Nationalpark Yasuní

Wieder einmal hat es mich in den Regenwald verschlagen, diesmal in den Nationalpark Yasuní, den größten Nationalpark Ecuadors. Yasuní gehört zu den globalen Biodiversitäts-Hotspots, hat also eine außergewöhnlich hohe Artenvielfalt.

Dennoch war dieser Ausflug eher eine Kulturreise . Wir haben eine indigene Gemeinde besucht, bei dem wir viel über ihren Alltag gelernt haben. Es kommen nicht viele Touristen dorthin und wir hatten auch nur den Facebook-Kontakt von anderen bekommen. Das merkt man unter anderem später an unserem Guide, der erzählt, dass er hauptsächlich Mais und so anbaut und das nebenbei macht.

Zunächst einmal mussten wir aber dorthin reisen, was 12 Stunden Busfahrt heißt. Zum Glück sind wir über Nacht gefahren und ich habe mal wieder die ganze Busfahrt durchgeschlafen. In einem Ort im Amazonas namens Shushufindi müssen wir dann umsteigen. Hier kommen wir auf der Busfahrt immer wieder an riesigen Gasflammen vorbei. Es sind wohl überschüssige Reste, die die Ölindustrie verbrennt, weil es billiger ist als diese noch zu verwerten. Zufälligerweise bekomme ich während ich die Flammen sehe einen Zeitungsartikel aus Deutschland zugeschickt, wo von diesen Gasfackeln in Shushufindi berichtet wird. Sie sind wohl ein großes Problem für die Gesundheit der Menschen vor Ort. Eine überdurchschnittlich große Krebsrate ist Folge dieser Gasfackeln. Die Luft ist schlecht, das merke ich auch, während ich durch die Straße von Shushufindi laufe, um zur nächsten Bushaltestelle zu laufen.

Zum Glück sind wir aber bald weg von diesem Ort und fahren nach Pompeya weiter, ein kleiner Ort am Río Napo. Dort nehmen wir ein Boot und überqueren den Fluss. Danach geht es noch über ein Holzweg über Wasser entlang, danach mit dem Kanu über eine Lagune und nochmal über einen Holzweg. Nun sind wir endlich bei der indigenen Gemeinschaft angekommen.

Um Vorurteile gleich aus dem Weg zu räumen: die Menschen in dieser indigenen Gemeinschaft leben zwar noch im Regenwald, sind aber sehr stark vom Rest Ecuadors beeinflusst. Sie haben zwar noch ihre alten Bräuche und sprechen Kichwa, sind aber offiziell katholisch, tragen normale Kleidung, haben eine Dorfstraße und besitzen ein gemeinsames Auto. Die Kinder lernen in den ersten Jahren nur Spanisch und gehen ganz normal zur Schule. Es gibt aber tatsächlich auch indigene Gruppierungen im Park Yasuní, die abgeschieden leben und den Kontakt zur Außenwelt meiden.

Zunächst besuchen wir die Mutter des Guides. Sie lebt in einem typischen selbstgebauten Holzhaus, das auf Stelzen steht und damit etwas erhöht ist. Das Dach ist mit Palmblättern bestückt. So ein Haus hält wohl etwa zwanzig Jahre, danach müssen sie ein neues bauen.

Ich habe leider kein Bild vom ganzen Haus, da ich viel zu viel mit den riesigen Hühnern beschäftigt war, die unter dem Haus herum liefen. Ich habe eine Hühnerphobie und da hat man es in Ecuador nicht immer leicht. Die anderen vertreiben die Hühner netterweise für mich, aber das macht es nicht besser, da sie wie kleine schnelle Dinosaurier davonlaufen.

Endlich im Haus angekommen, erzählt uns der Guide, dass sein jüngster Sohn am folgenden Tag von einem Schamanen gereinigt wird, da er seit er ein Baby ist angeblich von bösen Geistern betroffen ist und regelmäßig gereinigt werden muss. Er bietet uns an, dass wir auch eine Reinigung bekommen können, vielleicht die perfekte Gelegenheit meine Hühnerphobie zu überwinden, also sage ich neben zwei anderen zu.

Kleiner Spoiler: ich habe immer noch Angst vor Hühnern.

Es ist trotzdem eine interessante Erfahrung. Man setzt sich vor dem Schaman hin, der normale Kleidung anhat. Er raucht etwas und trinkt Ayahuasca. Danach nimmt er ein Büschel Blätter und streicht damit immer wieder über meinem Kopf. Dabei singt er irgendetwas. Nach etwa 20 Minuten ist er fertig und ich kann aufstehen.

Anschließend machen wir noch eine Nachtwanderung. Außer jede Menge Vogelspinnen sehen wir nicht viel, aber es ist trotzdem schön.

Auch tagsüber sehen wir nicht viel, aber hier und da springen dann doch Affen in den Bäumen herum oder man sieht sehr große Insekten.

Wir haben aber noch sehr viel über deren Kultur und Wissen gelernt. Unter anderem, wo man Wasser findet, wenn nichts in der Nähe ist: einfach eine bestimmte Art Liane aufschneiden und das Wasser daraus trinken.

Sie zeigen uns auch wie man einen Korb aus einer Palmpflanze flechtet. Ich habe etwas länger, nämlich drei Stunden gebraucht und Hilfe bekommen. Es ist am Anfang nicht einfach, aber mit Geduld klappt es.

Auch haben wir eine Papaya gejagt mit einem alten Jagdinstrument. Es werden kleine Pfeile in eine Art Röhre gesteckt und dann wir durchgepustet. Es ist sogar erstaunlich einfach.

Auch sonst haben sie uns viel über ihre Kultur erzählt und wir haben viel gelernt. Es ist eine interessante Erfahrung gewesen.

Das einzige Problem sind die Mücken. Wir kamen mit unzähligen Mückenstichen nach Hause, obwohl wir uns alle in Mückenspray gebadet haben. Da bin ich doch froh, dass es hier in Pomasqui auf 2500m Höhe zwar immer noch Mücken, aber nicht so viele gibt.

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