Misahuallí
Das erste Mal war ich in Cuyabeno im Regenwald, sehr weit im Osten von Ecuador, sehr dicht an der Grenze zu Peru und Kolumbien. Cuyabeno wird einer meiner schönsten Reisen hier in Ecuador gewesen sein, das lässt sich mit Sicherheit jetzt schon sagen.
Das hier wird mein zweiter Blogbeitrag zu einer bzw. zwei Reisen in den Regenwald: bereits zweimal hat es mich nach Misahuallí geführt, ein kleiner Ort am Rio Napo (Nebenfluss des Amazonas). Misahuallí ist eher am Rand des Amazonas-Regenwalds gelegen und nicht so weit im Osten, ein absoluter Vorteil, wenn es um die Länge der Busfahrt geht: nur 7 Stunden.
Warum verschlägt es mich nach Misahuallí? Natur und Affen!!! Der Ort ist bekannt für seine Kapuzineräffchen, die überall im Ort herumlaufen und alles stehlen, was glänzt oder essbar erscheint. Auch mir ist es einmal passiert und meine Mütze war schnell weg.



Eigentlich sind sie aber sehr nett und es kitzelt ganz schön, wenn sie auf dir herumklettern. Vielleicht bin ich aber auch einfach sehr kitzelig.



Aber auch sonst ist der kleine Ort sehr schön und da ich das eine Mal im Dezember da war, konnte auch der Weihnachtsschmuck nicht fehlen.




Unsere Unterkunft war tatsächlich nicht direkt im Ort gelegen, sondern auf der anderen Seite des Flusses direkt an einem kleinen Naturschutzpark, in dem man viele Tiere beobachten konnte.





In der Unterkunft lebt auch ein junges rotes Brüllöffchen, dass wohl von seiner Familie ausgestoßen wurde. Mehrmals haben die Besitzer der Unterkunft das Äffchen versucht wieder in den Wald auszusetzen, aber es ist immer wieder zurückgekommen.
Dieses Äffchen ist fast schon ein bisschen nervig, da man sich weder in Ruhe in die Hängematte legen kann, ohne das der Affe direkt auf einem springt, noch in Ruhe essen kann. Blöd wird es z.B. wenn du gerade dein Müsli zum Frühstück isst und der Affe dich ohne Vorwarnung anspringt und direkt in die Müslischale greift. Trotzdem war es irgendwie süß, und es wurde nie langweilig.






Direkt neben der Unterkunft, haben wir dann kleine Ausflüge mit dem Kanu gemacht, um vom ruhigem Gewässer aus Tiere zu beobachten und etwas über die Pflanzen und Medizin zu lernen.


Dabei haben wir noch andere Affenarten gesehen: Spinnenaffe, Braunrückentamarin, Totenkopfaffe und Wollaffe (zusammen mit den Kapuzineräffchen und den Brülläffen sind es insgesamt 6 Affenarten)





Genug Affen, es gibt schließlich in Misahuallí auch andere Tiere.








Auch nachts haben wir Ausflüge gemacht, um zum Beispiel Kaimane ausfindig zu machen








Auch haben wir eine kleine Wanderung zu einen traumhaft schönen kleinen Wasserfall gemacht und dort gebadet. Unterwegs haben wir noch an einem großen Baum geschauckelt.
Dieser Baum ist am Anfang an einem anderen Baum von oben nach unten heruntergewachsen und hat den alten Baum langsam erwürgt, eine Art Würgefeige. Heute ist nichts mehr vom alten Baum zu sehen und dieser Baum so groß!



Neben der Wanderung zum Wasserfall, machen wir auch einen Ausflug in eine Höhle. Zwei Stunden lang krabbeln wir durch die sehr enge Höhle immer einen Bach entlang. Oft muss man sich sogar ganz in den Bach hinlegen um voranzukommen. Die Gummistiefel haben jedenfalls nicht so viel gebracht. Leider konnte man auch nicht so einen großen Abstand von den großen Skorpionsspinnen nehmen, die überall an den Felswänden krabbelten. Die Höhle hat mich wirklich sehr beeindruckt.


Auch haben wir gemeinsam Schokolade gemacht. Hier möchte ich zum Abschluss noch ein bisschen was zu erzählen.




Ecuador ist nach Ghana und Elfenbeinküste zwar nur der drittgrößte Exporteur von Kakao, jedoch wurde der älteste Kakao bereits vor 5000 Jahren angebaut und zwar dort, wo heute Ecuador liegt.
Ganz besonders stolz ist man in Ecuador zudem auf die Kakaobohne „Fino de Aroma“ bzw. „Arriba“ oder „Nacional“, dessen charakteristische Farbe anders als die gewöhnliche Kakaobohne nicht rot sondern gelb ist. Sie hat ein einzigartiges Aroma. Bei dieser Kakaosorte ist Ecuador als Exporteur weltweit führend.


Trotzdem wird auch in Ecuador bisher hauptsächlich nur der rohe Kakao exportiert, das große Geld dagegen verdienen bekannte Schokoladenfirmen in Europa, die den Kakao in Schokolade umwandeln und sie dann verkaufen. Ist das nicht totaler Irrsinn? Ecuador exportiert seinen rohen Kakao nach Europa und Europa exportiert die fertige Schokolade dann in aller Welt bis nach Ecuador und macht das große Geld.
Das alles ist natürlich kein Zufall und hängt stark mit dem Kolonialismus zusammen und der noch heute daraus bestehenden Strukturen. In der Schule habe ich gelernt, dass die europäische Union bei Entwicklungsländern hohe Einfuhrsteuern auf produzierte Waren setzt, auf Rohwaren jedoch nicht. Die europäische Union verfolgt dabei das Interesse, die heimischen Firmen zu schützen und betreibt damit Protektionismus auf Kosten von Entwicklungsländern. Der Kakao ist nur ein Beispiel, das selbe gilt auch für Kaffee und andere Waren und natürlich lässt sich mit der Schokolade viel mehr Geld machen als mit dem Rohkakao.
Warum betreiben wir Entwicklungshilfe, wenn wir nicht mal dazu bereit sind, diesen Ländern die Chance zu geben ihren eigenen Markt selbst aufzubauen?
Trotzdem gibt es mittlerweile ecuadorianische Schokoladenhersteller, die angefangen haben, nicht nur den Kakao in Ecuador anzubauen, sondern auch die Schokolade in Ecuador herzustellen. Einer der ersten Firmen (mittlerweile gibt es eine Handvoll), die das praktiziert haben, ist unter anderem „Paccari“ (Kichwa, Deutsch: Sonnenaufgang). Diese Firma produziert laut einer Auszeichnung die nachhaltigste Schokolade der Welt und kann mittlerweile in jeden größeren Supermarkt in Ecuador gekauft werden. Sie ist nur sehr teuer, was wohl auch an den großen sozialen und ökologischen Ansprüchen der Firma liegt.




In den Regenwald gehe ich auf jeden Fall nochmal…






























