Gestern war der letzte Tag auf dem Arrival Camp. Diese ersten vier Tage in Ecuador waren wahnsinnig aufregend und erlebnisreich. Ich habe viele neue nette Menschen kennengelernt und vieles über Ecuador erfahren.
Zunächst bin ich am Sonntagnachmittag gut gelandet. Alles verlief reibungslos und die Aussicht aus dem Flugzeug war einfach nur schön. Am Flughafen wurden ich und ein paar andere Freiwillige, die im selben Flugzeug geflogen sind, von einem netten Herrn abgeholt. Ich hatte ein T-Shirt an, es war warm und die Äquatorsonne brannte auf der Haut. Auch merkte ich direkt die wegen der Höhe dünnere Luft.
Wir kamen als eine der ersten im Arrival Camp an. Nach etwa einer Stunde, als die Sonne gerade unterging, war es jedoch ganz kalt und selbst mit Pullover habe ich gefroren. Auch die darauffolgenden Tage sollte ich meinen Pullover mehrmals an- und ausziehen. Wegen der Zeitverschiebung und der anstrengenden Reise ging es dann – zumindest nach Ortszeit – früh zu Bett. Zum Glück hatte ich vier Decken, unter die ich mich einkuscheln konnte.
Nachts und am nächsten Morgen kamen die restlichen Freiwilligen. Die meisten sind tatsächlich aus Deutschland, ein paar aus Österreich und Ecuador und eine aus Finnland war auch dabei. Das Arrival Camp war dementsprechend auf Englisch. Ich habe jedoch jede Möglichkeit genutzt, mit den Ecuadorianern soweit es geht Spanisch zu reden und es hat auch ganz gut geklappt.
Das Arrival Camp begann am Montag mit Kennenlernspielen. Danach hat sich die Organisation VASE (Voluntariado para la Ayuda Social del Ecuador) vorgestellt, die sich hier in Ecuador um uns Freiwillige kümmert. Die Organisation VASE in Ecuador organisiert ähnlich wie die Organisation ICJA in Deutschland Freiwilligendienste. Beide Organisationen gehören zum internationalen Dachverband ICYE (International Cultural Youth Exchange). Nach der Vorstellung der Organisation und deren Regeln, mussten wir alle, damit wir später auf verschiedene Niveaus zugeteilt werden können, einen Spanischtest für den Online-Spanischkurs machen, der am Montag beginnen wird,
Nachmittags wurde eine Präsentation über die Geschichte und Kultur Ecuadors gehalten und wir haben Tipps zu Allmöglichen wie zu Busfahrten, Essen oder Verhaltensweisen bekommen.
Der Höhepunkt des Tages war das Campfire am Abend, an dem wir gegessen und getanzt haben. Es hat sehr viel Spaß gemacht.
Am zweiten Tag des Arrival Camps mussten wir morgens wie im Englischunterricht Rollenspiele zu verschiedenen möglichen Situationen, z.B. man wird ausgeraubt oder schwanger, vorführen. Danach hatten wir alle einen kleinen Tanzkurs, die Mitarbeiter einer Tanzschule in Quito angeboten haben. Tanzen ist echt nicht so meins, aber bei einem anschließenden Spiel zum Thema Vorurteile, wo wir uns alle gegenseitig auf den Rücken schreiben sollen, was wir über die jeweilige Person denken, stand tatsächlich, dass ich ein guter Tänzer sei. Aber es ist ja schließlich auch nur ein Vorurteil gewesen und war (leider) genauso falsch wie, dass ich Italiener sei.
Am Nachmittag haben zwei Frauen, die in der Tourismusbranche arbeiten, eine Präsentation über sehenswerte Orte in Ecuador gehalten. Es waren alles furchtbar schöne Bilder und am liebsten wäre ich gleich überall hingereist. Darauffolgend gab es eine weitere Präsentation über Sicherheit in Ecuador. Anschließend wurden die Projekte präsentiert, in denen wir als Freiwillige arbeiten werden. Ich weiß jetzt auf jeden Fall ein bisschen mehr über mein Projekt, werde darüber aber erst berichten, wenn ich in diesem Projekt bereits angefangen habe zu arbeiten.
Am Abend – wieder der Höhepunkt des Tages – gab es dann die Cultural Night, zu der jeder etwas von seiner Kultur mitgebracht hat. Dementsprechend gab es zwei ecuadorianischen Tische, die voll mit Süßigkeiten, allen voran Bananenchips und Schokolade, waren, einen finnischen Tisch, an dem ich viel über die Vorteile einer eigenen Sauna und natürlich auch über anderes gelernt habe, einen österreichischen Tisch mit Manner, Jodel-Musik und Walzer-Tanz und einen deutschen Tisch mit allmöglichem Zeug. Kinderschokolade kannten die Ecuadorianer tatsächlich, Haribo und Leibniz aber nicht. Ich hatte Niederegger-Marzipan und ein Brötchen dabei. Über das Brötchen (das zu diesem Zeitpunkt schon drei Tage alt war) haben sich vor allem zwei deutsche Freiwillige gefreut, die bereits seit Januar in Ecuador ihren Freiwilligendienst machen. Brötchen scheint man echt zu vermissen, wenn man länger hier lebt. Später wurde an diesem Abend wie beim Lagerfeuer wieder viel getanzt.
Am dritten und letzten Tag des Arrival Camps haben wir eine Art Rallye im Zentrum von Quito gemacht. Allein schon die Busfahrt dahin war für mich und die anderen Freiwilligen ein reines Abendteuer. Es ging schon damit los, dass die Ecuadorianer in unserer Gruppe anfingen, die Busse anzuhalten und nachzufragen, ob der Bus da und da hält. Teilweise geschah dies, während der Bus langsam weiterfuhr. Man musste auf jeden Fall schnell sein. Sobald ein Bus gefunden war, stiegen wir alle ein. Die Türen des Busses gingen immer schon während der Fahrt auf und teilweise sind die Leute auch während der Fahrt ausgestiegen, wenn der Bus aufgrund des Verkehrs mal etwas langsamer fuhr. Ich sehe auf jeden Fall die Vorteile darin: es spart Zeit und der Bus wird immer gut belüftet. Im Zentrum von Quito mussten wir dann vor allem an verschiedenen Orten Gruppenfotos machen. Es war zwar anstrengend und man hatte überhaupt keine Orientierung, aber auch irgendwie lustig und erlebnisreich.
Als wir nach einem anstrengenden Ausflug wieder im Camp angekommen waren, gab es ein kleines Picknick zusammen mit unseren Gastfamilien. Da ich keine Gastfamilie habe, sondern mit einem anderen Deutschen in einer WG zusammenlebe, kamen zu uns zwei Mitarbeiterinnen von Sembrar Esperanza, dem Projekt bei dem ich arbeiten werde. Mit dem Taxi fuhren wir nach dem Picknick zu unserem neuen Zuhause.
Ich könnte jetzt noch so viel schreiben: über all die Dinge, die ich während der Präsentationen und Aktivitäten über Ecuador neu kennengelernt habe, über jedes einzelne mir komplett unbekannte ecuadorianische Gericht (morgens, mittags und abends) oder über all die Früchte, bei denen ich zuvor nicht wusste, dass solch leckere Fruchtsorten existieren.
Auf jeden Fall bin ich gerade überwältigt von der Vielzahl an mir völlig neuen Dingen, die ich bereits in den ersten vier Tagen kennenlernen durfte. Es werden auf jeden Fall noch viele weitere Beiträge und vor allem mehr Bilder auf diesem Blog erscheinen.


