Mindo

Es ist meiner Meinung nach der schönste Ort, den ich bisher in Ecuador besucht habe – soviel sei schon mal vorweg gesagt.

Mindo liegt nur 2 Stunden mit dem Bus westlich von Quito auf 1250m Höhe (zum Vergleich: ich wohne auf 2500m). Die Ortschaft liegt an einem Fluss inmitten eines großen Waldschutzgebietes im Nebelwald. Diese Region ist einer der artenreichsten der Welt mit über 500 Vogelarten, seltenen Schmetterlinge und Orchideen… Fazit: da muss man hin!

Wie immer machen wir uns (diesmal vier Freiwillige) Freitagnachmittag auf dem Weg. Um nach Mindo zu gelangen, fährt der Bus durch meinen Ort (Pomasqui) weiter in Richtung Norden und dann in westliche Richtung immer durch den Wald hinunter.

In Mindo steigen wir Abends aus und sind noch voller Tatendrang. Also beschließen wir, noch eine Nachtwanderung zu machen. Etwa 2 Stunden lang führt uns ein Guide im dunklen Nebelwald umher. Neben zahlreichen etwas größeren Spinnen und Käfern, entdecken wir auch durchsichtige Schmetterlinge, Glasfrösche, Eulen, große lilafarbene Wasserschnecken und Pilze, die bläulich im Dunkeln leuchten. Es ist ein geradezu magischer Wald. Fotos im Dunkeln zu machen ist schwierig, aber mit Taschenlampe klappt es mit meinem Handy einigermaßen.

Am nächsten Tag stehen wir morgens langsam und in Ruhe auf, viel zu langsam und viel zu viel Ruhe im Nachhinein, da die Vögel morgens am aktivsten sind und das Wetter am schönsten ist. Zu Fuß geht es vormittags zu Wasserfällen. Das Wetter ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr schön, man sieht immer mal wieder einen schönen bunten Vogel, viele Kolibris und Schmetterlinge. Nach etwa 2 Stunden kommen wir an so einer Art Luftwagen an, der uns über den Nebelwald führt. Sobald wir auf der anderen Seite ankommen, bin ich erstmal etwas traurig, da ich gerne länger damit gefahren wäre. Doch die Traurigkeit ist sofort wieder weg, als wir einen wirklich schönen Wanderweg zum Wasserfall „Reina“ laufen. Selbst als es anfängt leicht zu regnen, bleibt der Weg wundervoll. Die Pflanzen um einem herum sind einfach magisch.

Vielleicht wundert sich der eine oder andere ja, warum ich auf dem letzten Bild eine Badehose anhabe. Tatsächlich gibt es noch mehr Wasserfälle zu denen man hinlaufen und sogar baden kann. Wegen des Wetters haben wir uns aber für diesen Wasserfall entschieden. Später jogge ich noch einen anderen Wasserfall herunter, wo man baden kann. Ich gehe jedoch nur bis zu den Knien ins Wasser, denn ich bin eben ein stolzer Warmduscher.

Nachmittags geht es dann wieder mit dem Luftwagen und weiter zu Fuß zurück in den Ort. Da Mindo auch bekannt sein soll für seine Schokolade – und ich liebe Schokolade – machen wir Abends noch eine Schokoladentour, die aus Führung und Verkostung besteht. Wir lernen wie die Schokolade hergestellt wird, dass der Kakao selbst vor allem an der Küste angebaut wird, und dass es eine teurere Edelkakaobohne namens „Arriba“ (auf deutsch: oben) gibt, die fast nur in Ecuador angebaut wird. Sie ist anders als die hauptsächlich angebaute rötliche Kakaobohne golden und soll vor allem dunkler Schokolade (kann ich nach der Verkostung bestätigen) noch einen besseren Geschmack geben.

An diesem Abend dürfen wir so viel probieren: heiße Schokolade, Schokoladensirup, die Kakaobohne selbst, geröstete Kakaobohnen und Schokolade natürlich. Es ist einfach unglaublich. An diesem Abend bin ich sehr glücklich, obwohl ich beim Kartenspielen noch haushoch verliere. Ich bin trotzdem so glücklich, dass ich mich fast schon frage, ob es wirklich nur Schokolade war, die ich gegessen habe.

Und dann ist da schon wieder der Abfahrtstag am Sonntag. Vormittags besuchen wir einen Schmetterlingsgarten. Hier gibt es eigentlich nicht mehr viel zu erzählen, außer dass es wunderschön ist, Schmetterlinge halt.

Dem, der aufmerksam ist, müsste aufgefallen sein, dass kaum Leute auf den Fotos zu sehen sind. Und tatsächlich: wir waren allein am Wasserfall, alleine bei der Schokoladenführung, fast alleine bei der Nachtwanderung und mit nur wenigen Leuten im Schmetterlingsgarten. Obwohl Mindo ein eher bekannter und touristischer Ort ist, war es ruhig, anders als im überfüllten Baños. Ich werde auf jeden Fall nochmal hierherkommen, denn es gibt noch viel zu entdecken und die Schokoladenführung muss ich einfach nochmal machen…

Tungurahua

Wie ich schon im Beitrag zu Baños erwähnt habe, bin ich am darauffolgenden Wochenende nochmal nach Baños gefahren, um den Tungurahua zu besteigen. Es ist einer der aktivsten Vulkane und der mit 5023m acht höchste Vulkan Ecuadors. 2016 war der Vulkan das letzte Mal aktiv, also so richtig mit riesigen Gesteinsbrocken und einer 5 Kilometer hohen Aschewolke. Momentan ist es aber eher ruhig um den Tungurahua, perfekte Zeit also, um den Vulkan zu besteigen.

Samstag, um 5 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Nach einem kurzen Frühstück ging die lange Reise los. Unterwegs mussten wir auch noch unsere Bergausrüstung, die wir ausgeliehen haben, abholen. Die Ausrüstung (Steigeisen, Gamaschen, Helm, Stirnlampe, Eispickel, Karabinerhaken, Klettergurt) hat mich schon sehr verunsichert. Werde ich das wirklich alles brauchen?

Um 12 Uhr etwa kamen wir dann endlich in Baños an, wo uns unser Guide mit einem Wagen abholte, um uns zu einem höhergelegenen Parkplatz auf 2700m Höhe zu fahren. Wir waren insgesamt, inklusive Guide, 8 Personen. Ich war der Älteste und der Kleinste (nur der ecuadorianische Guide war viel älter und kleiner).

Am Parkplatz angekommen, realisierten wir das erste Mal wirklich, dass wir gleich noch über 1000m Aufstieg vor uns hatten, da die Hütte, in der wir übernachten sollten, auf 3830m Höhe lag. Stück für Stück ging es also hoch und für mich überraschend einfach. Ich wurde nämlich ausgerechnet am Mittwoch davor krank, hatte bis einschließlich Freitag Magenprobleme und Schwindel, lag nur im Bett und hatte kaum etwas gegessen. Dementsprechend war ich schwach und hatte mir den Aufstieg ein Tag später schwieriger vorgestellt. Es erging mir aber sogar besser als so manch anderer.

Nach etwa 2,5 Stunden Aufstieg kamen wir an der Hütte an und nach einem leichten Abendessen checkten wir noch unsere Ausrüstung durch und legten uns bereits um 19 Uhr schlafen. Um 2 Uhr morgens sollte nämlich die Wanderung zum Gipfel starten. Es war bitterkalt in der Hütte und ich habe mit Handschuhen und Mütze, zwei T-Shirts, einen dünnen und dicken Pullover geschlafen.

Nach einer etwas anderen Nacht ging es dann also am 2 Uhr morgens los…

Je weiter höher wir kamen, desto kälter wurde mir. Deswegen habe ich auch kaum Fotos, obwohl die Aussicht so schön war. Da wir wegen der Höhenluft so langsam hochliefen, dass das Wandern an sich nicht anstrengend war, wurde mir auch nicht warm. Langsam froren meine Hände und Füße ab, bis – meine Rettung – wir an einer Stelle Pause machten, wo heißer Rauch aus den Felsritzen herauskam. Es ist genau die Stelle auf dem Foto oben. Auch weiter oben kurz vor dem Gipfel gab es zwischen dem Schnee immer wieder Stellen, wo kein Schnee lag und es heiß war. Ich liebe aktive Vulkane!

Wir hatten sehr viel Glück. Am Gipfel angekommen, war die Sicht noch etwa 15 Minuten klar und man hatte eine schöne Aussicht auf allmögliche Vulkane Ecuadors, aber dann kamen die Wolken und es war wie beim Imbabura: man sah nichts.

Der Weg nach unten verlief ein bisschen anderes, da wir direkt am Vulkankrater vorbeigelaufen sind. Ich habe nur ein Foto vom Krater vom Gipfel aus, weil es direkt am Krater zu kalt war (und nein, man hat leider kein Magma gesehen).

2300 Höhenmeter ging es vom Gipfel aus dann runter bis zum Parkplatz. Beim runtergehen mussten wir anfangs aufpassen, da überall lose Steine herumlagen und die mit einer falschen Bewegung den Berg herunterrollten. Irgendwann aber konnten wir quasi durch den Vulkansand rutschen bis die Hütte in Sichtweite war. Nach einer kurzen Essenspause ging es dann weiter runter zum Parkplatz, dann mit dem Wagen wieder zurück nach Baños und mit dem Bus nach Pomasqui.

Eigentlich hatte ich vor, den Cotopaxi am darauffolgenden Wochenende zu besteigen, hab mich nach dem Tungurahua aber anders entschieden. Der Cotopaxi soll zwar weniger steil sein, ist aber nochmal etwa 800m höher. Dementsprechend ist es um ein Vielfaches kälter und für diese Kälte bin ich einfach nicht geschaffen. Zudem hatten wir beim Tungurahua eigentlich bereits ziemliches Glück, da es nicht geschneit hat.

Am Ende wurde der Cotopaxi wegen erhöhter Vulkanaktivität für Bergsteiger sowieso gesperrt, hab also nichts verpasst…

Baños

Vorletztes Wochenende habe ich in der Stadt „Baños de Agua Santa“ (Bäder des heiligen Wassers), kurz: Baños, verbracht. Es ist vielleicht der touristischste Ort Ecuadors, den man besuchen kann. Für mich als „Tourist für ein Jahr“ also ein Muss. Da der Montag nach jenem Wochenende wegen eines Unabhängigkeitstages ein Feiertag war, lohnte es sich für mich und andere Freiwillige die, ohne viel Verkehr, 5 stündige Reise nach Baños auf sich zu nehmen.

Nachdem wir am Freitagabend angekommen sind, waren wir am Samstag um 8 Uhr schon auf den Beinen und haben erstmal die Stadt erkundet. Das Erste, was uns aufgefallen ist: Zuckerwarengeschäfte überall. Teilweise nebeneinander reihen sich die eins zu eins gleichen Zuckerwarengeschäfte, einfach nur hässlich. Was das für ein Geschäftskonzept sein soll, weiß ich nicht und ob die Zuckerwaren tatsächlich alle aus der Umgebung kommen, wag ich zu bezweifeln, aber tatsächlich ist Baños ein ehemaliges Zuckerrohranbaugebiet.

Was an Baños jedoch echt schön ist, ist die einzigartige Lage dieser Stadt. Sie liegt auf 1820 Höhenmetern und ist damit von Bergen, Wasserfällen und Nebelwald umgeben. Man merkt, dass man nicht mehr weit weg vom Amazonas-Regenwald ist.

Nach einer gewissen Zeit Stadterkundung, als dann endlich auch andere Freiwillige mit Frühstücken fertig waren, beschlossen wir in einen der klassischen Partybusse zu steigen, auch Chiva genannt, um eine Wasserfalltour zu machen. Die Musik war sehr laut, jedes Mal, wenn wir durch einen Tunnel fuhren, gingen die Partylichter an und ich habe endlich begriffen, was touristisch in Ecuador bedeutet. Aber die Natur und der große Wasserfall am Ende waren echt schön.

Nach der Wasserfalltour waren wir sehr kaputt, sodass wir am späten Nachmittag nur noch Kolibris beobachtet, im Hostel zusammen gekocht haben und früh zu Bett gegangen sind.

Am nächsten Tag haben wir vormittags Canyoning gemacht. Das war echt cool, nur ein bisschen kalt.

Das Canyoning haben wir nur am Vormittag gemacht. Danach war die Sehnsucht groß (und der Verstand klein), sich mal ein Fahrrad auszuleihen, um durch die Natur zu radeln. Letztlich haben wir schlechte Fahrräder einen Berg im Regen hochgeschoben, kurz bevor es dunkel wurde. Es ist nicht die Art Sport, die mir sonderlich Spaß macht und während drei von uns (wir waren zu sechs) tatsächlich den ganzen Berg hochgeschoben sind, hat uns ein hübscher Esel aufgehalten.

Abends sind wir ins gefühlt touristischste Kaffee gegangen, was es gibt, und ich habe eine heiße Schokolade getrunken, die es Wert war von mir getrunken zu werden. Irgendjemand meinte, dass man in Ecuador heiße Schokolade trinken sollte und diese Person sollte Recht behalten.

Und jetzt der letzte Tag, der Montag, der ja Feiertag war. Es war gleichzeitig auch unser Abreisetag, sodass wir nur den Vormittag Zeit hatten. Zeit genug, um noch ein touristisches Highlight, die „Casa de Árbol“ zu besuchen. Wir sind den Berg hochgefahren, sind ein bisschen auf dieser berühmten Schaukel geschaukelt und wieder heruntergelaufen. Das schönste am ganzen Vormittag, war eigentlich der wunderschöne Wanderweg, auf dem wir dem Berg heruntergelaufen sind.

Eine Sache habe ich noch vergessen zu erwähnen: Baños liegt direkt am Fuß des aktivsten Vulkans Ecuadors, der Tungurahua. Diesen Vulkan wollte ich dann am darauffolgenden Wochenende besteigen. Ein Beitrag dazu gibt es in Kürze…

Imbabura

Ich habe meinen ersten Vulkan bestiegen! 4610m – so hoch ist der Vulkan Imbabura. Es ist ein – zumindest nach dem Bildern im Internet – sehr schöner Vulkan. Ich hab den Vulkan als Ganzes leider nur teilweise vom Bus aus gesehen. Deswegen gibt es hier kein Foto von mir. Der inaktive Vulkan wird auch als „Taita Imbabura“ („taita“ ist Kichwa und bedeutet Vater) bezeichnet. Der Vater Imbabura also gilt bei der indigenen Bevölkerung als heilig, auch weil der Imbabura fast immer mit Wolken bedeckt ist und nur manchmal kurz mit freiem Gipfel zu sehen ist, meist nach Sonnenaufgang (kann ich bestätigen!) oder kurz vor Sonnenuntergang.

Jetzt aber mal von vorne: Freitag nach der Arbeit bin ich mit dem Bus nach Otavalo gefahren, eine kleinere Stadt, etwa 2 Stunden von Quito entfernt, von der aus man den Imbabura gut erreichen kann. Dort habe ich in der WG anderer Freiwillige übernachtet, die in Otavalo ihren Freiwilligendienst machen. Ich hatte an diesem Tag fast das Gefühl, dass ich von Italien nach Norddeutschland gefahren bin. So viel kälter war es in Otavalo. Warum genau weiß ich nicht, aber während ich in Pomasqui abends in meiner Wohnung noch mit T-Shirt rumlaufen kann, war mir in Otavalo selbst mit Pullover noch zu kalt.

Wir sind früh zu Bett gegangen, denn der Wecker klingelte am nächsten Morgen bereits um 4 Uhr. Nach drei Bananen zum Frühstück (es sollten an diesem Tag noch fünf Bananen werden) sind wir (insgesamt sieben Personen) zum Treffpunkt gelaufen, wo uns der Guide mit einem Wagen um 5 Uhr morgens abholen sollte. Es war zu diesem Zeitpunkt noch stockdüster, aber es hat alles gut geklappt.

Als wir beim Imbabura ankamen, wurde es glücklicherweise bereits hell und um 7 Uhr ging es dann auch schon von etwa 3000m Höhe los.

Ab jetzt wurde es so kalt, dass ich Handschuhe und Mütze brauchte. Auch war es leider nicht mehr kurz nach Sonnenaufgang, sodass der Gipfel natürlich mit Wolken bedeckt war und man nichts mehr gesehen hat. Von nun an war auch ein Helm notwendig, da wir immer wieder klettern mussten. Aus meiner Sicht war gerade deshalb der anstrengendste Teil des Weges bereits geschafft, da es viel besser ist zu klettern als steil berghoch zu laufen. Nur die mit zunehmender Höhe immer dünnere Luft hat alles ein bisschen schwieriger gemacht.

Die ganze Wanderung war ein tolles Erlebnis und es wird bestimmt nicht der letzte Berg sein, den ich in Ecuador besteigen werde…

Laguna Quilotoa

Nachdem wir am Samstag einen Ausflug zum Cotopaxi gemacht haben, haben wir am Sonntag gleich die Gelegenheit genutzt, einen der schönsten Bergseen Ecuadors zu besuchen: den Kratersee Quilotoa.

Der Kratersee Quilotoa ist ungefähr so entstanden:

Herr Cotopaxi hatte eine Affäre mit Frau Vulkan „Iliniza Norte“, die bereits mit „Iliniza Sur“ verheiratet war. Der Vulkan „Rumiñahui“, ein Freund von „Iliniza Sur“, warnte ihn vor der Affäre. Der Sohn der Ilinizas, der Vulkan „Corazón“ (Herz), weinte darauf so viel, dass seine Tränen die Laguna Quilotoa formten. Herr Cotopaxi ist oft mit Wolken bedeckt, da er sich für seinen Verrat an die Ilinizas schämt.

Etwa vier Stunden braucht man, um einmal um den Kratersee zu wandern. Natürlich musste ich auch herum. Es war einfach traumhaft schön und ruhig, denn man traf kaum auf Menschen.

Noch am selben Tag bin ich wieder zurück nach Pomasqui: 7 Stunden Busfahrt, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Auf dem Cotopaxi

Nein, auf dem Gipfel war ich nicht. Der Cotopaxi ist nämlich ganze 5897m hoch und der Gipfel mit Schnee bedeckt. Man braucht also eine gute Ausstattung, um den zweitgrößten Vulkan Ecuadors zu besteigen. Dennoch musste ich natürlich dem bekanntesten Vulkan dieses Landes und einem der höchsten aktiven Vulkane der Erde einen Besuch abstatten. Der Cotopaxi liegt etwa 60km südlich von Quito und ist auch von hier aus sichtbar, zum Greifen nahe also.

So habe ich mich mit ein paar anderen Freiwilligen letzten Freitag direkt nach der Arbeit auf dem Weg gemacht. Nach etwa vier Stunden Busfahrt kamen wir in der Stadt Latacunga an, wo wir dann übernachteten. Von hier aus kann man nämlich sehr gut mit dem Bus zu einem der Eingänge des Nationalparks Cotopaxi fahren.

Gleich samstagfrüh machten wir uns auf den Weg. Bevor wir jedoch in den Bus einstiegen, mussten wir uns noch kurz ein bisschen Verpflegung holen. Ohne Bananen und Schokolade kann man schließlich keinen Vulkan besteigen.

Am Eingang des Nationalparks warteten später schon Leute auf uns, um uns Touristen direkt zum Cotopaxi zu fahren. Nach etwa einer Stunde Fahrt im dichten Nebel, klarte die Luft endlich auf und man sah den Cotopaxi in all seiner Pracht.

Auf einem Parkplatz direkt unterhalb des Vulkans stiegen wir schließlich aus. Von dort aus braucht man etwa 1,5 Stunden, um zur Schneegrenze zu laufen, sehr langsam natürlich, denn die Luft ist hier knapp unter der 5000er-Grenze sehr dünn. Letztlich war es aber einfach nur megaaa cool!

War es gefährlich? Ich glaube nicht. Der Cotopaxi verzeichnet seit Jahren eine schwache Aktivität, wenn auch mit steigender Tendenz. So steigt aus dem Krater Dampf aus und der Kraterrand erwärmt sich langsam. Vulkanologen sagen für die Zukunft einen heftigen Ausbruch voraus, der das Umland bis Quito mehr oder minder stark betreffen wird. Erste Anzeichen hierfür bildeten Eruptionen Mitte August 2015. Der letzte große Ausbruch des Cotopaxi war 1877, so hat es mir der Fahrer erzählt.

Dieser hat natürlich die drei Stunden auf uns gewartet, die wir insgesamt auf dem Berg verbracht haben. Zurück durften wir dann hinten sitzen, der Wagen hat jedoch während der Fahrt teilweise sehr geruckelt. Mein Popo tut immer noch weh.

Auf dem Rückweg hat uns der Fahrer noch an einem kleinen See und einen kleinem Museum rausgelassen und uns noch ein bisschen etwas über den Nationalpark Cotopaxi erzählt. So soll es hier Brillenbären und Pumas geben. Immerhin haben wir einen sehr unscheuen Fuchs, einen Vogel namens „Curiquingue“ und in der Ferne Wildpferde gesehen.

Es war ein sehr erlebnisreicher Samstag, doch das Wochenende war noch nicht zu Ende. Was ich am Sonntag erlebt habe, versuche ich möglichst bald in einen nächsten Beitrag zu berichten…

Quito: Centro Histórico, Basílica & el Panecillo

Zweimal war ich bisher im Zentrum von Quito, der Hauptstadt von Ecuador und der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt. Denn Quito liegt im Anden-Hochtal auf etwa 2850m Höhe. Die Stadt ist von der Form her durch ihre Lage im Anden-Hochtal von Norden nach Süden hin sehr langgestreckt und mit über 2 Millionen Einwohnern auch nicht klein. Dementsprechend brauche ich mit dem Bus von Pomasqui aus, das ganz im Norden von Quito liegt, etwa eine Stunde, um das nördliche Zentrum von Quito zu erreichen.

hier mal eine grobe Quito-Karte zur Orientierung (der blaue Kreis markiert den Ort meiner Wohnung)

Im nördliche Zentrum steige ich normalerweise aus dem Bus. Es ist eher modern und auf den ersten Blick nicht so schön. Dafür ist hier aber die Infrastruktur sehr gut und es gibt viele Museen usw. Von hier aus kann ich super zu Fuß in das südliche Zentrum von Quito gehen, das Centro Histórico. Ich glaube, dass man jetzt sehr viel über die zahlreichen Kirchen und alten Straßen in der Altstadt schreiben könnte, aber ehrlich geschrieben, wäre mir das zu viel. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nach nur zwei Malen, die ich bisher dort war, größtenteils keine Ahnung habe. Es gibt auf jeden Fall sehr viele alte Straßen und Kirchen mit zu viel Blattgold, alles sehr historisch aussehend. Die Altstadt ist aber generell gerade wegen der vielen alten Straßen und Kirchen sehr schön und sogar schon seit 1978 Weltkulturerbe und damit das erste Weltkulturerbe überhaupt.

Fotos habe ich von der Altstadt nicht so viele, da man aufpassen muss.

Besonders hervorstechen tut die Basílica del Voto Nacional (auch auf dem Stadtfoto oben zu erkennen). Dies liegt vor allem an der Höhe von 115m, wodurch sie eine der größten Kirchen von Ecuador ist. Auch ist sie eine der Jüngsten, denn sie wurde erst 1985 eingeweiht. Anders als die ein oder andere Kirche im Centro Histórico, in der ich sonst drinnen war, ist das Innere dieser Kirche eher schlicht und nicht voll mit Blattgold. Die Kirche hat insgesamt drei Türme, die man alle besteigen kann. Natürlich musste ich auch hoch.

Von den vorderen Türmen aus kann man auch sehr gut den zentralen Stadthügel, das Panecillo, sehen. Die Spanier stellten hier eine große Marienstatue mit Flügeln aus Aluminium auf. Der Blick der Jungfrau ist nach Norden gewandt, was, so wurde es mir erzählt, vom Süden Quitos durchaus als Benachteiligung gesehen wird. Der Hügel erhebt sich nochmals etwa 200m über der Stadt und erreicht damit eine Höhe von über 3000m.

Einen anderen Tag, als ich im Centro Histórico war, entschieden wir uns (vier ahnungslose deutsche Freiwillige) spontan zur Marienstatue hochzugehen. Seltsamerweise waren wir jedoch die Einzigen, die durch die kleine Straßen an den Häusern entlang hoch- und nachher auch wieder runtergingen. Oben angekommen waren dann aber viele Menschen. Später werde ich in einem Reisebuch lesen, dass der Panecillo aus Sicherheitsgründen nur mit dem Taxi angefahren werden sollte, da der Aufstieg zu Fuß wegen Überfällen gefährlich sei. Zum Glück ist uns nichts passiert.

Es gibt viel zu entdecken in Quito und da mich ein Besuch ins Zentrum mit dem Bus nur eine Stunde und 35 Cent kostet, werden es auf jeden Fall noch mehrere Besuche sein…

„Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt)

„Ich wohne auf dem Äquator“ – eine malerische Aussage, die in meinem Fall fast zutrifft. Tatsächlich wohne ich aber etwa 7km südlich von der Äquatorlinie. Ich lebe also offiziell auf der Südhalbkugel. Auf allen Bussen, die bei mir vorbeikommen steht „Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt).

Mit einem solchen Bus erreicht man in etwa 10min ein gleichnamiges 30m hohes Monument am Äquator. Hier ist eine gelbe Linie eingezeichnet, die den Äquator markiert. Auf der kann man sich breitbeinig (oder breitarmig) hinstellen und man steht auf beiden Erdhalbkugeln gleichzeitig.

In Wirklichkeit stehe ich jedoch auf dem Bild mit beiden Händen nicht auf beiden Erdhalbkugeln, sondern 240m weit auf der Südhalbkugel. Doch darauf kommt es ja nicht so genau drauf an…

Puerto López

Die letzten vier Tage habe ich an der Küste verbracht. Zusammen mit anderen Freiwilligen stieg ich in Quito am Freitagabend in den Bus. Nach etwa elf Stunden kamen wir in der kleinen Küstenstadt Puerto López an, wo es gerade langsam hell wurde. Über die Busfahrt habe ich nicht so viel zu berichten, da ich fast die ganze Zeit geschlafen habe. Es muss aber sehr angenehm gewesen sein.

Morgens angekommen waren wir natürlich alle voller Tatendrang. Sofort ging es an den Strand, wo gerade ein Fischerboot angelegt hat. Es war jedoch nicht das Fischerboot, dass mich in diesem Augenblick so faszinierte, sondern die vielen Vögel drumherum, vor denen sich die Fischer mit ihrem Fang in Sicherheit bringen mussten. Während im Wasser neben dem Boot viele Pelikane schwammen, waren in der Luft vor allem Fregatas, die den deutschen Möwen entsprechen. So viele große Vögel auf einem Haufen hatte ich so noch nie gesehen und so standen wir da eine gewisse Zeit und beobachteten, wie jedes Mal, wenn ein Fischer mit einem Eimer voll Fischen aus dem Boot zum Frachter lief, die Vögel um ihn herum versuchten sich Fische zu schnappen und das teilweise auch schafften.

Ein Fischer versucht, den Fang vor den Vögel in Sicherheit zu bringen.

Danach bin ich direkt am Strand Joggen gegangen. Ich hatte noch nie eine so schöne Laufstrecke. Der Sand unter den Füßen war weich, die vielen Krabben sind vor mir ausgewichen und ich vor den Steinen. Ab und zu kam eine Welle und hat die Füße leicht umspült.

Der weitere Tagesverlauf verlief in etwa so: baden, wandern, baden, in die Stadt gehen, baden, kochen, essen.

Der nächste Tag sollte der schönste Tag werden. Wir hatten eine Bootstour gebucht, um Buckelwale zu beobachten und zur Isla de la Plata zu fahren. Bei gutem Wetter fuhren wir mit einem kleinen, schnellen Boot zur Isla de Plata.

Die Isla de la Plata (Silberinsel) ist etwa 6 km² groß. Als ich das erste Mal von dieser Insel gehört habe, wurde sie mir als „Galápagos für Arme“ vorgestellt, da es viel günstiger ist, diese Insel zu besuchen als die Galápagos-Inseln und sie dennoch sehr viel an Tieren und Pflanzen zu bieten hat.

Als wir auf der Isla de la Plata ankamen, wurden wir von ein paar Schildkröten begrüßt, die kurz vor der Oberfläche schwammen, nicht zuletzt, weil unser Bootsführer die Schildkröten mit ein paar Salatblättern angelockt hatte.

grüne Meeresschildkröten

Die letzten paar Meter bis ans Ufer ging es noch Barfuß durchs flache Wasser. Dort haben wir uns aufgeteilt. Ich hatte mich der Gruppe, die die größere Wanderung (etwa 7 km) macht, angeschlossen. Es war so krass schön. Am besten fand ich die Blaufußtölpel und von denen gab es überall welche. Diese Tiere sind überhaupt nicht scheu und so witzig, dass ich gleich ein paar mehr Fotos machen musste.

Aber auch die anderen Tiere waren größtenteils überhaupt nicht scheu und schön anzusehen.

Nach der Wanderung auf der Insel, waren wir vor der Insel schnorcheln. Zwar habe ich vom Boot aus nur leichte Schatten der Manta-Rochen gesehen, dafür aber beim Schnorcheln Schildkröten, Stachelrochen und die vielen verschiedenfarbigen Fische beobachten können.

Auf dem Rückweg von der Isla de la Plata haben wir dann mehrere Wale beobachtet, die immer wieder aus dem Wasser gesprungen sind und teilweise sehr nah am Boot waren. Es war so beeindruckend und lässt sich auf meinen Bildern nur schwer zeigen. Bei jedem Walsprung war ich so beeindruckt und überrascht, dass ich mich nicht mehr auf das Foto konzentrieren konnte.

Die Buckelwale ziehen im antarktischen Winter die südamerikanische Küste hinauf, um sich zu paaren und ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen. Von Juni bis September kann man sie hier beobachten.

Dieser Tag war so schön und erlebnisreich, dass es dann auch nicht mehr schlimm war, dass die nächsten beiden Tage, vom schlechten Wetter geprägt waren, wobei es nur am letzten Tag die ganze Zeit geregnet hat. Den Tag davor war ich mit anderen Freiwilligen auf kleiner Wandertour an der Küste bis zur Playa de Los Frailes, die angeblich einer der schönsten Ecuadors sein soll. Der Strand war ok.

Zurück kamen wir wieder mit den Nachtbus und glücklicherweise habe ich auch auf der Rückfahrt viel schlafen können…

Die Reise beginnt…

Hola amigos!

Willkommen auf meinem Blog. Hier werde ich in den nächsten 12 Monaten regelmäßig Beiträge veröffentlichen, um über meine Erfahrungen bei meinem Freiwilligendienst in Ecuador zu berichten.

Um 10 Uhr hebe ich von -3m in Amsterdam ab und nach 11h 40min lande ich – wenn alles gut geht – in Quito auf 2382m. Dort wird es dann 14.40 Uhr sein und der Tag geht weiter.

Was mich erwarten wird, werde ich erst wirklich erfahren, wenn ich selbst vor Ort bin, aber ein bisschen weiß ich jetzt schon:

Die ersten drei Tage werde ich zusammen mit anderen Freiwilligen auf einem Orientation Camp in Quito verbringen. Dort bekomme ich Informationen über Ecuador, die Freiwilligenarbeit und lerne natürlich die anderen Freiwilligen aus verschiedenen Ländern kennen. Es werden auch Freiwillige aus Ecuador selbst dabei sein, die wiederum einen Freiwilligendienst in anderen Ländern machen werden.

Nach dem Orientation Camp ziehe ich in die Freiwilligen-WG, in der ich das Jahr leben werde. Da mein Projekt auch in Quito ist, werde ich nicht weit fahren müssen. Nach einen zweiwöchigen Online-Spanischkurs startet am 29. August schließlich mein Projekt.

Ich werde bei der Organisation „Sembrar Esperanza“ („Hoffnung sähen“) mitwirken. Diese arbeitet mit Schulen zusammen und führt Projekte im Umweltbereich durch. Genaueres weiß ich leider noch nicht, bin deshalb aber umso gespannter.

Ich bin jetzt auf jeden Fall bereit für die Reise. Meine Sachen sind gepackt, die letzten Impfungen habe ich durchgeführt und ein Visum habe ich auch.

Ich werde mich bald wieder melden.

Hasta luego!

Angelos