Maquipucuna

Letztes Wochenende war das Eröffnungsspiel Katar gegen Ecuador, eine gute Gelegenheit also, sich etwas weniger politisches anzuschauen: Brillenbären zum Beispiel!

Ja, wirklich: Brillenbären in freier Wildnis. Meine erste Reise alleine ohne andere Freiwillige führt mich nach Maquipucuna, ein 6000ha großes Reservat nur 2 Stunden von mir zu Hause entfernt. Das Reservat liegt in der Nähe von Mindo (wovon ich bereits ein Beitrag veröffentlicht habe).

Meine Reise in eines der artenreichsten Gebiete der Welt beginnt morgens um 7 Uhr. Da die Busse aus Quito in Richtung Mindo immer durch Pomasqui fahren, warte ich ganz entspannt an der Hauptstraße auf einen Bus, und warte und warte… Doch es kommt keiner. Ich erfahre bald, dass ein Fahrradrennen in Quito stattfindet und daher viele Straßen gesperrt sind. Ausgerechnet heute!!! Also versuche ich auf Ratschlag anderer mein Glück an einer anderen Straße, doch da ich mir nicht sicher bin, ob der Bus hier überhaupt hält, wenn ich winke, nehme ich einen Bus in Richtung Quito zum Terminal, wo die Busse starten. Glücklicherweise gibt es einen Bus der schon um 10 Uhr abfährt (es ist zu diesem Zeitpunkt bereits 9:50 Uhr). Durch dieses hin und herfahren und einen massiven Stau, der sich durch die Straßensperrungen gebildet hat, befinde ich mich jedoch um 11 Uhr immer noch wieder in Pomasqui. Zu Erinnerung: um 7 Uhr bin ich in Pomasqui gestartet. Danach geht es jedoch endlich voran und ich steige bald in dem kleinen Dorf Nanegalito aus, von wo aus mich jemand mit seinem Wagen über eine kleine Straße nach Maquipucuna mitnimmt. Nicht pünktlich um 13 Uhr komme ich endlich an, 4 Stunden später als geplant.

Die Maquipucuna Lodge, in der ich übernachte, liegt mitten im Wald, an einem Fluss gelegen. Den Eingang der Lodge bildet eine Brücke über den Fluss. Sofort verliebe ich mich in diesem Ort. Bereits auf dem Weg zum Mittagessen sehe ich ganz viele Schmetterlinge und beim Mittagessen bin ich beeindruckt wie viele Kolibris durch die kleinen hängenden Futterhäuschen mit Zuckerwasser angelockt werden. Während des Essens fliegen sie um einen herum, es ist einfach traumhaft. Jeder Kolibri sieht anders aus, es gibt so viele Arten. Neben den Kolibris sehe ich kurz auch meinen ersten Tucan in der Ferne. Und übrigens: das Essen ist auch sehr lecker.

die Lodge, mitten im Nebelwald
an einem Fluss
auf dem Weg zum Essen: pinke Schmetterlinge an den Wänden
und ein überdimensional großer Grashüpfer
hier sieht man das Größenverhältnis besser

Ich habe noch so viel mehr Kolibri-Fotos, aber 5 sind erstmal genug. Nach dem Mittagessen mache ich meine erste Wanderung alleine durch den Nebelwald. Und ich stelle mal wieder fest: Bäume machen glücklich.

diese Schnecke ist riesig (mehr als 30cm lang)

Beim Abendessen lerne ich die Besitzer der Lodge kennen. Sie bieten mir an, eine weitere Nacht kostenlos zu bleiben und begeistert frage ich bei meiner Fundación nach. So übermenschlich nett wie sie sind, ist es natürlich kein Problem, dass ich mir spontan den Montag noch freinehme und eine weitere Nacht in Maquipucuna bleibe.

Nach dem Abendessen wird eine Nachtwanderung angeboten. Genauso wie bei einer weiteren Nachtwanderung am nächsten Abend sind wir nur wenige Leute, das eine Mal sogar nur zu zweit plus Guide. Mit so wenigen Leuten touren zu machen, ist sehr schön. Wir sehen viele Stabheuschrecken, Spinnen, Käfer, Frösche und sogar eine Schlange und überall sind Glühwürmchen, die immer wieder aufleuchten, einfach magisch!

Was neben den Nachtwanderungen noch angeboten wird sind Vogelbeobachtungen vor dem Frühstück. An beiden Tagen bin ich dabei, wieder nur zu zweit oder zu dritt plus Guide. Die vielen bunten Vögel wie auch Tukane sind nur leider oft viel zu weit weg oder zu schnell, um sie zu fotografieren. Da sind andere besser ausgerüstet als ich:

Aber jetzt möchte ich davon berichten, wofür ich eigentlich nach Maquipucuna gekommen bin: die Brillenbären. Zweimal machen mir uns vormittags nach dem Frühstück, wenn die Bären noch aktiv sind, auf dem Weg, um sie zu finden. Erfahrende Bärenfinder laufen uns vorweg. Die Brillenbären sind nur etwa 6 Wochen pro Jahr in dieser Gegend, wenn eine bestimmte Avocadoart reif ist, die die Brillenbären gerne essen. Da die Saison fast zu Ende ist, müssen wir einige Kilometer durch den Wald laufen, um einen Bären zu sehen.

sieht aus wie Eichel, ist aber eine Art Avocado, die die Bären essen
Bärenscheiße (die Samen der Frucht werden nicht verdaut)

Aber ja, ich habe tatsächlich Glück und sehe jeweils einen weiblichen Brillenbären an den beiden Vormittagen. Der erste Bär am ersten Tag guckt ab und zu neugierig zu uns, schläft aber vor allem in seinem Nest (ja, diese Bären bauen Nester in den Bäumen).

Foto durchs Fernrohr

Der andere Bär am nächsten Tag ist jedoch deutlich aktiver. Er klettert die ganze Zeit auf dem Baum herum, macht Äste für sein Nest ab, frisst, schläft und klettert später den Baum komplett herunter und verschwindet im Wald. 2 Stunden lang können wir ihn keine 4 Meter von uns entfernt beobachten. Es ist ein unvergessliches Erlebnis.

schlafend
Zeit aufzustehen
und runter geht es den Baum

Nachmittags liege ich noch entspannt in der Hängematte und genieße das Waldfeeling bis mich die Besitzer der Lodge nach Hause bringen, da sie selbst nach Quito müssen und Pomasqui auf dem Weg liegt.

in der Hängematte im Wald

Es ist mal wieder ein wunderschönes Wochenende gewesen und es wird garantiert nicht meine letzte Reise in den Nebelwald sein…

Spendenaufruf

Diesmal ein etwas anderer Beitrag von mir. Jetzt in der Vorweihnachtszeit möchte ich mit Essensspenden den Familien, die es am nötigsten haben, eine Freude bereiten. Hierfür habe ich bereits einen Artikel im Gemeindebrief der Kirchengemeinden Stuhr und Varrel veröffentlicht, den ich nun auch in diesem Beitrag einfüge:

Über folgenden Link erhält man Zugriff auf die komplette digitale Version des Gemeindebriefes (mein Artikel ist zu lesen auf den Seiten 28-29)

https://www.kirche-stuhr.de/wp-content/uploads/2022/11/finish_anon_GB-12-22.pdf

Ich hoffe sehr, dass möglichst viel für die Familien zusammenkommt und ich werde auch auf diesem Blog über das Projekt berichten.

Liebe Grüße an alle, die meinen Blog weiterhin verfolgen,

Angelos

Cuyabeno

Cuyabeno liegt im Amazonas-Regenwald und ist ein Wildtier-Reservat, mehr als doppelt so groß wie Luxemburg. Es liegt nahe zum Dreiländereck mit Kolumbien im Norden und Peru im Osten. Südlich der Reservatgrenze beginnt der Yasuní-Nationalpark, der größte Nationalpark Ecuadors. Zusammen mit Yasuní ist das Gebiet einer der artenreichsten Orte der Erde.

Da muss ich natürlich hin. Da es wegen des Unabhängigkeitstages von Cuenca und des „día de difuntos“ (Tag der Toten) ein verlängertes Wochenende gibt, lohnt es sich an diesem Wochenende die 9 Stunden mit dem Nachtbus bis nach Lago Agrio auf sich zu nehmen. Von Lago Agrio fahren wir mit einem weiterem Bus 2 Stunden bis zur Grenze des Reservats. Von hier aus fährt man noch 2 Stunden mit dem Kanu bis zur Lodge, die mitten im Reservat liegt. Wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt. Unser Guide führt uns direkt zu einem der Kanus. Insgesamt sind wir 12 Personen, der Guide, zwei Französinnen, ein Deutscher, zwei Ecuadorianer und ich mit fünf anderen Freiwilligen. Sobald das Kanu losfährt, werden wir zunächst von der Geschwindigkeit überrascht, denn das Kanu hat ein Motor. Ich bereue in diesem Moment meinen Pullover im Rucksack gelassen zu haben, der in einem anderen Kanu mitfährt, denn tatsächlich: ich bin im Amazonas-Regenwald und mir ist ein bisschen kalt. Es ist zwar bewölkt, wir sind auf einem schnellen Boot unterwegs und ich hatte nichts gefrühstückt, aber trotzdem ist es erstmal merkwürdig, denn ich hatte ein tropisch heißes Klima erwartet. Insgesamt ist es auch die nächsten Tage vergleichsweise sehr angenehm, auch wenn es tagsüber in der Mittagssonne schon sehr heiß wird…

Aber eigentlich will ich darüber gar nicht schreiben, sondern viellieber erzählen wie schön es eigentlich ist, auf diesem Kanu in rauschender Geschwindigkeit über einen Fluss zu fahren, während links und rechts nichts anderes ist als tropischer Regenwald. Ich kann es in diesem Moment gar nicht fassen, tatsächlich im Amazonas-Regenwald zu sein. Alles ist so grün und überall hängen Lianen herunter. Ab und zu halten wir an, um Affen zu beobachten, die von Ast zu Ast springen oder wir entdecken eine Schlange am Ufer.

Nach drei Stunden etwa kommen wir in der Caiman-Lodge an, wo unser Quartier für drei Nächte sein soll. Mitten im Regenwald am Fluss gelegen ist sie wunderschön.

Ab hier muss ich ein wenig kürzen, weil der Beitrag sonst zu lang wird. Ich habe einfach viel zu viel in diesen vier Tagen erlebt, um über alles genau berichten zu können. Cuyabeno ist nicht einfach nur Regenwald, sondern ist nach der Regenzeit auch reich an Wasser. Deswegen sind wir meistens mit dem Kanu unterwegs. Die Bäume stehen teilweise im Wasser und man sieht fast nie das Ufer, da alles bewachsen ist. Neben den Pflanzen und der traumhaften Flusslandschaft, sieht man unterwegs auch immer wieder Tiere, von denen ich leider nicht so gute Fotos habe, da sie oft hoch oben in den Baumwipfeln oder zu schnell sind.

Das Faultier, das wir so 20 Minuten vom Boot aus beobachtet haben, während es einen Ast weiter geklettert ist, ist mein persönliches Tierhighlight. Es erinnert mich an so manche Verwandtschaft. Neben diesen Tieren, von denen ich zumindest ein schlechtes Foto habe, sehen wir noch verschiedene bunte Vögel, darunter auch Tukane, drei verschiedene Affenarten und zumindest nachts in der Ferne die Augen von Kaimanen. Abends gehen wir immer bei Sonnenuntergang in der großen Lagune baden. Am Anfang habe ich ein bisschen Angst ins Wasser zu gehen, da im selben Gewässer nicht nur die Flussdelfine, sondern auch Kaimane, Piranhas und große Anakondas schwimmen. Das Wasser ist das Gegenteil von klar und vielleicht ist es auch gut so, denn ich will nicht wissen, was alles unter mir schwimmt.

An einem Vormittag gehen wir im Regenwald wandern. Immer wieder bin ich plötzlich allein oder nur noch mit zwei anderen Leuten, da ich bei Blattschneiderameisen einfach stehen bleiben muss, einen Baum oder eine Liane hochklettere oder im Schlamm stecken bleibe. Dadurch wird die Wanderung fast schon stressig, da ich zusammen mit ein paar anderen immer der restlichen Gruppe hinterher rennen muss, um nicht verloren zu gehen. Ich hätte am liebsten noch viel länger im Wald verbracht. Es ist ein Paradies, alles ist grün und die Pflanzen sind einzigartig.

Fazit: Bäume machen einfach glücklich.

Einen anderen Tag haben wir eine indigene Familie (eine Frau mit zwei Kindern) besucht. Die Familien leben im Reservat wie ihre Vorfahren, haben jedoch Kontakt zur Außenwelt. Die Lodge, in der wie übernachten, arbeitet wie viele andere Lodges auch mit den indigenen Familien zusammen und unterstützt sie im Gegenzug dafür, dass Touristen sie besuchen können.

Das Yuca-Wrap essen wir mit Salat und Gemüse und Reis. Daneben gibt es noch frische Papaya, Bananenchips, eine Art scharfe Yuca-Paste, frittierte Yuca, Zuckerrohr und Guave. Es ist alles sehr lecker. Später besuchen wir noch Schamanen, was auch sehr interessant ist.

Einen Abend machen wir eine kleine Nachtwanderung von etwa einer Stunde. An jeder Ecke sind Spinnen, von denen viele größer als meine Hand sind. Die Spinnen sind so groß und jede in ihrer Form einzigartig, dass sie schon wieder faszinierend sind und ich keine Angst mehr habe. Die Bilder sind ganz ungefähr von der kleinsten bis zur größten Spinne sortiert, um ein bisschen Orientierung zu bieten.

Zum Schluss muss ich noch Stolz erwähnen, dass ich es tatsächlich geschafft habe, ohne Mückenstiche Cuyabeno wieder zu verlassen, was gerade in Hinblick auf die Tatsache, dass es sich hier um ein Malaria-Hochrisikogebiet handelt einfach nur großartig ist. Zum einen habe ich mich konsequent mit Mückenspray eingesprüht und unterm Moskitonetz geschlafen, zum anderen hat aber sicherlich auch geholfen, dass ich mich nicht geduscht habe. Da es sich nämlich um eine Öko-Lodge handelt, kommt das Duschwasser direkt aus dem Fluss, in dem ich sowieso jeden Tag baden war.

Es waren zusammengefasst einzigartige, erlebnisreiche und einfach wunderschöne Tage. Ich muss auf jeden Fall noch öfter den Amazonas-Regenwald besuchen, auch nach Cuyabeno…

Día de los Difuntos

Hier mal ein ganz kleiner Kultur-Beitrag über den „Día de los Difuntos“ (Tag der Toten), der in Ecuador jedes Jahr am 2. November stattfindet. Es ist einer der traditionellsten Feste in Ecuador und deshalb eine Erwähnung wert. Ich selbst hab den zusätzlichen freien Tag genutzt, um in den Amazonas-Regenwald zu fahren und ihn deshalb persönlich nicht miterlebt. Am „Día de los Difuntos“ besuchen Familien ihre Angehörigen auf dem Friedhof und bringen ihnen Essen und Blumen vorbei, um sich mit ihnen auf spiritueller Art und Weise zu verbinden, da an diesem Tag die Seelen der Verstorbenen zurückkehren.

Dennoch beginnt man hier bereits vor dem „Día de los Difuntos“ sich gegenseitig einzuladen und die „Guaguas de pan“ zusammen mit „Colada Morada“ zu essen. „Guagua“ ist Kichwa und heißt so etwa wie „Baby“. Das süße Brot ist mit Zuckerguss dekoriert, sodass es wie ein Kind ohne Arme und Beine aussieht. Meist ist es mit Marmelade gefüllt. Die Ursprünge dieses Brotes reichen auf die Vor-Kolonialzeit zurück. Wenn die Häuptlinge einer indigenen Gemeinschaft starben, wurden sie üblicherweise mumifiziert und auf Spaziergängen mitgenommen. Mit der Ankunft der Spanier wurde dieser Ritus jedoch verboten, aber im Bemühen, die Sitten zu erhalten, gelang es den Menschen, diese Tradition zu verschleiern und stattdessen die Brotfiguren ohne Hände und Füße zu nehmen.

Die „Colada Morada“, mit der das Brot zusammen gegessen wird, schmeckt aus meiner Sicht wie heiße flüssige Marmelade. Sie besteht aus Früchten wie Mora (eine Art Brombeere), Erdbeere und anderen wie Ananas, die zusammen mit Maismehl und Gewürzen wie Zimt und Nelken gekocht werden. Die „Colada Morada“ repräsentiert das Blut der Verstorbenen.

Mindo

Es ist meiner Meinung nach der schönste Ort, den ich bisher in Ecuador besucht habe – soviel sei schon mal vorweg gesagt.

Mindo liegt nur 2 Stunden mit dem Bus westlich von Quito auf 1250m Höhe (zum Vergleich: ich wohne auf 2500m). Die Ortschaft liegt an einem Fluss inmitten eines großen Waldschutzgebietes im Nebelwald. Diese Region ist einer der artenreichsten der Welt mit über 500 Vogelarten, seltenen Schmetterlinge und Orchideen… Fazit: da muss man hin!

Wie immer machen wir uns (diesmal vier Freiwillige) Freitagnachmittag auf dem Weg. Um nach Mindo zu gelangen, fährt der Bus durch meinen Ort (Pomasqui) weiter in Richtung Norden und dann in westliche Richtung immer durch den Wald hinunter.

In Mindo steigen wir Abends aus und sind noch voller Tatendrang. Also beschließen wir, noch eine Nachtwanderung zu machen. Etwa 2 Stunden lang führt uns ein Guide im dunklen Nebelwald umher. Neben zahlreichen etwas größeren Spinnen und Käfern, entdecken wir auch durchsichtige Schmetterlinge, Glasfrösche, Eulen, große lilafarbene Wasserschnecken und Pilze, die bläulich im Dunkeln leuchten. Es ist ein geradezu magischer Wald. Fotos im Dunkeln zu machen ist schwierig, aber mit Taschenlampe klappt es mit meinem Handy einigermaßen.

Am nächsten Tag stehen wir morgens langsam und in Ruhe auf, viel zu langsam und viel zu viel Ruhe im Nachhinein, da die Vögel morgens am aktivsten sind und das Wetter am schönsten ist. Zu Fuß geht es vormittags zu Wasserfällen. Das Wetter ist zu diesem Zeitpunkt noch sehr schön, man sieht immer mal wieder einen schönen bunten Vogel, viele Kolibris und Schmetterlinge. Nach etwa 2 Stunden kommen wir an so einer Art Luftwagen an, der uns über den Nebelwald führt. Sobald wir auf der anderen Seite ankommen, bin ich erstmal etwas traurig, da ich gerne länger damit gefahren wäre. Doch die Traurigkeit ist sofort wieder weg, als wir einen wirklich schönen Wanderweg zum Wasserfall „Reina“ laufen. Selbst als es anfängt leicht zu regnen, bleibt der Weg wundervoll. Die Pflanzen um einem herum sind einfach magisch.

Vielleicht wundert sich der eine oder andere ja, warum ich auf dem letzten Bild eine Badehose anhabe. Tatsächlich gibt es noch mehr Wasserfälle zu denen man hinlaufen und sogar baden kann. Wegen des Wetters haben wir uns aber für diesen Wasserfall entschieden. Später jogge ich noch einen anderen Wasserfall herunter, wo man baden kann. Ich gehe jedoch nur bis zu den Knien ins Wasser, denn ich bin eben ein stolzer Warmduscher.

Nachmittags geht es dann wieder mit dem Luftwagen und weiter zu Fuß zurück in den Ort. Da Mindo auch bekannt sein soll für seine Schokolade – und ich liebe Schokolade – machen wir Abends noch eine Schokoladentour, die aus Führung und Verkostung besteht. Wir lernen wie die Schokolade hergestellt wird, dass der Kakao selbst vor allem an der Küste angebaut wird, und dass es eine teurere Edelkakaobohne namens „Arriba“ (auf deutsch: oben) gibt, die fast nur in Ecuador angebaut wird. Sie ist anders als die hauptsächlich angebaute rötliche Kakaobohne golden und soll vor allem dunkler Schokolade (kann ich nach der Verkostung bestätigen) noch einen besseren Geschmack geben.

An diesem Abend dürfen wir so viel probieren: heiße Schokolade, Schokoladensirup, die Kakaobohne selbst, geröstete Kakaobohnen und Schokolade natürlich. Es ist einfach unglaublich. An diesem Abend bin ich sehr glücklich, obwohl ich beim Kartenspielen noch haushoch verliere. Ich bin trotzdem so glücklich, dass ich mich fast schon frage, ob es wirklich nur Schokolade war, die ich gegessen habe.

Und dann ist da schon wieder der Abfahrtstag am Sonntag. Vormittags besuchen wir einen Schmetterlingsgarten. Hier gibt es eigentlich nicht mehr viel zu erzählen, außer dass es wunderschön ist, Schmetterlinge halt.

Dem, der aufmerksam ist, müsste aufgefallen sein, dass kaum Leute auf den Fotos zu sehen sind. Und tatsächlich: wir waren allein am Wasserfall, alleine bei der Schokoladenführung, fast alleine bei der Nachtwanderung und mit nur wenigen Leuten im Schmetterlingsgarten. Obwohl Mindo ein eher bekannter und touristischer Ort ist, war es ruhig, anders als im überfüllten Baños. Ich werde auf jeden Fall nochmal hierherkommen, denn es gibt noch viel zu entdecken und die Schokoladenführung muss ich einfach nochmal machen…

Tungurahua

Wie ich schon im Beitrag zu Baños erwähnt habe, bin ich am darauffolgenden Wochenende nochmal nach Baños gefahren, um den Tungurahua zu besteigen. Es ist einer der aktivsten Vulkane und der mit 5023m acht höchste Vulkan Ecuadors. 2016 war der Vulkan das letzte Mal aktiv, also so richtig mit riesigen Gesteinsbrocken und einer 5 Kilometer hohen Aschewolke. Momentan ist es aber eher ruhig um den Tungurahua, perfekte Zeit also, um den Vulkan zu besteigen.

Samstag, um 5 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Nach einem kurzen Frühstück ging die lange Reise los. Unterwegs mussten wir auch noch unsere Bergausrüstung, die wir ausgeliehen haben, abholen. Die Ausrüstung (Steigeisen, Gamaschen, Helm, Stirnlampe, Eispickel, Karabinerhaken, Klettergurt) hat mich schon sehr verunsichert. Werde ich das wirklich alles brauchen?

Um 12 Uhr etwa kamen wir dann endlich in Baños an, wo uns unser Guide mit einem Wagen abholte, um uns zu einem höhergelegenen Parkplatz auf 2700m Höhe zu fahren. Wir waren insgesamt, inklusive Guide, 8 Personen. Ich war der Älteste und der Kleinste (nur der ecuadorianische Guide war viel älter und kleiner).

Am Parkplatz angekommen, realisierten wir das erste Mal wirklich, dass wir gleich noch über 1000m Aufstieg vor uns hatten, da die Hütte, in der wir übernachten sollten, auf 3830m Höhe lag. Stück für Stück ging es also hoch und für mich überraschend einfach. Ich wurde nämlich ausgerechnet am Mittwoch davor krank, hatte bis einschließlich Freitag Magenprobleme und Schwindel, lag nur im Bett und hatte kaum etwas gegessen. Dementsprechend war ich schwach und hatte mir den Aufstieg ein Tag später schwieriger vorgestellt. Es erging mir aber sogar besser als so manch anderer.

Nach etwa 2,5 Stunden Aufstieg kamen wir an der Hütte an und nach einem leichten Abendessen checkten wir noch unsere Ausrüstung durch und legten uns bereits um 19 Uhr schlafen. Um 2 Uhr morgens sollte nämlich die Wanderung zum Gipfel starten. Es war bitterkalt in der Hütte und ich habe mit Handschuhen und Mütze, zwei T-Shirts, einen dünnen und dicken Pullover geschlafen.

Nach einer etwas anderen Nacht ging es dann also am 2 Uhr morgens los…

Je weiter höher wir kamen, desto kälter wurde mir. Deswegen habe ich auch kaum Fotos, obwohl die Aussicht so schön war. Da wir wegen der Höhenluft so langsam hochliefen, dass das Wandern an sich nicht anstrengend war, wurde mir auch nicht warm. Langsam froren meine Hände und Füße ab, bis – meine Rettung – wir an einer Stelle Pause machten, wo heißer Rauch aus den Felsritzen herauskam. Es ist genau die Stelle auf dem Foto oben. Auch weiter oben kurz vor dem Gipfel gab es zwischen dem Schnee immer wieder Stellen, wo kein Schnee lag und es heiß war. Ich liebe aktive Vulkane!

Wir hatten sehr viel Glück. Am Gipfel angekommen, war die Sicht noch etwa 15 Minuten klar und man hatte eine schöne Aussicht auf allmögliche Vulkane Ecuadors, aber dann kamen die Wolken und es war wie beim Imbabura: man sah nichts.

Der Weg nach unten verlief ein bisschen anderes, da wir direkt am Vulkankrater vorbeigelaufen sind. Ich habe nur ein Foto vom Krater vom Gipfel aus, weil es direkt am Krater zu kalt war (und nein, man hat leider kein Magma gesehen).

2300 Höhenmeter ging es vom Gipfel aus dann runter bis zum Parkplatz. Beim runtergehen mussten wir anfangs aufpassen, da überall lose Steine herumlagen und die mit einer falschen Bewegung den Berg herunterrollten. Irgendwann aber konnten wir quasi durch den Vulkansand rutschen bis die Hütte in Sichtweite war. Nach einer kurzen Essenspause ging es dann weiter runter zum Parkplatz, dann mit dem Wagen wieder zurück nach Baños und mit dem Bus nach Pomasqui.

Eigentlich hatte ich vor, den Cotopaxi am darauffolgenden Wochenende zu besteigen, hab mich nach dem Tungurahua aber anders entschieden. Der Cotopaxi soll zwar weniger steil sein, ist aber nochmal etwa 800m höher. Dementsprechend ist es um ein Vielfaches kälter und für diese Kälte bin ich einfach nicht geschaffen. Zudem hatten wir beim Tungurahua eigentlich bereits ziemliches Glück, da es nicht geschneit hat.

Am Ende wurde der Cotopaxi wegen erhöhter Vulkanaktivität für Bergsteiger sowieso gesperrt, hab also nichts verpasst…

Baños

Vorletztes Wochenende habe ich in der Stadt „Baños de Agua Santa“ (Bäder des heiligen Wassers), kurz: Baños, verbracht. Es ist vielleicht der touristischste Ort Ecuadors, den man besuchen kann. Für mich als „Tourist für ein Jahr“ also ein Muss. Da der Montag nach jenem Wochenende wegen eines Unabhängigkeitstages ein Feiertag war, lohnte es sich für mich und andere Freiwillige die, ohne viel Verkehr, 5 stündige Reise nach Baños auf sich zu nehmen.

Nachdem wir am Freitagabend angekommen sind, waren wir am Samstag um 8 Uhr schon auf den Beinen und haben erstmal die Stadt erkundet. Das Erste, was uns aufgefallen ist: Zuckerwarengeschäfte überall. Teilweise nebeneinander reihen sich die eins zu eins gleichen Zuckerwarengeschäfte, einfach nur hässlich. Was das für ein Geschäftskonzept sein soll, weiß ich nicht und ob die Zuckerwaren tatsächlich alle aus der Umgebung kommen, wag ich zu bezweifeln, aber tatsächlich ist Baños ein ehemaliges Zuckerrohranbaugebiet.

Was an Baños jedoch echt schön ist, ist die einzigartige Lage dieser Stadt. Sie liegt auf 1820 Höhenmetern und ist damit von Bergen, Wasserfällen und Nebelwald umgeben. Man merkt, dass man nicht mehr weit weg vom Amazonas-Regenwald ist.

Nach einer gewissen Zeit Stadterkundung, als dann endlich auch andere Freiwillige mit Frühstücken fertig waren, beschlossen wir in einen der klassischen Partybusse zu steigen, auch Chiva genannt, um eine Wasserfalltour zu machen. Die Musik war sehr laut, jedes Mal, wenn wir durch einen Tunnel fuhren, gingen die Partylichter an und ich habe endlich begriffen, was touristisch in Ecuador bedeutet. Aber die Natur und der große Wasserfall am Ende waren echt schön.

Nach der Wasserfalltour waren wir sehr kaputt, sodass wir am späten Nachmittag nur noch Kolibris beobachtet, im Hostel zusammen gekocht haben und früh zu Bett gegangen sind.

Am nächsten Tag haben wir vormittags Canyoning gemacht. Das war echt cool, nur ein bisschen kalt.

Das Canyoning haben wir nur am Vormittag gemacht. Danach war die Sehnsucht groß (und der Verstand klein), sich mal ein Fahrrad auszuleihen, um durch die Natur zu radeln. Letztlich haben wir schlechte Fahrräder einen Berg im Regen hochgeschoben, kurz bevor es dunkel wurde. Es ist nicht die Art Sport, die mir sonderlich Spaß macht und während drei von uns (wir waren zu sechs) tatsächlich den ganzen Berg hochgeschoben sind, hat uns ein hübscher Esel aufgehalten.

Abends sind wir ins gefühlt touristischste Kaffee gegangen, was es gibt, und ich habe eine heiße Schokolade getrunken, die es Wert war von mir getrunken zu werden. Irgendjemand meinte, dass man in Ecuador heiße Schokolade trinken sollte und diese Person sollte Recht behalten.

Und jetzt der letzte Tag, der Montag, der ja Feiertag war. Es war gleichzeitig auch unser Abreisetag, sodass wir nur den Vormittag Zeit hatten. Zeit genug, um noch ein touristisches Highlight, die „Casa de Árbol“ zu besuchen. Wir sind den Berg hochgefahren, sind ein bisschen auf dieser berühmten Schaukel geschaukelt und wieder heruntergelaufen. Das schönste am ganzen Vormittag, war eigentlich der wunderschöne Wanderweg, auf dem wir dem Berg heruntergelaufen sind.

Eine Sache habe ich noch vergessen zu erwähnen: Baños liegt direkt am Fuß des aktivsten Vulkans Ecuadors, der Tungurahua. Diesen Vulkan wollte ich dann am darauffolgenden Wochenende besteigen. Ein Beitrag dazu gibt es in Kürze…

Mein Freiwilligendienst – die ersten Wochen

Vor etwa sechs Wochen habe ich das letzte Mal über meinem Freiwilligendienst berichtet – zu einem Zeitpunkt, an dem mein Freiwilligendienst offiziell noch gar nicht angefangen hatte. Das was ich bisher über meinen Freiwilligendienst berichtet habe, stammt noch aus der Zeit während meines zweiwöchigen Spanischkurses, wo ich aber die Organisation bereits ein bisschen kennenlernen durfte.

Es ist also an der Zeit, mal wieder zu berichten. Der letzte Stand war, glaube ich, dass ich im Kindergarten arbeiten werde. Es ist aber ein bisschen anders gekommen:

Gleich in den ersten Tagen habe ich den Kindergärtnerinnen offen und ehrlich gesagt, dass es mir – lieb ausgedrückt – keine Freude bereitet, mit zweijährigen Kindern zu arbeiten, und dass ich es vermutlich kein ganzes Jahr schaffen werde. Die Reaktion war für mich in der Situation einfach toll. Die Kindergärtnerinnen hatten vollstes Verständnis und sofort habe ich andere Aufgaben bekommen. Jetzt macht mir die Freiwilligenarbeit sehr viel Spaß, denn sie ist interessant und könnte nicht wechselseitiger sein. In der „Fundación Sembrar Esperanza“ arbeite ich mit den nettesten Leuten zusammen und direkt in einer WG auf dem Gelände lebend, sind die Menschen in der Organisation wie eine riesige Gastfamilie für mich.

Jede Woche startet bei mir so: Ich stehe um 7 Uhr morgens auf, dusche nicht und ziehe die dreckigsten Klamotten an, die ich habe. Da meine Arbeit montags vor Ort beim Recyclinghof beginnt, besteht der Arbeitsweg nur aus Treppenstufen. Zunächst helfe ich – wenn es für mich gut läuft – ein paar Sachen zu den beiden Wagen zu tragen, die dort stehen oder frischen Bioabfall auf einen der Komposthaufen zu werfen. Einmal musste ich jedoch ein paar Pflanzen gießen, mit etwa vier Kanistern voll Blutabfall. Trotz guter Resteverwertung aus der Fleischerei hoffe ich, es nicht noch einmal machen zu müssen. Irgendwann nach 8 Uhr geht es mit einem der beiden Wagen los. Zusammen mit Juan Carlos, Luis oder Sebastian, Arbeiter in diesem Projekt, hole ich recyclebaren Müll (meist Glas- und Plastikflaschen, Pappe und Biomüll) von verschiedenen Standorten ab: Restaurants, Läden, Hotels, Industrie, Wohnungen. Oder wir bringen nicht recyclebaren Müll auf eine Müllhalde. Es gibt auch manchmal speziellere Aufträge wie ganz viele alte Möbel abzuholen, die später an die von der Fundación unterstützten Familien verschenkt werden können. Wo wir hinfahren, ist jeden Montag anders, aber immer sehr cool. Während der Fahrt kann ich – ich fahre meist mit einem der beiden Arbeiter alleine – viel Spanischreden üben, und wenn Müll transportiert werden muss, mich körperlich betätigen. Es ist zwar anstrengend, aber immer erlebnisreich, vor allem, weil wir oft nach Quito oder in nördliche Richtung fahren und man deshalb während der Fahrt viel sieht. Mittags komme ich Zuhause sehr müde wieder an, mit den dreckigsten Klamotten und nach Abfall stinkend.

Das war jetzt jedoch nur der Montag. Der Dienstag sieht ganz anders aus: ich stehe um 8 Uhr auf, ziehe die dreckigen Klamotten vom Vortag wieder an und gehe meinen Treppenstufenarbeitsweg nach unten zu einer kleinen Werkstatt, wo um 8.30 Uhr die Arbeit beginnt. Bis etwa 12 Uhr unterstütze ich ein paar ältere Frauen bei der Herstellung von Recyclingpapier. Das läuft etwa so ab: Zunächst wird bereits von der vorherigen Woche trockenes, fertiges Papier aus Rahmen, die mit Damen-Strumpfhosen bespannt sind, herausgedrückt. Dann werden die Rahmen sauber gemacht, während bereits eine Frau eingeweichte Papierreste, Wasser und ein kleines bisschen Kautschuk in einem Mixer mixt und in Eimer füllt. Wenn die Rahmen sauber sind, tragen wir sie zusammen mit den vollen Eimern raus. Dort wird das Papier mithilfe der Rahmen geschöpft und anschließend auf eine Bank zum Trocknen gelegt. In diesem Projekt arbeite ich auch noch mit Alina zusammen, einer netten Schweizerin, die in Quito lebt und arbeitet. Viele Rahmen waren unbenutzbar, da die Damen-Strumpfhosen gerissen sind und es teuer ist, neue zu beschaffen. Alina hat jedoch welche beschaffen können und wir konnten alle Rahmen wieder bespannen, sodass jetzt wieder viel mehr Papier auf einmal geschöpft werden kann. Die Frauen haben sich sehr darüber gefreut.

Nach dem Papierschöpfen fange ich die Aufgaben an, die ich momentan Mittwoch und Donnerstag machen muss. So helfe ich oft, Karten aus dem selbstrecycelten Papier anzufertigen, die in die Schweiz an den Verein „Pro Pomasqui“ verschickt werden. Um es einmal ungefähr versuchen zu erklären: Der Verein „Pro Pomasqui“ in der Schweiz engagiert sich für die benachteiligte Bevölkerung in Pomasqui und unterstützt die Umwelt- und Sozialprojekte, die mit der Stiftung Sembres, bei der ich als Freiwilliger tätig bin, in Pomasqui umgesetzt werden.

Oft bekomme ich Gelegenheitsaufgaben wie Flaschen zu sortieren, bei einem Kleiderflohmarkt mitzuhelfen, irgendetwas zu tragen/abzuholen, kleine Baumsetzlinge zu bearbeiten oder eine Schülergruppe begleiten, die durch den Recyclinghof geführt wird. Ich stehe morgens auf und weiß oft nicht, was ich für Aufgaben habe, aber es ist toll, da es so wechselseitig ist und man immer mit netten Leuten arbeitet.

Momentan übersetzte ich Mittwoch und Donnerstag vor allem Briefe, von Spanisch ins Deutsche. Diese Briefe sind von Kindern an ihre jeweiligen Paten in der Schweiz, von denen sie monatlich eine bestimmte Summe für größtenteils Bildung und Essen bekommen. Manche sind noch in der Grundschule, andere kurz vor dem Schulabschluss. Es sind Dankeskarten, die zweimal im Jahr verschickt werden. Bisher war jeder Brief, ob nur eine oder drei Seiten, sehr schön zu lesen. Nur Punkt und Komma fehlen und die Rechtschreibfehler und die manchmal unleserliche Schrift machen das Übersetzen auch nicht einfacher. Familienmitglieder der Patenkinder, oft sind es die Eltern, müssen insgesamt 15 „Arbeitstage“ (6h) in der Fundación leisten. Mit diesen Leuten arbeite ich daher oft zusammen, wie man oben auf den Bildern sieht.

Und nun der Freitag, wieder komplett anders: Ich arbeite im Kindergarten in der Küche. Eigentlich auch donnerstags, aber momentan nicht wegen der Dankesbriefe, die übersetzt werden müssen. Ich arbeite zusammen mit Señora Roci, eine unglaublich netten Köchin. Zum Glück wird zudem freitags fleischlos gekocht. Die Kinder bekommen zum Frühstück meist von einer Bäckerei geschenktes restliches Brot und ein von der Köchin selbstgemachtes warmes dickflüssiges sehr süßes Getränk. Dann gibt es im Verlauf des Vormittags irgendeine Frucht und mittags immer eine Suppe als Vorspeise und Reis mit irgendetwas als Hauptgericht, plus einen Saft. Den zu machen, ist oft meine Aufgabe. Es ist ganz einfach: eine Handvoll Früchte mit ganz viel Wasser und gefühlt noch mehr Zucker mixen und fertig. Andere Aufgaben sind: Gemüse so klein schneiden, dass es den Kindern später kaum noch auffällt, Essen servieren, Geschirr abwaschen, Boden wischen… Für 40 Kinder ist das ganz schön viel Arbeit und ich bin in der Küche fast nur in Bewegung. Ich bewundere die Köchin sehr, dass sie die Arbeit den Rest der Woche komplett alleine macht. Jeden Freitagnachmittag geht Señora Roci zusammen mit der Köchin des anderen Kindergarten auf dem Markt, um Obst und Gemüse für die nächste Woche zu kaufen. Ich liebe es mitzukommen und mich von einem Stand zum nächsten durch zu probieren. Da der Markt etwa eine halbe Stunde mit dem Bus von mir entfernt ist, nutze ich die Gelegenheit, um für die WG auch gleich etwas einzukaufen. Zurück im Kindergarten helfe ich noch beim Ausladen, verabschiede mich und starte ins Wochenende.

Das war jetzt ein bisschen etwas, was ich grob über meinen Freiwilligendienst berichten konnte. Ich erlebe dabei so viel, dass ich bestimmt schon bald wieder einen Beitrag über meine Arbeit hier verfassen kann…

Imbabura

Ich habe meinen ersten Vulkan bestiegen! 4610m – so hoch ist der Vulkan Imbabura. Es ist ein – zumindest nach dem Bildern im Internet – sehr schöner Vulkan. Ich hab den Vulkan als Ganzes leider nur teilweise vom Bus aus gesehen. Deswegen gibt es hier kein Foto von mir. Der inaktive Vulkan wird auch als „Taita Imbabura“ („taita“ ist Kichwa und bedeutet Vater) bezeichnet. Der Vater Imbabura also gilt bei der indigenen Bevölkerung als heilig, auch weil der Imbabura fast immer mit Wolken bedeckt ist und nur manchmal kurz mit freiem Gipfel zu sehen ist, meist nach Sonnenaufgang (kann ich bestätigen!) oder kurz vor Sonnenuntergang.

Jetzt aber mal von vorne: Freitag nach der Arbeit bin ich mit dem Bus nach Otavalo gefahren, eine kleinere Stadt, etwa 2 Stunden von Quito entfernt, von der aus man den Imbabura gut erreichen kann. Dort habe ich in der WG anderer Freiwillige übernachtet, die in Otavalo ihren Freiwilligendienst machen. Ich hatte an diesem Tag fast das Gefühl, dass ich von Italien nach Norddeutschland gefahren bin. So viel kälter war es in Otavalo. Warum genau weiß ich nicht, aber während ich in Pomasqui abends in meiner Wohnung noch mit T-Shirt rumlaufen kann, war mir in Otavalo selbst mit Pullover noch zu kalt.

Wir sind früh zu Bett gegangen, denn der Wecker klingelte am nächsten Morgen bereits um 4 Uhr. Nach drei Bananen zum Frühstück (es sollten an diesem Tag noch fünf Bananen werden) sind wir (insgesamt sieben Personen) zum Treffpunkt gelaufen, wo uns der Guide mit einem Wagen um 5 Uhr morgens abholen sollte. Es war zu diesem Zeitpunkt noch stockdüster, aber es hat alles gut geklappt.

Als wir beim Imbabura ankamen, wurde es glücklicherweise bereits hell und um 7 Uhr ging es dann auch schon von etwa 3000m Höhe los.

Ab jetzt wurde es so kalt, dass ich Handschuhe und Mütze brauchte. Auch war es leider nicht mehr kurz nach Sonnenaufgang, sodass der Gipfel natürlich mit Wolken bedeckt war und man nichts mehr gesehen hat. Von nun an war auch ein Helm notwendig, da wir immer wieder klettern mussten. Aus meiner Sicht war gerade deshalb der anstrengendste Teil des Weges bereits geschafft, da es viel besser ist zu klettern als steil berghoch zu laufen. Nur die mit zunehmender Höhe immer dünnere Luft hat alles ein bisschen schwieriger gemacht.

Die ganze Wanderung war ein tolles Erlebnis und es wird bestimmt nicht der letzte Berg sein, den ich in Ecuador besteigen werde…

Laguna Quilotoa

Nachdem wir am Samstag einen Ausflug zum Cotopaxi gemacht haben, haben wir am Sonntag gleich die Gelegenheit genutzt, einen der schönsten Bergseen Ecuadors zu besuchen: den Kratersee Quilotoa.

Der Kratersee Quilotoa ist ungefähr so entstanden:

Herr Cotopaxi hatte eine Affäre mit Frau Vulkan „Iliniza Norte“, die bereits mit „Iliniza Sur“ verheiratet war. Der Vulkan „Rumiñahui“, ein Freund von „Iliniza Sur“, warnte ihn vor der Affäre. Der Sohn der Ilinizas, der Vulkan „Corazón“ (Herz), weinte darauf so viel, dass seine Tränen die Laguna Quilotoa formten. Herr Cotopaxi ist oft mit Wolken bedeckt, da er sich für seinen Verrat an die Ilinizas schämt.

Etwa vier Stunden braucht man, um einmal um den Kratersee zu wandern. Natürlich musste ich auch herum. Es war einfach traumhaft schön und ruhig, denn man traf kaum auf Menschen.

Noch am selben Tag bin ich wieder zurück nach Pomasqui: 7 Stunden Busfahrt, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.