Laguna Quilotoa

Nachdem wir am Samstag einen Ausflug zum Cotopaxi gemacht haben, haben wir am Sonntag gleich die Gelegenheit genutzt, einen der schönsten Bergseen Ecuadors zu besuchen: den Kratersee Quilotoa.

Der Kratersee Quilotoa ist ungefähr so entstanden:

Herr Cotopaxi hatte eine Affäre mit Frau Vulkan „Iliniza Norte“, die bereits mit „Iliniza Sur“ verheiratet war. Der Vulkan „Rumiñahui“, ein Freund von „Iliniza Sur“, warnte ihn vor der Affäre. Der Sohn der Ilinizas, der Vulkan „Corazón“ (Herz), weinte darauf so viel, dass seine Tränen die Laguna Quilotoa formten. Herr Cotopaxi ist oft mit Wolken bedeckt, da er sich für seinen Verrat an die Ilinizas schämt.

Etwa vier Stunden braucht man, um einmal um den Kratersee zu wandern. Natürlich musste ich auch herum. Es war einfach traumhaft schön und ruhig, denn man traf kaum auf Menschen.

Noch am selben Tag bin ich wieder zurück nach Pomasqui: 7 Stunden Busfahrt, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Auf dem Cotopaxi

Nein, auf dem Gipfel war ich nicht. Der Cotopaxi ist nämlich ganze 5897m hoch und der Gipfel mit Schnee bedeckt. Man braucht also eine gute Ausstattung, um den zweitgrößten Vulkan Ecuadors zu besteigen. Dennoch musste ich natürlich dem bekanntesten Vulkan dieses Landes und einem der höchsten aktiven Vulkane der Erde einen Besuch abstatten. Der Cotopaxi liegt etwa 60km südlich von Quito und ist auch von hier aus sichtbar, zum Greifen nahe also.

So habe ich mich mit ein paar anderen Freiwilligen letzten Freitag direkt nach der Arbeit auf dem Weg gemacht. Nach etwa vier Stunden Busfahrt kamen wir in der Stadt Latacunga an, wo wir dann übernachteten. Von hier aus kann man nämlich sehr gut mit dem Bus zu einem der Eingänge des Nationalparks Cotopaxi fahren.

Gleich samstagfrüh machten wir uns auf den Weg. Bevor wir jedoch in den Bus einstiegen, mussten wir uns noch kurz ein bisschen Verpflegung holen. Ohne Bananen und Schokolade kann man schließlich keinen Vulkan besteigen.

Am Eingang des Nationalparks warteten später schon Leute auf uns, um uns Touristen direkt zum Cotopaxi zu fahren. Nach etwa einer Stunde Fahrt im dichten Nebel, klarte die Luft endlich auf und man sah den Cotopaxi in all seiner Pracht.

Auf einem Parkplatz direkt unterhalb des Vulkans stiegen wir schließlich aus. Von dort aus braucht man etwa 1,5 Stunden, um zur Schneegrenze zu laufen, sehr langsam natürlich, denn die Luft ist hier knapp unter der 5000er-Grenze sehr dünn. Letztlich war es aber einfach nur megaaa cool!

War es gefährlich? Ich glaube nicht. Der Cotopaxi verzeichnet seit Jahren eine schwache Aktivität, wenn auch mit steigender Tendenz. So steigt aus dem Krater Dampf aus und der Kraterrand erwärmt sich langsam. Vulkanologen sagen für die Zukunft einen heftigen Ausbruch voraus, der das Umland bis Quito mehr oder minder stark betreffen wird. Erste Anzeichen hierfür bildeten Eruptionen Mitte August 2015. Der letzte große Ausbruch des Cotopaxi war 1877, so hat es mir der Fahrer erzählt.

Dieser hat natürlich die drei Stunden auf uns gewartet, die wir insgesamt auf dem Berg verbracht haben. Zurück durften wir dann hinten sitzen, der Wagen hat jedoch während der Fahrt teilweise sehr geruckelt. Mein Popo tut immer noch weh.

Auf dem Rückweg hat uns der Fahrer noch an einem kleinen See und einen kleinem Museum rausgelassen und uns noch ein bisschen etwas über den Nationalpark Cotopaxi erzählt. So soll es hier Brillenbären und Pumas geben. Immerhin haben wir einen sehr unscheuen Fuchs, einen Vogel namens „Curiquingue“ und in der Ferne Wildpferde gesehen.

Es war ein sehr erlebnisreicher Samstag, doch das Wochenende war noch nicht zu Ende. Was ich am Sonntag erlebt habe, versuche ich möglichst bald in einen nächsten Beitrag zu berichten…

Quito: Centro Histórico, Basílica & el Panecillo

Zweimal war ich bisher im Zentrum von Quito, der Hauptstadt von Ecuador und der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt. Denn Quito liegt im Anden-Hochtal auf etwa 2850m Höhe. Die Stadt ist von der Form her durch ihre Lage im Anden-Hochtal von Norden nach Süden hin sehr langgestreckt und mit über 2 Millionen Einwohnern auch nicht klein. Dementsprechend brauche ich mit dem Bus von Pomasqui aus, das ganz im Norden von Quito liegt, etwa eine Stunde, um das nördliche Zentrum von Quito zu erreichen.

hier mal eine grobe Quito-Karte zur Orientierung (der blaue Kreis markiert den Ort meiner Wohnung)

Im nördliche Zentrum steige ich normalerweise aus dem Bus. Es ist eher modern und auf den ersten Blick nicht so schön. Dafür ist hier aber die Infrastruktur sehr gut und es gibt viele Museen usw. Von hier aus kann ich super zu Fuß in das südliche Zentrum von Quito gehen, das Centro Histórico. Ich glaube, dass man jetzt sehr viel über die zahlreichen Kirchen und alten Straßen in der Altstadt schreiben könnte, aber ehrlich geschrieben, wäre mir das zu viel. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nach nur zwei Malen, die ich bisher dort war, größtenteils keine Ahnung habe. Es gibt auf jeden Fall sehr viele alte Straßen und Kirchen mit zu viel Blattgold, alles sehr historisch aussehend. Die Altstadt ist aber generell gerade wegen der vielen alten Straßen und Kirchen sehr schön und sogar schon seit 1978 Weltkulturerbe und damit das erste Weltkulturerbe überhaupt.

Fotos habe ich von der Altstadt nicht so viele, da man aufpassen muss.

Besonders hervorstechen tut die Basílica del Voto Nacional (auch auf dem Stadtfoto oben zu erkennen). Dies liegt vor allem an der Höhe von 115m, wodurch sie eine der größten Kirchen von Ecuador ist. Auch ist sie eine der Jüngsten, denn sie wurde erst 1985 eingeweiht. Anders als die ein oder andere Kirche im Centro Histórico, in der ich sonst drinnen war, ist das Innere dieser Kirche eher schlicht und nicht voll mit Blattgold. Die Kirche hat insgesamt drei Türme, die man alle besteigen kann. Natürlich musste ich auch hoch.

Von den vorderen Türmen aus kann man auch sehr gut den zentralen Stadthügel, das Panecillo, sehen. Die Spanier stellten hier eine große Marienstatue mit Flügeln aus Aluminium auf. Der Blick der Jungfrau ist nach Norden gewandt, was, so wurde es mir erzählt, vom Süden Quitos durchaus als Benachteiligung gesehen wird. Der Hügel erhebt sich nochmals etwa 200m über der Stadt und erreicht damit eine Höhe von über 3000m.

Einen anderen Tag, als ich im Centro Histórico war, entschieden wir uns (vier ahnungslose deutsche Freiwillige) spontan zur Marienstatue hochzugehen. Seltsamerweise waren wir jedoch die Einzigen, die durch die kleine Straßen an den Häusern entlang hoch- und nachher auch wieder runtergingen. Oben angekommen waren dann aber viele Menschen. Später werde ich in einem Reisebuch lesen, dass der Panecillo aus Sicherheitsgründen nur mit dem Taxi angefahren werden sollte, da der Aufstieg zu Fuß wegen Überfällen gefährlich sei. Zum Glück ist uns nichts passiert.

Es gibt viel zu entdecken in Quito und da mich ein Besuch ins Zentrum mit dem Bus nur eine Stunde und 35 Cent kostet, werden es auf jeden Fall noch mehrere Besuche sein…

„Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt)

„Ich wohne auf dem Äquator“ – eine malerische Aussage, die in meinem Fall fast zutrifft. Tatsächlich wohne ich aber etwa 7km südlich von der Äquatorlinie. Ich lebe also offiziell auf der Südhalbkugel. Auf allen Bussen, die bei mir vorbeikommen steht „Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt).

Mit einem solchen Bus erreicht man in etwa 10min ein gleichnamiges 30m hohes Monument am Äquator. Hier ist eine gelbe Linie eingezeichnet, die den Äquator markiert. Auf der kann man sich breitbeinig (oder breitarmig) hinstellen und man steht auf beiden Erdhalbkugeln gleichzeitig.

In Wirklichkeit stehe ich jedoch auf dem Bild mit beiden Händen nicht auf beiden Erdhalbkugeln, sondern 240m weit auf der Südhalbkugel. Doch darauf kommt es ja nicht so genau drauf an…

Fundación Sembrar Esperanza „SEMBRES“

In den letzten drei Wochen hatte ich – neben Online-Spanischunterricht und meinen ersten Urlaub an der Küste – die Möglichkeit, die seit 2002 bestehende Organisation „Sembrar Esperanza“, bei der ich arbeite und lebe, näher kennenzulernen, da ich an unterschiedlichen Projekten teilnehmen und mithelfen durfte.

So habe ich z.B. deren Recyclinghof kennengelernt, wo Müll ankommt, der dort sortiert und gepresst wird, um diesen dann in eine richtige Recyclingfabrik zu liefern. Ich persönlich fand die Arbeit dort schon ziemlich anstrengend, aber es hat seltsamerweise auch irgendwie Spaß gemacht, Massen an Plastikflaschen zu Klotzen zusammenzupressen.

Ein anderes Umweltprojekt der Organisation ist das Pflanzen von Bäumen. Bereits über 2 Millionen Bäume wurden gepflanzt, vor allem auf einem Berg neben Pomasqui. Aber auch direkt unter meiner Wohnung erstreckt sich ein weiter vollgepflanzter Abhang, der zum Gelände der Organisation gehört. Hier durfte ich mithelfen, einen Zaun zu bauen und kleine frisch angepflanzte Bäume zu gießen, denn regnen tut es hier eher wenig. Auch ist die Organisation im Besitz mehrerer Gewächshäuser, die ebenfalls auf dem Gelände sind. Hierfür wird neben schwarzer Vulkanerde auch der Hummus verwendet, der aus den zahlreichen und großen Kompostbetten gewonnen wird. In diesen Betten landet auch mein Bio-Müll. Einen Vormittag lang haben wir eine dreckige Plane von einem Gewächshaus abgerissen, um eine neue anzulegen. Es gibt mehrere schön angelegte Wege, die den Abhang hinunter zur Recyclingstation und den Kompostbetten führen, und dabei immer wieder Lehrschilder zu den Pflanzen und Tieren, die hier leben. Schlangen und Skorpione habe ich hier leider noch keine gesehen, aber dafür wunderschöne kleine rote Vögel. Allgemein ist es wunderschön hier, doch leider habe ich bisher noch nicht so gute Fotos von dem Gelände gemacht.

Diese Umweltprojekte verbindet die Organisation mit sozialen Projekten. So kommen immer wieder Schulklassen zu Besuch, wo sie über die Bäume und deren Bedeutung unterrichtet werden. Der Eintrittspreis hierfür ist, den eigenen Müll mitzubringen, damit der recycelt werden kann. Zudem werden über 200 Familien monatlich mit Geld und bei z.B. Gesundheitsproblemen unterstützt, die dafür 15 Tage im Jahr im Recyclinghof oder bei den angepflanzten Wäldern arbeiten.

Ich durfte einige dieser Familien zusammen mit einer Mitarbeiterin der Organisation besuchen. Ich habe noch nie so arme Verhältnisse abseits von den Bildern in den Nachrichten gesehen. Meistens gibt es nur einen Raum, wo die ganze Familie schläft. Badezimmer gibt es oft nicht so richtig, sondern nur einen Behälter, um sich zu waschen. Die Wände sind in einem Haus teilweise nur mit Karton isoliert. In einem anderen Haus, das direkt vor einem tiefen Abgrund steht, ist ein tiefer gefährlicher Riss im Boden, queer durch Küche und Schlafzimmer. Etwa einmal im Jahr werden diese Familien besucht. Es werden immer die gleichen Fragen gestellt: Was machen die Kinder in ihrer Freizeit?, Gibt es gesundheitliche Probleme?, Gibt es Wasser, Internet, Waschmaschine…? Die Menschen in den Häusern sind immer sehr gastfreundlich, aber man merkt ihnen gerade bei schwierigen Fragen an, dass sie es nicht einfach haben.

Es gibt noch weitere soziale Projekte der Organisation, die ich noch nicht kennengelernt habe. Ich persönlich werde voraussichtlich (nach jetzigem Stand) vor allem in einem der beiden Kindergärten arbeiten, die die Organisation ebenfalls betreibt. Bisher bestand dort meine Arbeit darin, den Boden zu putzen, Wände anzumalen und den Kindergarten-Garten zu gießen. Am Montag sind die Ferien aber zu Ende und die Kinder kommen. Ich habe überhaupt keine Erfahrung mit der Arbeit mit kleinen Kindern und hätte mir eigentlich eher vorstellen können, in einem Umweltprojekt oder in einer Schule mit älteren Kindern zu arbeiten, aber dafür bin ich umso gespannter, wie es wird, und versuche so offen und optimistisch ranzugehen wie möglich.