Ecuador 2022/2023

Tungurahua

Wie ich schon im Beitrag zu Baños erwähnt habe, bin ich am darauffolgenden Wochenende nochmal nach Baños gefahren, um den Tungurahua zu besteigen. Es ist einer der aktivsten Vulkane und der mit 5023m achthöchste Vulkan Ecuadors. 2016 war der Vulkan das letzte Mal aktiv, also so richtig mit riesigen Gesteinsbrocken und einer 5 Kilometer hohen Aschewolke. Momentan ist es aber eher ruhig um den Tungurahua, perfekte Zeit also, um den Vulkan zu besteigen.

Samstag, um 5 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Nach einem kurzen Frühstück ging die lange Reise los. Unterwegs mussten wir auch noch unsere Bergausrüstung, die wir ausgeliehen haben, abholen. Die Ausrüstung (Steigeisen, Gamaschen, Helm, Stirnlampe, Eispickel, Karabinerhaken, Klettergurt, Schneeschuhe) hatte mich schon sehr verunsichert. Werde ich das wirklich alles brauchen?

Um 12 Uhr etwa kamen wir dann endlich in Baños an, wo uns unser Guide mit einem Wagen abholte, um uns zu einem höhergelegenen Parkplatz auf 2700m Höhe zu fahren. Wir waren insgesamt, inklusive Guide, 8 Personen. Ich war der Älteste und der Kleinste (nur der ecuadorianische Guide war viel älter und kleiner).

Am Parkplatz angekommen, realisierten wir das erste Mal wirklich, dass wir gleich noch über 1000m Aufstieg vor uns hatten, da die Hütte, in der wir übernachten sollten, auf 3830m Höhe lag. Stück für Stück ging es also hoch und für mich überraschend einfach. Ich wurde nämlich ausgerechnet am Mittwoch davor krank, hatte bis einschließlich Freitag Magenprobleme und Schwindel, lag nur im Bett und hatte kaum etwas gegessen. Dementsprechend war ich schwach und hatte mir den Aufstieg ein Tag später schwieriger vorgestellt. Es erging mir aber sogar besser als so manch anderer.

Nach etwa 2,5 Stunden Aufstieg kamen wir an der Hütte an und nach einem leichten Abendessen checkten wir noch unsere Ausrüstung durch und legten uns bereits um 19 Uhr schlafen. Um 2 Uhr morgens sollte nämlich die Wanderung zum Gipfel starten. Es war bitterkalt in der Hütte und ich habe mit Handschuhen und Mütze, zwei T-Shirts, einen dünnen und dicken Pullover geschlafen. Schlafsack hatte ich nämlich dummerweise nicht.

Nach einem kurzen Schlaf im Eisfach ging es dann also um 2 Uhr morgens los…

Je weiter höher wir kamen, desto kälter wurde mir. Da wir wegen der Höhenluft so langsam hochliefen, war das Wandern an sich nicht anstrengend und mir wurde auch nicht warm. Vor allem meine Hände und Füße froren ein. Deswegen habe ich auch kaum Fotos, obwohl die Aussicht unbeschreiblich schön war. Vielleicht sind sie doch zu nass geworden, als wir sie kurz an den heißen Felsspalten aufgewärmt haben? Wahrscheinlich!

Es gab auch später zwischen dem Schnee immer wieder Stellen, wo kein Schnee lag, weil dort wieder heißer Dampf aus den Felsspalten rauskam.

Kurz vor dem Gipfel mussten wir unsere Schneeschuhe anziehen, da man leicht im Schnee einsinken konnte. Also ja, ich hab die ganze Ausrüstung tatsächlich gebraucht.

Wir hatten sehr viel Glück. Am Gipfel angekommen, war die Sicht noch etwa 15 Minuten klar und man hatte eine schöne Aussicht auf allmögliche Vulkane Ecuadors, aber dann kamen die Wolken und es war wie beim Imbabura: man sah nichts.

Der Weg nach unten (-2300 Höhenmeter) verlief ein bisschen anderes, da wir direkt am Vulkankrater vorbeigelaufen sind. Beim Runtergehen mussten wir anfangs aufpassen, da überall lose Steine herumlagen und die mit einer falschen Bewegung den Berg herunterrollten. Irgendwann aber konnten wir quasi durch den Vulkansand rutschen. Auf jeden Fall merkten ich erst jetzt, wie steil der Vulkan eigentlich ist.

Am Vulkankrater
Skilaufen im Vulkansand

Irgendwann war endlich die Hütte in Sichtweite. Nach einer kurzen Essenspause (Quinoasuppe) ging es dann weiter runter zum Parkplatz, dann mit dem Wagen wieder zurück nach Baños und mit dem Bus (5 Stunden) nach Pomasqui.

Eigentlich hatte ich vor, den Cotopaxi am darauffolgenden Wochenende zu besteigen, hab mich nach dem Tungurahua aber anders entschieden. Der Cotopaxi soll zwar weniger steil sein, ist aber nochmal etwa 800m höher. Dementsprechend ist es um ein Vielfaches kälter und für diese Kälte hab ich nicht die passende Kleidung. Zudem hatten wir beim Tungurahua eigentlich bereits ziemliches Glück, da es nicht geschneit hat.

Am Ende wurde der Cotopaxi wegen erhöhter Vulkanaktivität (Aschewolken) für Bergsteiger sowieso gesperrt, hab also nichts verpasst…

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