftigen Gegenwind.

Meine Stimmung wird dann aber aufgehellt durch das hier:

Vikunjas, ein großes und ein kleines!
hier nochmal näher dran

Vikunjas sind ähnlich wie Alpakas, sind aber besser in Form. Sport ist eben gesund, das gilt auch für „höckerlose Neuweltkamele“.

Kurze Zeit später kommt zum Glück ein Auto vorbei, dass mich bis zum Vulkan mitnehmen kann. Zu meinem Glück ist es ein Guide, der heute mal frei hat und bis zu so weißen Zelten hochlaufen möchte, und mich mit nimmt. Er hat alles für mich: Helm, Schneeschuhe, Sonnenbrille – ich bin bestens ausgerüstet (gratis natürlich). Und so wandern wir zusammen mit einer Frau aus Argentinien hoch.

hoch geht’s!
beim Hochgehen laufen wir bereits teilweise durch den Schnee
die Zelte (hier kann man für ganz viel Geld übernachten, was ich als Warmduscher niemals machen würde)
ein Blick in das Zelt hinein
die eher steinige Aussicht

Was ich an dieser Stelle noch erwähnen muss: ich bin hier auf 5350m Höhe, so hoch bin ich in meinem ganzen Leben noch nie gewesen. Höhenkrankheit? Zum Glück nicht. Wir sind langsam hochgelaufen und so geht es dann auch einigermaßen, auch wenn ich die dünne Luft natürlich deutlich spüre.

so nah der Sonne wie noch nie in meinem Leben (vom Flugzeug abgesehen)
Handstand ist hier etwas schwieriger
Wir sind nicht ganz alleine auf dem Vulkan. Jemand ist mit seinem Snowboard hochgelaufen und übt hier.
Diese Person hätte ich gerne mal interviewt…
dann gehen wir wieder runter
Abschied vom Chimborazo (vom Auto aus fotografiert)

Der Guide bringt mich netterweise wieder nach Riobamba, wo ich dann einen Bus nach Hause nehme. Nach weiteren fünf Stunden komme ich todmüde in Pomasqui an. Meine fünftägige Reise ist zu Ende gegangen und es ist sicherlich nicht die letzte hier in Ecuador…

Cuenca

Meine erste lange Reise allein geht in den Süden von Ecuador nach Cuenca, die mit etwa 330.000 Einwohnern drittgrößte Stadt Ecuadors. Angeblich soll es auch die schönste Stadt Ecuadors sein, was in Ecuador nicht schwer ist, denn jede Stadt, die ich bisher kennengelernt habe ist hässlicher als die vorherige.

Freitagabend mache ich mich also das erste Mal alleine auf dem Weg, um die 11-stündige Busfahrt nach Cuenca auf mich zunehmen. Wie immer habe nicht viel über die Busfahrt zu erzählen, da ich wieder einmal die komplette Busfahrt durchgeschlafen habe, ein Talent, auf das viele andere neidisch sind.

So komme ich also am Samstagmorgen um 7 Uhr in Cuenca an und nehme, ohne in die Stadt zu gehen, gleich den ersten Bus, der mich zum Nationalpark Cajas führt. Cajas ist einer der bekanntesten Nationalparks Ecuadors und liegt auf einer Höhe zwischen etwa 3100-4500m. Am Eingang des Nationalparks lasse ich mir erklären, was es für Wanderwege gibt und in der gefährlichen Wanderlaune in der ich bin, frage ich natürlich nach dem schönsten und längsten Weg. Letztlich entscheide ich mich für eine 8-Stunden-Wanderung. Zum Glück laufen zwei Niederländer den gleichen Weg (sonst ist da wirklich niemand).

gleich zu Beginn begegne ich ein paar wilden Lamas
(Bergtapir, Brillenbär oder Puma bekomme ich auch in diesem Nationalpark leider nicht zu Gesicht)
eine wunderschöne Páramo-Landschaft

Am Ende der langen Wanderung bin ich erschöpft. Acht Stunden im Schlamm zu watscheln ist anstrengend, noch dazu, wenn man auf etwa 4000m Höhe wandert. Ich bin zudem zu schnell gelaufen und habe deswegen wegen der Höhe Kopfschmerzen und Schwindel. Zum Glück treffe ich am Ende der Wanderung auf nette Ecuadorianer, die mich mitnehmen nach Cuenca.

Und jetzt kommen wir doch mal zur Stadt oder? Ne, noch nicht, denn sobald ich abends in Cuenca ankomme, suche ich mein Hostel auf, esse und schlafe bereits um acht Uhr.

Am nächsten Tag mache ich mich direkt auf zu einer weiteren Sehenswürdigkeit in der Nähe von Cuenca (in der Nähe heißt hier drei Stunden Busfahrt). Ingapirca ist die bekannteste Inkaruine Ecuadors, das Machu Picchu von Ecuador quasi, wenn auch wohl nicht vergleichbar.

die Ruinen von Ingapirka
ein Inkagesicht im Fels (falls sich jemand fragt, wie die wohl so aussahen)

Dort angekommen lerne ich viel über die Kultstätte, die bereits von dem indigenen Volk der Kañari vor den Inkas genutzt wurde. Die Inkas bauten diese weiter aus und errichteten diesen zylinderförmigen Tempel. Drumherum befinden sich wohl Überreste von Bädern, Grabstätten und Lagerräumen für verschiedene Getreidesorten. Der Tempel selbst ist ein Sonnentempel, zu Ehren des Sonnengottes „Inti Raymi“ errichtet. Was für ein Zufall, dass ich nur ein paar Tage vor dem 21. Juni da bin. Der 21. Juni, die Sommersonnenwende, wird in ganz Ecuador bei vielen Indigen als „Fiesta del Sol“, als „Inti Raymi“ gefeiert.

Hier bei Ingapirka beginnt man bereits ein paar Tage vorher mit den Feierlichkeiten.

Durch die lange Busfahrt komme ich auch an diesem Tag erst am späten Nachmittag wieder in Cuenca an. Diesmal jedoch bin ich fitter und habe bereits Zeit ein bisschen durch die Stadt zu schlendern.

Tauben 🙂

Im Zentrum der Stadt wird überall süßes Gebäck gekauft, nach ecuadorianischer Art natürlich exakt der selbe Verkaufsstand nach dem nächsten, wohl aufgrund irgendeines katholischen Feiertags, nach dem eine Woche lang dieses Gebäck verkauft wird.

die neue Kathedrale im Zentrum der Stadt
die Kuppeln der neuen Kathedrale
abends am Hauptplatz

Mein erster Eindruck von Cuenca: schön und ohne Zweifel die schönste Stadt Ecuadors, was wie gesagt keine Kunst ist.

Am darauffolgenden Tag, nehme ich mir mehr Zeit die Stadt zu erkunden, und zwar bei bestem Wetter.

In der Stadt Cuenca, die mal nach Cuzco die zweite Hauptstadt der Inkas war, sieht man heute vor allem die kolonialen Einflüsse, was die Stadt sehr europäisch aussehen lässt. Die Stadt ist aber auch modern und hat viele Radwege und eine Straßenbahn. Was mir besonders an der Stadt gefällt ist der Fluss der vorbeifließt und die Ampeln, die wie Vogelzwitschern klingen. Auch den Menschen scheint es hier besser zu gehen, wobei hier auch viele Ausländer leben.

Cuenca, die schönste Stadt Ecuadors also, war auf jeden Fall ein Besuch wert. Doch meine Reise ist noch nicht ganz zu Ende, der zweite Teil zum höchsten Vulkan Ecuadors folgt…