Maquipucuna

Letztes Wochenende war das Eröffnungsspiel Katar gegen Ecuador, eine gute Gelegenheit also, sich etwas weniger politisches anzuschauen: Brillenbären zum Beispiel!

Ja, wirklich: Brillenbären in freier Wildnis. Meine erste Reise alleine ohne andere Freiwillige führt mich nach Maquipucuna, ein 6000ha großes Reservat nur 2 Stunden von mir zu Hause entfernt. Das Reservat liegt in der Nähe von Mindo (wovon ich bereits ein Beitrag veröffentlicht habe).

Meine Reise in eines der artenreichsten Gebiete der Welt beginnt morgens um 7 Uhr. Da die Busse aus Quito in Richtung Mindo immer durch Pomasqui fahren, warte ich ganz entspannt an der Hauptstraße auf einen Bus, und warte und warte… Doch es kommt keiner. Ich erfahre bald, dass ein Fahrradrennen in Quito stattfindet und daher viele Straßen gesperrt sind. Ausgerechnet heute!!! Also versuche ich auf Ratschlag anderer mein Glück an einer anderen Straße, doch da ich mir nicht sicher bin, ob der Bus hier überhaupt hält, wenn ich winke, nehme ich einen Bus in Richtung Quito zum Terminal, wo die Busse starten. Glücklicherweise gibt es einen Bus der schon um 10 Uhr abfährt (es ist zu diesem Zeitpunkt bereits 9:50 Uhr). Durch dieses hin und herfahren und einen massiven Stau, der sich durch die Straßensperrungen gebildet hat, befinde ich mich jedoch um 11 Uhr immer noch wieder in Pomasqui. Zu Erinnerung: um 7 Uhr bin ich in Pomasqui gestartet. Danach geht es jedoch endlich voran und ich steige bald in dem kleinen Dorf Nanegalito aus, von wo aus mich jemand mit seinem Wagen über eine kleine Straße nach Maquipucuna mitnimmt. Nicht pünktlich um 13 Uhr komme ich endlich an, 4 Stunden später als geplant.

Die Maquipucuna Lodge, in der ich übernachte, liegt mitten im Wald, an einem Fluss gelegen. Den Eingang der Lodge bildet eine Brücke über den Fluss. Sofort verliebe ich mich in diesem Ort. Bereits auf dem Weg zum Mittagessen sehe ich ganz viele Schmetterlinge und beim Mittagessen bin ich beeindruckt wie viele Kolibris durch die kleinen hängenden Futterhäuschen mit Zuckerwasser angelockt werden. Während des Essens fliegen sie um einen herum, es ist einfach traumhaft. Jeder Kolibri sieht anders aus, es gibt so viele Arten. Neben den Kolibris sehe ich kurz auch meinen ersten Tucan in der Ferne. Und übrigens: das Essen ist auch sehr lecker.

die Lodge, mitten im Nebelwald
an einem Fluss
auf dem Weg zum Essen: pinke Schmetterlinge an den Wänden
und ein überdimensional großer Grashüpfer
hier sieht man das Größenverhältnis besser

Ich habe noch so viel mehr Kolibri-Fotos, aber 5 sind erstmal genug. Nach dem Mittagessen mache ich meine erste Wanderung alleine durch den Nebelwald. Und ich stelle mal wieder fest: Bäume machen glücklich.

diese Schnecke ist riesig (mehr als 30cm lang)

Beim Abendessen lerne ich die Besitzer der Lodge kennen. Sie bieten mir an, eine weitere Nacht kostenlos zu bleiben und begeistert frage ich bei meiner Fundación nach. So übermenschlich nett wie sie sind, ist es natürlich kein Problem, dass ich mir spontan den Montag noch freinehme und eine weitere Nacht in Maquipucuna bleibe.

Nach dem Abendessen wird eine Nachtwanderung angeboten. Genauso wie bei einer weiteren Nachtwanderung am nächsten Abend sind wir nur wenige Leute, das eine Mal sogar nur zu zweit plus Guide. Mit so wenigen Leuten touren zu machen, ist sehr schön. Wir sehen viele Stabheuschrecken, Spinnen, Käfer, Frösche und sogar eine Schlange und überall sind Glühwürmchen, die immer wieder aufleuchten, einfach magisch!

Was neben den Nachtwanderungen noch angeboten wird sind Vogelbeobachtungen vor dem Frühstück. An beiden Tagen bin ich dabei, wieder nur zu zweit oder zu dritt plus Guide. Die vielen bunten Vögel wie auch Tukane sind nur leider oft viel zu weit weg oder zu schnell, um sie zu fotografieren. Da sind andere besser ausgerüstet als ich:

Aber jetzt möchte ich davon berichten, wofür ich eigentlich nach Maquipucuna gekommen bin: die Brillenbären. Zweimal machen mir uns vormittags nach dem Frühstück, wenn die Bären noch aktiv sind, auf dem Weg, um sie zu finden. Erfahrende Bärenfinder laufen uns vorweg. Die Brillenbären sind nur etwa 6 Wochen pro Jahr in dieser Gegend, wenn eine bestimmte Avocadoart reif ist, die die Brillenbären gerne essen. Da die Saison fast zu Ende ist, müssen wir einige Kilometer durch den Wald laufen, um einen Bären zu sehen.

sieht aus wie Eichel, ist aber eine Art Avocado, die die Bären essen
Bärenscheiße (die Samen der Frucht werden nicht verdaut)

Aber ja, ich habe tatsächlich Glück und sehe jeweils einen weiblichen Brillenbären an den beiden Vormittagen. Der erste Bär am ersten Tag guckt ab und zu neugierig zu uns, schläft aber vor allem in seinem Nest (ja, diese Bären bauen Nester in den Bäumen).

Foto durchs Fernrohr

Der andere Bär am nächsten Tag ist jedoch deutlich aktiver. Er klettert die ganze Zeit auf dem Baum herum, macht Äste für sein Nest ab, frisst, schläft und klettert später den Baum komplett herunter und verschwindet im Wald. 2 Stunden lang können wir ihn keine 4 Meter von uns entfernt beobachten. Es ist ein unvergessliches Erlebnis.

schlafend
Zeit aufzustehen
und runter geht es den Baum

Nachmittags liege ich noch entspannt in der Hängematte und genieße das Waldfeeling bis mich die Besitzer der Lodge nach Hause bringen, da sie selbst nach Quito müssen und Pomasqui auf dem Weg liegt.

in der Hängematte im Wald

Es ist mal wieder ein wunderschönes Wochenende gewesen und es wird garantiert nicht meine letzte Reise in den Nebelwald sein…

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