Es ist meiner Meinung nach der schönste Ort, den ich bisher in Ecuador besucht habe – soviel sei schon mal vorweg gesagt.
Mindo liegt nur 2 Stunden mit dem Bus westlich von Quito auf 1250m Höhe (zum Vergleich: ich wohne auf 2500m). Die Ortschaft liegt an einem Fluss inmitten eines großen Waldschutzgebietes im Nebelwald. Diese Region ist einer der artenreichsten der Welt mit über 500 Vogelarten, seltenen Schmetterlinge und Orchideen… Fazit: da muss man hin!
Wie immer machen wir uns (diesmal vier Freiwillige) Freitagnachmittag auf dem Weg. Um nach Mindo zu gelangen, fährt der Bus durch meinen Ort (Pomasqui) weiter in Richtung Norden und dann in westliche Richtung immer durch den Wald hinunter.
In Mindo steigen wir Abends aus und sind noch voller Tatendrang. Also beschließen wir, noch eine Nachtwanderung zu machen. Etwa 2 Stunden lang führt uns ein Guide im dunklen Nebelwald umher. Neben zahlreichen etwas größeren Spinnen und Käfern, entdecken wir auch durchsichtige Schmetterlinge, Glasfrösche, Eulen, große lilafarbene Wasserschnecken und Pilze, die bläulich im Dunkeln leuchten. Es ist ein geradezu magischer Wald. Fotos im Dunkeln zu machen ist schwierig, aber mit Taschenlampe klappt es mit meinem Handy einigermaßen.
Am nächsten Tag stehen wir morgens langsam und in Ruhe auf, viel zu langsam und viel zu viel Ruhe im Nachhinein, da die Vögel morgens am aktivsten sind und das Wetter am schönsten ist. Zu Fuß geht es vormittags zu Wasserfällen. Das Wetter ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr schön, man sieht immer mal wieder einen schönen bunten Vogel, viele Kolibris und Schmetterlinge. Nach etwa 2 Stunden kommen wir an so einer Art Luftwagen an, der uns über den Nebelwald führt. Sobald wir auf der anderen Seite ankommen, bin ich erstmal etwas traurig, da ich gerne länger damit gefahren wäre. Doch die Traurigkeit ist sofort wieder weg, als wir einen wirklich schönen Wanderweg zum Wasserfall „Reina“ laufen. Selbst als es anfängt leicht zu regnen, bleibt der Weg wundervoll. Die Pflanzen um einem herum sind einfach magisch.
Vielleicht wundert sich der eine oder andere ja, warum ich auf dem letzten Bild eine Badehose anhabe. Tatsächlich gibt es noch mehr Wasserfälle zu denen man hinlaufen und sogar baden kann. Wegen des Wetters haben wir uns aber für diesen Wasserfall entschieden. Später jogge ich noch einen anderen Wasserfall herunter, wo man baden kann. Ich gehe jedoch nur bis zu den Knien ins Wasser, denn ich bin eben ein stolzer Warmduscher.
Nachmittags geht es dann wieder mit dem Luftwagen und weiter zu Fuß zurück in den Ort. Da Mindo auch bekannt sein soll für seine Schokolade – und ich liebe Schokolade – machen wir Abends noch eine Schokoladentour, die aus Führung und Verkostung besteht. Wir lernen wie die Schokolade hergestellt wird, dass der Kakao selbst vor allem an der Küste angebaut wird, und dass es eine teurere Edelkakaobohne namens „Arriba“ (auf deutsch: oben) gibt, die fast nur in Ecuador angebaut wird. Sie ist anders als die hauptsächlich angebaute rötliche Kakaobohne golden und soll vor allem dunkler Schokolade (kann ich nach der Verkostung bestätigen) noch einen besseren Geschmack geben.
An diesem Abend dürfen wir so viel probieren: heiße Schokolade, Schokoladensirup, die Kakaobohne selbst, geröstete Kakaobohnen und Schokolade natürlich. Es ist einfach unglaublich. An diesem Abend bin ich sehr glücklich, obwohl ich beim Kartenspielen noch haushoch verliere. Ich bin trotzdem so glücklich, dass ich mich fast schon frage, ob es wirklich nur Schokolade war, die ich gegessen habe.
Und dann ist da schon wieder der Abfahrtstag am Sonntag. Vormittags besuchen wir einen Schmetterlingsgarten. Hier gibt es eigentlich nicht mehr viel zu erzählen, außer dass es wunderschön ist, Schmetterlinge halt.
Dem, der aufmerksam ist, müsste aufgefallen sein, dass kaum Leute auf den Fotos zu sehen sind. Und tatsächlich: wir waren allein am Wasserfall, alleine bei der Schokoladenführung, fast alleine bei der Nachtwanderung und mit nur wenigen Leuten im Schmetterlingsgarten. Obwohl Mindo ein eher bekannter und touristischer Ort ist, war es ruhig, anders als im überfüllten Baños. Ich werde auf jeden Fall nochmal hierherkommen, denn es gibt noch viel zu entdecken und die Schokoladenführung muss ich einfach nochmal machen…